Beiträge von ogni volta

    Servus zusamenn, letzten Mittwoch konnte ich einen unerwarteten Fund machen.

    Unerwartet weil ich am Wuchsort an einer sonnenexponierten Schlehe (Prunus spinosa) in fast 2m Höhe eher keine Ascomyceten vermutet hätte (gut ok Encoelia macht das auch). Und unerwartet weil ich den Fund erstmal für eine Flechte gehalten hatte.


    Die Schlehe stand in voller Blüte. An einem mit mintgrünen Flechten bewachsenen toten Ast entdeckte ich in luftiger Höhe kleine braune Apothecien. Die Größe ca 0,3-1,5mm durchaus mit Flechtenapothecien wie man sie zB von der Gelbflechte kennt vereinbar. Leider habe ich am Standort keine Fotos gemacht außer von den Blüten :gklimper: .


    Zu Hause habe ich dann den Wirth durchgeblättert, aber nichts passendes gefunden. Ein solch starker Kontrast zwischen Flechtenthallus und Fruchtkörper wäre schon auch besonders.

    Erfreulicherweise sind die kleinen Knöpfchen in der feuchten Tupper in den letzten Tagen deutlich gewachsen und auch Neue aufgesprosst - nun sahen sie schon viel weniger nach Flechten aus.



    ...und jetzt war auch eindeutig zu erkennen dass es keine Flechte sein konnte, denn die Fruchtkörper brachen durch die Rinde hervor:


    Die Farbe der Fruchtschicht variierte von wachsgelb über oliv zu kastanienbraun. Der Rand war deutlich kleeig und lange eingerollt. Ein Stiel war nicht erkennbar.


    Nachdem sie schön fest auf der Unterlage saßen wagte ich mich nach Philipps Anleitung mal an einen Schnitt. Natürlich viel zu dick geworden, ich schiebs mal auf die fehlende Lupe, aber immerhin hab ich eine Scheibe hinbekommen und nicht nur einen Haufen :gpfeiffen:


    hier mal schepps (danke Peter, gefällt mir gut!)



    Asci 8-Sporig, eher keine Haken, IKI rot



    Paraphysen zylindrisch, bis leicht keulig, dünn, mit apikalem gelblichen Pigment


    Subhymenium körnig, hyalin, teils mit Kristallen


    Excipulum/Hülle grobkörnig, bräunlich


    auffällige größere braune blasige Zellen- evtl die nachfolgenden nur gealtert


    darunter findet sich eine Schicht mit zitronenförmigen Zellen mit ebenso gelbem Inhalt (große Öltropfen?) , evtl die Vorgänger der obigen.


    Sporen ovoid mit zwei großen Öltropfen und vielen kleinen

    (11.8) 12.9 - 14.3 (14.4) × (7.4) 7.6 - 8.9 (9.4) µm

    Q = (1.5) 1.54 - 1.7 (1.8) ; N = 21


    in Lugol


    ein vermutetes Ornament konnte ich in bwb nicht bestätigen, dort erschienen sie eher glatt (was nichts heißen muss, evtl teste ich das nochmal)


    Ich lerne: Schlehen bringen uns nicht nur einen leckeren Schnaps sondern können auch ein paar hübsche Schwammerl beherbergen.


    Schönes Wochenende,

    Ingo

    Wer googeln kann ist klar im Vorteil.. Sorry! Ich hatte das nur im Hinterkopf und dachte als ich davon damals gelesen hatte im Netz nicht viel dazu gefunden zu haben.. dass sie nicht in Apothecien vorkommen ist natürlich eine relevante Info, dabei gibts sogar einen Wikipedia Artikel dazu. Asche auf mein Haupt.


    Nachtrag zum Thema:

    Danke Björn für den aktuellen Artikel von Mitchel et al.


    Dort werden die Asci als „rostrat“ klassifiziert, also in etwa „aussehend wie bitunicat aber nicht funktionell.“ Obschon eine optisch ähnliche Ausstülpung der Asci auftritt scheint es hier zu keiner vollständigen Trennung der Wände zu kommen.


    „Previous authors have reported the asci of Sareomycetes as “lecanoralean” (i.e., “rostrate") and “not functionally bitunicate" (…) ascus dehiscence is characterized by a rupture of the outer layer at the tip of the ascus and protrusion of an inner wall. It is not clear in our observations whether there is any zone of full wall separation between the inner and outer layers; we thus agree with the view that this is the "rostrate" type of ascus dehiscence.“


    Meine Vermutung scheint also zufällig doch nicht ganz so abwegig gewesen zu sein :gidee:  


    VG Ingo


    Das harzbewohnende Becherchen hier hatte ich schon lange vergeblich gesucht. Meine Freundin hat es nun gefunden. Es wuchs rund um abgestorbene Äste von Larix decidua und heisst Sarea resinae.

    Servus Phil, jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Danke für die Vorstellung der Art- ich fand sie im Dezember als sonst gar nix zu finden war auf einem verwitterten Stumpf einer alten Kiefer. Sie ist aber im "unbestimmt Ordner" gelandet weil ich erstens nicht gecheckt habe dass das Schwarze altes Harz ist auf dem sie wächst und zweitens ich die winzigen globosen Sporen für eine Zersetzungserscheinung gehalten hatte die ich auf den Frost zurück geführt hab :gomg:



    in Lugol färben sich die Asci komplett königsblau, eine nette Überraschung


    so und jetzt muss ich mich mal wieder als Anfänger outen- es sieht so aus als wären die Asci doppelt bewandet- sind die also "bitunicat" oder ist das einfach nur eine ultrafette Wandstärke? Weisst du das zufällig?

    LG Ingo

    Hallo zusammen,

    ich habe vor ein paar Wochen ein kleines vorjähriges Stängelchen Schilfrohr (Phragmites australis agg.) mitgenommen um die hübschen Spaltlippen (Lophodermium arundinaceum) zu bestimmen.




    Bei näherer Betrachtung war auffällig, dass um jedes Spaltlippenareal eine eine klar definierte Zone bestand, in der das Schilfrohr nicht grünlich gefärbt war.



    Das erinnerte mich an die Fleming'schen Experimente (Penicillium VS Staphylokken) und weckte mein Interesse was wohl hier ursächlich sein könnte.

    Die Spaltlippen scheinen die Grünfärbung des Substrates in ihrer Umgebung durch Abgabe eines Stoffes zu verhindern. Entweder indem er das Wachstum der Produzenten der Grünfärbung verhindert; diese an der Abgabe des färbenden Stoffes hindert oder den Farbstoff zersetzt sodass er nicht mehr grün erscheint.


    Die Ursache der Grünfärbung sind vermutlich Mikroorganismen. Bakterien halte ich aufgrund der stark exponierten Lage eher für unwahrscheinlich.

    Cyanobakterien könnte ich mir aufgrund der größeren Umweltstabilität vorstellen, konnte ich aber in der direkten Mikroskopie des Substrates keine auffälligen (zB Nostoc) finden (hier fehlt mir jedoch die Erfahrung).

    Algen halte ich für möglich, hier fand ich einzellige hellgrüne Algen im Substrat; im Bereich der spangrünen Substratfärbung fand ich jedoch keine derartig gefärbten Algenzellen. Eine Abgabe des spangrünen Farbstoffes durch Algen wäre freilich immer noch möglich.

    Zuletzt wären Pilze denkbar, eine spangrüne Substratfärbung kommt bei mehreren mir bekannten Gattungen vor (an Süßgräsern ist mir jedoch bisher keine untergekommen). Ich fand in dem ca 20cm langen Schilfrohrstück mindestens fünf weitere Pilzarten. Eine davon zeigte tatsächlich Perithecien in spangrüner Farbe. Die Art konnte ich leider nicht bestimmen und so konnte ich nicht herausfinden ob sie auch eine entsprechende Färbung des Substrats verursacht. Denkbar wäre aber auch dass die FK der Art durch einen externen Farbstoff diese Färbung angenommen haben und somit gar nichts damit zu tun haben.


    Natürlich konnte ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln die Frage nicht abschließend klären, aber es war spannend und überraschend zu sehen wie viele verschiedene Pilzarten sich in einem kleinen Stück Schilfrohr tummeln.


    Da ich keine Stereolupe besitze tat ich mich mit der Präparation der im Vergleich zu den Spaltlippen deutlich kleineren FK (man erkennt sie in der Makroaufnahme, geschätzt vielleicht 1/10 so groß) recht schwer. Ich behalf mir indem ich ein kleines Stückchen Substrat herausschnitt, in Wasser vorsichtig zerpflückte und aus dem ganzen ein Quetschpräparat herstellte. Zu meiner Überraschung waren die für mich alle gleich aussehenden winzigen schwarzen Punkte mehrere verschieden Arten. Leider konnte ich keine Einzige auf Artebene bestimmen.


    Falls jemand Literatur über Arten an Phragmites besitzt wäre ich über einen Hinweis dankbar. Ich vermute jedoch dass sehr viele Arten, die an Süßgräsern zu finden sind auch an Schilfrohr gehen und die Auswahl daher unüberschaubar ist. Jedenfalls habe ich mal die ca 40 Arten die eine niederländischer Autor in einem Artikel über den biologischen Abbau von Schilfrohr verfasst hat abgeklappert - aber außer der SSpaltlippe passte keine davon zu den von mir gefundenen.

    Ich zeig sie euch trotzdem einmal:



    Übersicht:

    Man erkennt spangrüne Streifen, hellgrüne Streifen (in der Vergrößerung Algen), sowie mehrere verschiedene Perithecien


    Algenzellen (hellgrün)


    im spangrünen Bereich keine zellulären Strukturen (außer denen des Schilfrohrs)


    interzelluläre Hyphen


    1) Sie stehen möglicherweise mit diesen blasigen Strukturen in Verbindung (Konidien?)





    2) die einzige sichere Teleomorphe die ich fand (mglw unreif, mit auffälligen riesigen, einzelnen Sporen?)



    3) Anamorphe mit lanzettlichen, dreifach septierten Konidien (evtl Stagnospora?)




    4) eine dunkler pigmentierte cf Phaeosphaeria spec.? allerdings habe ich keine Asci gesehen... evtl doch eine Anamorphe. Aufällig geblähte zweite Zelle.




    5) unbekannte Anamorphe mit zweizelligen Konidien


    6) Anamorphe mit grünem Farbton, einzellige Sporen mit meist zwei Öltropfen



    auch die Sporen erscheinen leicht grün


    LG Ingo

    🤔 gut beobachtet Phillip - so bemoost wie der Stamm ist sollte die Rinde längst zerfallen oder ebenfalls bemoost sein.. Ich mag ja so Logikspiele.

    Trotzdem setze ich auf Nadelholz, wenn nicht die Kiefer zur Rinde dann halt eine ältere.. oder eine noch ältere Fichte 8o

    Wenn’s dir um die Unterscheidung Kiefer oder Buche geht kannst auch ein Stück von dem morschen Holz mal mikroskopieren (Querschnitt) dann klärt sich das schnell. Das vollgesogene Holz ist ideal denn es lässt sich vermutlich einfach schneiden.

    LG Ingo

    Hallo Martin, konkret hat es einige Wochen, das heisst mindestens drei gedauert (wobei ich nicht weiß wie alt sie schon waren als ich sie entdeckt hab) bis ich reife Sporen hatte. Ich war erstaunt wie lange die Scheibenlorcheln durchhalten so im vergleich mit anderen Pilzen die schon wenige Tage nach dem Aufblühen unkenntlicher Matsch sind.

    LG Ingo

    Hallo Ulla, ich habe keinerlei Ahnung. Aber ich hatte letzte Woche auch einige sphärische Objekte mit deutlichen Spikes in ähnlicher Größe, die ich ebenfalls für Pollen gehalten habe. Wenn nichts eindeutig pilzliches dabei war würde ich auch darauf tippen. Vor allem wenn es nicht mehrere „Fruchtkörper“ waren - könnte ich mir vielleicht ein von einer Biene verlorenes „Pollenhöschen“ vorstellen.

    Lg Ingo


    Nachtrag: hier ein Foto meines Spikey (gefunden auf Phragmites, aber nicht davon stammend)

    Danke für Deine ausführliche Antwort!

    Ja ohne Stereolupe ist das eher nicht zu schaffen das war mir klar, deswegen bin ich da auch vorerst raus. Aber ich bin überrascht dass Du das Schneiden ohne weitere Hilfsmittel hinbekommst. Ich schätze der Fingernagel ist der Schlüssel. Flechten Apothecien habe ich schon mal präpariert, das ging erstaunlich gut, aber die waren auch vergleichsweise sehr stabil.


    Ich freu mich dass du Deinen Thread fortsetzt!

    Lg Ingo

    Servus Phil, starke Bilder und Dokumentation von Pilzen die man schon gezielt suchen muss, da vermutlich mit dem bloßen Auge nur zu erkennen wenn du weißt wo sie wohnen und schon eine Idee vom Aussehen im Kopft hast! Danke dass Du uns daran teilhaben lässt.

    obwohl ich mein Mikroskop und die Präparation mittlerweile ganz akzeptabel beherrsche.

    Tiefstapler.. :P

    Darf ich fragen wie Du diese tollen Schnittbilder der winzigen Ascocarpe hinbekommst? frierst du sie fest? bettest du sie ein? saugst du sie an einer Pippenspitze fest? - mit Pinzette und Rasierklinge wird das ja wohl kaum zu schaffen sein ohne alles zu zerquetschen...

    Viele Grüße Ingo

    Servus zusammen,

    die letzte Zeit war's hier erst staubtrocken; jetzt ists feucht, dafür hat's wieder unter Null - keine sonderlich guten Bedingungen für Ascomyceten größer als ein Fingernagel. Aber zum Glück gibts ja die kleinen schwarzen Wimmerl an den Stöckchen, die ich bisher viel zu wenig beachtet habe!

    Meist hab ich sie irgendwo auf dem Weg schnell eingesteckt: beim Einkaufen, am Spielplatz oder auf dem Arbeitsweg. Das war manchmal eine Krux, denn die kleinen Ästchen von Erle, Buche und Birke sehen sich verdammt ähnlich abends im Dämmerlicht und wenn dann kein Name dransteht...

    Eigentlich war mein Ziel mal einen Überblick zu bekommen und mich an den oft schönen Sporen zu freuen. Wenn ich nochwas dabei lern umso besser.

    Eins hab ich schon gelernt: Deckgläser sind keine Freunde der Pyrenos :saint:

    Na wie immer freu ich mich auf Eure Kommentare!

    Liebe Grüße Ingo


    Los gehts an Erle (Alnus glutinosa)

    Erle 1) der hier könnte aufgrund der Sporenanhängsel Alnecium auctum sein wenn ich mit Vogelmayr&Jaklitsch (2014) vergleiche. IKI-, Kongo-







    Erle 2) dreimal gefunden, leider immer nur alte vereinzelte Sporen, einmal auch einen (!) kompletten Ascus. Vermutlich schon Saisonende. Möglicherweise Fenstrella fenestrata (u.a.? - ob wirklich alles das Gleiche ist?)

    a)




    so lange Anhängsel konnte ich in den Abbildungen nicht finden.

    Sporen ungefähr (44.3) 44.31 - 47.3 × (17.7) 17.72 - 21.1 µm


    b)



    c)


    auch hier wieder mit langen Anhängseln



    Erle 3) hier habe ich keine Ahnung: keulenförmige Konidiosporen mit dicker Gelhülle






    Weiter gehts an Buche (Fagus spec. mehrere Arten)


    Buche 1) Eutypa spec? IKI+ (blau)




    in Lugol (nb zwei kleine blaue Punkte am Porus)

    Sporen: (12.7) 13.1 - 15.1 (15.5) × (2.8) 3 - 3.4 (3.8) µm

    Q = (3.9) 4.1 - 4.8 (5.2) ; N = 20



    Buche 2)

    Diatrypella spec? (nicht weiter untersucht da für aussichtslos gehalten) hier würde mir schon die Bestätigung der Gattung reichen..








    Buche 3) irgendwas aus dem Kohlenbeerendunstkreis, evtl Lopadostoma? Nur sehe ich keine Keimspalte die zur Bestimmung wichtig wäre :/



    Sporen (nur dunkle gemessen):

    (9) 9.3 - 10.5 (10.7) × (2.9) 3.2 - 4.1 (4.3) µm

    Q = (2.1) 2.4 - 2.9 (3.2) ; N = 26


    Noch ein paar Impressionen des Wintereinbruchs (gestern 03. April in Nürnberg)

    Lämmerschwänze ragen aus dem Schnee




    winterliche Grüße,

    Ingo

    echte Zellkerne handelt oder sehen wir nur 4 oder 2 kernähnliche Strukturen

    Hallo Stefan, Karminessigsäure färbt Chromatin an, also „kompaktisierte“ DNA, diese findet sich in einer eukariontischen Zelle nur im Zellkern in solcher Menge, daher gehe ich davon aus dass das auch die Zellkerne sind. Warum die allerdings bei nicht in aktiver Teilung befindlichen Zellen zu mehreren (2-4) vorliegen würde mich auch interessieren.

    Lg Ingo

    Hallo zusammen, irgendwo hatte hier glaub ich vor kurzem jemand einen Link zu einer neuen Page von Björn Wergen gepostet. Jetzt find ich sie natürlich nicht mehr. Irgenwas wie Ascomycoctaworld oder so was? Google spuckt nur die alte "fungiparadise" aus die ich mangels google Konto nicht öffnen kann. Oder hab ich mich da irgenwie geirrt? habe ich das nur geträumt? :/  =O

    Vielleicht kann ja wer helfen

    LG Ingo

    Hallo Martin, starke Bilder (va wenn man bedenkt wie hart diese Flechten sind..) und vorbildliche Doku. Ich kann inhaltlich nicht viel diskutieten, aber finde Du hast schlüssig argumentiert;)

    LG Ingo

    Servus zusammen,

    "Buchen musst du suchen" dacht ich mir heute, übermäßig viele gibts nicht im Stadtgebiet... das Objekt der Begierde, nämlich Asteromassaria macrospora konnte ich leider nicht finden, dafür diese nicht minder hübschen Konidien. Ich könnte mir vorstellen dass die Gattung auch Astero- im Namen trägt so schön sternartig wie sie daherkommen. Ich konnte eine Ellis Tafel zu Fagus finden, aber da kommt nichts in Frage- wird sich doch nicht ein Fremd- Ästchen unter die Buche geschlichen haben? - vielleicht ist die Sporenform ja auffällig genug dass sie jemand von euch wiedererkennt? Eine Teleomorphe dazu war auf dem Ästchen wie zu erwarten nicht aufzufinden.


    Edit: Buchenästchen oh Buchenästchen wo bist du geblieben? War wohl alles Birke...







    Auf dem Heimweg noch an einer Birke angehalten, vermutlich ein Klassiker, für mich ein natürlich ein Erstfund- ich schlage Coryneum disciforme die Konidienform von Pseudovalsa lanciformis vor. Kann das hinkommen?




    Ein schönes Wochenende,

    Ingo

    Servus zusammen, letzte Woche haben wir auf dem platanenumrandeten Spielplatz im Sand kleine Zelte mit Stöckchen gebaut als mir kleine schwarze Pusteln auf deren Rinde aufgefallen sind. Da wurden die Stöckchen plötzlich für Papa noch interessanter;)

    Von einem befreundeten Baumpfleger weiss ich dass "die Massaria" wohl hier viel Arbeit macht. Er meinte die Bäume müssten teilweise vierteljährlich untersucht werden was kaum zu schaffen sei. Ich nahm mir jedenfalls ein paar Stöckchen für abends mit und ging nach kurzer Recherche im Netz (Massaria = Splanchnonema platani) davon aus ebendediese gefunden zu haben. Praktischerweise bildeten sich auf den Punkten nach einiger Zeit in der feuchten Tüte kleine schwarze glänzende Sporenexkrete die ich einfach nur abwischen musste- sehr angenehm da ich keine Präparationslupe besitze. Nachdem ich mir jetzte die Bilder nochmal angeschaut habe kamen mir deutliche Zweifel an der Diagnose und ich denke mittlerweile dass ich die Teleomorphe von Hapalocystis berkeleyi und eine Anamorphe von X gefunden habe. Leider konnte ich keine Bilder von Konidien von S. platani oder H. berkelyi im Netz finden. Vielleicht könnt ihr helfen?


    1) ich meine aufgrund der kurzen, kaum gebogenen Anhängsel H. berkeleyi und nicht bicaudata (ob der überhaupt an Platane vorkommt konnte ich nicht herausfinden)



    2) Und dann Konidien von X (aufgrund des deutl Apikulus?)

    Edit: ich denke es ist Macrodiplodiopsis desmazieresii, die Anamorphe von S. platani, habe gerade einen Artikel auf Ascofrance gefunden:) dann passt das ja doch noch mit „Massaria“


    LG und ne schöne Woche,

    Ingo

    Hallo Björn und Nobi, danke nochmal fürs Bekanntmachen mit den Arten. Ich finde es ja immer schwierig bei solchen Funden die Häufigkeit einzuschätzen und damit die Chance ob sich eine Nachsuche lohnen könnte- auch Datenbanken geben ja nur ungefähre Hinweise weil meist halt dort kartiert wird wo jemand lebt der das betreibt und den entspr. Pilz kennt (und dadurch evtl große Lücken in der Karte sind obwohl die Art auch in der Lücke vorkommt), der wenn er fleissig ist aber über die Jahre auch eine große Menge anhäufen kann, die wiederum zur Übeschätzung in der Region führt. Letztes oder vorletztes Jahr ist es mir mit Phragmotrichum chailletii so gegangen, laut Forum soll sie ja überall sehr häufig sein. Weil ich sie unbedingt finden wollte habe ich sicherlich 30-40 Fichtenzapfen aus verschiedenen Waldgebieten einem Umkreis von 40km untersucht - aber immer nur Sphaeropsis sapinea gefunden. Die scheint halt hier in der Gegend dominat zu sein. Tja, umso mehr werde ich mich freuen wenn ich irgenwann aus dem Urlaub mir mal einen Fichtenzapfen mitnehm;)

    Na jedenfalls hab ich es aufgrund der ausnehmend hübschen Sporen von Massaria anomia mal versucht und einen erneuten Misserfolg in Kauf genommen, Robinien gibt es hier im Stadtgebiet genug. Die erste Session letzte Woche war auch für die Katz. Kommentar meiner Frau: "Sammelst du jetzt schon Feuerholz du Sparfuchs?" Aber heute gelang mir dafür sogar ein (mindestens) Triple an einem einzelnen Robinienzweig :love:


    Massaria anomia, schöne Fotos gibts von Björn ja schon genug daher von mir mal eine etwas andere Perspektive "das Leben im Wassertropfen"


    Cucurbitaria elongata (wer oben genau hinschaut findet sie auch dort)


    und dann diese spannenden Kollegen- für Diaporthe oncostoma sind die Sporen zu klein, ich habe keine Idee...


    (8.7) 9.3 - 11.5 (11.6) × (3) 3.1 - 3.5 (3.8) µm; Q = (2.5) 2.7 - 3.6 ; N = 20


    Und schließlich, falls das nicht zum Obigen gehört, noch dieses Schätzchen mit winzigsten globosen Konidien:

    vielleicht eine Aposphaeria?


    In jedem Fall freue ich mich wie ein Schnitzel mal wieder ein paar Schwammerl gefunden zu haben :)

    Ingo

    Hallo Luca, Glückwunscht zu dem schönen Fund- und dass Du das Sklerotium komplett rausbekommen hast! Als ich sie mal fand war der Boden steinhart und ich hab es meistens abgerissen beim Ausgraben.. ==Gnolm10


    Zu Stefans Kommentar möcht ich anmerken:

    Sclerotinia binucleata in Frage. Das lässt sich dann aber leicht mikroskopisch klären anhand der Zahl der Zellkerne pro Spore.

    "leicht" ist immer relativ... wenn man zufällig Karminessigsäure zur Hand hat und weiss wie man sie korrekt anwendet sicher ...easy going- dann leuchten die Kerne einem entgegen wie Katzenaugen im Scheinwerfer :cool:

    Wenn du keine hast (wie vermutlich die meisten hier, braucht man ja in der Mykologie auch eher selten) dann musst du schon etwas Geduld mitbringen und gut mit den Blenden deiner Optik umgehen können um die Kerne zählen zu können wage ich mal zu behaupten. Zumindest ich habe mich damals nicht soo leicht getan. Es war ein bischen wie bei den in den 90ern beliebten Stereogrammen: wenn man lange genug drauf stiert erscheinen sie plötzlich..


    Ps hab mal 2 etwas nachbearbeitete Bilder von D. tuberosa vs S. binucleata zur Anschauung angefügt (sorry für die Q, damals noch per Handy)


    D. tuberosa mit meist vier Kernen

    vs.


    S.binculeata mit zwei Kernen (cave nicht mit den Vakuolen verwechseln, die Kerne sind die dunklen großen Schatten)

    Bei leichtem Defokussieren liessen sie sich am Besten erkennen.


    Viele Grüße Ingo