Beiträge von Clavaria

    Halo zusammen


    Die Endung -ii kommt daher, dass früher der Name, nach dem der Pilz benannt ist, zuerst noch "latinisiert" wurde.

    Also aus "Houghton" wurde "Houghtonius", und der Genitiv davon ist houghtonii.

    Von dieser Latinisierung hat man inzwischen Abstand genommen und macht deshalb nur noch ein -i, wenn der Pilz nach einer Person benannt ist. Oder -ae, wenn der Pilz nach einem weiblichen Eigennamen benannt ist.

    Das gilt aber nicht automatisch für alle älteren Namen, dieser hier stammt aus dem Jahr 1876. Sonst müssten wir jetzt alle Arten die "friesii" heissen in "friesi" umtaufen.

    Die vereinfachte Schreibweise ist erst seit 20-30 Jahren üblich.


    Zur Aussprache: Da gibt es keine verbindliche Regel, wichtiger ist dass andere verstehen was man sagt.

    Hier würde ich jetzt nicht versuchen, den Namen künstlich in Latein auszusprechen.

    Sondern einfach in der Sprache, aus der der Name stammt. Also englisch "Houghton" mit zwei i hinten dran.


    Im Übrigen ein super Fund, eine der Arten die ich schon lange suche.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Hmm, spricht denn abgesehen von den minimal zu langen Sporen etwas gegen Coprinopsis strossmayeri?

    Die werden in der gängigen Literatur bis 9.5 µm angegeben. Wenn sie jetzt ein halbes µ länger sind, würde ich das nicht überbewerten.

    Die Art ist ja sehr selten, vermutlich ist die wahre Bandbreite der Sporen gar nicht bekannt.

    Und wenn man sich die spärlichen Beschreibungen anschaut, gewinnt man den Eindruck dass vielfach die Sporenmasse irgendwo abgeschrieben wurden.


    Ah, und hier eine kürzliche Publikation, wo die Sporen bis 11 µm lang sind:

    https://www.researchgate.net/publication/349604529_First_record_of_Coprinopsis_strossmayeri_Psathyrellaceae_in_Ukraine_morphological_and_cultural_features


    Gruss Raphael

    Hallo romana


    Das ist wirklich schwierig. Das Habitat wäre ja typisch für Coprinopsis stangliana, aber die hätte breitere Sporen und auch eine mehr schollige Hutoberfläche.

    Einen wirklich brauchbaren Vorschlag habe ich nicht...


    LG Raphael

    Hallo Felli


    Hast du Agaricus subperonatus in Betracht gezogen?

    Ich meine auf einigen deiner Bilder unter dem Ring eine Gürtelzone zu erkennen. Das würde zu subperonatus passen.


    Gruss Raphael

    Hallo


    Die Angaben sind schon recht dürftig, das kann sonstwas sein. Vielleicht ein Milchling wie Andy schreibt, wobei das Habitat untypisch für die Gattung ist.

    Bei dieser Informationslage wird das ein Ratespiel...


    Lg Raphael

    Hallo zusammen


    Es gibt ja noch Hygrophorus agathosmoides, der auch in Europa nachgewiesen und wohl gar nicht selten ist. Aber soweit ich weiss an Picea gebunden.

    Ansonsten hätte ich anhand der vorliegenden Informationen keinen Einwand gegen H. agathosmus.


    Gruss Raphael

    Hallo Raphael


    Vielen Dank für die Antwort. Also habe ich dich jetzt richtig verstanden, dass in diesem Fall der Test gar nicht notwendig wäre, da man die punktierten Basidien bereits so erkennt, oder? Gibt es denn sonst keine anderen Gattungen mit solch punktierten Basidien?


    LG
    Benjamin

    Hallo Ben


    Ja bei deinem Foto ist der Fall auch so klar.

    Oft erkennt man die Gattung auch ohne den Test an anderen Merkmalen, z.B. die schwärzenden oder blauenden Arten, oder solche mit rautenförmigen Sporen.


    Positiv sind meines Wissens durchgängig Lyophyllum s.str., Tephrocybe, Tephrocybella, Myochromella, Calocybe, Calocybella, Gerhardtia, Sagaranella, Sphagnurus, Tricholomella und einige aussereuropäische Gattungen.

    Inkonstante, schwache Reaktion kenne ich von hemilyophylloiden Trichterlingen (kleine, hygrophane Arten, deshalb gab/gibt es für die eine verpöhnte Gattung Pseudolyophyllum).

    Oben wurde noch Entoloma und Rhodocybe erwähnt, aber wohl nicht bei allen Arten, das war mir auch neu.

    Man darf den Test nicht überbewerten. Eine starke positive Reaktion ist oft hilfreich. Eine schwache Reaktion sagt hingegen wenig aus.


    Lg Raphael

    Eine andere Frage hätte ich aber noch an Raphael Clavaria (oder auch sonst jemand von euch Experten) bezüglich der siderophilen Granulation. Ich habe ja kürzlich Myochromella boudieri gefunden und mikroskopiert. Dabei habe ich auch ein Foto der Basidien gemacht und die finde ich sahen auch ohne die Behandlung zur siderophilen Granulation eigentlich ähnlich wie im Foto von Raphael aus. Wie würden sich diese also ändern, wenn ich die Anleitung befolgen würde und würde man da überhaupt einen Unterschied sehen? Hier das Foto (da sind doch auch schon schwarze Pünktchen enthalten oder täusche ich mich?):

    Hallo Ben


    Ja da hast du recht! Mit etwas Übung erkennt man bei manchen Arten die punktierten Lyophyllum-Basidien sogar ohne den Test.

    Mit der siderophilen Granulation werden die schwarzen Punkte einfach noch deutlicher.


    Es gibt aber auch einige Arten, wo man die Pünktchen ohne den Test kaum erkennen kann.


    Man kann den Test auch mit der "warmen Methode" machen, dann wird es noch deutlicher.

    Aber das ist mir zu umständlich.


    Gruss Raphael

    Äh - ja. Da gehe ich doch, sobald ich Zeit habe, mal mein Mikroskopiebuch studieren - das sagt mir nämlich gar nichts.... Das Stichwort habe ich zwar schon mal gehört, aber was man da machen muss, und was das für Chemikalien sind: keine Ahnung.

    Eigentlich ist das ganz einfach, du brauchst drei Chemikalien: Eizenbeize, Karminessigsäure, Chloralhydrat. Gibt es alles bei Andreas und hält lange.


    Dann so (kalte Methode):

    1. Einen Tropfen Eisenbeize auf einen Objektträger tun.

    2. Ein Stückchen Lamelle für 2-3 Minuten (nicht länger!) in die Eisenbeize legen. Es muss richtig drin liegen, nicht obenauf schwimmen.

    3. Die Lamelle an einem Taschentuch abtupfen.

    4. Einen Tropfen Karminessigsäure auf den Objektträger tun.

    5. Das Lamellenstück wieder für zwei Minuten (nicht länger) rein tun.

    6. Dieses Mal nicht abtupfen, sondern das Lamellenstück in einen Tropfen Chloralhydrat tun

    7. Deckglas drüber und mikroskopieren.


    Wenn die Reaktion positiv ist, sind die Basidien voller kleiner schwarzer Pünktchen, und Lyophyllum s.l. bestätigt:


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Hier sollte man erstmal schauen, ob es wirklich eine Tephrocybe ist, das macht alles einfacher.

    Die drei Chemikalien für die siderophile Granulation sollte man deshalb immer griffbereit haben.


    Bei Lyophyllum osmophorum hat Ludwig etwas durcheinandergebracht.

    Was er in Band 1 zeigt, riecht nach Mottenkugeln, das ist nicht L. osmophorum. Er beschreibt die Art in Band 3 neu als L. naphthalinum.


    Von Lyophyllum osmophorum gibt es in einer italienischen Zeitschrift ein schönes Foto.

    Aber das sieht völlig anders aus, ein kräftiger Pilz mit speckigem Hut und kleinen Sporen.

    Ebenso bei Contu & La Rocca 1999 (FND 9).

    Bidaud beschreibt einen Fund in der Zeitschrift Dauphine-Savoie, mit kleineren Sporen und trichterförmigem Hut (ohne Foto).


    Was man im Internet findet, sind alles keine abgesicherten Funde.

    Das merkt man schon daran, dass die Fruchtkörper bei jeder gezeigten Kollektion völlig anders aussehen.

    Bei so einem markanten Merkmal neigt man dazu, dieses überzubewerten und die Bestimmung nur daran festzumachen.


    Was es nun ist, kann ich leider auch nicht sagen. Wie ihr bereits gemerkt habt, gibt es nur wenige Tephrocybe-Arten mit einem solchen Geruch.

    Da kommt sonst nur das aus Italien beschriebene Lyophyllum oligosterigmaticum in Frage, hat aber auch einen anderen Habitus und reinweisse Lamellen.

    Sequenzieren bringt hier auch nichts, weil die Gattung weitgehend unerforscht ist.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Letzte Woche hatte ich ein paar spannende Funde. Im Moment ist der Wald voller Graublätter, was das Bestimmen nicht unbedingt einfacher macht.


    Zunächst einiges aus einem montanen Fichten-Lärchen-Wald mit eingestreuten Föhren, ca. 1600m.


    1:

    Diese hygrophanen Trichterlinge mit weiss kontrastierenden Lamellen und aromatischem Geruch würde ich Clitocybe marginella (im Sinne von Specht 2014) nennen.

    Die Art ist leider ziemlich in Vergessenheit geraten und in kaum einem Buch abgebildet.


    Sporen nichtssagend.


    HDS nur mit blassem intrazellulärem Pigment, keine Inkrustationen.



    2:

    Cortinarius percomis, an seinem Geruch gut erkennbar.



    3:

    Ganz was komisches, das ich im Feld nicht einmal in eine Gattung einordnen wollte. Geruch schwach mehlig.


    Die Basidien sind stark siderophil.


    Sporen leicht spindelförmig.


    Wenn man also bei Lyophyllum s.l. rumsucht, kommt man irgendwann auf "Lyophyllum" parabolicum.

    Eine von den Arten, die Ludwig in seinem Band 1 aus der Versenkung geholt hat. Das passt ziemlich gut, aber ist bei dieser Literaturlage keine gesicherte Bestimmung.



    4:

    Hier war mir im Feld eigentlich klar was es ist, aber ich wollte es nicht glauben: Strobilurus tenacellus. Ist denn schon Frühling?

    Ludwig erwähnt übrigens, dass die Art auch im Spätherbst vorkommt.


    Sporen


    Cheilos typisch für die Art.



    5:

    Das nächste Graublatt. Hier komme ich auf Tephrocybe confusa. Geruch schwach ranzig.


    Sporen breit elliptisch und klein


    Basidien schwächer siderophil, aber immernoch deutlich.



    6:

    Beim dritten Graublatt lande ich bei Tephrocybe substriipilea. Geruch stark mehlig.


    Sporen etwas grösser als beim vorherigen.


    Basidien wieder stark siderophil.



    7:

    Tricholoma sulphurescens, der zu Hause noch kräftig nachgilbte.

    Der Geruch war eigentümlich, recht angenehm, komplex, etwas süsslich aber mit gasartiger Komponente.



    Dann noch ein paar wenige Sachen von einem kurzen Ausflug in den nahegelegenen Kiefernwald.


    8:

    Ein Samthelmling, das war schon im Feld klar. Der zweifarbige Hut und der samtige Stiel sind typisch.

    Das hier dürfte Mycenella bryophila sein.


    Die Sporen haben diese typischen Höcker. Wenn sie richtig liegen, erinnern sie mich an kleine Schildkröten von oben.


    Zystiden lageniform mit stumpfem Apex.


    Basidien ein- oder zweisporig mit langen Sterigmen.


    Stiel mit zahlreichen Kaulozystiden.



    9:

    Pseudoclitopilus rhodoleucus


    Der Sporenabwurf wollte nicht so richtig, aber ein paar Sporen konnte ich erwischen.



    10:

    Eine einzelne Volvariella, die mir ziemlich Kopfschmerzen macht.

    Hut und Stiel sind dicht flaumig, wie man es eigentlich nur von Volvariella hypopithys kennt.

    Aber da passt weder Habitat, noch Farbe oder Sporengrösse oder Zystiden.


    Die Sporen sind winzig


    Cheilozystiden breit lageniform und mukronat.


    Pleurozystiden zahlreich, breit bauchig, nie mukronat.


    Man könnte jetzt einfach Volvariella murinella draus machen, aber das ist eigentlich ein nomen confusum.

    Es bestand lange die Tendenz, jeden kleinen grauen Scheidling so zu betiteln, wenn man nichts besseres fand.

    Wenn man die verschiedenen Kollektionen bei Ludwig anschaut, muss man sich schon fragen ob das alles wirklich eine Art ist.

    Aber das hier passt sehr gut: https://phytotaxa.mapress.com/…le/view/phytotaxa.636.1.6

    Dieses Jahr wurde aus Russland eine Volvariella lanata neu beschrieben, die perfekt zu meinem Pilz passt.

    Mal schauen was die Sequenzierung ergibt.


    LG Raphael

    Hallo Ben


    Ich sehe nichts was dagegen spricht. Mit diesem Habitus, den grauen Lamellen und dem Mehlgeruch hätte ich das auch bei Lyophyllum s.l. eingeordnet.


    Hast du das Buch von Dähncke (1200 Pilze)?

    Da ist ein Foto drin das deinem Pilz sehr nahe kommt. Sogar Hut- und Sporen-Abmessungen passen da zu deinem Fund.


    LG Raphael

    Liebe Ditte


    Danke, ich habe das Material nochmal rausgekramt und nach solchen Kaulos gesucht.

    Ich meine dass es zwischen den normalen Kaulos auch solche gibt, die zu deiner Beschreibung passen. Alles von der obersten Stielspitze.






    Hier auch noch zwei nähere Aufnahmen von den Fruchtkörpern:



    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Hier habe ich wieder einmal ein schönes Phlegmacium, an dem ich mich versucht habe.

    Ich wäre froh um eine Meinung von Cortinarius und/oder Mykollege_Günter , oder wer sich sonst berufen fühlt.


    Habitat: Thermophiler Kiefernwald (Pinus silvestris) mit Betula und Corylus.

    Geruch: Stark rettichartig, aber auch mit einer Tabakkomponente.




    Sporen: grobwarzig, etwas zitriform, 11.5-13 x 7-8 µm.


    KOH: Nur in der Stielbasis und am Basalmyzel gelb, sonst praktisch negativ.


    Die Funga Nordica führt mich direkt zu Cortinarius pseudoglaucopus, das Portrait bei Ludwig passt auch gut.

    Liege ich da richtig, oder gibt es Alternativen?

    Es gibt bereits eine kartierte Funde in dem gleichen Wald, ansonsten scheint die Art ziemlich selten zu sein.


    LG Raphael