Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen


    Ich möchte euch auf ein neues Buch zur Pilzmikroskopie aufmerksam machen.

    Im Prinzip ist es eine Fortsetzung vom Beiheft 12 zur ZMyk (Grosspilze unter dem Mikroskop).


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    In dem Buch werden acht häufige, triviale Pilzarten sehr detailliert mikroskopisch betrachtet, mit unzähligen Mikrobildern und Zeichnungen, ergänzt durch fundiertes Hintergrundwissen.

    War so triviale Arten? Ganz einfach - damit jeder ohne viel Mühe Frischmaterial finden kann, um alles selber am Mikroskop nachzuvollziehen.

    Das Buch lohnt sich m.E. für alle, die sich intensiv mit der Pilzmikroskopie beschäftigen.


    Das Buch ist im normalen Buchhandel nicht erhältlich.

    Hier kann man es bestellen: https://shop.vsvp.com/buecher-…htet-heinz-clemencon-p-51

    Vermutlich ist es demnächst auch beim Myco-Service von Andreas verfügbar.


    Gruss Raphael

    hm, das ist schwierig nur anhand der Bilder zu interpretieren. Diese Arten sind recht variabel...


    L. pyrotricha habe ich noch nie gefunden. Ludwigs Kollektion E könnte farblich dazu passen, vielleicht auch Kollektion B.

    L. glareosa findet man oft an sandig-kiesigen, vegetationsarmen Stellen. Das und die Statur der Fruchtkörper könnten zu Ludwigs Kollektion C passen.


    Makroskopisch ist das so eine Sache:

    L. glareosa hat oft schon jung eine dunklere Hutmitte und meistens einen kaum behangenen Hutrand. Aber das sind keine verlässlichen Merkmale.

    Die Farben sind sehr variabel. Hier einige Beispiele (alle aus dem gleichen Habitat):


    tonfarbene Exemplare, aber mit dunkler Hutmitte, wenig Velum


    Freudig gefärbte Exemplare, ganz wenig Velum


    Mehr braune Exemplare, wieder mit deutlicher Scheibe (sequenzierte Kollektion)


    Grössere Exemplare mit viel Velum


    Gruss Raphael

    Hallo,


    Larrson & Örstadius haben im Jahr 2013 diverse Lacrymaria-Sequenzen in die Genbank hochgeladen:

    Agaricineae internal transcribed spacer 1, partial sequence; 5.8S ribo - PopSet - NCBI

    In ihren Papers gehen sie auf Lacrymaria aber nur oberflächlich ein, auch im neuen Buch (FNE 6) schliessen sie die Gattung aus.


    Die Italiener haben einen Schlüssel erstellt. Der ist eigentlich öffentlich zugänglich aber die Webseite funktioniert im Moment nicht richtig.

    Ich hänge ihn hier mal an.


    Gruss Raphael

    Wenn ich mir die Tafeln von Ludwig zu Lacrymaria lacrymabunda anschaue, dann scheint es tatsächlich solche kleine Formen zu geben.

    Hallo zusammen


    Den Ludwig kann man für Lacrymaria nur bedingt verwenden, weil er damals alle drei Arten vermischt hat.

    Inzwischen ist genetisch abgesichert, dass es sich um drei verschiedene Arten handelt.


    Gruss Raphael

    Hallo Martin


    Ich denke auch dass es Clitocybe vibecina ist.

    Bei Cl. metrachroa müsste der Stiel typischerweise nach unten dunkler werden, das sehe ich auf deinem Bild nicht.

    Wobei man da eigentlich mehrere Fruchtkörper anschauen müsste, wo der Stiel noch nicht berührt wurde.


    Die Inkrustationen bei Cl. vibecina sind sehr fein, und längst nicht alle Hyphen sind inkrustiert.

    Ich meine auf deinen Bildern teilweise ganz feine Inkrustationen zu erkennen, aber das sieht man unter dem Mikroskop besser.

    Da muss man bei der Untersuchung immer sehr gründlich suchen, ggf. auch mehrere Präparate machen.


    Ich gibt noch eine kaum bekannte (vielleicht identische?) Art, die ebenfalls passen würde: Clitocybe orientalis.

    Die wird von vielen Autoren als Synonym von Cl. vibecina geführt.

    Soll sich angeblich durch im Schnitt etwas längere Sporen und eine dickere Pileipellis unterscheiden.


    Gruss Raphael

    Hallo Rika


    L. glareosa habe ich noch nie auf Stümpfen gefunden. Immer im Gras, gerne an sandig-kiesigen Stellen, oft zu hunderten.

    Der deutsche Name "Alpiner Saumpilz" ist übrigens Schwachsinn, weil die Art gar nicht typisch für arktisch/alpine Regionen ist (dort aber auch vorkommen kann).

    Kiesliebender Saumpilz wäre zutreffender.


    Aber eben, die Warzen sollten kaum sichtbar sein:


    L. lacrymabunda im Vergleich dazu:


    Wenn du grobe Warzen gesehen hast, ist es wohl L. lacrymabunda. Der Anzahl Fruchtkörper und deren Grösse würde ich nicht zu viel Bedeutung beimessen.

    Die Anzahl kann aufgrund idealer Wetterbedingungen so sein, und die Grösse aufgrund der Bodenzusammensetzung.


    Gruss Raphael

    Hallo Rika


    Um sicher zu sein, müsste man die Sporen mit 100x Vergrösserung sehen. Da gibt es Unterschiede beim Ornament, das kann stärker oder schwächer sein.

    Für pyrotricha sind mir die meisten FK zu wenig orangebraun.

    Es könnte auch glareosa sein, oder halt doch eine normale lacrymabunda.


    Gruss Raphael

    Hallo Jörg


    das könnte was spezielles sein, die Form des "Hutes" ist eher speziell. Sind die schon etwas trocken?

    Nach dem Skrede-Schlüssel komme ich zu Helvella carnosa, leider gibt es kaum Bilder dazu.

    Vielleicht hat jemand noch eine bessere Idee.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Am Dienstag habe ich noch eine Kollektion Risspilze gefunden.

    Sie sind wohl schon etwas durchfeuchtet und entsprechend nicht mehr optimal für eine Bestimmung, aber haben noch keinen Frost abbekommen.

    Ich hoffe dass Ditte etwas dazu sagen kann.


    Habitat bei Birken, Kiefern und Lärchen auf ca. 600m, vermutlich Kalk.

    Geruch war sehr schwach, vielleicht etwas süsslich.

    Stielbasis teilweise leicht knollig, aber nicht gerandet.




    Sporen 8.2-9.0-10.1 x 5.6-6.1-6.7 µm, Q = 1.27-1.49-1.76 (n=20)


    Zystiden meist deutlich dickwandig, 45-62 x 13-18 µm


    Stiel auf ganzer Länge bereift, mit zahlreichen Kaulozystiden und Parazystiden.


    Auch wenn der Stiel nach unten nicht dunkler wird, meine ich dass Inocybe tjallingiorum nicht schlecht passt. Kann das stimmen?


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Ab Freitag drohen hier Schnee und Frost, deshalb war ich gestern noch einmal auf Pilzjagd. Es gab ein paar erfreuliche Sachen:


    Zunächst war ich im nahegelegenen Föhrenwald.


    1:

    Ich weiss, dass ihr alle Trichterlinge liebt.

    Dieser hier ist typisch mit dem genabelten Hut und den deutlich helleren, aber nicht weissen Lamellen: Clitocybe barbularum.


    Sporen... naja, was soll ich dazu schreiben. Sporen halt.


    HDS schwach intrazellulär pigmentiert, stellenweise aber auch fein inkrustiert.



    2:

    Ich will mir jetzt ab und zu auch ein paar Aphyllophorales anschauen. Der hier ist typisch für Kiefernwälder: Irpicodon pendulus.


    Von unten sieht er aus wie leuchtende Lampenschirme.


    Die Sporen sind klein, schmal und etwas allantoid.



    3:

    Eine Kruste... bisher habe ich immer die Flucht ergriffen, wenn ich sowas sah. Aber eigentlich machen die Spass.

    Diese Kruste hier heisst Peniophorella pubera.


    Was am Holz langweilig aussieht, ist unter dem Mikroskop umso schöner: Riesige, kristallisierte Lamprozystiden (hier in SV)


    Sporen schlank und schwach gebogen.



    Im Anschluss ging ich noch in die Sandfelder am Rhoneufer. Hier gab es zwei schöne Sachen:


    4:

    An dunkler Nabeling zwischen Pionier-Vegetation. Arrhenia obscurata.


    Sporen...


    HDS wie bei Nabelingen üblich grob inkrustiert.


    5:

    Dieser schäbige, dreckige Pilz ist eigentlich eine kleine Sensation. Im Feld wusste ich nicht recht was es sein soll.


    Aber wenn man genau schaut, sieht man dass die Huthaut wohl hymeniform ist, das grenzt die Sache schon mal ein.

    Die Mikroskopier-Arbeit war eine Herausforderung, es war fast unmöglich ein Stückchen Pilz völlig vom Sand zu befreien.

    Nach etlichen zerbrochenen Deckgläsern habe ich es aber schlussendlich geschafft.


    Dickwandige Sporen mit Keimporus sind schon mal ein gutes Indiz für Conocybe.


    Die gattungstypischen Cheilozystiden habe ich schliesslich auch finden können.


    Am Stiel-Apex gab fast ausschliesslich leythiforme Kaulozystiden.


    Nach FE11 kommt man ohne Alternative auf Conocybe sabulicola. Laut GBIF bisher nur in Italien und Grossbritannien nachgewiesen :)



    6:

    Den schmuggele ich jetzt mal hier rein, habe ihn aber eigentlich vor zwei Wochen gefunden.

    Auf 1400m, am Ufer eines Bergsee unter Salix.


    Ein kleiner Fälbling, der offenbar auch ziemlich selten ist (oder einfach ignoriert wird): Hebeloma salicicola.

    Dank des KI-Bestimmungstools auf hebeloma.org ist die Bestimmung von Fälblingen deutlich einfacher geworden.


    Sporen moderat warzig (O2), schwach dextrinoid (D1-2), Perispor selten ablösend (P0-1)


    Zystiden schlank keulig.


    Nun hoffe ich, dass es nochmal ein wenig wärmer wird, ansonsten ist die Saison hier leider vorbei...


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Alex


    ich habe vor einiger Zeit eigene und fremde Funde von A. baeospora sequenziert. Das damalige Ergebnis überraschte mich, denn die Spezies ist bei den Lyophyllaceae s.l. einzuordnen, etwa bei Atractosporocybe inornata und Clitocybe subditopoda. Inzwsichnen gibt es zwei gute Sequenzen bei Genbank die das Ergebnis bestätigen aber es hat sich noch niemand getraut die Lyophyllaceae aufzuräumen. Das wird eh ne harte Nuss!


    Das finde ich sehr interessant. Ich habe kürzlich acht alpine Kollektionen von Omphalina s.l. sequenzieren lassen, mit wenig Erfolg.

    Die meisten sind in dem Beitrag hier: Turtmannspitze 12.08.2022


    Ergebnis der Sequenzierung: Einige ohne Treffer. Andere mit einem Wirrwarr aus Sequenzen zu Kollektionen, die irgendwie pyxidata, rivulicola oder chionophila genannt werden.

    Aber alle über 97% Match, also teilweise oder alle fehlbestimmt.

    Und leider kein einziger Treffer mit einer Typus-Sequenz. Ich bin also eigentlich keinen Schritt weiter, aber immerhin habe ich die Sequenzen für später.


    Ich hoffe inständig, dass sich irgendwann jemand an eine genetische Überarbeitung von Clitocybe, Lyophyllum und Omphalina traut.

    Bei Arrhenia scheint es erste Schritte zu geben, Voitk et al. haben da kürzlich drei Papers raus gebracht die etwas Licht ins Dunkel bringen.

    Bis es bei den anderen Gattungen soweit ich, sammle ich fleissig Sequenzen.


    Gruss Raphael

    Hallo Günter


    P. dorsipora ist makroskopisch nicht unterscheidbar. Gleiche Farben, gleich schleimig usw.

    Hier zum Vergleich:


    Protostropharia dorsipora


    Protostropharia semiglobata


    Den genannten Artikel gibt es hier: https://mycologia-bavarica.de/download-baende/


    Die Art ist wenig bekannt und in den meisten Büchern nicht drin. Deshalb taucht sie dann auch auf vielen Pilz-Webseiten nicht auf.

    Wenn man kein Mikroskop hat, spricht auch nichts dagegen wenn man einfach "Protostropharia semiglobata s.l." dran schreibt.


    Ach ja, damit es nicht zu einfach ist, gibt es noch eine dritte ähnliche Art:


    Protostropharia luteonitens


    Die hat oft (nicht immer) einen kleinen Buckel, ansonsten auch makroskopisch kaum mit Sicherheit zu bestimmen.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Am Freitag war ich auf einem Trockenrasen auf ca. 550m unterwegs.

    HIer und da wuchsen einzelne Kiefern, Birken und Flaumeichen.

    Dabei fand ich zwei Rhodocybe-Arten, die wie üblich schwer bestimmbar sind. Eine moderne Überarbeitung der Gattung wäre dringend nötig.


    1:

    Im Feld dachte ich erst an eine Gamundia. Damit lag ich sowas von daneben.

    Geruch wenig ausgeprägt, allerdings war es auch recht kalt. Hutdurchmesser bis etwa 15 mm.

    Der Sporenabwurf war zu dünn für eine Einschätzung.


    Die Sporen sind recht fein knotig. Basidien 4-sporig, Schnallen konnte ich nicht finden.


    In den Lamellen finden sich zahllose Pseudozystiden, die in KOH gelbbraun gefärbt sind.


    Nach Gröger und meinen eigenen Unterlagen lande ich bei Rhodocybe ardosiaca.

    Einzig die Sporen gefallen mir nicht: Nach der spärlichen Literatur sollten die viel stärker höckerig sind.

    Die blauviolette Stielspitze verliert sich wohl recht schnell. Das kleine Exemplar war leider schon etwas trocken.

    Wobei die Autoren da wohl mehrheitlich einander abschreiben, es gibt ja kaum Fundmeldungen dazu.

    Kennt jemand die Art aus eigener Anschauung, oder kann sonst etwas Hilfreiches beitragen?



    2:

    Die sehen halb vergammelt aus, waren sie aber eigentlich nicht. Im Schnitt zeigt sich, dass alles schön vital ist.

    Ich dachte zunächst an die Gattung Clitocella, dieser rissige Hut wäre typisch.

    Aber die dunklen Lamellen passen nicht, verfärben tun sie auch nicht, mit KOH reagieren sie auch nicht.

    Der Clitocella-Schlüssel von Vizzini et al. 2023 führt zu keinem plausiblen Ergebnis.


    Die Sporen sind rund oder rundlich, und schwach höckerig. Sporenpulver hellrosa. Basidien 4-sporig, keine Schnallen, keine Zystiden.


    Auch hier komme ich auf eine kaum bekannte Art: Rhodocybe tugrulii (= Rhodocybe parilis ss. auct.)

    Ich habe mir die Original-Beschreibung von 2016 beschafft, die passt eigentlich recht gut. Kennt jemand diese Art?


    Natürlich geht beides in die Sequenzierung.


    Gruss Raphael

    Hi Steve


    There are two recent papers from Antonin et al. about the podospileus and romellii group:


    https://www.researchgate.net/publication/362262689_Holarctic_Species_in_the_Pluteus_romellii_Clade_Five_New_Species_Described_and_Old_Names_Reassessed


    https://www.researchgate.net/publication/373617250_Holarctic_Species_in_the_Pluteus_podospileus_Clade_Description_of_Six_New_Species_and_Reassessment_of_Old_Names


    But I don't know if they continue with other Pluteus clades and if they are interested in your sequence. If your collection is really good documentated, you could ask them.


    best regards

    Raphael