Ich denke, die mobile Schafhaltung ist für den Naturschutz unabdingbar. Ohne die Pflege der Offenlandbereiche durch Schafe wüsste ich nicht was mit den z.T. NSG Flächen passieren würde – Verbuschung? Aufforstung? Man sollte die Sorgen der Schäfer deshalb sehr ernst nehmen.
Vielleicht gibt es eine Möglichkeit die Wölfe zu vergrämen, dazu würde in Einzelfällen sicher auch ein Abschuss gehören. Die Wölfe lernen schnell und lassen sich evtl. davon beeindrucken. Ziel könnte es auch sein, wolfsfreie Gebiete zu schaffen, etwa an den Küstenbereichen und in Gebieten mit hoher Nutztierhaltung.
Grüße Axel
Hallo, Axel, ich stimme Dir weitgehend zu. Ich verfolge das Wolfsthema intensiv seit ca. 10 Jahren. Meine anfängliche Wolfssympathie hat sich seit längerem ins Gegenteil verkehrt. Der Wolf ist mittlerweile ein Ikonen-gleicher Gegenstand überzogener Naturschutzpolitik, die in dem Maße, wie sie sich immer mehr und enger dem Wolf zuwendet, andere Teilbereiche des Naturschutzes vernachlässigt. Dem einen oder anderen wird bekannt sein, welche enormen personellen und finanziellen Ressourcen speziell für den Wolf aufgewendet werden.
Es gibt z.B. seltene und stark gefährdete Orchideenarten wie den Frauenschuh und das Sumpf-Glanzkraut, die die selbe hohe europa- und bundenaturschutzrechtliche Einstufung aufweisen, wie der Wolf.
Wird irgendwo ein toter Wolf aufgefunden, beginnen polizeiliche Ermittlungen wie beim Verdacht auf Mord oder Totschlag.
Wird aber ein Habitat der vorgenannten Pflanzen z.B. durch unangemessene Forst- oder Landwirtschaft zerstört und dabei einzelne oder Dutzende der geschützten Exemplare vernichtet oder wird einfach nur die notwendige Habitatpflege vernachlässigt, stößt dies oft auf wenig Aufmerksamkeit und Interesse und bleibt ohne Konsequenzen. Mit welchem Recht werden hier so drastische Unterschiede gemacht.
Ebenfalls streng geschützte Tierarten wie Luchs oder Wildkatze taugen im Gegensatz zum Wolf wenigstens als ökologische Zeigerarten für hochwertige, reich strukturierte Waldgebiete, haben aber keine derart große Lobby wie der Wolf.
Jedenfalls ist dem Naturschutz die Fähigkeit abhanden gekommen, die verschiedenen Zielsetzungen und Werte innerhalb des Naturschutzsystems gerecht untereinander abzuwägen.
Ich war bis 2017 öfter in Thüringen und Sachsen-Anhalt unterwegs, um mich dort an Biotopen, wie Halbtrockenrasen und Steppenrasen zu erfreuen.
Im Verlaufe der Zeit stellte ich fest, dass z.B. immer mehr Vorkommensgebiete der Herbstwendelorchis verwilderten, weil die dort früher übliche Schafbeweidung im weiten Gehüt aufgegeben worden war. Ein typischer Fall ist das Gebiet Göttersitz bei Bad Kösen.
Anfang September 2017 traf ich in einem nahe des Kyffhäusers gelegenen NSG einen Schäfer und kam mit diesem ins Gespräch. Er fing sofort damit an über die Wolfsprobleme und den Umgang mit der Naturschutzbehörde zu schimpfen und erwähnte, dass er deshalb bald hinschmeißen wolle. An anderer Stelle hatte ich Ende letzten Jahres eine ähnliche Begegnung.
Meiner Einschätzung nach werden wir hier in 10-20 Jahren keine Schaf- und Ziegenbeweidungs-abhängigen Pflanzengesellschaften mehr zu Gesicht bekommen. Vielleicht geht noch was mit leichten, aber robusten Rinderrassen. Dieses Problem betrifft mehr oder weniger auch andere europäische Staaten. Vielleicht könnte man noch etwas mit besonders hoher Agrarförderung aufhalten, aber an die Umsetzbarkeit glaube ich unter den aktuellen Gegebenheiten nicht. Im Übrigen verschlechtern sich auch die Zustände zahlreicher Mähwiesen, z.B erkennbar an der Ausdünnung der Bärwurz. Das hängt u.U. mit der zunehmenden Trockenheit zusammen. Jedenfalls wird sich das dramatisch auf die Saftlingsbestände auswirken.
So, weil ich keinen Roman schreiben will, mache ich erstmal Schluss.