Vielen lieben Dank für die tollen und zahlreichen Antworten!
Natürlich antworte ich auch auf die Frage, nachdem ihr euch schon so viel Mühe gemacht habt.
Wie viele bereits geschrieben haben, fing bei mir die Begeisterung für Pilze auch schon in der Kindheit an. Ich bin auf dem Lande in einem kleinen Dorf aufgewachsen, das genau 3 Bauernhöfe und ein normales Einfamilienhaus hatte. Es war am Rande eines Waldes gelegen. Als meine Mutter viel arbeiten musste, hat zu Hause meine Oma auf mich und meine Schwester aufgepasst und ist mit uns regelmäßig in den Wald gegangen um Pilze und Beeren zu sammeln. Das waren damals sehr glückliche Tage. Am Ende kam man dann erfrischt von der vielen frischen Luft und der Bewegung mit einem Bärenhunger nach Hause und hat die frisch gesammelten Pilze zusammen verspeist, während alle gut gelaunt und fröhlich plaudernd gemeinsam am Tisch saßen. Gibt es etwas Schöneres? Auch mein Vater war stets begeistert vom Pilzesammeln und ist in etwas späteren Lebensjahren auch regelmäßig mit uns losgezogen. Ich weiß noch wie seine Augen immer gestrahlt haben, wenn er einen Pilz gefunden und dann ganz laut durch den ganzen Wald geschrien hat "kommt schnell!!! ich hab einen Steinpilz gefunden!", dann standen wir alle um den Steinpilz herum und haben ihn wortlos angestarrt, als wäre er das Schönste, was wir je gefunden haben . Als meine Oma dann irgendwann gestorben ist und wir die Nachricht gerade erhalten hatten, kam mein Vater zu uns und sagte "Wisst ihr was wir jetzt machen? Wir fahren in den Wald!" Danach ging es uns dann schon viel besser. Irgendwie hatte der Wald schon immer eine stimmungsaufhellende Wirkung auf mich. So friedlich und ruhig. Dann kamen allerdings ein paar Jahre, in denen ich sehr mit meiner Ausbildung und Studium beschäftigt war und das Pilzesammeln für ein paar Jahre vollkommen vergessen hatte. Eines Tages kam es mir ganz plötzlich wieder in den Sinn und ich habe mich in Angermünde entschieden mal bei einer Tour mit einem Pilzsachverständigen mitzugehen (den Namen habe ich leider mittlerweile vergessen). Optisch entsprach er genau meinen damaligen Vorstellungen.. Holzfällerhemd, Vollbart, mürrisches Gemüt. Kurz darauf fand ich meinen ersten Schopftintling und war plötzlich wieder Feuer und Flamme für die Pilzwelt, woraufhin ich dem PSV auf Schritt und Tritt folgte und jede Information wie ein Schwamm aufsaugte. Danach bin ich dann regelmäßig alleine in die Wälder gezogen und habe da auch ein paar Pilzarten gefunden, die ich damals noch nicht kannte, wie beispielsweise den Sandröhrling und den Kuhröhrling. Seitdem habe ich mich regelmäßig mit Pilzen beschäftigt und alles, was ich nicht zuordnen konnte mit nach Hause genommen, um es dort zu bestimmen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Da ich allerdings immer in dieselben Kiefernwälder rund um Berlin gefahren bin, war die Pilzvielfalt sehr beschränkt, was mich nach einer Zeit etwas frustriert hat. Warum ich keine anderen Wälder gesucht habe, verstehe ich bis heute nicht.
Dann bin ich vor ca. 2 Jahren nach Hamburg gezogen und meine Schwester fragte mich eines Tages, ob ich nicht Lust hätte mal hier im Norden mit einem PSV mitzugehen, sie würde sich dann auch um alles kümmern. Gesagt getan....so trafen wir dann Alexander Glomb (AlexG), der so gar nicht meinen Vorstellungen von einem Pilzsachverständigen entsprach. Erfrischend humorvoll und mit der richtigen Prise schwarzen Humors brachte er uns und den anderen Teilnehmern binnen kurzer Zeit so viel bei, wie ich in den 3 Jahren zuvor nicht gelernt hatte. Ich habe dann gemerkt, je mehr ich über Pilze wusste, desto faszinierender fand ich diese Welt der unterirdischen Fadenwesen. Allein die Vielfalt an Formen, Farben und Gerüchen ist unglaublich und hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Irgendwann kam mir dann die Idee, warum nicht auch Pilzsachverständige werden? Das Problem war.. wenn man noch am Anfang ist, weiß man überhaupt nicht, wo man überhaupt anfangen soll. Zum Glück hat uns Alex dann so einige Tipps an die Hand gegeben, für die wir sehr dankbar sind. Irgendwie braucht man glaube ich manchmal eine helfende Hand, ähnlich wie es auch schon über das Forum hier geschrieben worden ist. So lernen wir jetzt Tag aus Tag ein für unsere PSV-Prüfung und hoffen, dass wir es schaffen. Nebenbei waren wir glaube ich auch fast durchgehend zumindest einen Wochenendtag in irgendeinem Wald unterwegs. Pilze gibt es ja schließlich immer. Jedenfalls bin ich mir sicher, dass ich dieses Hobby ganz sicher nie mehr aufgeben werde.
Sooo.. und nachdem ich jetzt meine halbe Lebensgeschichte aufgeschrieben habe, hoffe ich, dass es nicht zu langatmig war ...
LG
Sandra