Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen


    Nur als Idee:

    Wenn man keine Zeit hat, alle vorhandenen Pilze von Hand zu sammeln und zu dokumentieren, gibt es auch Sporenfallen.

    Die lässt man 1-2 Wochen auf der Wiese stehen, danach gibt es Geräte die sämtliche eingefangenen Sporen genetisch analysieren.

    Da kommen dann auf so einer Wiese hunderte oder tausende Arten raus, natürlich viele Brandpilze, Rostpilze und Ascos, aber eben auch die geschützten Arten.


    Das funktioniert offenbar ausgezeichnet, man muss nur jemand finden der diese komplexe Sequenzierung durchführen kann.

    Ich weiss leider nicht, ob das in Deutschland irgendwo möglich ist. Wir machen in unserem Projekt hier sehr gute Erfahrungen damit.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Es ist ein perfekter Pilzherbst, man kommt kaum nach. Aber schaut selber.


    Zunächst ein paar Sachen aus dem Wald, Pinus silvestris, mit eingestreuten Fichten und Birken.


    1:

    Calocybe obscurissima, die ich im ersten Moment für eine Melanoleuca hielt.



    2:

    Kleine, hygrophane Trichterlinge ohne speziellen Geruch sind kaum bestimmbar. Hier kam ich ohne Gewähr auf Clitocybe metachroides.

    Auf der Seite von Matthias ist eine ganz ähnliche Kollektion abgebildet.


    Sporen wenig aussagekräftig.


    HDS eine Ixokutis mit deutlichen Inkrustationen.



    3:

    Nichts besonderes, aber sieht schön aus: Cortinarius atrovirens.



    4:

    Hygrophorus discoideus



    5:

    Lentinellus flabelliformis an einem liegenden Baumstamm.



    6:

    Galerina graminea erkennt man mikroskopisch gut an den überall vorhandenen, kopfigen Zystiden, und den nicht dextrinoiden Sporen.


    Sporen fast glatt.


    Cheilozystiden kopfig


    Pileozystiden genauso


    Und die Kaulozystiden auch.



    7:

    Tephrocybe rancida erkennt man schon im Feld an den grauen Farben und dem Geruch.


    Sporen subzylindrisch


    Und hier mal eine richtig starke siderophile Granulation.



    8:

    Tricholomopsis sulfureoides von einem bereits bekannten Standort.



    9:

    Eine kleine Tephrocybe, die gattungstypisch zu nichts passen will. Einzig die aus Italien beschriebene Tephrocybe substriipilea stimmt gut überein.

    Ich lasse sie mal sequenzieren, bringt aber vermutlich nicht viel.



    Sporen recht klein für die Gattung.


    HDS eine dicke Ixokutis.



    10: Ein Risspilz für Ditte

    Die wuchsen in einem reinen Kiefernbestand auf Kalk - allerdings gab es in etwa 15 Meter Entfernung auch Birken.


    Sporen: 8.5-9.7-11.0 x 4.6-5.4-6.0 µm, Q = 1.64-1.81-1.98 (n=20)


    Cheilo- und Pleurozystiden: 43-55-66 x 12-14-18 µm (n=10)


    Kaulozystiden nur oben, dort sehr zahlreich.


    Mit den verfügbaren Schlüsseln lande ich immer irgendwie bei Inocybe auricoma, die aber ein nomen dubium ist wenn ich das richtig im Kopf habe.




    Dann noch ein paar Sachen aus dem Offenland (Magerwiese und Trockenrasen):


    11:

    Entoloma incanum (Sporen gemessen, es ist nicht E. verae)


    12:

    Lepiota farinolens hatte ich vor zwei Jahren am gleichen Standort (mit Sequenz bestätigt). Hier ist aber den Ring schon abgefallen.

    Typisch ist der feinschuppige Hut und die für Lepiota auffallend breiten, bauchigen Lamellen. Der namensgebende Mehlgeruch ist nur undeutlich.

    Mikrobilder hier: Pfynwald im Spätherbst



    13:

    Rhodocybe/Clitocella/Lulesia fallax scheint recht selten zu sein, hat mir auf jeden Fall grosse Freude gemacht.


    Die Sporen sind nur angedeutet eckig oder haben vereinzelte Pusteln.



    14:

    Rhodocybe/Clitocella/Lulesia popinalis


    Hier sind die Sporen sehr deutlich höckerig, womit man ihn klar von mundula unterscheiden kann.



    15:

    Psathyrella magnispora. Auch hier der gleiche Standort, von dem ich schon eine sequenzierte Kollektion habe.

    Hier mit Mikrobildern: Pfynwald im Spätherbst



    16:

    Ein unbestimmbarer Rätselpilz aus der Gattung Rhodophana.

    Makroskopisch würde gut "Rhodocybe" cuprea passen, aber diese hier riechen stark nach Mehl und haben viel kleinere Sporen.

    Rh. nitellina und Rh. melleopallens können auch recht dunkel sein, aber haben viel grössere, gestrecktere Sporen.

    Es gibt noch eine kürzlich beschriebene Rhodophana corylina mit so kleinen Sporen, die hat aber völlig andere Farben.


    Sporen stark höckerig, breit elliptisch und nur bis 5.5 µm lang. Schnallen vorhanden, keine Cheilozystiden.


    HDS eine ziemlich wirre Kutis, eigenartigerweise mit kopfigen, zystidoiden Elementen (in mehreren Präparaten zuverlässig zu finden).


    Ich habe ja eigentlich die Original-Beschreibung aller europäischen Rhodocybe Arten (s.l.), aber keine davon passt.

    Vielleicht hat jemand eine Idee?


    LG Raphael

    für die siderophile Granulation fehlt mir leider gerade die passende Chemie. Ich habe aber trotzdem mal mit der Funga Nordica Lyophyllum durchgeschlüsselt und komme da zu keinem passenden Ergebnis.

    Ganz ein schwieriger Fall... es gibt noch eine dubiose "Lepista singeri" mit glatten Sporen, die kommt morphologisch recht nahe.

    Aber von der gibt es wohl nicht einmal farbige Abbildungen. und auch nur eine dürftige Original-Diagnose.


    Wenn Lyophyllum, dann vielleicht L. flavobrunnescens.

    Aber das sollte heller sein und auch sonst irgendwie anders. Hatten wir neulich an der JEC-Tagung.

    Findet man in der MycBav 13.


    Mal schauen ob jemand noch eine zündende Idee hat.


    Gruss Raphael

    Hier stehe ich auf dem Schlauch: Eigentlich sieht das ja schon nach einer Lepista aus, aber die Sporen sind im Abwurf rein weiß, weder amyloid noch dextrinoid und mikroskopisch auch in BWB glatt.

    Hallo Björn


    Ich würde Lyophyllum nicht ausschliessen, vielleicht mal auf siderophile Granulation testen.


    LG Raphael

    Servus Raphael,


    Respekt, dass du dich immer noch mit Melanoleuca herumplagst :gkopfkratz: So hübsche wie die Nummer 5 nehme ich auch immer noch mit, aber eher banale an stickstoffreichen Waldrändern habe ich heuer konsequent ignoriert. Die Mikroskopie ist meist unergiebig, ganz zu schweigen vom Studium der einschlägigen Fachartikel.


    LG Matthias

    Hallo Matthias


    Ich habe mir einen Schlüssel aus den Papers gebastelt, den ich jetzt an jeder brauchbaren Kollektion teste. Danach lasse ich sie sequenzieren, um es zu überprüfen. Im Winter irgendwann weiss ich, ob der Schlüssel brauchbar ist.


    Für die mit urticiformen Zystiden gibt es in einem der neusten Papers übrigens eine Schlüssel von Antonin.


    Lg Raphael

    Hallo zusammen


    Hier ein paar Sachen von einem kürzlichen Abendspaziergang im nahegelegenen Flaumeichen-Kiefern-Wald.

    Der ist normalerweise trocken und absolut pilzfrei, aber es regnet so schön viel.


    1:

    Agaricusse übersehe ich meistens, aber der hier sah interessant aus: Agaricus bresadolanus.


    Wichtig sind die dicken Mycelstränge an der Basis.


    Verfärben tut er nicht oder nur minimal.


    Sporen wie immer wenigsagend bei Agaricus.



    2:

    Das hier hat mir grosse Freude bereitet: Cystolepiota pulverulenta, die jetzt angeblich Cystolepiota petasiformis heisst.


    Sporen inamyloid


    Diese Flocken auf dem Hut sind anfangs weiss und werden dann braun. Sie bestehen aus länglichen, teils unregelmässigen Elementen.



    3:

    Eine winzige Lepiota, die ich jetzt mal Lepiota setulosa nenne. Ob das stimmt oder doch einfach Lepiota echinella ist, bleibt abzuwarten.


    Sporen elliptisch und recht klein


    Zystiden lageniform


    HDS-Haare mit Unterschicht aus kürzeren Elementen, Haare bis über 200 µm lang.



    4:

    Das hier hätte man früher leichtfertig Melanoleuca brevipes genannt, aber das ist ein nomen confusum.

    Ich komme auf Melanoleuca paedida.


    Sporen eher gross


    Cheilozystiden urticiform, meistens ohne Kristalle.


    Keine echten Kaulozystiden, nur Büscheln von keuligen Zellen.



    5:

    Noch eine ganz prächtige Melanoleuca, die ich als Melanoleuca rasilis bestimmt habe.


    DIe Sporen sind ähnlich wie bei Nr. 4


    Cheilozystiden sehr spärlich


    Auch hier wieder keine echten Kaulozystiden, nur keulige Elemente.


    4 und 5 sind mikroskopisch praktisch identisch, vielleicht ist es sogar die gleiche Art.

    Würde mich aber bei dem makroskopisch sehr verschiedenen Erscheinungsbild überraschen.


    LG Raphael

    Hallo Schupfi


    Ja bei Pluteus nanus sieht man das gut.

    Leicht über die Hutmitte reiben, dann glänzt es sofort.


    Pl. nanus oder phlebophorus wird es wohl sein, an diesem Merkmal kann man die gut unterscheiden.


    Gruss Raphael

    Laut Funga Nordica blaut C.paelochroum auch zuerst , bevor es zu grau-schwarz umfärbt

    ???

    Hallo Uwe


    Ja da streiten die Mykologen heute noch wie man das unterscheidet, siehe die Diskussion im Gröger.

    Eigentlich sollte man bei L. paelochroum das Blau nur ganz kurz sehen, dann wird es schnell schwarz. Bei L. caerulescens soll es länger blau bleiben.


    Die Funga Nordica unterscheidet da im Wesentlichen nach der Form an der Stielbasis, da sind die schon auf recht dünnem Eis...

    Leider wird die Gattung von den Genetikern völlig ignoriert.

    Ich kann mich hier auch mit Lyophyllum paelochroum anfreunden, so ganz klar ist die Abgrenzung nicht.


    LG Raphael

    Hallo Tobias


    oh, ein schöner Fund!

    Das sollte schon Lyophyllum caerulescens sein. Die anderen Arten schwärzen sofort, hier sieht man das Blau sehr gut.


    Evtl. käme noch Lyophyllum pseudosinuatum in Frage, aber das hat einen kräftigeren Habitus (wie ein Riesenrötling) und etwas grössere Sporen.

    Mykollege_Günter kennt sich mit der Art recht gut aus, denke ich ;)


    LG Raphael

    Ein wenig Material konnte ich von beiden Funden trocknen, falls du die Möglichkeit zur Sequenzierung hast könnt ich dir den Beleg zukommen lassen.

    sehr gerne! Ich schicke dir meine Adresse per PN.


    Gruss Raphael

    Hallo Uwe


    Ah, also doch nicht so einfach :)

    Ich habe ihn schon zum Sequenzieren eingetragen.

    Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde diese Art früher oft C. rapaceus genannt, was inzwischen als nomen dubium gilt.

    C. rapaceus ist in der Schweiz auf der Roten Liste (EN) mit 6 Fundmeldungen in den letzten 25 Jahren, deshalb lohnt sich die Sequenzierung sicher.

    Mit etwas Glück denke ich dran, das Ergebnis hier zu melden.


    LG Raphael

    Hallo Felli


    Mycenella ist eine kaum bearbeitete Gattung mit viel Ungewissheit, viel weiter wirst du da nicht kommen X/

    Bei deinen beiden Pilzen würde eine Sequenzierung Sinn machen.

    Dadurch kommst du vermutlich auf keine gesicherte Bestimmung, aber es würde helfen, die Gattung besser zu verstehen.

    Ich weiss zum Beispiel, dass sich hinter M. salicina mindestens zwei verschiedene Arten verstecken, deren morphologische Unterschiede mir aber noch nicht klar sind.

    Man findet die Dinger halt so selten...


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Heute durfte diese schöne Gruppe mitkommen, bei der leider ein ganz junger Fruchtkörper fehlt.

    Aber mal schauen, was man daraus machen kann.


    Habitat: Thermophiler Wald auf Kalkboden, generell sehr trocken, aber es regnet ja genug dieses Jahr.

    Pinus und Quercus pubescens als Begleiter.



    KOH 20%: In der Knolle sofort gelb, ebenso am Basalmyzel, aber schwächer (sieht man schlecht auf dem Foto).

    Überall sonst negativ.

    Geruch etwas erdig, nicht unangenehm. Keine weitere Verfärbung im Fleisch.


    Sporen mandelförmig, bis zitriform, stark warzig.

    Ich war noch messfaul, habe bisher fünf Stück gemessen: 10.5-11.5 x 6-7 µm.


    Dem schleimigen Hut entsprechend gibt es eine dicke Ixokutis.


    Darunter ein ziemliches Durcheinander, nichts was man also gut differenzierte Subkutis bezeichnen könnte.



    Nach Funga Nordica komme ich auf Cortinarius caroviolaceus, aber bei dem wird KOH negativ beschrieben, sicher nicht gelb in der Knolle.

    Vermutlich habe ich mich irgendwie verrannt.


    Cortinarius , hast du eine Idee dazu?


    LG Raphael

    Hallo Claudia


    Die scheinen wirklich kubisch bzw. pentagonal zu sein, oder irre ich mich?

    In der Gruppe gibt es halt einige neu beschriebene Arten, deren Verbreitung noch schlecht bekannt ist.

    Mit FE5b halbwegs bestimmbar, aber man müsste noch Schnallen suchen, Cheilo- und Kaulozystiden anschauen.

    Wäre schon interessant, die Arten der Gruppe sind alle selten.


    Gruss Raphael

    Das hier hat mich auch amüsiert - oder nachdenklich gemacht, was die Medien so husch pfusch in die Welt setzen:



    Erstens:

    Dramatisierung. Abertausende Pilzsammler stehen mit einem Bein im Grab, weil das Knollenblätterpilz-Gegengift fehlt.


    Zweitens:

    Falschinfo. Es gibt überhaupt kein Gegengift, sondern nur Stoffe mit denen die Aufnahme der Amanitoxine in die Leber erschwert werden.

    Diese helfen bei der Therapie einer Vergiftung, garantieren aber keine Genesung, wie man es von einem "Gegengift" erwarten würde.

    Die Aussage, es gäbe grundsätzlich ein Gegengift, verharmlost eine solch kritische Vergiftung.

    Also einfach rein in den Wald, alles futtern was lecker aussieht und mild schmeckt, und wenn's nicht bekommt schnell das Gegengift holen ???


    Drittens: Falsches Bild. Der gezeigte Pilz (Amanita citrina) ist vergleichsweise harmlos und gut gekocht sogar ungiftig (was nicht bedeutet dass ihr den jetzt alle essen müsst).


    Viertens: Irreführende Schlussfolgerung. Pilze sollten auch dann von einem Experten kontrolliert werden, wenn das angebliche Gegengift lieferbar ist.

    Die Schlagzeile ist so geschrieben, als wäre diese Kontrolle nur nötig, weil dieses Mittel gerade nicht verfügbar ist.


    Sauber recherchiert ist was anderes glaube ich...


    LG Raphael

    Hallo beli


    Auf dem Sporenfoto sieht man, dass die Sporen nicht braun sind, sondern hyalin und damit höchstwahrscheinlich ein Weisssporer. Gymnopilus-Sporen sehen völlig anders aus.


    Lg Raphael