Beiträge von Sebastian_RLP

    Hi,

    wirklich knifflig, da es scheinbar auch keine verfügbaren Sequenzen vom Holotype bzw. eines Verantwortungsautors gibt?


    Dann bleibt für mich auch unklar, ob spodoleucus (Moser) und subviscifer (Harmaja) schlussendlich wirklich dasselbe ist? Ludwig zweifelt in der Fußnote an Harmajas Interpretationen und Namensgebung, Harmaja synonymisiert und kombiniert (n.comb.) Arten bzw. Holotypen, die er nicht gesehen hat (siehe Protolog: Mosers spodoleucus, Holotype from Switzerland, not seen): "Hygrophorus albidus Karst. (lectotype selected here) and H. spodoleucus Moser are reduced to synonymy with H. subviscifer." Ich frage mich dann immer auf welcher Grundlage genau? Darf man daran zweifeln? Sequenziert wurde da ja 1985 scheinbar noch nichts. Und die Herleitungen werden ja offensichtlich kontrovers diskutiert, oder? Müsste man die Sequenzierung an den Lectotypen nachholen? bzw. an Mosers Holotype?


    Interessant ist vielleicht noch die Möglichkeit, in PLUTO F hochwertige Fotos der entsprechend sequenzierten Arten anzuschauen (wenn denn welche bereitgestellt wurden). So scheint mir das, was in Unite unter der "Sequenz UDB015302|118042 Hygrophorus subviscifer (P. Karst.) Harmaja" geführt wird (und 96% Übereinstimmung hat zu deiner Sequenz) schon etwas anders als dein Fund (weniger kompakt, gezähnelte Lamellenschneiden?): nach unten scrollen zu "Associated Data" - Record, dann Bild öffnen - Beachte: Rights Holder: Irja Saar:

    PlutoF biodiversity platform


    Dazu wiederrum gibt es ja keine Veröffentlichungen/Beschreibungen


    Also, ich kann mir gut vorstellen, dass es da unbeschriebenes gibt.

    Schlussendlich habe ich ihn sequenzieren lassen, die Gattung ist ja sogar recht gut molekular bearbeitet.

    Denkst du dabei an spezielle Publikationen?


    Vielen Dank jedenfalls für die sehr interessante Darstellung und Diskussion hier.


    LG Sebastian

    Hi,


    die Gattung Alnicola wurde von einem Wissenschaftler namens Kühner im Jahr 1926 eingeführt, um eine bestimmte homogene Gruppe von Pilzarten aus dem größeren unklaren, nebulösen Agaricusstamm Naucoria zu beschreiben (Naucoria von einem anderen Wissenschaftler namens Fries klassifiziert). Die Arten um Alnicola haben ein gemeinsames Erscheinungsbild (facies): warzige Sporen, eine spezielle Art von Lamellenkanten, eine bestimmte Oberfläche auf ihrem Hut und leben eng mit Erle-Bäumen zusammen. Ursprünglich wurden nur 4 Arten dieser Gattung beschrieben, heute gibt es 60 verschiedene Arten, hauptsächlich aus Europa.

    Obwohl die Gattung Alnicola bisher nie falsch verstanden wurde, verwenden viele moderne Wissenschaftler lieber den Namen Naucoria, der von Fries eingeführt wurde. Die Gruppe, die Fries ursprünglich als "Trib. Naucoria" bezeichnet hat, ist sehr vielfältig und umfasst verschiedene Pilzarten (ursprünglich 7 Arten, die nach aktueller Systematik zu verschiedenen Gattungen gehören wie Agrocybe, Alnicola, Flammulaster, Tubaria, und auch nicht interpretierte). Moderne Systematiker teilten diesen Tribus dann aufgrund der Heterogenität in eine Reihe kleinere Gattungen auf.

    Nur die Restarten, die in Naucoria verblieben, sollten dann die Verwendung dieses Namens rechtfertigen, was jeder Autor entsprechend seiner eigenen Vorstellung tat. Unter ihnen war Moser (1955) der den "Rest" Naucoria auf ein striktes Synonym von Alnicola beschränkte.


    Ich habe das bisher auch eher synonym verstanden nach neuerer Systematik und habe auch eher den Gattungsnamen Naucoria verwendet. Verwirrend ist, dass man in Index fungorum bezogen auf die Gattung dann auch unterschiedliche gültige Gattungsnamen findet: z.B. Current name: Alnicola alnetorum, aber dann zum Beispiel Current name: Naucoria salicis ... um zu erklären, woher nun diese unterschiedliche Verwendung kommt und ob es da Unterschiede in den facies gibt, bin ich leider der falsche Ansprechpartner, da ich mich zu wenig mit dieser Gattung auskenne.


    Vielleicht weiß jemand anderes noch mehr dazu?


    LG Sebastian

    Mallocybe heimii - der große Sandfilzkopf würde ich diesen Fund auf Sand (Engerser Feld) bei Salix (Populus) nennen wollen. Es passt eigentlich alles zusammen. Makroskopie mit kräftigem Velum. Standort und kleinbüscheliger Wuchs, dann aber in Hexenring. Grobe, faserige Cortinazone am Stiel. Kurze mehrfach septierte, clavate Cheilozystiden. Sporen variabel wie für die Art beschrieben: +/- projektilförmig (ich fände aufgrund markanter Einschnürungen und Formgebung den Ausdruck Schuhsohlenförmig hier angebracht). Auch teils phaseoliform (auch das beschrieben für die Art).


    Scheinbar nicht so häufig (Ludwig IV: "in Deutschland sehr selten"), hier im Forum findet man auch kaum Funddarstellungen. Für mich ein Erstfund dieser schönen kräftigen Fruchtkörper:


    Kleiner Eindruck der kleinbüscheligen Wuchsform im Hexenring







    Sporengrößenangaben in der eingebrannten Bildkommentierung:


    Cheilozystiden


    LG Sebastian

    Hallo zusammen, habe heute in der Nachsuche noch einen frischen, jungen Fruchtkörper am Standort gefunden. Der ist jetzt im Trockner und kommt zur Sequenzierung. Bin sehr gespannt, was da rauskommt. Für Cortinarius würde ggf. auch das am ehesten rostbraun wirkende Sporenpulver passen und die Sporen insgesamt. Ich bin sehr gespannt, was das ist. Es heißt jetzt wohl Geduld haben. Vielen Dank nochmals für eure Einschätzungen und Hinweise.


    LG Sebastian

    Hallo zusammen,


    Die Sporen verfärben in Melzer nicht, keine Dextrinoität. Schnallen finden sich überall: HDS, Zystidenbasis, Stielhyphen (teils relativ schmächtig im Verhältnis zu den Hyphen).


    An Mallocybe musste ich bei den Mehrgliedrigen Cheilos auch kurz denken. In der Tat scheinen die auch solche Inkrustierungen zu können. Habe ich mir auf inocybe.org gerade nochmal angeschaut. Danke für den Hinweis. Die Sporen passen dann wieder nicht zu Mallocybe.


    LG Sebastian

    Hallo zusammen,


    habe einen völlig unklaren Fall, der mir schon im "Feld" seltsam vorkam und bei dem auch nach Mikroskopie selbst die Gattung für mich nicht klarer geworden ist. Vielleicht könnt ihr mir mal auf die Sprünge helfen. Hier erstmal die Fakten, bevor ich euch meine bisherigen Bestimmungsversuche schildere:


    Also, kleiner Pilz (Hut ca. 1cm) gesellig wachsend auf Sand in ehemaligem Sandabbaugebiet.

    Bäume in der Nähe: Weide, Pappel, Birke, Hartriegel ... Erle ist da eigentlich keine in der Nähe.



    Lamellen auffällig weit auseinanderstehend, ausgebuchtet angewachsen und mit Zahm herablaufend:


    Lamellenschneiden weiß gezähnelt (Cheilozystiden):


    Geruch konnte ich nicht feststellen (da raoch eher der anhängige Sand)


    MIKROSKOPIE

    Sporen in KOH3% mandelförmig mit suprahiliarer Depression, kräftiges Ornament, heute noch aus Abwurf gemessen:

    9,3-11,0 µm (av. 10,0 µm, SD 0,5 µm) x 5,2-6,5 µm (av. 5,7 µm, SD 0,3 µm); Q = 1,6-1,9 (av. 1,7, SD 0,1)(n = 10)



    Das Teil hat keine Pleurozystiden, dafür besonders auffällige und zahlreiche Cheilozystiden mit ! Inkrustierungen ! (Habe ich so noch nie gesehen und wüsste auch nicht, welche Gattungen / Arten das können:



    Hier vergrößert: CAVE: Maßstab im folgenden Bild stimmt nicht (habe vergessen umzustellen, eher 10 als 20µm)


    Hier sehr gut Inkrustination auch in der Zystidenwand zu sehen (Längliche, keulige Zystide etwa Mitte des Bildes), hier stimmt auch der Maßstab wieder:


    Zystiden keulig bis blasig, mehrteilig bzw. septiert:


    Hutdeckschicht aus liegenden Hyphen (cutisartig). Teils schlanke teils stark aufgeblassene Hyphen, alles stark inkrustiert, keine Zystiden oder irgendwelche Endzellen:


    Keine Kaulozystiden, Stielhyphen ebenfalls stark inkrustiert:


    Also, ich würde Telamonie irgendwie ausschließen wollen, wegen dieser Cheilozystiden? Aber was kann das sonst sein? Naucoria würde ich wegen der HDS ausschlüsseln und Galerina passt auch irgendwie gar nicht.


    Stehe komplett auf dem Schlauch. Habt ihr eine zündende IDEE?


    LG Sebastian

    Ein wichtiger Punkt, wie ist der Geruch von deinen gefundenen Fruchtkörper?

    Hi, er schrieb oben "kein besonderer Geruch" was mich auch etwas ratlos zurücklässt.


    Ich denke von der Beschreibung könntest du mit Mycena niveipes vergleichen: https://www.pilzkunde.de/index…z-des-monats-2017?start=7

    Auch ein Verwechslungspartner von polygramma mit weißem Stiel, wie der Name schon verrät.


    Der sollte allerdings auch einen Geruch haben. Hattest du den ein wenig geärgert vorm riechen? Manchmal hilft das ja und man stellt doch noch etwas fest?


    Ansonsten hätte ich auch keine Idee.


    LG Sebastian

    Hmm, Atra kannst du glaube ich auch ausschließen, da die weitestgehend schwarze Stiele haben. Schade, vielleicht kommst du da ja nochmal lang für großformatige Fotos von allen Seiten und Fruchtkörpern in unterschiedlichen Stadien? Ich habe Solitaria noch nicht ganz aufgegeben, die können auch mal sehr dunkel bis überwiegend schwarz daherkommen. Die Fruchtkörper wären aber Becherförmig. Das bekomme ich anhand der Bilder nicht richtig eingeordnet. Teils wirken die Becherförmig, rechts aber auch eher gelappt ohne, dass man das richtig gut sehen kann. Vielleicht bieten die Begleitbäume noch einen Hinweis? LG Sebastian

    Hallo zusammen, ja es zeigt eben, wie hoch anspruchsvoll die Aufgabe ist, den richtigen Namen zuzuordnen. Dabei sind die internationalen Regeln zu beachten und nicht selten ist mit unzureichenden Beschreibungen in den Protologen umzugehen. Zudem kann Originalmaterial nicht immer nach untersucht oder ist verloren/zerstört. Dann muss syntypisches Material gefunden und designierte werden. Verschiedene Wissenschaftler sind dann hier zu unterschiedlichen Vorgehensweisen und Schlüssen gekommen. Dann ist zu überprüfen, wer transparent die plausibelste und objektiv beste Argumentation auf Basis der bestehenden Daten und zu befolgenden Regeln vorlegt. Für mich war das jetzt eben Skrede. Daher heißt die gezeigte Art für mich H.monachella und Spadicea und leucopus wären Synonyme.


    LG Sebastian

    Hi, das ist denke ich keine H.monachella. Diese hätte keinen gerippten Stiel.


    Zur Diskussion des Namens und zum vergleichen, siehe hier:



    LG Sebastian

    Hallo zusammen, viel gibt es ja nicht derzeit, dennoch möchte drei Inocyben zeigen aus den letzten Tagen und Wochen.


    Von gestern unter Eiche in gemähtem Park (eher sauer), ich komme zu:

    01 Inocybe assimilata - der rundknollige Risspilz


    Sporen höckrig - Quick and Dirty von der Lamelle (mache noch einen Abwurf):


    Cheilos kristallbeschopft und in der Form ziemlich variabel, oft bauchig, seltener auch mal schmal, vereinzelt zylindrisch, vereinzelt septiert oder auch doppelköpfig:



    Pleuros


    Kaulos nicht den Cheilozystiden ähnelnd sondern in Sonderform, nur oberer Stielteil:


    Hier Stack:


    Dann wieder da in diesem Frühjahr:

    02 Inocybe eifliana - der Eifelrisspilz (bisher nur aus der Kalkeifel von einem Habitat bekannt, haben wir diese Art letztes Jahr in der Z-Mykol neubeschrieben)

    Nur Makrofotos, nicht weiter mikroskopisch angeschaut, da Art klar


    Über mehrere hundert Meter am Wegrand immer wieder in der Böschung unter Kiefer, Fichte, Buche beobachten wir die Art jetzt seid mehreren Jahren.

    Sie kommt zuverlässig im Frühjahr (die letzten Jahre bereits im April zu finden).


    Dann unter Buche, Fichte

    03 Inocybe lacera - der gurkensporige oder wirrköpfige Risspilz


    Sporen lang und schmal, leicht wellig (Übergang glatt- zu höckersporigen Arten, mitunter passt auch "geschossförmig")



    Zystiden:


    Kaulos:


    Die vierte gefundene "Frühjahrsart" hatte ich hier bereits vorgestellt:


    Da warte ich noch auf die Ergebnisse der Sequenz ... bin gespannt.


    LG Sebastian

    Hallo Andreas, wenn du dort noch frische Fruchtkörper hast oder findest, wäre ich an einer umfassenden fotografischen Dokumentation und der Übersendung gut gemachter Exsikkate interessiert. Keine Ahnung, ob das für dich möglich ist? LG Sebastian