Hallo Sebastian
Ich habe deinen Entoloma ein wenig studiert, so richtig schlau werde ich auch nicht draus.
Ich sehe folgende Hürden:
"Ein Pilz ist kein Pilz":
Die sehr wichtige Frage der Schnallen ist oft nur an jungen Fruchtkörpern sicher feststellbar.
Was mir auch noch fehlt sind weitere Angaben zur hygrophanen Veränderung.
Wie dunkel war der Pilz feucht? Wie stark bleichte er aus? Wie veränderte sich die Riefung dadurch?
Diese Angaben können hilfreich sein, müssen sie aber nicht.
Die verflixten Cheilos:
Ob du im zweiten Anlauf wirklich Cheilozystiden gefunden fast, bezweifle ich irgendwie.
Das könnten auch Haare sein, die bei Rötlingen ab und zu vereinzelt auftreten.
Lies mal das hier, da ist die Rede von einer Art die ich in Betracht zog (occultopigmentatum): Brauner Rötling am Wegrand - Rund um Pilze - Forum der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V.
Ich habe mich deshalb mal auf Rötlinge ohne Zystiden konzentriert.
Die Schnallen:
Du hast an den Basidiolen keine gefunden - hast du sehr gründlich gesucht? Ruhig auch mal richtig gut quetschen, damit die Dinger einzeln rumliegen.
Man kann es dann zwar auch nicht an jeder Basidiole sicher erkennen. Aber wenn es Schnallen gibt, findet man sicher eine wo es offensichtlich ist.
Wie sieht es an anderen Stellen aus? Manchmal findet man nur in der HDS oder am Stiel Schnallen.
Sporengrösse:
Von den Sporen hast du nicht viele Bilder gepostet. Wie viele hast du gemessen? Wenn die Bestimmung davon abhängt, solltest du etwa 20 Messungen machen.
Wichtig ist hier auch das Längen-/Seiten-Verhältnis.
Das Pigment:
Damit habe ich genau wie du auch immer Mühe. Auf einem Mikrobild meistens schwer zu beurteilen, das geht nur unter dem Mikroskop richtig gut.
Mit dem Fokus spielen, verschiedene Färbemittel versuchen (Ammoniak, auch 25%, Kongorot in Ammoniak, oder auch einfach KOH).
Dann gründlich an vielen Stellen suchen, vor allem in der Mitte des Hutes. Inkrustierendes Pigment ist eigentlich recht auffällig, aber oft nur stellenweise auftretend.
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Nun wie auch immer. Ich habe etwas geschlüsselt und komme auf folgende Kandidaten in der engeren Auswahl.
1) Entoloma junicum (oder eine der Arten, die oft als Synonym gehandelt werden, z.B. E. nitens)
Der ist recht häufig, was die Wahrscheinlichkeit erhöht. Ja, das ist natürlich wenig hilfreich
Dagegen spricht: Er müsste Schnallen haben, und der Stiel ist bei deinem Exemplar deutlich überfasert, der sollte recht kahl sein
2) Entoloma ortonii:
Ist makroskopisch ein Doppelgänger von E. juncinum, hat etwas kleinere Sporen (noch knapp in deiner Bandbreite) und einen überfaserten Stiel.
Sogar Geruch und Ökologie würden passen. Wenn da bloss nicht die Schnallen wären...
Ich habe den neulich gefunden (Irrtum vorbehalten), passt eigentlich recht gut. Die Schnallen konnte ich nur mit Mühe nachweisen.
Deutlich inkrustierendes Pigment gab es auch nur stellenweise (meine Bilder dazu taugen nichts).
3) Entoloma argenteostriatum
Ich kenne den nicht, er ist lediglich bei Ludwig (II S. 367) erwähnt. Er hat keine Schnallen, sollte aber schlankere und längere Sporen haben.
Daher passt er vermutlich nicht.
4) Entoloma occultipigmentatum
Hatte ich auch noch nie in der Hand und soll sehr selten sein. Naja das muss nichts heissen.
Aber der sollte (feucht) um einiges dunkler sein, und auch mit spärlichen Schnallen unterwegs sein.
Wirklich erkennen kann man ihn wohl nur an der Pigmentierung.
5) Entoloma lucidum
Geruch und Makroskopie könnten passen.
Aber: Auch wieder mit Schnallen, Ökologie ist auch eher suboptimal. Und wieder die Frage des Pigments, das (auch) inkrustierend sein sollte.
Ganz ehrlich hoffe ich, dass hier noch jemand helfen kann der mehr Ahnung von Rötlingen hat als ich.
Ich beschäftige mich zwar seit zwei Jahren immer wieder mit der Gattung, aber das reicht noch bei weitem nicht.
Vielleicht liege ich mit meinen Tipps total daneben...
Ich hoffe ich konnte trotzdem ein wenig helfen.
Viele Grüsse
Raphael