Beiträge von FlorianK

    Grüß euch,


    auch heute gibt's wieder eine bunte Mischung der letzten Tage (und sogar mal ein Schwammerl)


    Wegen der anhaltenden Trockenheit im Juni is bei den Schwammerl noch fast nix los, aber in den letzten Tagen hatten wir zumindest einige leichte Regenfälle und seit gestern Nachmittag schüttet's aber aus Kübeln... vielleicht kommen also in nächster Zeit endlich mal ein paar interessante Pilzfotos dazu


    Pluteus umbrosus



    den Käfern hat das Wetter allerdings besser gefallen und ich konnte zwei persönliche Erstfunde verzeichnen die mich ziemlich gefreut haben. Die Bilder sind zwar ziemlich besch...eiden aber halbwegs erkennen kann man sie doch


    Dicerca berolinensis

    Dircaea australis



    eigentlich auch schon stark gefährdet und nur noch selten anzutreffen, in unseren halboffenen Weidehabitaten jedoch noch sehr häufig


    Lopinga achine



    und natürlich hatte ich auch wieder einige schöne Pflanzen


    Cephalanthera rubra

    Epipactis atrorubens

    Epipactis palustris

    Gymnadenia odoratissima

    Gladiolus palustris

    die letzten drei wuchsen dicht an dicht




    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    eigentlich hatte ich ja einen etwas gehaltvolleren Beitrag versprochen, aber die geplante Primärwald-Exkursion am Wochenende mussten wir leider wegen multipler Termin-Kollisionen bei verschiedenen Teilnehmern absagen.

    Anstatt Urwald-Schwammerl und -Käfern gibt's also heute wieder einen bunten Mix der letzten Tage, diesmal aber recht Insekten-lastig.


    Zuerst zu den aktuellen Bewirtschaftungstätigkeiten...


    Zuerst möchte ich euch mal zwei Vergleichsbilder zeigen aus meinen Weideflächen für die Mutterschaf-Herde. Diese Weidefläche (ca. 6ha) wurde über 15 Jahre nur sporadisch mit Rindern bestoßen und war zum Zeitpunkt der Übernahme zu 30% mit Brombeeren verbuscht. Durch das schwere Weidevieh wurde auch der Boden stark in Mitleidenschaft gezogen.

    Ende 2020, als bereits feststand, dass ich die Fläche übernehmen würde, habe ich dort zum ersten Mal die Wiesenpilze kartiert und bis auf einige Exemplare von Hygrocybe chlorophana, H. citrinovirens und Cuphophyllus virgineus konnte ich trotz guter Witterungsbedingungen nichts finden.

    Nach zwei Jahren der Standortangepassten Beweidung mit leichten Schafen konnte ich 2022 bereits 11 Arten Hygrocybe s.l. beobachten, darunter auch "bessere" Arten wie H. intermedia, N. pseudoingrata oder C. flavipes und zusätzlich Clavulinopsis fusiformis und Ramariopsis robusta.

    Flächige Brombeergestrüppe wurden seit der Übernahme beseitigt (natürlich nicht komplett, einzelne Inseln dürfen als Bruthabitate stehen bleiben), die alten Obstbäume und Weißdornsträucher wurden wieder freigestellt und ab jetzt dürfen die Schafe die weitere Gestaltung übernehmen.

    2021

    2023


    auch mit der Mahd geht es langsam los, zumindest in den zweimahdigen Wiesen in Talnähe. Wir setzen hierzu auf leichtes Gerät und eine möglichst schonende Bewirtschaftung. Auf allen Flächen sind nicht nur Düngung, sondern auch destruktive Geräte wie Trommel- und Scheibenmähwerke oder schwere Traktoren tabu.

    Seit dieser Saison haben wir auch einen neuen Mäher im Einsatz, der nicht nur extrem geländegängig ist, sondern in flachen Flächen durch Selbstfahrfunktion, 2,60m Balkenbreite und Mähgeschwindigkeiten von über 10km/h auch extrem schlagkräftig ist. Bei passendem Gelände kann hierdurch eine Flächenleistung von etwa 1,5ha/h erreicht werden.


    Letztens hab ich auch einem Kollegen einen Besuch abgestattet, der gerade am Nachtfalter kartieren war. Sensationelles war nix dabei, aber ein paar schöne Arten konnte ich doch fotografieren.

    Acronicta alni

    Calliteara pudibunda

    Sphinx pinastri

    Arctia matronula

    Stauropus fagi

    Dendrolimus pini

    ... und auch sonst gab es immer mal wieder schöne Erlebnisse während der Arbeit


    diese Wiese kannte ich bisher nur aus dem Herbst vom Wiesenschwammerl kartieren, aber auch im Frühsommer, wenn hier hunderte Exemplare von Anacamtips pyramidalis und diversen anderen Orchideen blühen, hat die Fläche definitiv ihren Reiz

    die Fläche hab ich heute besucht, hier wird nur im Spätherbst/Winter beweidet um den halboffenen Charakter dieses Hangs zu erhalten (Größe ca. 150ha). Das gesamte Gebiet wurde über die letzten Jahrhunderte zwar zur Gewinnung von Einstreu bewirtschaftet, war jedoch immer zu etwa 30% überschirmt und blieb forstwirtschaftlich +-ungenutzt, weil die Holzbringung zu aufwändig gewesen wäre.

    Cephalanthera rubra

    dies kommt vor allem den unzähligen xylobionten Käfern zu gute, die hier ein perfektes Habitat vorfinden

    Monochamus sutor

    Rosalia alpina

    Peltis grossa (hier muss ich etwas schummeln... das Bild ist vom letzten Jahr, leider hat sich das heute gefundene Exemplar ins Laub fallen lassen bevor ich zum fotografieren gekommen bin)

    zusätzlich hatte ich heute auch mehrfach Prostomis mandibularis, die ist aber einfach zu klein und zu agil um ein anständiges Bild mit dem Handy hinzubekommen


    Liebe Grüße

    Servus Erik,


    ja, das schuat nicht schlecht aus... Standort hört sich auch nicht verkehrt an. Ich finde die Art nicht selten auch in alpinen Grauerlen-Auen.


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    die letzten Tage war's etwas stressig, daher die etwas späte Antwort.


    Thorwulf: wenn's dich mal in die Gegend verschlägt bist du natürlich herzlich eingeladen dir vor Ort ein Bild zu machen, was wir hier so alles machen


    Als Abschluss zur vorangegangenen Diskussion möchte ich noch ein paar weitere erklärende Worte schreiben.


    Wir haben regional das Glück, dass wir eine sehr hohe Dichte an Ökologen, Biologen mit diversen Spezialgebieten und "Naturschutz-Praktikern" haben, die gemeinschaftlich versuchen ein ökologisch möglichst intaktes Gebiet zu erhalten.

    Mein Spezialgebiet ist die Erhaltung und Reaktivierung ökologisch hochwertiger Kulturlandschaft, daher wird diese Arbeit einen überproportional großen Anteil in meinen Berichten haben. Dies ist jedoch eingebettet in ein viel größer angelegtes, komplexeres "Konzept", in dem eine Vielzahl an Akteuren in diversen Habitaten und mit unterschiedlichsten Methoden daran arbeiten die regionale Biodiversität zu schützen.

    Gemeinschaftlich und in engem Austausch arbeiten wir hier zusammen, um möglichst großflächig eine ökologisch intakte Natur- und Kulturlandschaft zu erhalten.


    ... und bevor von meiner Seite in den nächsten Tagen wieder ein etwas gehaltvollerer Beitrag kommt möchte ich noch ein paar nette,unkommentierte Eindrücke der letzten Tage mit euch teilen.


    Lacerta agilis

    Zamenis longissimus

    Anacamptis pyramidalis

    Iris sibirica

    Gladiolus palustris


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    jetzt müssen wir mal ganz zum Anfang zurückgehen und ich werde nochmal auf die örtlichen Gegebenheiten etwas näher eingehen.

    Wie bereits eingangs erwähnt wohne ich am Rand des Nationalpark OÖ Kalkalpen, einem der größten Wildnisgebiete Österreichs. Hier wird auf über 200km² seit inzwischen 25 Jahren der Natur freien lauf gelassen. In der Umgebung dieses Nationalpark sind auch einige Schutzgebiete ausgewiesen, die genau den Zweck haben sollen, auch die ökologisch wertvollen Kulturlandschaften zu erhalten und eben diese Arbeit habe ich in den ersten Beiträgen vorgestellt.

    Zur "echten Wildnis" und zu Gebieten welche gerade wieder zu einer solchen umgewandelt werden, werden wir im Verlauf der nächsten Monate auch noch kommen.


    Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass beides seinen Wert hat und erhalten werden sollte, sowohl Wildnisgebiete in denen die Entwicklung der Natur überlassen wird, als auch Kulturlandschaft die vom Menschen beeinflusst werden, solange auch hier sorgsam mit der Natur umgegangen wird und versucht wird die Bewirtschaftung so zu gestalten, dass sie auch hochwertigen Lebensraum für natürliche Organismen bereitstellen.


    Freund Lynx besucht uns übrigens auch im vorgestellten Gebiet immer mal wieder als Jagdgast ;)


    Liebe Grüße

    Und dies wäre zumindest im Großen u. Ganzen auch das bessere Konzept, wie ich finde: Rewilding

    Grüß dich,


    auch wenn ich grundsätzlich auch ein Fan von großangelegten Rewilding-Projekten bin muss man die Thematik mMn doch etwas differenzierter betrachten.

    Sinnvolle Rewilding-Projekte, die auch wirklich einen ökologischen Nutzen bringen, können in einem kleinen Schutzgebiet wie hier (gut 100ha) schlicht und einfach nicht umgesetzt werden. Da braucht es schon deutlich größere Gebiete von zumindest mehreren hundert km² in denen sich wirklich auch ein natürliches Ökosystem etablieren kann. Leider fehlen in Mitteleuropa die großen Herbi- wie auch Karnivoren die notwendig wären um ein intaktes Ökosystem zu formen und zu erhalten.


    Betrachtet man den konkreten Fall hätte ein nicht-management recht einfach absehbare Folgen, die dem Biodiversitätsschutz nichts gutes tun würden.


    - bei weiterem nicht-management würde die Verwaldung weiter zunehmen und sich innerhalb der nächsten 20-30 Jahre das Kronendach flächig schließen

    - durch eine vollständige Verwaldung des Gebiets würden sowohl die Vorkommen der Offenland-Arten als auch die Vorkommen der alten Baumveteranen in recht kurzer zeit erlöschen

    - durch ein Erlöschen der Schützenswerten Habitate und Arten würde die Sinnhaftigkeit der Schutzgebietsausweisung und der Entschädigungszahlungen an den Grundbesitzer von politischer Seite sicher auch schnell in Frage gestellt

    - durch Verlust des Schutzstatus würde das Gebiet innerhalb weniger Jahrzehnte forstwirtschaftlich erschlossen und wäre dann in Zukunft ein weiterer, ökologisch wertloser Wirtschaftswald


    Liebe Grüße

    Ich wünsche Dir alle Zeit der Welt!

    Und spannende Sachen kannst Du mir nach wie vor auch gern zusenden.

    Danke… irgendwann mal wird sicher auch bei mir die Zeit für die Coprophilen kommen.

    Zwischenzeitlich werd ich wohl wirklich mal wieder auf dein Angebot zurückkommen und dir ein paar Proben zukommen lassen.

    Ich meld mich wenn ich ein paar schöne Sachen zusammen hab.


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    heute hab ich mal ein buntes Mischmasch der letzten Tage für euch.


    Zuerst möchte ich nochmal kurz auf aktuelle Renaturierungsmaßnahmen eingehen.


    Die Rodungsfläche von diesem Winter, die ich euch bereits im vorigen Beitrag präsentiert habe, ist inzwischen kaum noch wiederzuerkennen. Jetzt wo das Pfeifengras richtig angeschoben hat würde man nicht mehr auf die Idee kommen, dass hier noch vor wenigen Monaten ein Wald gewesen ist. In 2 Monaten kommen dann auch zum ersten Mal Schafe drauf.


    In einem anderen, deutlich lichter bewaldeten Gebiet bin ich auch gerade am Schwenden. Nachdem die Holzmenge hier kein Ausmaß erreicht, das in der Bewirtschaftung hinderlich wäre, darf das Totholz liegen bleiben und nur die Äste der Kiefern und Fichten werden auf Haufen geschmissen, damit die Viecher sich gut in der Fläche bewegen können.

    Größere Bäume die entfernt werden sollen werden nur teilweise gefällt, ein guter Teil wird auch nur geringelt um dann als stehendes Totholz noch als Habitat für anspruchsvolle xylobionte Organismen zu dienen.

    Manche, vor allem eher große Bäume werden auch gezielt verletzt, um die Bildung von Mulmhöhlen zu fördern, weil eine Vielzahl gefährdeter xylobionter Käferarten genau auf solche Strukturen angewiesen sind.


    Und dann gab es in den letzten Tage natürlich auch wieder viele hübsche Pflanzen zu bewunder... Den Steinadler der gestern über eine Stunde über mir seine Runden gedreht hat und teils bis auf 20m herankam hab ich leider nicht auf ein Foto bekommen


    Melittis melissophyllum

    Platanthera bifola

    Traunsteinera globosa

    Linum viscosum

    Aquilegia atrata

    Coronilla coronata


    Liebe Grüße

    Servus Nobi,


    Danke für die Zeit und Mühe die du hier reingestckt hast, das ist wieder mal ein wirklich grandioser Beitrag!

    Wenn ich nur endlich mal etwas mehr Zeit hätte um auch etwas intensiver in diese spannende Welt einzutauchen.


    Persönlich würde ich das Zitat von lockpicker ja noch mal etwas drastischer formulieren (wohlgemerkt ist das natürlich nur meine höchst persönliche Meinung):

    Wenn man solch wunderschönen Bilder der "kleinen Scheisser" zu sehen bekommt wirk im Vergleich der schönste Steinpilz uninteressant und banal.


    Natürlich möchte ich dir auch noch gute Besserung wünschen, auf dass du möglichst bald wieder selbst durch Wald und Wiese streifen kannst!


    Liebe Grüße

    Heute möchte ich euch noch eines meiner liebsten Gebiete vorstellen, das "Naturschutzgebiet Planwiesen"


    Die "Planwiesen" waren über Jahrhunderte eines der wichtigsten Gebiete zur Produktion von Futterheu und Einstreu für die kleine Ortschaft Leonstein. Auf insgesamt etwa 100ha hatte hier fast jeder Hof einige kleine Flächen zur Produktion des benötigten Viehfutters.

    Gelegen ist diese ehemalige Wiesenlandschaft an der Südhängen einer der ersten Erhebungen der Alpen, in einer Höhe von 450-1100m auf seichtgründigen Kalkböden. Das Gelände ist großteils nur mäßig steil mit einem Gefälle von etwa 60-80%, in eingen Teilbereichen geht's aber auch rauf bis 130%.


    Durch die jahrhundertelange Bewirtschaftung konnten sich hier extrem artenreiche Pfeifengraswiesen etablieren, die neben zahlreichen Orchideen auch eines der letzten großen Vorkommen der Sumpfgladiole in Oberösterreich beherbergen.

    Zusätzlich zu den Wiesen sind esvor allem die jahrhundertealten Baumveteranen (vA Fagus, Quercus, Pinus und Sorbus aria) die dieses Gebiet so besonders machen.


    Vor etwa 60-70 Jahren wurde die aufwändige Bewirtschaftung der Wiesen aufgegeben. Obwohl das Gebiet bereits seit den 60er-Jahren unter Schutz steht, wurde eine Bewirtschaftung zur Erhaltung dieser wunderbaren Habitate unterlassen und durch die natürlichen Sukzessionsprozesse ist die gesamte Fläche inzwischen großteils verbuscht oder verwaldet.

    Durch den extremen Standort ist das Kronendach bis zum heutigen Tag ausreichend lückig geblieben, dass sich eine flächige Grasnarbe halten konnte, die Bestände sind jedoch Molinia-dominiert und botanisch extrem verarmt.

    Auch um die Baumveteranen steht es großteils relativ schlecht, weil sie durch ihren gedrungenen Wuchs inzwischen großteils überwachsen wurden und dadurch teilweise auch schon abgestorben sind.


    1954

    2016


    Ende der 90er-Jahre wurden endlich erste Maßnahmen gesetzt um zumindest kleine Teilbereiche zu rekultivieren und die letzten Restvorkommen von Gladiolus palustris zu retten.

    Bis mitte der 00er-Jahre wurden etwa 3ha von den angeflogenen Bäumen und Sträuchern befreit und seitherwieder bewirtschaftet. Von einigen wenigen verbliebenen Gladiolen-Individuen konnte sich in diesen Bereichen inzwischen wieder ein starkes Vorkommen mit etwa 1500 Individuen etablieren.



    Seit drei Jahren sind wir nun dabei, das Gebiet wieder grosflächig zu reaktivieren und in einen bewirtschaftbaren Zustand rückzuführen.

    Inzwischen wurden wieder rund 20ha vom Aufwuchs der letzten Jahrzehnte befreit und durch extensive Beweidung mit Soay-Schafen kommt langsam auch die ehemalige Artenvielfalt zurück.



    vom Kiefernwald...

    ...zur Extensivweide

    vor drei Jahren noch eine Waldfläche mit lückigem Molinia-Bestand, inzwischen eine Wiese mit ersten Exemplaren von Kugelorchis, blassem Knabenkraut und Fliegen-Ragwurz

    Landschaftspfleger bei der Arbeit


    Liebe Grüße

    Hallo Florian,


    das klingt nach einem spannenden Projekt und ich bin gespannt, was du uns da im Laufe es Jahres alles zeigen wirst. Diese tollen Wiesen machen auf jeden Fall schon mal goße Lust, dort nach Phytoparasiten zu suchen ;)


    Björn

    Da hast du zweifellos recht... interessante Phytos gibt's hier sicher auch viele, bisher hatte ich aber leider noch keine Zeit mich damit auch endlich mal näher auseinanderzusetzen. Es gibt einfach viel zu viele interessante Organismen zu erforschen.


    Schön :)


    Den Enzyan kenne ich aus dem Himalaya, da ist er aber eher hellblau. Hab noch welchen getrocknet zu Hause.

    Enziane gibt's viele verschiedene... G. clusii ist meines Wissens nach eine Art die nur in Europa vorkommt


    Lg

    die ersten Orchideen sind am Start und auch die Käfer fangen langsam an aufzuwachen


    Anacamptis morio

    Dactylorhiza fuchsii

    Ophrys insectifera

    Gentiana clusii

    Orchis pallens

    Orchis mascula

    Gymnadenia conopsea

    Cephalanthera damasonium

    Cephalanthera longifolia

    Daphne cneorum

    Neomida haemorrhoidalis ex Fomes fomentarius

    Ampedus melanurus & Thymalus limbauts

    Lg

    Grüß euch,


    ich möchte euch an dieser Stelle mal einladen mich durch ein Jahr zu begleigten.


    Im laufe der nächsten Monate werde ich euch hier immer mal wieder zeigen, was man alles schönes erleben kann, wenn man sein Leben in und mit der Natur verbringt. Natürlich werden auch immer mal wieder Schwammerl das Thema sein, aber auch andere Bereiche wie Habitaterhaltung und -rekultivierung, Botanik oder xylobionte Käfer sollen nicht zu kurz kommen.



    Zum Einstieg also erst mal eine kurze Erklärung was ich so mache und was euch so erwartet:

    Ich habe das große Glück am Rande des "Nationalpark OÖ Kalkalpen" zu leben, in einem kleinen Kaff, welches bisher sowohl von großen industriellen wie auch touristischen Projekten verschont geblieben ist. Selbst im Ortsgebiet kann man hier noch hochwertige Orchideenwiesen oder sogar Vorkommen von Porpolomopsis calyptriformis oder Entoloma bloxamii bewundern.

    Nur wenige Kilometer weiter erreicht man die Naturwälder des Nationalpark Kalkalpen, welche schon seit 25 Jahre großflächig außer Nutzung gestellt sind und auch zahlreiche Primärwaldreste beherbergen.


    Beruflich bin ich primär landwirtschaftlich tätig, jedoch mit Fokus auf die Erhaltung und Reaktivierung hochwertiger Grünlandhabitate durch extenisve Mahd und Beweidung.

    Nebenbei beschäftige ich mich vor allem mit der Kartierung und naturschutzfachlichen Bewertung ausgewählter Habitate als Basis für die Erstellung geeigneter Managementpläne.



    Nachdem hier zweilfelsfrei auch viele Leute mitlesen, denen ebenso viel an der Erhaltung hochwertiger Naturflächen liegt wie mir, möchte ich hiermit alle mitlesenden dazu aufrufen aktiv zu werden und der Biodiversitätskrise entgegenzuwirken.

    Aus meiner Erfahrung kann ich euch sagen, dass es einfach nichts schöneres gibt als selbst anzupacken und Jahr für Jahr zu beobachten welch positiven Effekt die eigene Arbeit auf die Natur haben kann.


    Liebe Grüße

    Servus Michael,


    ich kann hier auch nur ein paar Zusatzinfos aus einem persönlichen Gespräch mit Irmgard beisteuern, das auch schon ein paar Jährchen her ist.


    Wenn ich mich richtig erinnere meinte sie damals, dass sich grundsätzlich die meiste Sporen (mal abgesehen von den ganz riesigen) in geringen Mengen über sehr große Distanzen verteilen können, jedoch teils große Unterschiede dahingehend bestehen, ob sie auch vital ankommen. Nachdem der Transport über lange Strecken natürlich meist in höheren Luftschichten stattfindet geht's da nach meiner Erinnerung vA um die UV-Beständigkeit.


    Liebe Grüße

    Servus Jan,


    Zu deinem Fund traue ich mich keine Einschätzung abgeben, so jung wie die ist lohnt vermutlich nicht mal ein Blick durchs Mikro.


    Zur Ökologie der Bischofsmütze möchte ich jedoch noch zwei Sachen ergänzen...

    1. die Jahreszeit passt hierzu auch überhaupt nicht. G. infula ist ein typischer Herbstpilz und zumindes mir ist sie im Frühjahr noch nie untergekommen, obwohl ich oft mal um die Zeit in Habitaten unterwegs bin, in denen sie haufenweise wächst

    2. G. infula ist definitiv nicht auf Nadelholz beschränkt. Geschätzte 20-25% meiner Funde sind auf Fagus, ein ähnlicher Anteil auf Picea und 50-60% finde ich auf Abies. Dies ist natürlich nur meine Erfahrung in den nördlichen Kalkalpen, in anderen Gebieten mag's anders aussehen


    Lg

    Servus Christian,


    danke für die Antwort, das hört sich ja wirklich nach einem sehr ähnlichen Standort aus... Rax ist geologisch wohl ziemlich vergleichbar und die Vegetation im Rest des Hangs (exposition SSO) ist auch recht ähnlich (Fagus, Picea, vereinzelt Pinus und Acer pseudoplatanus)


    Ich muss in dem Gebiet in den nächsten Tag sowieso noch 1,5km Weidezäune bauen, dann werd ich mal schauen ob in den lichten Waldgebieten weiter oben am Hang auch noch Überreste von Morcheln zu finden sind.


    Interessanterweise hab ich von den Speisepilzsammlern aus der Gegend auch gehört, dass sie an den typischen Eschen-Standorten dieses Jahr kaum was gefunden haben.


    Pilzfreund: das Aussehen der gezeigten Fruchtkörper ist durch die Überalterung und die Sonnenexposition bedingt. Das sind schon ganz typische, alte Speisemorcheln


    Beste Grüße

    Servus Wolfgang,


    ja, da haste natürlich recht... wenn man schon jemanden zitiert, dann sollta man zumindest anständig lesen :haue:


    wollte der Aussage widersprechen, dass A. mesenterica als Antwort auf die Prüfungsfrage passen würde, aber die hast du ja gar nicht getätigt ;)


    Beste Grüße

    Grüß euch,


    gestern wurde ich von einem Kollegen aufmerksam gemacht, dass er in einem NSG, in einer Rodungsfläche vom letzten Jahr, einiges an Morcheln gesehen hat. Grundsätzlich hätte mich das ja eher wenig überrascht, aber als ich dann ein Bild von einer Speisemorchel (i.w.s.) bekommen hab war ich doch ziemlich verwundert, also hab ich mich heute mal zu einem Lokalaugenschein aufgemacht.

    In einer Teilfläche von etwa 2000m² war dann wirklich alles voll, sicher an die 200stk.


    Standort: ehemalige Wiesenfläche die in den 70ern mit Fichten aufgeforstet wurde. Zum Zweck der Rückwandlung in extensive Weideflächen (wenn die Fichtenstöcke halbwegs verrottet sind soll dann wieder eine einschürige Wiese draus werden) wurde die Aufforstung letzten Winter (21/22) gerodet und im letzten Sommer etwa 2 Monate mit Barockeseln beweidet.

    Boden: Kalk-Rendzina, oberflächlich versauert



    Ich wollte euch das zeigen mit der Frage ob schon mal wer vergleichbares gesehen hat?

    M. elata (das is doch die Typische Mulch-Morchel, oder hab ich da grade was verwechselt? Hab mich mit der Systematik der Morcheln seit der Überarbeitung noch kaum beschäftigt) hätte mich an dem Standort ja nicht wirklich gewundert, aber eine Art aus der Speisemorchel-Verwandtschaft hätte ich dort wirklich nicht erwartet


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    der Aussage würde ich persönlich ganz klar widersprechen.


    A. mesenterica kenne ich aus sehr vielen Habitaten und die mit Abstand stärksten Vorkommen die ich kenne sind aus montanen bis subalpinen, naturnahen bis urwaldartigen Bu-Ta-Fi-Wäldern. Da kommt er meist massenweise vor!


    Liebe Grüße

    Servus,


    für mich schaut das makroskopisch schon ziemlich nach P. melaena aus.


    Durch das Wachstum auf Holz kommt ansonsten fast nur P. lignicola in Frage.


    Makroskopisch wäre noch wichtig, ob die Fruchtkörper deutlich gestielt sind…. das dürfte eigentlich nur bei den beiden oben erwähnten Arten der Fall sein.


    P. melaena und P. lignicola unterscheiden sich (wenn ich mich richtig erinnere) durch die Gelschicht welche die Sporen umschließt. Bei P. melaena ist diese dezentral angeordnet, bzw. umschließt sie die Sporen nicht komplett, bei P. lignicola zentral ausgerichtet und umschließt die Sporen vollständig.


    Liebe Grüße

    geh Peda… was machst denn? I hab ma gestern, nachdem mi de Nachricht ereilt hat, glei ans aufgmacht und in da Abndsun nu ans auf die trunga. I werd unsare After-Mikro-Bierlis bei diverse Seminare vermissn!


    Am gleichen Tag an demst und valossn host is bei mir a klana Bursch aufd’ Welt kema, der’s alanig ned gschafft hätt… der tragt jetzt dein Namen!



    Mach’s guad liaba Peda!

    Servus Karl,


    wieder mal ein wirklich schöner Bericht mit vielen netten Funden zum Saisonende. Ich hatte vorgestern auch noch ein schönes Abschlusserlebnis in einer meiner Weidefächen, die ich inzwischen seit 5 Jahren bewirtschafte und vor weiterer Habitatverschlechterung durch intensive Rinderbeweidung gerettet habe. In den ersten Jahren nach übernahme der Fläche war noch kaum was zu finden, abgesehen von einigen mäßig anspruchsvollen Arten, inzwischen macht sich die Bewirtschaftungsänderung aber bemerkbar und gestern hatt ich schon 11 Saftlinge und zwei Wiesenkeulen.


    Cuphophyllus russocoriaceus (zumindest junge und frische Fruchtkörper) kann man, wie ich finde, meist schon anhand der Hutfarbe gut ansprechen. Den typischen, gelblichen Stich, den ich so bei anderen Cuphophyllus-Arten nicht kenne, sieht man auch auf deinen Bildern sehr schön.

    Die hatte bei uns heuer auch eine sehr gute Saison und ist teilweise sogar an relativ trockenen Standorten recht zahlreich aufgetreten


    Zur H. aurantiosplendens wollt ich noch fragen, wie genau du diese mikroskopiert hast. Ich hatte vor kurzem eine Kollektion, die mich an deinen Fund erinnert, aus der ich aber noch nicht recht schlau geworden bin.

    Anfangs dachte ich auch an aurantiosplendens, aber dafür passen mir weder die breit angewachsenen bis leicht herablaufenden Lamellen der älteren Fruchtkörper, noch die Sporen, die kaum eingeschnürt sind. Die andere Option wäre coccinea, wo Lamellen und Sporen besser passen würden, aber die stark hygrophanen Hüte, das intensive orange (Exsikkat hat alle Rottöne verloren,was ich von coccinea so nicht kenne) und die Lamellentrama (regelmäßig Zellen mit deutlich über 200µm und insgesamt langzelliger als mehrere typische coccineas mit denen ich verglichen hab) passen dafür aber auch nicht wirklich.

    Würde mich interessieren, was deine Meinung zu dem Fund ist.


    Standort: sehr hochwertige, einschürige Wiese; Nutzungstradiotion 100j+; Exposition O, 500m

    in Gesellschaft vieler weiterer anspruchsvoller Arten, von denen ich einige letztens schon in meinem Beitrag zu den "Wiesenpilzen im Alpenvorland" gezeigt hab, etwa Thuemenidium atropurpureum, Porpolomopsis calyptriformis, mehrere Neohygrocyben, Entoloma bloxamii agg., Pseudotricholoma metapodium...


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    langsam neigt sich der Schwammerlherbst hier dem Ende zu und auch wenn da und dort nach ganz nette Funde zu machen sind, werden sich momentan wohl kaum weitere Wiesenbegehungen ausgehen. Daher häng ich hier noch eine kleinen Zusammenfassung der Restsaison an...


    Viele Funde sind aus tiefer gelegenen Wiesen Oberösterreichs, einige auch noch von einer letzten Almexkursion, die noch überraschend viele Funde gebracht hat.


    Clavulinopsis corniculata

    Cuphophyllus fuscescens

    Entoloma cf. madidum

    Geoglossum vleugelianum

    Gliophorus irrigatus

    Hodophilus foetens agg.

    Hygrocybe punicea

    Hygrocybe quieta

    Hygrocybe splendidissima

    Lamelloclavaria petersenii Camarophyllopsis atrovelutina

    Microglossum olivaceum

    Neohygrocybe ingrata

    Neohygrocybe nitrata

    Neohygrocybe ovina

    Neohygrocybe pseudoingrata

    Porpolomopsis calyptriformis

    Thuemenidium atropurpureum


    Liebe Grüße

    Grüß euch,


    freut mich, dass ihr auch noch eine erfolgreiche Saftlingstour hattet! Sind ja einige weirklich schöne Funde dabei. Contumyces rosellus durfte ich vor kurzem auch zum ersten Mal finden...,sind schon wunderschön, diese Winzlinge. Und Rhodotus palmatus ist natürlich auch absoluter Wahnsinn...


    Über die Fruchtungsbedingungen für H. spadicea hab ich mir heuer auch schon Gedanken gemacht und hab persönlich die Vermutung, dass sie zumindest relativ trockenen Bedingungen zur Fruchtkörperbildung braucht.

    Ich hatte sie heuer in zwei Gebieten, jedoch zwischen 1300-2200m, bei allgemein sehr guten Saftlingsbedingungen und guter Feuchtigkeitsversorgung der Gebiete über den ganzen Sommer. An einem Fundort, wo sie immer wieder und sehr zahlreich vorkam, konnten wir unglaubliche 24 Saftlingsarten wie auch zahlreiche andere Wiesenpilze finden. Sehr auffällig war jedoch, dass sich, in der Umgebung der fruchtenden spadiceas, eigentlich keine anderen Wiesenpilze finden liesen (mal abgesehen von ganz vereinzelten conica und intermedia-Fruchktörpern), weil's dafür einfach zu trocken war, und ich war jedes Mal wieder verwundert, dass dort überhaupt etwas wachsen konnte.


    Exemplarisch ein paar miener Notizen,die ich mir zu den Standorten gemacht habe:

    Felsrücken, windexponiert, S-W, nur seichte Humusauflage in Felstaschen

    Bachgeschiebe, grobschottrig-felsig, ca. 2m über wasserführender Schicht, kaum Humus, Trockenrasen-Felsvegetation

    Lawinengeschiebe, fast Humusfrei, kaum Vegetation, lückiges Auftreten von Moosen und krautigen Pflanzen, S-W


    in den Bereichen des Gebiets mit hohem Saftlingsaufkommen, wo oft zig Arten massenhaft durcheinanderwuchsen, haben wir jedoch nicht mal einen einzigen Fruchtkörper von spadicea gesehen.



    ein recht ähnliches Bild ergab sich am zweiten Standort. Das Hauptvorkommen von spadicea erstreckte sich über einen recht steilen, alpinen Hang (1900-2100m, alpines Geröll, dazwischen seichte Humustaschen, Gefälle >100%, S-W), mit sonst nur spärlichem Auftreten von intermedia und punicea.

    Auf dem Plateau darüber, wo die Wasserversorgung wieder deutlich besser war, gab es dann wieder viel mehr Saftlingsarten, allerdings keine einzige spadicea



    Auch bei einigen anderen Arten konnte ich schon beobachten, dass sie, bei unterschiedlichen Bedingungen übers Jahr, oft in ganz unterschiedlichen Habitaten zu finden sind, bzw. dass manche Arten, bei vermeintlich optimalen Bedingungen, deutlich weniger Fruchtkörper bilden als in trockeneren Jahren.

    Besonders fällt mir das immer wieder auch bei intermedia auf, die es scheinbar wärmer und trockener mag, als viele andere Saftlinge


    Lg