Beiträge von ogni volta

    Hallo Ingo, danke für deine sehr detaillierten Ausführungen, zu meiner großen Schande sehe ich dass ich nach deinem ersten Beitrag übersehen habe dass du dich im Nachtrag sogar zu allen Pilzen nochmal geäußert hast. Es tut mir leid, dass ich erst so spät darauf reagiere. Ich wollte mich noch mal hinsetzen und zu den Saftlingen nachlesen habe es aber leider noch nicht geschafft. Ich wollte auch doch nochmal das Mikroskop anwerfen um vieleicht etwas mehr Infos zu liefern, aber auch das habe ich nicht geschafft bisher.

    Ich möchte dennoch soweit ich das ohne tiefergehendes Studium beurteilen kann kurz darauf eingehen


    Zu H. psittacina: hier habe ich viel gelernt und nun auch einige Bilder von H. laeta angesehen auf denen die grüne Stielspitze und aber auch herablaufende Lamellen gut zu sehen sind. Das wird sicherlich hängenbleiben. Die von dir beschriebene Ökologie passt zu den hageren Burschen denn die Wiese steht auf vielleicht 1-2cm Erde, dann kommt Sand. Sie liegt schliesselich in Mitten der typischen mittelfränkischen Kiefernsandwüste (sog. mittelfränkische Sandachse), etwa 4m vom Standort steht eine freistehende einzelne Kiefer auf der Wiese.


    cf H. ceracea: diesen Arbeitsnahmen hatten die Bilder bei mir im Ordner, ich hatte ihn aber wieder verworfen da die Abbildung im Lassoe mir etwas kräftigere, wächserne FK zu zeigen schien. Mit der Abbildung im Tintling stimmem sie von Farbe und Lamellenansatz sehr gut überein. Ich denke diese gelben Saftinge sind schon recht schwierig. Va. für einen Anfänger.


    H. insipida: hier habe ich mich vom Epithet leiten lassen nachdem der Fuß hier mal richtig schleimig war, aber wie du richtig bemerkst Ingo, der Hut war es nicht.


    E. serrulatum fand ich sehr schön mit diesen schwarzen Lamellenschneiden, ein sehr eleganter Pilz. Danke für die Bestätigung!


    Letzte Woche war ich auch nochmal auf der Wiese, die meisten Saftlinge waren verblüht, ausnahmslos alle Keulen waren weg.

    Dafür sind einige sehr kleine rote Saftlinge sowie Eierschalenboviste (Bovista plumbea) erschienen. Fotos werde ich nachliefern, sobald ich zu den roten Saftlingen noch etwas gelesen habe, so lerne ich einfach besser.


    Schönen Abend,

    Ingo

    Hallo Nobi & Ingo, sorry für den verkorksten Beitrag, ich hätte gestern Abend nix mehr schreiben sollen, mir sind schon die Augen zugefallen. Den Namen der Schleimzunge hab ich ausgebessert, danke nochmal für die Bestätigung.

    Die zweite Zunge konnte ich leider nicht vollständig untersuchen da ich, nachdem ich gerade angefangen hatte zu mikroskopieren schon wieder verscheucht wurde. Natürlich hätte ich als nächstes Asci und Paraphysen angeschaut, aber dafür reichte die Zeit nicht mehr. Ich hab sie jetzt vorsichtshalber mal getrocknet, wer weiß wann ich wieder dazu komm. Wird nachgeholt, ich bleib dran.

    LG Ingo

    Danke euch, das macht Sinn natürlich! ich bin nicht darauf gekommen weil ich noch nie ein Fadenkeulchen angefasst habe und nie vermutet hätte dass die so stabile Stielchen haben könnten! Die waren wirklich so hart wie Wimpern.. kaum zu zerrupfen. Ich könnte mir vorstellen dass die Chitinstruktur hier ähnlich wie bei Insektenpanzern ist.

    Schöne Woche! Ingo

    Beim heutigen Spaziergang fielen mir auf einem feucht gelegenen, dicken, stark vermorschten (Laubholz?)Stamm in einem Auwald diese kleinen Haarschöpfe auf.

    Wem mögen sie gehören? Sind das Flechten, Insektenprodukte oder gar Pilze?

    Die Haare sind sehr stabil (Pomade?) sodass ich mir maximal irgendwelche Pyrenos vorstellen könnte. Unter dem Mikro geben sie leider ihre Herkunft nicht preis, zwar waren ein paar Hyphen und Sporen im Detritus darunter zu finden, jedoch konnte ich keine direkte Beziehung zu den Haaren finden und vorallem keine Sporenträger. Und dass so ein morsches Holz voller Hyphen ist erstaunt mich nicht. (und wenn man genau hinschaut sieht man winzige Pyrenokügelchen überall auf dem Holz von denen die Sporen stammen werden)






    Danke für eure Mithilfe bei der Identifikation dieses unbekannten organischen Objekts (UoO)!

    Ingo


    PS: Elvis lebt!

    nAbend, ich habe am Freitag nochmal eine Erdzunge vom obigen Standort geholt und heute nochmal absporen lassen: die Sporen waren identisch mit nur 3 Septen. Ich werde das ggf nächste Woche nochmal wiederholen. Die Ascibreite lag bei 12,3 -14,4 (n=10) und wäre somit vielleicht gerade noch vereinbar mit G. glutinosum, Nobi?


    Interessanterweise konnte ich auf der anderen Seite der Wiese noch einen Erdzungenstandort ausmachen (nur insg. 3 FK) die vom Aussehen deutlich anders waren, nämlich mit irgendwie eckigerem "Löffel" und trockenem Stiel. Um zu untersuchen ob es sich um einen Trockenschaden handelt habe ich einen FK einige Minuten in Wasser gelegt und dann mit einem FK der ersten Kollektion gemeinsam für 48h in eine Tupper auf feuchtes Küchenpapier gelegt. Der Stiel blieb matt während der aus der ersten Kollektion schleimig glänzend war. Ob es nun wirklich zwei verschiedene Arten sind ist damit natürlich nicht bewiesen, ich werde noch ein zwei Wochen warten und versuchen am ersten Standort einen alten FK zu finden zum Vergleich. Sicherlich ist die zweite Kollektion reifer, denn die Sporen waren 7fach septiert.



    nach 48h in der "Feuchtkammer". Links erste, rechts zweite Kollektion


    Sporen der zweiten Kollektion:

    (69.3) 74.6 - 79.6 (81) × (4.5) 4.9 - 5.8 (6.1) µm

    Q = (11.9) 13.1 - 15.7 (16) ; N = 17


    buenas noches,

    Ingo

    Hallo Ditte, ich schrob ja auch „wo es sinnvoll ist“. Und jemand der mal in die Welt der Pilze hineinschuppert wird wohl eher nicht mit dem „Weisstieligen Dünnwandzystiden-Risspilz„ in Kontakt kommen außer er ist zufällig im anderen Leben Mikroskopiker und ein Naturtalent. Er wird sich vielmehr mit der Diagnose Risspilz zufrieden geben und sich vielleicht noch merken wollen dass die zumeist nix für die Pfanne sind.
    Du bist als Wissenschaftlerin sicherlich nicht die welche Reinhard im Sinn hatte. Auf deiner Ebene ist Latein/ Englisch eher umgekehrt ein Mittel der Inklusion anderssprachiger Kollegen und somit anzustreben um eine eindeutige Kommunikation zu ermöglichen. Liebe Grüße Ingo

    Servus zusammen, ich finde das eine tolle und wie die Resonanz zeigt auch uns allen wichtige Diskussion. Einen Aspekt habe ich bisher noch vermisst und möchte ihn daher noch kurz anreißen: es ist "Teilhabe".


    Um ihn klarer zumachen möchte ich zuerst in zwei andere Bereiche wechseln in denen Latein geschichtlich eine wichtige Rolle spielt: nämlich Medizin und Religion. Jeder kennt vermutlich (leider) immer noch die Situation beim Arzt bangend auf eine Diagnose zu warten, der dann in Fachsprache über das spricht was einen vielleicht sogar existenziell besorgt und es bleibt nur zu mutmaßen was das für einen selbst bedeuten wird. Die von Natur aus asymmetrische Beziehung (der weiss etwas, was ich nicht weiss) wird so noch verstärkt und es so wird letzendlich das Machtgefälle zementiert. Wenn ich nicht verstehe um was es geht kann ich auch nicht kritisch nachfragen oder gar widersprechen. Und das liegt in den meisten Fällen nicht daran, dass biologische Zusammenhänge so schwer zu verstehen wären. Am ehesten könnte man es vielleicht noch auf die Zeit schieben, denn natürlich braucht es etwas länger Dinge in leichter Sprache zu erkären. Möglicherweise erwarten wir mittlerweile aber genau das und würden vielleicht gar an der Kompetenz der Ärzt:in zweifeln wenn die Atherosklerose seiner Blutgefäße mit der Spüle in der Küche erklärt wird, in die man kein heisses Fett füllen sollte weil sich das sonst am Rohr ablagert und es irgendwann verstopft? Anstatt zu sagen Sie haben Atherosklerose und müssen diese Pillen nehmen sonst bekommen Sie einen Apoplex.

    Die Situation in den christlichen Religionen war in den letzten Jahrhunderten oft eine ähnliche. Der Klerus pflegte über seine Schäfchen hinweg Messen auf Latein zu zelebrieren, die Beichte zu abzunehmen usw und damit seine Gemeinde auch einzuschüchtern (nicht verstehen- ausgeliefert sein ->Angst) und so gefügig zu machen. Zugespitzt lautet meineThese also: Fachsprache wird teilweise auch bewusst zur Distinktion (Abgrenzung) und zum Erhalt einer Machtposition bzw. von gesellschaftlichem Ansehen eingesetzt.

    Ist das wirklich noch zeitgemäß? sind wir da nicht eigentlich schon weiter? Sollte Ansehen nicht viel eher über die Zuschreibung von Kompetenz oder Einsatz für Mitmenschen erreicht werden? Und Kompetenz kann nur durch ein Verständnis der Sache durch das Gegenüber beurteilt werden.


    So, nun ist natürlich die Frage ob jeder Pilzneuling verstehen muss was Cheilymenia granulata ist, was eine ITS ist oder warum der Steinpilz mehrere Arten sein sollen (die schmecken doch genau gleich!) - natürlich nicht! Aber wenn er doch gerne mehr darüber lernen möchte könnte man ihm die Möglichkeit geben einzusteigen. Und ich denke dass zumindest der "Pilzbestimmungshilfe-teil" dieses Forums sehr gut dazu geeigntet ist Menschen mit Interesse an der Natur, auch ohne biologische Vorkenntnisse, an dieser wunderbaren Welt teilhaben zu lassen. Die Reichweite v.a. auch durch passive Mitleser erstaunt mich immer wieder. Schaut euch mal die Auffrufszahlen eines älteren Threads an: die sind oft drei oder manchmal gar vierstellig! Das finde ich richtig Klasse!

    Ich möchte mich somit im Sinne des Threaderstellers Reinhard ganz klar für eine Verwendung von wissenschaftlichem und Trivialnamen aussprechen sofern das möglich und sinnvoll ist. Es gibt hier ja durchaus wissenschaftliche Teilbereiche zB coprophile Pilze oder Schleimpilze wo niemand ernsthaft einen Trivialnamen erwarten würde. Ich denke schon dass lateinische Namen jemand, der keine entsprechende Vorbildung hat, abschrecken. Letztenendes ist die Frage wie wir mit Mitmenschen umgehen wollen die (vielleicht noch) nicht auf unserer Wissensstufe sind. Natürlich könnte man mit entprechender Motivation googlen.. Aber wenn ich an einen Mensch wie zB meinen Onkel denke der vielleicht auf einem Waldspaziergang einen tollen verästelten Pilz gefunden hat und hier erfährt dass er Telephora penicillata heisst wird eher nicht stolz am Stammtisch seinen Kumpels erzählen: "Du Sepp i hob letzhin im Woid a Telphora penisdingsbums gfundn!" dagegen könnte ich mir schon vorstellen das er vom Erdwarzenschwammal erzählen würde ;) Wos ned ois gibt. Ja pfuideifi.


    Ein schönes Wochenend

    Ingo


    Ps: wie auch schon von Reinhard geschrieben ist das lediglich als Anregung zu verstehen und wenn es jemand zu anstrengend ist die deutschen Namen mit zu erwähnen, dann lässt er s halt bevor er gar keinen Post hier bringt. Wir hatten das auch schon mal in einer Diskussion früher. Ich zB finde auch reine Bilderposts ohne jeglichen Text zB im Exkursions-Teil völlig in Ordung und kann mich daran erfreuen! Nur lernt man da halt nix wenn man sie nicht eh schon kennt;)

    Hallo Nobi, Tuppie, Karl und Ingo, danke für eure fachkundige Mithilfe und die Literatur! Ich werde erst am Wochenende dazukommen sie genauer zu studieren und abzugleichen, wollte mich nur kurz melden dass ich eure Kommentare sehr schätze. Merci schon mal, LG Ingo

    Servus zusammen, hier wie versprochen der zweite Teil des Wiesenwahnsinns (den ersten Teil gibts hier).

    Leicht zu übersehen da als trockene Grashalme getarnt und von all den knalligen Saftlingen überblendet habe ich die kleinen Keulchen und Würmchen oft erst bei weiteren Besuchen meiner neuen Spielwiese entdeckt. Ich fand sie nicht minder faszinierend. Auch mit denen hatte ich mich bisher mangels Funden noch nie beschäftigt und so war ich erstaunt dass viele dieser schlanken Ranken sogar Ständerpilze sind- ich hatte sie eher für Ascos gehalten. Schön blöd- daher habe ich auch großzügig welche eingesteckt in der Annahme sie wären leicht zu mikroskopieren. Tja.... Na ok, ich bin eigentlich schon irgendwie zurecht gekommen, allerdings wollten manche partout nicht absporen so dass ich mehrere Anläufe gebraucht habe. Um im vorhinein zu wissen welche Merkmale wohl wichtig sein könnten habe ich schon mal Makroskopisch selektiert was infrage kommen könnte- witzigerweise leiteten mich die Sporen dann oft ganz woanders hin. Sie scheinen es einem also mal wieder auch nicht allzu leicht zu machen.

    Ich hoffe aber es kann vielleicht der ein oder andere mit den Angaben etwas mehr anfangen und mich gegebenenfalls korrigieren ( nobi_† oder Clavaria vielleicht? das wäre famos!)


    Anfangen möchte ich auch hier mit noch etwas Boden unter den Füßen, bevor es ans wilde Spekulieren geht:


    1) Wunderschön anzusehen, nichts für emfpindliche Nasen, ich habe tatsächlich die Hundek. gesucht bis ichs gecheckt habe wo der Geruch herkommt: Telephora palmata, die stinkende Lederkoralle. Bei näherem Hinschnuppern auch klar verfaulender Kohl und keine Hundek. Entschuldigung!


    2) Joa und da ist der Boden auch schon weg, die Folgenden standen zwischen einer großen Gruppe schwärzender Saftinge und ich hätte sie so vom Aussehen mit dem Weissen Spitzkeulchen, Clavaria falcata s.l. vereinbar gefunden.


    Standort:


    Mal eher spitz mal keulig:


    Massenaspekt, gesellig, aber nicht büschelig



    Edit: diese Kollektion, die ich etwa eine Woche später einige Meter weiter fand, hielt ich zunächst auch dem C. falcata agg. zugehörig, die FK waren jedoch größer, etwas gelblicher und hatten einen auffallend gelben "Stiel". Nach Längsteilung eines FK zeigt sich gelbes Fleisch. In der Diskussion unten wurde hierfür C. flavipes vorgeschlagen.



    erkennbarer Fuß, der glatter war als der Rest und auch etwas gelblicher (falls das keine Alterserscheinung ist) Edit: s.u. scheint typ. für C. flavipes zu sein.


    Die waren echt zickig, erst der dritte Sporenabwurf hat geklappt. Die Sporen sollen bei Cl. falcata glatt mit deutl. Apiculus sein.

    (7.2) 7.4 - 8.5 (8.8) × (6) 6.2 - 7.5 (7.7) µm

    Q = (1) 1.1 - 1.26 (1.3) ; N = 22


    bwb


    Ich finde sie weder glatt noch haben sie für mich einen über-deutlichen Apilulus..:/

    Schnallen fand ich keine, das muss aber ja auch nichts heissen..

    Weitere Ideen habe ich leider nicht, ihr vielleicht?


    3) Nicht weit davon gab es stattliche gelbe Keulchen mit zentraler Furche- makroskopisch hätte ich Clavulinopsis helveola für möglich gehalten.

    Links Anfang der Woche rechts Ende der Woche.




    Mikroskopisch waren die Sporen allerdings nicht stachelig, oder vieleckig sondern hatten nur einen Buckel + einen Apikulus. Damit ist C. helveola raus und ich favorisiere nun Clavariopsis laeticolor, die "schön leuchtende".


    Schnallen:


    Basidien teils 2 meist aber 4 sporig



    Sporen mit "Buckel" und großem zentralen Öltropfen, man könnte auch sagen avocadoförmig

    (6.2) 6.8 - 8.2 (8.5) × (4.6) 4.9 - 5.7 (6) µm ohne Apiculus

    Q = (1.2) 1.25 - 1.56 (1.6) ; N = 18


    Könnte das hinkommen mit C. laeticolor?


    4) Dann gabs noch bei den schmächtigen Papageinensaftlingen mittelgroße fahlgelbliche Keulchen:


    Basidien meist viersporig


    Sporen, subglobos, glatt, kleiner Apiculus, fast vollständig mit großem Öltropfen gefüllt

    (5.8) 5.9 - 6.5 (7) × (5.7) 5.8 - 6.3 (6.8) µm

    Q = 1 - 1.07 (1.1) ; N = 22

    Apiculus 0.8-1.1 µm


    Könnte das Clavaria flavostellifera sein? Edit: Danke an Ingo (Sennepilz): C. cf flavipes


    5) dann kommen endlich ein paar Ascomyceten: der Krötenöhrling Otidea bufonia zumindest hier bin ich mit wieder etwas sicherer, denn die mikroskopischen Parameter passen auch dazu



    Paraphysen krückstockartig mit granulärem lichtbrehendem Inhalt


    Asci Iod-


    Sporen glatt mit zwei Öltropfen

    (11.7) 12.2 - 14.3 (14.9) × (5.5) 5.6 - 6.79 (6.8) µm

    Q = 2 - 2.3 (2.4) ; N = 12


    6) und zu guter Letzt eine Zunge die ich erst gestern gefunden habe, obwohl ich sicher bin das Gebiet schon mehrmals überlaufen zu haben.

    Ich hab mich irre gefreut weil ich schon lange mal eine Zunge finden wollte. Sie wiederlegt meine Theorie dass von außen schöne Pilze oft innen langweilig sind und umgekehrt. Sie waren von innen mindestens genauso bezaubernd und endlich mal was mit satten fetten Sporen. Die hatte ich gerade mal eine Stunde zum Sporen auf einen Objektträger gelegt, dann wollte ich sie woanders hin legen außer Kinderreichweite und hab festgestellt das schon alles schwarz war darunter. So musste ich dann auch erstmal verdünnen um überhaupt einzelne Sporen sehen zu können! Dennoch befürchte ich sie sind noch unreif denn sie haben nur maximal drei Septen und soweit ich herausgefunden habe sollen alle schwarzen Erdzungen mehr Septen haben. Nach einem Schlüssel von Irene Ridge der online zu finden ist scheidet Geoglossum umbratile aus, denn bei ihr sollen die Paraphysen am Ende umgebogen und meist ohne Auftreibung sein, was nicht zutrifft. Geoglossum cookeianum könnte vielleicht noch passen falls ich nochmal welche finde die häufiger septierte Sporen haben?


    Edit: Geoglossum glutinosum s.u.



    Stiel glatt, schmierig


    Paraphysen fast immer kopfig, kaum umgebogen, länger als die Asci


    Porus Iod+


    Asci 8 Sporig


    einfach wunderschön


    Sporen, maximal 3x septiert, vermutlich trotz massigem Aussporen unreif?

    (59.4) 61.3 - 75.5 (77.7) × (3.6) 4 - 4.6 (4.7) µm

    Q = (12.9) 14.5 - 17.1 (17.2) ; N = 12


    Das war die Ausbeute der Wiese, ich bin hellauf begeistert und frage mich ob ich überhaupt wieder in den Wald gehen sollte.

    Vielleicht übertreibe ich mal wieder maßlos, ich habe halt bisher noch nie Saftlinge oder Keulchen gefunden und vielleicht habe ich sie bisher auch nur immer übersehen, aber mir scheint diese Wiese, auch wenn sie "urban" und nicht sonderlich naturnah ist ein Kleinod für Wiesenpilze zu sein. Ich hoffe sie wird nicht im Rahmen des geplanten Neubaus platt gemacht und sie bleibt uns noch ein paar Jahre erhalten. Dann werde ich zu gegebener Zeit wieder berichten.


    Danke fürs Mitgehen, über Kommentare freu ich mich wie immer sehr,

    euer Ingo

    Hallo Tuppie, ja da muss man drüber stehen, hilft ja nix und vieleicht hast du ja recht und es kommt mal jemand und zeigt bringt mir ein paar Sachen mit oder erzählt mir von neuen Pfründen!


    Wutzi, danke für den Tip, der Zähe Säftl kommt optisch schon ganz nahe, aber was auf den Fotos vieleicht nicht so gut rauskommt- die hatten tatsächlich an der Stielspitze bzw am Lamellenansatz eine Spur grün. Kann der das auch haben?


    Schönen Abend euch,

    Ingo

    Servus liebe Schwammerlnarrische, falls ihr derzeit überhaupt noch ins Forum schaut, man muss ja schließlich raus…

    Leider habe ich in den letzten Wochen arbeitsbedingt keine Zeit gehabt ernsthaft einen Wald aufzusuchen, trotzdem ist natürlich der Drang zu schwammern da und so schleich ich mich halt in der Mittagspause auf der Wiese ums Gebäude rum. Am Geländerand stehen Kiefern, einzelne Eichen und Buchen, die auch für Schatten sorgen, sodass die Wiese erstaunlicherweise gar nicht so trocken ist. Sie wird regelmäßig gemäht aber eher nicht gedüngt und besteht vermutlich seit der Bauzeit in den 90er Jahren so. Insgeheim habe ich schon lange gehofft da könnten sich mal ein paar Saftlinge oder dergleichen zeigen- aber was mich dort letzte Woche erwartete, hat mich schier aus den Latschen gekippt. In einem ca 10x20m großen Areal war alles voll davon. Bestimmt teilweise 20 Saftlinge pro Quadratmeter. Die Wiese war gelb wie sonst im Sommer mit Muichschegln (Löwenzahn) ==Gnolm16! Gigantisch. Natürlich musste ich mir das gleich aus der Nähe anschauen- vermutlich habe ich nun in der Arbeit meinen Ruf weg (ich hör sie schon "der Ingo sammelt bestimmt Drogenpilze!!!"). Naja mir ists wurscht, ich bin immer noch total geflashed (Mist, falsches Wort...nur vom Anblick natürlich!!). Zu meiner Verteidigung muss ich sagen dass ich noch nie einen Saftling gefunden habe und damit so gut wie alles für mich Erstfunde sind.

    Innerhalb einer Woche etwa war der Spuk dann auch wieder vorbei (ich war fortan jeden Arbeitstag dort) und schliesslich wurde gestern auch wieder gemäht sodass der Rest jetzt auch geschnipselt ist.

    Saftlinge habe ich wohl wissend dass es da Unmengen verschiedene Arten gibt nicht ernsthaft versucht zu bestimmen, also auch nicht zum mikroskopieren mitgenommen. Falls ich mir das irgendwann mal zutraue werde ich das nachholen. Trotzdem freue ich mich natürlich falls doch jemand makroskopisch eine Idee hat oder meine widerlegen kann.

    Ansonsten habe ich gehofft dass es mir mit den Erdzüngelchen und Würmchen etwas leichter fallen könnte. Leider bekam ich da eine volle Klatsche, denn alles was ich makroskopisch als relativ sicher angesehen hab, passte mikroskopisch garn nicht. Naja so ist das, aber dafür freue ich mich auf eine Diskussion hier, vielleicht ging es ja jemandem von euch schon ähnlich.
    Nun denn, kommt mit auf die Wiese hinter dem Raucherhäusl, wir gehen Richtung Rückseite der Kantine :P


    Los gehts mit einem Saftling den ich mir zutraue, dem schwärzenden Saftling (Hygrocybe conica) (1)




    daneben gab es einige deutlich kleinere Saftilinge, mehr ins Gelborange gefärbt, mit sehr schleimigem Hut und Stiel und am Hutansatz grünlicher Färbung, ich fand nur Gloiophorus psittacinus (2a) mit diesen grünen Farben, was mich allerdings störte war die grazile Gestalt





    im Laufe der Woche dunkelten die Hüte nach und auch das Grün kam besser durch:



    ein paar Meter weiter fand ich dann diese Kawentzmänner, die den Abbildungen des Papageien die ich kenne besser entsprechen, aber vielleicht sind die oberen ja auch in der Variationsbreite (2b)



    Dann gab es noch kleine Gelbe mit schleimigem Hut aber nicht so schleimigem Stiel wie die im obigen Beitrag. Glatt und vieicht leicht glitschig, aber nicht fädenziehend schleimig. Damit sollte es H. glutinipes eher nicht sein, vielleicht eher insipida? Aber da Erstfund wage ich mich in der Schleimigkeitsbeurteilung mal nicht zu weit aus dem Fenster. Und vermutlich gibt es mit dem Aussehen zig Arten (3)




    Ein paar Meter weiter getrennt durch unzählige schwärzende Saftlinge standen die hier. Da war der Stiel richtig schleimig, dafür der Hut nicht so. (Könnte das H. glutinipes sein?) (4)



    So denn auch mal was nicht Saftliges:


    der Jungfernellerling, Cuphophyllus virgnieus, auch in ausreichender Zahl vorhanden:



    Schwarze Rötlinge mit geschwärzten und gesägten Schneiden, Hut fein beschuppt, etwas genabelt, evtl Entolomma serrulatum s.l. ?




    Daneben gabs Körnchenschirmlinge, zu denen sag ich nix, Anfang der Woche waren sie rotbraun, dann nach ein paar Tagen amiantbraunt, nun sind sie sofabeige. Sonderlich gerochen haben sie nicht.


    Lacktrichterlinge, möglicherweise zweifarbige (Lacc. bicolor)



    Außerdem ein paar Telamonien vermutlich aus dem C. hinnuleus Agg.?



    Weiterhin wunderschöne rote Täublinge (mit denen ich mich auch nicht auskenne), so nach kurzer Übersicht, könnte es einer von den "blutigen" (R. sanguineae Agg.) sein. Auf Kosten hatte ich keine Lust, zu nah am Raucherhüttl, man muss es ja nicht übertreiben.



    Die Kiefernwurzeln gehen offensichtlich auch weit unter die Wiese, der Reizker war allerdings befallen, evtl Hyphomyces? steinhart war er aber nicht.




    So damits nicht zu viel wird, mach ich hier mal ne Pause, die nicht lamellierten Pilze aka Keulen gibts dann im 2. Beitrag.

    Ich hoff es hat euch gefallen, schaut bei euch auch mal hinters Haus.. aber Schuhe fest schnüren..

    habe die Ehre, ich freu mich über eure Kommentare,

    Ingo

    Servus Ruven, witzig ich hab fast die selben Funde gestern gemacht. Sogar die Körnchenschirmlinge standen da neben den Keulchen. Verrückt! Die Keulen bereiten mir aber noch Kopfschmerzen, die wollen mikroskopisch so gar zu nix passen. Manchmal glaub ich ist es besser makroskopisch zu bleiben. Im Laufe der Woche hoff ich kann ich’s auch noch reinstellen! Schönen Abend! Ingo

    Also die Länge würde mit 33,5-40,3 ganz gut passen, aber die Konidien sind mit 5,6–7,6 zu dick (in Leitungswasser).

    Trotzdem scheint mir Cercosporidium / Passalora punctum als Nebenfruchtform von Mycosphaerella anethi oder eine Verwandte nicht ganz unwahrscheinlich zu sein weil es wohl seit 30 Jahren einer der wichtigsten Schädlinge mit hoher Prävalenz im Fenchelanbau ist (Taubenrauch, K.; 2010).
    Lg Ingo

    Ja das hab ich mir schon gedacht, dann sind das sicherlich Fremdsporen die ich da gefunden habe.
    Die echten Fruchtkörper schauen schon sehr cool aus.. das wär fast einen Versuch wert mal ein paar Sklerotien zu verbuddeln.
    Lg Ingo

    Danke Björn, ich mess am Wochenende mal nach.


    Btw du hast ja immer wieder Claviceps gezeigt- hast du schon mal einen Claviceps mikroskopiert? Ich hab einige Beiträge von dir durchsucht aber leider nix gefunden.


    Merci und einen schönen Start ins Wochenende

    Ingo

    Servus Ale, ja die „Nacktschnecken“ haben ein überraschend komplexes Paarungsverhalten. Sie sind außerdem Zwitter und was man auf dem Bild sieht sind ihre ineinander gewundenen Penes, sie sich gegenseitig begatten. Aber auch behauste Schnecken sind sexuell nicht verklemmt, die beißen sich im Liebesspiel schon mal ein Stückchen Fleisch aus der Haut oder stechen sich mit Kalksplittern.
    LG Ingo

    Bonjours, ich hab letzte Woche bei einem Ausflug ein offensichtliches Bio-Fenchelfeld gefunden. Zumindest wurde es sicherlich nicht mit Herbi/Fungi und sostigen -Ziden gespritzt denn der Fechel bot eine reiche Besiedelung. Sowohl mit Insekten zB Raupengespinssten und Läusen als auch mit vielen Fremdpflanzen zB Kompasslattich, Berufskraut und viele Süßgräser. Diese waren wiederum häufig von Claviceps befallen. Aber es soll ja um den Phyto auf Ph Fenchel gehen. Der war auf gerade zu allen Fruchtständen zu Hause. Leider finde ich im Netzt nichts dazu und ein spezielles Phyto Buch habe ich (noch) nicht. Vielleicht kennt ihn ja wer? ( boccaccio vielleicht?







    Ps: das Claviceps Sklerotium habe ich auch mal seziert, bin mir aber nichts sicher ob da überhaupt Sporen oder Konidien drin sein sollten?


    Vielleicht ist das ja auch was anderes..


    Anmerkung: die übrigen 2-3 Sklerotien an der Ähre sind leider auf dem Transport ausgefallen.




    über die Suchfunktion hier konnte ich zwar viele schöne makroskopische Bilder des Claviceps finden aber leider nix mikroskopisches... hat den scho mal wer vergrößert?


    Grüße Ingo

    Ein Pilzforum ist wohl nicht wirklich der beste Platz für diese Anzeige...


    Seht ihr die eigentlich auch? oder bekomm die nur ich aufgrund irgendeines Algorithmus? Wenn ich die Seite aufrufe kommt seitdem witzigerweise immer dieses Banner. Gaga. But it made my day am Montag Morgen!


    Pilzmausi du hast den richtigen Gnolm dafür gefunden! ==Gnolm5

    Servus Junge, ich war vor Jahren mal auf einer öffentlichen Pilzexkursion, da war ein Typ mit einer großen blauen Tüte eines schwedischen Möbelhauses dabei. Anfangs dachte ich mir, Junge der ist aber optimistisch. Es war staubtrocken zu der Zeit und außer ein paar Kartoffelknollis nix zu finden. Die Körbe der Teilnehmer am Ende der Tour waren quasi leer. Bis auf der den blauen Sack- den hatte er gut gefüllt. Mit Dosen, Flaschen Plastiktüten und dergleichen. Das hat mich beeindruckt.
    Eine schöne Woche, Ingo

    Servas Bernd,

    ich finde das immer wieder toll hier aus dem Forum Input zu bekommen was es nicht alles gibt! Solche kleinen Becherchen würde ich aus fast 2m Höhe zuverlässig übersehen wenn ich ich nicht gezielt danach suche. Und das hätte ich bei Eichelschalen eher nicht getan, die hätte ich gefühlsmäßig wegen der Gerbsäure eher als zu unwirtlich für größere Pílze gehalten.
    Aber dank Deines Posts hier habe ich gestern am Wegrand auf dem Weg zum Abenteuerspielplatz in einer etwas feuchteren Mulde doch mal angefangen zwischen Eichelschalen und Hundekot zu stochern und siehe da- wie bei Dir gleich ein ein Treffer. Und sogar eine doppelbefallene mit beiden Spezis in trauter Zweisamkeit.

    (Leider läuft das mit der Nachsuche nicht immer so gut- ich suche immer noch nach Björns angeblich sehr häufigen Phragmotrichum chailletii und habe bestimmt schon 30 Fichtenzapfen aus verschiedenen Waldgebieten mikroskopiert... aber irgendwann ist sie dran!!! ;)



    Seziert sehen sie so aus:

    Ciboria batschiana:


    Sporen:

    (9.1) 9.11 - 10.4 (11.5) × (4.1) 4.4 - 5 (5.1) µm

    Q = (1.8) 1.9 - 2.4 (2.7) ; N = 15

    Me = 9.9 × 4.7 µm ; Qe = 2.1


    und

    Hymenuscyphus cf fructigenus



    Asci scheinen minimal Iod+ (auf dem Foto kaum zu sehen)


    Sporen lanzettfischchenartig mit vielen Tröpfchen

    (17.7) 18.9 - 21.4 (22.5) × (3.9) 4 - 5.1 (6) µm

    Q = (3.6) 3.7 - 5 (5.5) ; N = 12

    Me = 20.3 × 4.6 µm ; Qe = 4.5


    An schönen Sonntag Abend,

    Ingo