Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen


    Ich komme gerade von einer schrecklich erfolgreichen Tagung am Walensee zurück.

    Die Woche war gezeichnet von Pilzstress, ich musste Exkursionen vorzeitig abbrechen weil ich sonst viel zu viel Material mitgenommen hätte.

    Ein paar Highlights stelle ich die nächsten Tag noch hier rein. Aber zunächst wünsche ich mir Hilfe von Ditte für verschieden Risspilze.

    Es ist schon spät, deshalb erst einmal nur drei Funde von einem Extremstandort, der Rest folgt morgen Abend.


    Habitat für alle drei Arten war das gleiche: Eine Sandbank mit Weiden und Erlen.


    1:

    Von dem habe ich leider kein Standort-Foto. Aber vielleicht lässt sich auch so etwas damit anfangen.

    Durchmesser bis 30mm, Geruch etwas unangenehm mit fischartiger Komponente.



    Sporen 8.8-10.0-11.5 x 5.3-5.8-6.4 µm, Q = 1.45-1.72-1.90, n=20


    Die Zystiden sind gestielt-rundlich, bräunlich, leicht kollabierend und haben eine eigentümliche Oberflächenstruktur.


    Liege ich da mit Mallocybe fuscomarginata richtig?



    2:

    Makroskopisch recht ähnlich wie Kollektion 1 und sie wuchsen unmittelbar beieinander, ich dachte erst alles wäre das gleiche.

    Durchmesser bis 35mm, Geruch empfand ich als schwach pelargoniumartig.




    Sporen recht gross, 11.2-15.5-15.7 x 6.4-7.5-8.1 µm, Q = 1.53-1.82-2.17, n=20


    Cheilozystiden gross, breit keulig, 39-66-85 x 16-20-26 µm (n=6). Bei älteren Fruchtkörpern teils braun pigmentiert.


    Kaulozystiden gab es nur hier und da im oberen Viertel, aber wenn dann gleich richtig viele beieinander.

    Ich konnte sie auch nur an alten Fruchtkörpern in dieser Menge sehen, junge Exemplare hatten viel weniger.


    Mit der üblichen Literatur lande ich nur in Sackgasse, habe dann aber Ditte's Pseudosperma huginii entdeckt.

    Da passt vieles aber nicht jedes Detail. Einen besseren Vorschlag habe ich nicht.



    3:

    Die Fruchtkörper waren - wie man sieht - sehr fragil und tief im Sand eingesenkt. Die Stielbasis ist leicht keulig, nicht knollig.

    Durchmesser bis 25 mm, Geruch schwach.


    Der Hut ist auffallend zweifarbig.



    Die Sporen haben auffallende Tropfen, einige grosse oder viele kleine.

    11.6-13.0-14.6 x 7.4-8.1-8.8, Q = 1.50-1.62-1.76, n=20


    Cheilo- und Pleurozystiden dickwandig, 46-55-72 x 18-21-23 µm (n=5)


    Kaulozystiden an der Stielspitze...


    ... und bis zur Basis sind zahlreiche Kaulozystiden vorhanden.


    Bei Nummer 3 bin ich bisher auf keinen vernünftigen Namen gekommen.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Jörg


    Makroskopisch finde ich das recht passend. Tricholoma hemisulphureum ist keine rein hochalpine Art, ich habe die schon unter der Waldgrenze gefunden:



    Habitat war eine Magerwiese bei Lärchen, Fichten, Kiefern.


    Dem Pilz dürfte egal sein wieviel Meter über dem Meer er wächst. Wenn der Boden stimmt und Mykorrhiza-Partner da ist, kann er auch auf 380m wachsen.


    Gruss Raphael

    Hallo Ingo


    Schade, ist halt kein Musterexemplar und ein Pilz ist meistens kein Pilz.

    Mit diesem Geruch dachte ich an Paralepistopsis amoenolens, die makroskopisch nicht unähnlich ist.

    Nur der Stiel ist etwas dunkel dafür, das kann aber am Alter liegen.

    Lepista martiorum riecht auch süsslich, aber nicht so stark.


    Aber eben, ist nur ein Schuss ins Blaue, gut möglich dass Werner recht hat.


    Gruss Raphael

    Hallo Ingo


    Das könnte spannend werden.

    Hast du die mitgenommen für einen Sporenabwurf?

    Die Sporen in Baumwollblau wären interessant.


    Gruss Raphael

    Hallo Peter


    Hebeloma crustiliniforme kann gut sein, muss aber nicht.

    Um Fälblinge sicher zu bestimmen braucht es weitere Mikroangaben:

    - Sporen exakt messen, etwa 20 Stück, Mittelwert von Länge, Breite und Koeffizient rechnen.

    - Jodreaktion in Melzer: Sporen inamyloid, schwach amyloid, oder stark amyloid?

    - Zystiden im Präparat freilegen, so dass man einzelne komplett ohne störenden Hintergrund sieht. Die genaue Form ist wichtig.

    - 5-10 Zystiden messen: Länge; dickste Stelle nahe am Apex; dünnste Stelle nahe der Mitte; dickste Stelle im unteren Drittel


    Je nachdem braucht man noch mehr, aber meistens reicht das.

    Ach ja, der Geruch ist noch wichtig. Meistens rettichartig, aber nicht immer.


    Wobei... je nachdem was man vorhat, kann man sich die Mühe auch sparen und einfach Hebeloma crustiliniforme s.l. dran schreiben. Niemand wird hier etwas dagegen haben.


    Gruss Raphael

    Eine Frage hätte ich: Wie lang ist denn Deine Mittagspause?

    Hallo Wolfgang


    Ich kann mir den Tag in einem gewissen Rahmen selber einteilen, wenn es keine Kundentermine gibt.

    Zwei Stunden Mittagspause liegen locker drin, wenn ich morgens früher anfange oder abends länger arbeite.


    Gruss Raphael

    Hallo Schupfi


    Du hast recht, Plural war da etwas übertrieben, es geht eigentlich nur um S. pseudocyanea. Die hatte ich bisher nur einmal und schlecht dokumentiert.

    Der Pfeffer-Geruch ist nicht konstant, siehe die Beschreibung bei Ludwig. Sicher unterscheiden kann man die meiner Meinung nach nur mikroskopisch.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    In der Mittagspause war heute eine kleine Exkursion angesagt. Ich bin kurz in verschiedenen Waldgebieten ausgestiegen.

    Die ersten zwei waren absolut pilzfrei, das dritte war dann Balsam für meine Seele.

    Habitat: Nadelmischwald mit Kiefern und Fichten, hier und da gibt es auch ein paar Birken und andere Laubbäume.


    1: Ein Russporling

    Von oben sah er so schäbig aus, dass ich schon dran vorbei gehen wollte.

    Dann fiel mir ein dass in dem Waldgebiet ja eine Rarität vorkommt, die so aussieht.

    Einmal umdrehen reichte: Boletopsis grisea.


    Sporen nur der Vollständigkeit halber.


    2: Ein Tellerling

    Im Wald wollte ich mich da noch nicht festlegen, diese grauen Tellerlinge muss man genau anschauen.

    Geruch sehr schwach, vielleicht etwas süsslich. Verletzte Fruchtkörper schwärzen stark.


    Bei den Sporen muss man schon genau hinschauen, um zu erkennen dass sie etwas eckig sind.

    Die für Rhodocybe s.l. typischen Höcker sieht man bei der Art fast nicht.

    Mit den Sporenmassen und dem Standort im Wald kommt Clitocella mundula raus.


    3: Ein Träuschling

    Mit den blassen Farben hatte ich auf eine der selteneren Arten gehofft.


    Die Sporen tragen wenig zur Bestimmung bei.


    Pleurochrysozystiden, wie halt üblich in der Gattung.


    Die Cheilozystiden sind aber auch Chrysozystiden, deshalb ist es wohl einfach eine ausgebleichte Stropharia caerulea.


    4: Ein einsamer Ritterling

    Ja, ein Pilz ist kein Pilz. Und obendrein schäme ich mich dafür, dass ich ihn beim Herausnehmen halb zerstört habe.

    Dennoch ist die Bestimmung recht offensichtlich.


    Schuppiger Hut, aussteigender Ring, und ein penetrant parfüm-fruchtiger Geruch. Also einer der Krokodilritterlinge.


    Nach FNE4 kann man die Krokodilritterlinge ganz gut nach den Sporen unterscheiden.

    Hier waren sie im Schnitt 6.1 x 5.2 µm gross, zu kleine für das mediterrane Tricholoma caligatum s.str., aber recht passend zu Tricholoma ilkkae (Tr. caligatum ss. auct).

    Dazu passen auch Habitat, Breitengrad und die Struktur der Hutoberfläche.


    Das war's für heute... Korrekturen/Ergänzungen willkommen.


    Gruss Raphael

    Hallo Ditte


    Entschuldige das verspätete "Danke", ich war an einer Tagung und habe danach nicht dran gedacht zu antworten.


    Wie immer habe ich wieder gelernt, wie wenig ich über Risspilze weiss. :)


    Das mit dem Boden macht mir oft Schwierigkeiten. In den Bergen wechselt das je nach Gebiet alle paar hundert Meter oder plötzlich hat man eine Kalkader mitten in einem sauren Fichtenwald. Wenn in der unmittelbaren Nähe keine Zeigerpflanzen und -pilze stehen, bin ich dann nie sicher wie der Boden ist. Diesen Sommer war es besonders schwierig, weil mit der Trockenheit kaum eine Pflanze geblüht hat. Wie auch immer, ich versuche mich zu bessern.


    An I. lilacinomaculata hatte ich eigentlich auch gedacht, habe mich dann aber von Ludwig's Beschreibung und Abbildung abschrecken lassen. Seine Typuskollektion bestand wohl aus recht untypische Exemplare und ihm war nicht bewusst, dass er eigentlich eine häufige Art beschrieben hat.


    Wenigstens lag ich bei I. fuscidula ss. auct. richtig, nur dass ich die taxonomischen Zusammenhänge falsch verstanden habe.


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo zusammen


    Galerina clavata würde recht gut passen, wenn da nicht die hymeniforme HDS wäre.

    Sicher dass diese birnenförmigen Zellen keine Pileozystiden waren?


    Ich hab sonst auch keine Idee wo man den sonst einsortieren könnte.

    Für die rauhsporigen Conocybe-Arten sind die Sporen zu gross und zu stark warzig.


    Gruss Raphael

    Ja, diese drei Papers. Ich weiss gerade nicht ob es die alle irgendwo kostenfrei gibt, ich meine mindestens eines musste ich kaufen.


    Melanoleuca galbuserae, M. fontenlae and M. acystidiata—Three New Species in Subgenus Urticocystis (Pluteaceae, Basidiomycota) with Comments on M. castaneofusca and Related Species
    Melanoleuca is one of the taxonomically most complicated genera of Agaricomycetes with several taxonomically lineages. The subgenus Urticocystis of the genus…
    www.mdpi.com

    Multilocus phylogeny and taxonomy of European Melanoleuca subgenus Melanoleuca
    Revision of the taxonomically complicated European Melanoleuca taxa with well-developed macrocystidia (subgenus Melanoleuca) is presented. The species are…
    www.tandfonline.com

    https://www.researchgate.net/publication/318155351_Molecular_phylogenetics_and_taxonomy_in_Melanoleuca_exscissa_group_Tricholomataceae_Basidiomycota_and_the_description_of_M_griseobrunnea_sp_nov


    Vermutlich ist die Gattung noch nicht fertig bearbeitet.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Ich denke auch dass das einer der Rillstieligen Weichritterlinge ist.

    Ich weiß nicht, ob der „Gemeine“ auch der Neuordnung nach der Sequenzierung zum Opfer gefallen ist.

    Ja, der ist ein Sequenzierungsopfer. Das ist ein Aggregat aus mehreren Arten die von Vladimir Antonin aufgedröselt wurden. Eine sichere Bestimmung ohne DNA grenzt an Zauberei.

    Für uns normale Menschen bleibt es meistens "einer der Gemeinen Weichritterlinge", was auch nicht weiter schlimm ist.


    Gruss Raphael

    Ja das stimmt, man erkennt ihn normalerweise am Wachstum oder auch an dem typischen Geruch. Da muss man sich die Mühe nicht machen.

    Aber es kommt auch mal vor, dass da nur 2-3 Einzel-Exemplare stehen. Dann könnte man ihn mit weissen Trichterlingen verwechseln.

    Mit der Eisensulfat-Reaktion kann man jeden Zweifel eliminieren.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Hier nun die Fortsetzung meines Berichts von gestern Abend.


    Tag 2 der Studienwoche führte uns in einen montanen Fichtenwald. Leider war es die Nacht davor sehr kalt, entsprechend waren viele Pilze schon ruiniert.

    Aber immerhin ein interessanter Fund:


    1. Ein falscher Pfifferling

    Die braue Farbe lässt schon vermuten, dass es keine normale Hygrophoropsis aurantiaca ist.


    Die Sporen helfen nicht weiter...


    Aber die HDS besteht aus dicken, keuligen Elementen, bis über 20 µm im Durchmesser.

    Das plus die braune Farbe führen zu Hygrophoropsis rufa.



    Am dritten Tag haben wir einen für uns neuen Auwald getestet. Es gab viele Pilze, aber das meiste Standard-Zeug mit dem das Forum im Moment ohnehin geflutet wird.

    Also nur der hier:


    2. Ein spitzhütiger Häubling

    Diese winzigen Kerlchen hatten bis 8mm Hutdurchmesser und wuchsen auf einem alten Baumstumpf.


    Sporen schwach warzig


    Cheilozystiden lageniform. Pleuro- und Pileozystiden gab es nicht.


    Im oberen Stieldrittel gab es zahlreiche Kaulozystiden.


    Die Funga Nordica führte mich zielsicher zu Galerina triscopa.



    Am vierten Tag gab es eine längere Pilzwanderung im montanen Nadelwald und über verschiedenes Grasland.

    Da kam dann doch einiges an Pilzen zusammen, zum Beispiel diese hier:


    3: Ein cremefarbener Trichterling

    Der wuchs auf einer recht stark beweideten, aber sonst ungedüngten Alpweide.

    Geruch schwach süsslich, Sporenpulver weiss.


    Sporen recht klein und breitelliptisch.


    HDS ohne Inkrustationen.


    Weisse Trichterlinge sind ja der Horror. Hier spricht vieles für Clitocybe quisquiliarum (dealbata ss. auct.).

    Ich lasse mich da aber noch beraten.


    4: Ein kleiner Rötling

    Geruch mehlig. Basidien 4-sporig, Schnallen nur an der Basidienbasis vorhanden. Keine Zystiden.


    Sporen recht klein, mit 5-7 abgerundeten Ecken.


    HDS intrazellulär und inkrustiert pigmentiert. Stellenweise mit Übergang zu einem Trichoderm.


    Stipitipellis wenig auffällig, es gab aber einzelne keulige Hyphenenden, die man als Kaulozystiden bezeichnen könnte.


    Nach langem Hin und Her habe ich mich entschieden, über die eher glänzende Hutoberfläche hinwegzusehen.

    Die kann durchaus aufgrund der kalten Temperaturen und der Feuchtigkeit etwas "entstellt" sein.

    Unter der Lupe sieht man, dass der Hut eigentlich stark faserig ist. Mikroskopisch spricht alles für Entoloma terreum.



    5: Eine Lorchel

    Lorcheln sind schwierig, seitdem sie gründlich bearbeitet wurden.


    Die Sporen sind meistens keine grosse Hilfe. Hier ist zu bemerken, dass ich trotz intensiver Suche keine warzige Sporen finden konnte.


    Paraphysen keulig


    Die Haare an der Aussenseite bestehen aus langen Ketten von rundlichen oder elliptischen Zellen.


    Nach dem Schlüssel von Skrede et al. 2017 komme ich auf Helvella pubescens.

    Ob das wirklich stimmen kann weiss ich nicht, vielleicht hat hier jemand eine Meinung dazu?



    Am letzten Tag ging es dann in einen Mischwald (Buchen, Weisstannen, Fichten), der überfüllt mit Pilzen war.

    Ich habe aber nicht viel mitgenommen, weil ich keine Zeit gehabt hätte alles zu bestimmen. Nur noch einer für hier:


    7: Ein Schleierling

    Meistens mache ich ja einen Bogen um die, aber wenn es eine so schöne Gruppe ist, kann man nicht nein sagen.

    Geruch irgendwie muffig-kampferartig, schwer zu definieren.




    Schnittbild ohne Zutaten


    Und hier mit KOH: Nur an der Stielbasis aussen sieht man eine deutliche Reaktion, im Fleisch überall negativ.


    Sporen breitelliptisch bis rundlich und recht klein, bis 9.5 µm lang.


    Mit der Bestimmung hatte ich wie erwartet Mühe. Am Ende kam ich auf Cortinarius lebretonii, vor allem wegen dieser auffallenden ockergelben Gürtel.

    Vielleicht hat Cortinarius Zeit, sich das mal anzuschauen?


    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Benjamin


    Es gibt meines Wissens keine umfassende Sammlung solcher Reaktionen. Oder nur für bestimmte Gattungen (z.B. Russula, Phlegmacien).


    Bei Leucocybe connata ist der Test beliebt, weil man damit jede ähnliche Art ausschliessen kann. Bei anderen Gattungen sind makrochemische Reaktionen in der Literatur eigentlich nur dann erwähnt, wenn sie bei der Bestimmung nützlich sind.


    Gruss Raphael

    Weil du sagst Lyophyllum paelochroum hat keine Auffälligkeiten, war bei dir kein starker ranziger Mehlgeruch?

    Hallo Thiemo


    Doch der Geruch war natürlich da. Meine Formulierung war suboptimal. Es gibt ja einige ähnliche (seltenere) Arten bei Ludwig und Gröger, die konnte ich alle ausschliessen.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Diese Woche war ich an der alljährlichen Studienwoche des VSVP. Es gab unglaublich viele Pilze, ich kann euch nur ein paar Highlights zeigen.

    Korrekturen natürlich willkommen.


    Bei der Anreise machten wir einen kleinen Stopp in einem Mischwald (vorwiegend Fichten). Dort gab es unter anderem folgendes:


    1: Ein grosser Rötling

    Geruch unauffällig, vielleicht etwas nitrös.


    Sporen subisodiametrisch. Schnallen überall vorhanden.


    HDS mehrheitlich intrazellulär pigmentiert, aber stellenweise auch inkrustiert.

    Damit sollte das Entoloma sericatum sein. Das ähnliche E. rhodopolium/nidorosum hätte rein intrazelluläres Pigment.


    2: Ein gelber Häubling

    Mit dieser auffälligen Farbe war ich anfangs nicht sicher, ob es wirklich eine Galerina ist.


    Unter dem Mikroskop war der Fall dann klar: Sporen fast glatt (und stark dextrinoid).


    HDS eine Ixokutis, Hyphen mit Schnallen.


    Cheilozystiden sehr auffällig: Die meisten gleichmässig zylindrisch mit einem kugelrunden Kopf.


    Kaulozystiden im oberen Stieldrittel vorhanden.


    Diese speziellen Zystiden führen mich in der FN zu Galerina norvegica. Das Portrait bei Ludwig passt auch sehr gut.




    Tag 2 führte uns in einem Auwald mit Buchen, Fichten, Weisstannen, Birken und Erlen.


    3: Ein merkwürdiger Rötling

    Auch hier wurde mir erst am Mikroskop klar, dass es ein Rötling ist.


    Sporen heterodiametrisch und vieleckig.


    Cheilozystiden sehr auffällig, spindelförmig.


    Dieser matte, fast samtige Hut zusammen mit den speziellen Zystiden sprechen sehr für Entoloma excentricum.


    4: Ein wolligschuppiger Schirmling

    Diese hübschen Pilze lassen sich auch makroskopisch bestimmen: Lepiota fuscovinacea.


    Sporen in Melzer


    5: Ein Unverkennbarer

    Lyophyllum favrei ist in der Gegend ortshäufig, irgendwer findet ihn eigentlich jedes Jahr während der Studienwoche.

    Meistens liegen dann 1-2 halb ärmliche, halb vertrocknete Exemplare auf dem Tisch. Dieses Jahr wuchs er zu Hunderten überall im Wald.

    Ein unglaublich schöner Pilz.



    6: Noch ein Lyophyllum

    OK, etwas weniger spektakulär.


    Der hier hat runde Sporen und keine anderen Auffälligkeiten, also Lyophyllum paelochroum.


    7: Ein kleiner Dachpilz

    Samtiger Hut, unter der Lupe fein aderig.


    Die Sporen sind bei Dachpilzen meist keine grosse Hilfe.


    HDS hymeniform mit zwei verschiedenen Elementen: Lageniforme und rundliche.


    Cheilozystiden oft auffallend geschnäbelt, womit es Pluteus thomsonii ist. Vielleicht die f. evenosus, weil der Hut kaum aderig ist.


    Mehr folgt in einem zweiten Beitrag...


    Gruss Raphael

    Hallo Schupfi


    Mit diesen Sporen würde ich Agaricus chionodermus draus machen. Der Schlüssel im Parra führt ohne Alternative zu dem.

    Dort werden auch passende Sporenmasse angegeben: (6.2-)6.4-7.9-9.2(-9.5) x 4-5.04-6 µm

    Und eben die Sporenform, leicht verschmälert bis amygdaliform. Die Sporenzeichnung im Parra passt genau zu deinen Fotos.

    Agaricus altipes und A. cappellii haben elliptische Sporen.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Vorgestern war ich auf einer kurzen Exkursion im Fichtenwald auf ca. 1500m.

    Dort gab es (unter anderem) viele Risspilze. Drei Kollektionen stelle ich mal hier rein, natürlich in der Hoffnung dass Ditte einen Blick drauf wirft:


    1: Ein weisser Risspilz der geophylla-Gruppe

    Früher war es einfacher, da hätte man einfach "geophylla" dran geschrieben und niemand hätte reklamiert.

    Aber jetzt muss man schon genauer hinschauen...


    Durchmesser bis etwa 2 cm. Hut anfangs reinweiss, später strohblass. Geruch etwas spermatisch.


    Sporen mehrheitlich elliptisch, 7.8-8.4-9.4 x 4.4-5.1-5.8 µm, Q = 1.53-1.65-1.86 (n=20)



    Cheilozystiden recht vielgestaltig, aber oft mit deutlichem Hals und langem schlankem Fuss. 49-53-57 x 15-17-19 µm.


    Pleurozystiden ähnlich.


    Kaulozystiden gibt es zwei verschiedene, alles nur am Apex: Wenige dickwandige, teils mit Kristallen. Und dann viele gegliederte, hyphenähnliche Elemente.


    Und dann eben nicht selten solche gegabelten Kaulozystiden.


    Aufgrund dieser Kaulozystiden meine ich, dass es Inocybe cygnea sein könnte. Die Sporen sind allerdings etwas kleiner als in Ditte's Beschreibung.



    2: Ein blass lila Risspilz

    Der wuchs wenige Meter daneben. Auch die lila Risspilze sind nicht mehr so einfach wie früher...


    Auf dem Standortbild sieht man die Farben nicht gut. Die jungen Fruchtkörper sind kräftig lila, die älteren eher graulila.

    Durchmesser bis 15mm, Geruch wieder leicht spermatisch.


    Hier nochmal unter Kunstlicht. Auffallend ist die gelbe Stielbasis.

    Weil sich die violetten Farben rasch verlieren, meine ich dass es nicht Inocybe lilacina s.str. sein kann (Matheny&Swenie 2018).


    Sporen elliptisch, 8.6-9.2-10.0 x 5.0-5.4-5.7 µm, Q = 1.56-1.72-2.01 (n=20)



    Cheilozystiden: 44-50-55 x 12-15-20 µm


    Pleurozystiden ähnlich


    Kaulozystiden nur im oberen Drittel. Die meisten subzylindrisch, einige fusiform. Daneben viele keulige Parazystiden.


    Bei der Bestimmung bin ich sehr unsicher. Es gibt zwei amerikanische Arten die ähnlich sind:

    - I. pallidicremea sollte eine andere Sporenform haben und wurde laut GBIF zumindest einmal in Norwegen nachgewiesen.

    - I. sublilacina hätte die richtige Sporenform, aber ich weiss nicht ob die in Europa überhaupt vorkommt.

    Bei beiden Arten passen diese zylindrischen Kaulozystiden nicht. Die gibt es hingegen bei I. syringae, aber sonst passt da überhaupt nichts (Sporen, Habitat, Farbe).

    Fazit: Ich komme nicht weiter.



    3: Ein graubrauner Risspilz


    Bis 3 cm im Durchmesser. Geruch (welch Überraschung) spermatisch.


    Der Stiel rötet etwas bei Berühung.


    Sporen: 8.7-9.4-10.4 x 5.0-5.3-5.6 µm, Q = 1.63-1.79-2.05 (n=20)



    Cheilozystiden: 48-58-69 x 16-18-21 µm


    Pleurozystiden ebenso


    Kaulozystiden nur im oberen Drittel, mit deutlich abgesetztem Hals.


    Nun zur Bestimmung... naja, nach FN und Bon komme ich auf Inocybe fuscidula (neu = I. glabripes), was aber nicht stimmen kann.

    Die hat nach Ditte's Webseite deutlich kleinere Sporen.

    In den vielen neuen Publikationen fehlt mir noch der Überblick um innert nützlicher Zeit etwas zu bestimmen, ich werde im Winter versuchen das zu ändern.



    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Schupfi


    Mit exakten Sporenmessungen (mindestens 20 Stück, Mittelwerte und Koeffizient rechnen) müsste man in der Sektion recht weit kommen.

    Dann noch die genaue Sporenform, also mehrere Sporenfotos machen.

    Du hast Glück, in anderen Sektionen fragt der liebe Parra Gensequenzen ab im Schlüssel.


    Gruss Raphael

    Hallo Noah


    Was wirklich richtig ist, weiss nur die Natur. Taxonomie ist keine exakte Wissenschaft wie die Mathematik. Wir können nur Vermutung anstellen, mit immer neuen wissenschaftlichen Methoden.

    Letztendlich ist die Natur nicht so schön geordnet wie unsere Taxonomien. Das ist lediglich das menschliche Bedürfnis, Ordnung in einem über Milliarden Jahre entstandenem und ziemlich chaotischen System zu schaffen.

    Richtig und falsch gibt es deshalb nicht immer als klare Trennlinie, sondern es gibt einfach verschiedene wissenschaftliche Meinungen und Theorien.


    Woher kommen die Informationen: Der CoL bezieht seine Daten aus verschiedenen anderen Datenbanken, kann man alles auf der Webseite nachlesen. Diese Datenbanken sind über Jahrzehnte entstanden, teilweise natürlich von Hand erfasst, teilweise werden laufend Daten ausgetauscht. Neu entdeckte Arten werden meistens von deren Autoren/Entdeckern in die Datenbank eingetragen. Ansonsten läuft das meiste automatisch über Algorithmen, es gibt kein menschliches "Kernteam der Wahrheit" das entscheidet, wann welche Datenbank oder welcher Wissenschafter recht hat. Deshalb sind in jeder solchen Datenbank offensichtliche Fehler oder Widersprüche, das lässt sich bei dieser Datenmenge nicht ändern.


    Wenn du in einem Einzelfall mehr wissen willst, musst du dich in der entsprechenden Fachliteratur schlau machen. Am Ende kannst du dich dann einer Meinung anschliessen, oder dir sogar eine eigene Meinung bilden. Aber die Frage "was ist richtig" wirst du nie definitiv beantwortet bekommen.


    Gruss Raphael