Hallo Öhrling,
nach Deiner ersten Replik hatte ich mir meinen Beitrag extra noch Mal angeschaut, aber da steht "das halte ich für einen schlechten Ansatz" - ganz klar eine Meinungsäußerung, die man auch ganz gern auf mein persönliches Lernverhalten beziehen kann. Hätte da gestanden "Dein Ansatz ist schlecht", eine Tatsachenbehauptung, hätte ich sofort um Entschuldigung gebeten. Dieses Missverständnis ist hoffentlich ausgeräumt.
Natürlich hast Du Recht, dass in den meisten Fällen das Lernen schneller geht, wenn man Leute hat, von denen man lernen kann. Andererseits nimmt einem das Lernen selbst niemand ab, und Übung ist allemal der beste Meister. Um Mal etwas recht stabiles zu nehmen, anstatt in die Einführungsvorlesung Stochastik in der lokalen Uni zu gehen, kann ich mir auch die Kurse vom MIT oder SPBU oder was auch immer als Video reinziehen - Sprachkenntnis vorausgesetzt. Oder wenn mir die Akustik vorbeigeht, einfach passende Bücher. Oder zu Originalarbeiten auf rxiv Servern greifen, wenn es um aktuellere Themen geht. Die übermäßige Verschulung halte ich für kontraproduktiv, entdeckungs- und kreativitätshemmend. Spätestens zum Zeitpunkt einer Promotion im Promotionsstudiengang wird es völlig abartig. Wie soll man denn nachweisen, dass man in der Lage ist, selbständig wissenschaftlich zu arbeiten, wenn das gar nicht erwartet, ja geradezu verpönt wird?
Ich halte es mit dieser Liste für ungeeignet anzufangen, weil es einfach zeitlich ineffektiv ist. Man lässt 100 Arten aus, um hinter einer herzuhetzten. Von diesen hundert wird man sicher bei 80 feststellen, dass man nicht weiterkommt, bei 10 kommt man zu einer wahrscheinlichen Gattung und bei weiteren 10 gar zu einer Art (wobei das Konzept der Art auch zu diskutieren wäre) sensu Autor des Einsteigerbuchs, die nach dem aktuellen Standardwerk aber ganz anders heißt und nach aktuellen Papers in 5 Arten aufgeteilt wurde, die man nur mit Sequenzierung (eine Art Black Box und insofern nicht wesentlich anders als eine App, nur mit etwas mehr statistischen Voraussetzungen) identifizieren kann, also gut, sagen wir von den 10 Arten haben wir dann Vorstellungen der Art s.l. Das schafft man an einem Tag. Die Liste abzuarbeiten nicht. Dass dabei auch noch Fehler auftreten können, klar, aber das passiert bei der Liste auch.
So eine Liste wäre indessen eine gute Sache bei einem Handwerk: also ich zerlege jetzt die Lichtmaschine, dann die Lenkung, wenn die wieder zusammengebaut sind und immer noch laufen, ist das Getriebe dran. Die Baugruppen muss ich aber nicht suchen oder auf günstiges Wetter hoffen.
Natürlich ist es immer einfach, einen Kursleiter für einen Erkenntnisgewinn verantwortlich zu machen. Ist er aber nicht, ganz ganz weit vorn steht der Wunsch und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Neugierde, Interesse, Entdeckungsfreude ...
LG, Bernd