Hallo zusammen,
gestern gab es wieder ein APV-Treffen in der Kalkeifel. Viel an Pilzen war im pilzarmen Monat Juni nicht zu erwarten. Dennoch hatten wir zwei schöne Runden eingeplant und genoßen die Natur bei schönstem Wetter.
Neben anderen Kleinigkeiten erregten vorallem Risspilze unsere Aufmerksamkeit. Für mich ein Erstfund stellte der Ziegelrote Risspilz dar, den wir gleich an zwei neuen Stellen ausmachen konnten. Insgesamt kam der Einzelfruchtkörper insbesondere am ersten Fundort etwas schmächtig daher, so dass Zweifel an erubescens angebracht waren und andere rötende Risspilzarten wie godeyi diskutiert wurden. Das Mikroskop zeigt dann aber doch eindeutig eine Inosperma:
01 Inosperma erubescens - der ziegelrote Risspilz (Fundort 1)
bei Buchen und Kiefern. Auffällig eigentümlicher Geruch. Verschiedene "Nasen" kamen zu unterschiedlichen Einschätzungen: 1. abgestandenes Weinglas ("altes Weinfass" gibt wohl auch als Beschreibung), 2. obstartig, ggf. etwas vergoren? schwer zu definieren. (auch der obstartige Geruch ist beschrieben). Insgesamt aber recht komplexer Geruch, schwer zuzuordnen, was sich vielleicht am ehesten mit der Aussage auf inocybe.org deckt: "eigentümlicher Geruch".
Insgesamt zeigt sich ein Einzelfruchtkörper und dieser relativ schmächtig (3,5cm hoch und Hut ca. 2cm). Das Mikroskop zeigt aber eindeutig eine Inosperma ohne Pleurozystiden und ohne metuloide, kristallbeschopfte Zellen, was andere rötende Arten wie godeyi, withei oder pudicea ausschließt.
Mikroskopie:
Eher keulige Cheilos, aber auch variable Formen, teils wellige Zystidenwände. Findet man alles so auch in der Literatur.
(keine Pleurozystiden vorhanden)
02 Inosperma erubescens - der ziegelrote Risspilz (Fundort 2)
bei Buchen. Hier die Fruchtkörper schon etwas kompakter und insgesamt auch etwas größer als beim ersten Fund. Hut 3,5cm. Dennoch immer noch klein für das was man zum ziegelroten Risspilz liest. Ich erkläre mir das damit, dass eben keine optimalen Bedingungen vorliegen.
Mikroskopie:
Cheilozystiden (keine Pleuros)
Dann sehr wahrscheinlich schlicht:
03 Pseudosperma rimosum - der kegelige Risspilz
Bei Buche (und Ahorn). Makroskopisch hatte der aber irgendwie so kräftige quittengelbe Einschläge, so das ich zwischendurch nochmals andere Arten in Verdacht hatte (Pseudosperma aurantocitrinum oder P.amoris). Letztlich passen aber die größeren Sporen und die Cheilozystiden am besten zu rimosum.
Mikroskopie
Kaulos
Cheilos (keine Pleurozystiden vorhanden)
Dann gabs noch einen Risspilz der in der Nähe des ersten I.erubescens stand (ebenfalls Buchen, Kiefern). Nochmal größer und deutlich kompakter. Da ergab sich die Frage, ob ggf. auch erubescens. Ich habe den Fruchtkörper dann zum Abgleich mitbekommen. Die Art zeigte sich allerdings schlußendlich gar nicht rötend. Leider hatte ich davon jetzt auch nur einen Einzelfruchtkörper, den ich selber an seinem direkte Standort nicht gesehen habe, der auch bereits sehr angegriffen war und letztlich am Stiel auch im unteren Teil abgegriffen.
Insofern bleibe ich hier bei
04 Inosperma oder Pseudosperma spec., (am Ende auch rimosum, wobei der Fruchtkörper hier noch kompakter als unter 03, kenne mich da mit der Varianz nicht aus).
keine Ahnung ob jemand aufgrund der hier gemachten Bilder und Angaben noch genauer eingrenzen kann und will:
Hut 4cm, sehr kompakt, Stiel kräftig aber fast kürzer wirkend/gleichlang als/wie Hut breit.
Mikroskopie:
Cheilos
Kaulozystiden
Ansonsten gab es nicht viel berichtenswertes an Pilzen. Dafür noch wunderschöne Orchideen. Hier mal ein kleiner Eindruck:
Große Mengen Pyramidenknabenkraut:
Ebenso große Mengen an Mückenhändelwurz
Fuchsknabenkraut (mit queroval gefleckten Blättern)
Bienenragwurz
Fliegenragwurz
grüne Waldhyazinthe
weißes Waldvögelein
Insgesamt eine schöne Exkursion auch mit tollen Ausblicken über die Eifel.
LG Sebastian