Aktive Landwirte schauen auf den Ertrag des Graslandes
Hallo Oehrling, es lebe das Feindbild des bösen Landwirts.
Davon gibt es immer noch ziemlich viele, und die in diversen Varianten und Subspezies. Es gibt durchaus Landwirte, die nicht auf volle Industrialisierung aus sind, sondern Landwirtschaft auch als Teil der Tradition und Kultur (agriculture) verstehen. Wiese an sich ist landwirtschaftliche Nutzfläche - spätestens seit die wilden Megaherbivoren ausgestorben wurden. Wobei diese auch nur Weide ergaben. Eine Mähwiese, in der das Grünzeug geschnitten und weggebracht wird, ohne dass im Gegenzug Dung eingebracht wird, gibt es erst seit der Landwirtschaft (heutzutage auch in Parks, Gärten, Friedhöfen - die mit der hohen Mähfrequenz aber meistens für Pflanzen und Schmetterlinge ungeeignet sind und selbst wenn sie mykologisch vielfältig sind, insgesamt eher nicht als artenreich daherkommen, abgesehen von den jährlichen 3 Saftlingswochen). Eine Mähwiese ist also keine reine Natur, sondern ein Mix aus natürlicher Anpassung an bestimmte Randbedingungen und landwirtschaftliche Nutzung in bestimmter traditioneller Weise. Also auch kulturgeschichtlich relevant. So wie man in einem Museum Zeugs von Stellmacher und Böttcher ausstellt, kann man auch eine Wiese behandeln.
(1) Wenn man dem Landwirt in der Form begegnet, dass er Feind der Natur ist, nur alles kaputt macht, ohnehin keine Ahnung hat und jetzt haben aber die klugen Biologen aus der Stadt da eine tolle seltene Art entdeckt und belehren ihn nun, dass er alles ganz anders machen muss und er ja (damit es auch wirklich ankommt) kein Ahnung hat, und diktieren, was wie wann gemacht werden muss
oder
(2) Man entdeckt die tolle seltene Art und wendet sich an den Landwirt, dessen Wiese das ist, bedankt sich, dass diese Art erhalten wurde (und dass man die Wiese betreten durfte). Erwähnt, dass er, also der Bauer, der geborene Naturschützer ist, wenn er so tolle Arten hat. Fragt, wie er das gemacht hat, wie da bewirtschaftet wurde. Erwähnt, dass das offensichtlich genau die richtige Bewirtschaftung ist, damit diese Art gedeihen kann (denn sonst wäre sie ja nicht da), also weiter so. Wenn die Bewirtschaftung nicht geändert wird, dann bleibt sie auch weiterhin da. Man könnte sogar fragen, ob man im nächsten Jahr zur gleichen Zeit wiederkommen kann, und ob er eine Lieblingssorte hat (also für die Bierkiste) - andere kleine Aufmerksamkeiten sind natürlich auch möglich. Man darf gerne davon abkommen, es als selbstverständlich anzusehen, dass die Bauern verpflichtet sind, artenreiche Wiesen bereit und betretbar zu halten.
Es bedarf sicher nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass man mit Methode 1 auch einen wohlgesonnen Mitmenschen auf Konfrontation bringen kann. Etwa in der Form Gülle auf Wiese, extra für den Besuch.
Wer sich aufregt, dass die Bauern das falsch machen, bitte, das ist ein freies Land (oder so), man kaufe sich eine Wiese und mache es besser.
LG, Bernd