Grüß euch,
also ich kann ein paar Infos zur gelebten Praxis beitragen, allerdings gibt es dazu noch immer eine Frage, die ich mir selbst noch nicht beantworten konnte, hab mich aber auch noch nie intensiver mit der Weitergabe von Erbgut bei Pilzen beschäftigt und mich bisher damit begnügt, dass es mit den gängigen Methoden in der Zucht funktioniert.
Standard in der Vermehrung von Pilzmyzelien ist normalerweise das Klonen, also die vegetative Vermehrung von Individuen, welche sich aufgrund ihrer Wachstums- und Fruchtungseigenschaften in der Zucht bewährt haben. Solche Stammkulturen lassen sich zur weitervermehrung übrigens, richtig durchgeführt, über Jahrzehnte lagern.
Zur Gewinnung neuer Individuen zur Weiterzucht gibt es wiedereum zwei Möglichkeiten.
Einerseits das klonen von Wildstämmen, welche logischerweise bereits dikaryotisch sind und die Erbinformation zweier Elternorganismen enthalten. Diese Methode ist aber in eher die Ausnahme.
Methode zwei, welche in der Praxis eher Anwendung findet, ist die Selektion geeigneter Zuchtstämme aus Sporen.
Hierzu werden Sporen aus einem Abdruck auf Agar-Platten aufgebracht, die daraus resultierenden dikaryotischen Mycelien optisch bewertet und vielversprechend aussehende Individuen wiederum in Reinkulturen gezogen. Diese werden dann auf ihre Wachstums- und Fruchtungseigenschaften getestet und die besten Genetiken wieder als Stammkulturen eingelagert, um damit weitere Substrate zu beimpfen.
Damit kommen wir dann zu der Frage, der ich nie weiter nachgegangen bin,auch wenn sie mich in meiner Anfangszeit in der Pilzzucht immer wieder mal beschäftigt hat. Danke fürs "in Erinnerung rufen"
Die aus Sporen gezüchteten Myzelien sind zwar auch dikaryotisch, allerdings werden sie in der Praxis nicht aus Sporen zweier Elternorganismen gezüchtet, sondern aus einem Abdruck eines einzigen Pilzes. Trotzdem können sie extrem unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, sowohl was das Mycel- und Fruchtkörperwachstum angeht, wie auch im Bezug auf die benötigten Fruchtungsbedingungen.
Warum allerdings eine derart große genetische Variationsbreite bei Individuen, welche eigentlich aus nur einem Elternindividuum hervorgehen, möglich ist, hab ich bisher auch noch nicht verstanden... aber es funktioniert auf jeden Fall und ich muss der Frage die Tage mal auf den Grund gehen
Liebe Grüße