Beiträge von Sauerländer

    Ich muss mich korrigieren: Der vermeintliche Satansröhrling ist nach sachkundigen Einschätzungen in diesem Thread keiner, sondern rubroboletus legaliae, oder: Falscher Satansröhrling.

    Ich muss zugestehen: Ich bin dieses Frühjahr mehrfach überrascht worden von Arten, die ich nach den Erfahrungen im vergangenen Herbst, dem Lesen von Artbeschreibungen samt der dort angebenen Habitate in der Kategorie "Den werde ich hier in diesen bescheidenen Wäldchen wohl kaum zu Gesicht bekommen" (leichter Neid Richtung Mittelgebirge/"Süddeutschland") abgelegt habe.

    Falsch. Die Artenvielfalt ist hier rund um Münster zumindest bei den Röhrlingen beachtlich.

    Servus beinand',

    ich möchte auch Zweifel anmelden bei der Bestimmung als Satanspilz. Die Orangetöne am Stiel und auch der Rosatouch am Hutrand vom liegenden Fruchtkörper passen nicht.

    So jung ist das schwierig. Sogar R. rubrosanguineus hat jung so graue Hüte.

    An liabn Gruaß,

    Werner

    OK, den musste ich erstmal nachschlagen. Bei Wikipedia wird er bei Eichen-Hainbuchen und lehmigem Boden verortet. Das stimmt alles genau.

    Nicht recht passt die dortige geographische Zuordnung in einige süddeutsche Gefilde. Mein Fund stand in Münster. Leider habe ich ihn nicht mitgenommen und nicht weiter recherchiert. Und er roch für mich echt unangenehm, für Wikipedia riecht er unbedeutend. Hmmm.

    Hallo, Sauerländer!


    Den schicken Röhrling mit dem hellen Hut würde ich eher für Rubroboletus legaliae (LeGals Purpurröhrling) halten.
    Ist aber nicht so einfach, weil sich der und der "echte" Satansröhrling (Rubroboletus satanas) schon sehr ähnlich sehen, vor allem im Jungstadium, wenn die rosa Hutfarbe von legaliae noch nicht erkennbar ist.



    Lg; Pablo.

    Ui, danke für den Hinweis. Das passt dann ja auch mit den Böden besser: Satan = kalkreich, LeGals und Flockenstieliger = sauer bis neutral. Den hatte ich gar nicht auf dem Schirm... bzw. mal irgendwo gelesen aber als einen der arg seltenen gedanklich abgelegt.

    Als Update aus dem Münsterland:
    Meine Röhrlingsliste ist in der 2. Julihälfte um Satansröhrling (!), Flockenstieligen Hexenröhrling (oder zumindest ziemlich sicher ein Neoboletus) und Strubbelkopfröhrling (ca. 10 Ex.) angewachsen. Täublinge gibts in Unmengen.

    Aus dem Sauerland (Sonntag):
    Bei Arnsberg sah die Artenvielfalt vergleichsweise mager aus. Steinpilz habe ich bezeichnender Weise nur an einer Stelle gesehen, wo Baumstämme in großen Mengen so zum Abfahren quer aufeinander aufgeschichtet wurden, dass sich ein größerer Überhang und somit eine trockene Fläche ergab. Er hatte sich wohl rechtzeitig vor den Regenmengen untergestellt? Ansonsten patschnasses Laub und im Nadelwald entweder schon große Kahlschläge oder wo nicht teils extrem viel Bruch von Borkenkäferholz. Da machts keinen Spaß mehr und so manche gute Pfifferlingsstelle ist wohl hin. Vergleichsweise häufig war auch hier der Strubbelkopfröhrling. Schon auffällig im Moment.





    Hallo,

    ich hatte heute zufällig mutmaßlich genau die beiden quasi nebeneinander. Den Geruch des (sehr wahrscheinlichen) Satanröhrlings empfand ich als chemisch-medizinisch, definitiv unangenehm. Den anderen angenehm.


    Typischer Satanshabitus - während der andere eben ein ganz anderer Typ ist, eine düstere Gestalt sozusagen.

    Der ist dann auch mit nach Hause gekommen, und entsprechend sind die Bilder nur begrenzt vergleichbar (und die Kamera untauglich). Hier - Stunden später - war das sehr intensiv schwärzliche Bläuen schon wieder abgeklungen.

    Meine Mutter berichtet aus dem Sauerland (Arnsberg): Diese Woche viele Pfifferlinge!

    Ich hatte in Münster bislang folgende Röhrlinge:

    Ende Mai bis Mitte Juni: Goldröhrling, WuBi, Netzhexe, falsche Rotfuße
    Ende Juni bis Mitte Juli: Gallenröhrling, Gemeiner Rotfuß, falscher Rotfuß, Ziegenlippe, Hainbuchenraußfuß, Netzhexe, Sommersteinpilz, Schwarzblauender Röhrling, rothütige Filzröhrlinge, die ich nicht sicher identifizieren kann, an zwei Stellen mit sehr verschiedenem Habitus (einmal evtl. rote Variante der Ziegenlippe, einmal evtl. Hortiboletus Rubellus), sowie weitere kleine (Filz-)röhrlinge, die ich als Hortiboletus annehmen würde.

    Täublinge diese Woche in vielen Variationen und quasi überall. Die sandigen Kiefernwälder auf Geestrücken bringen eher nix, die lehmigen Laubwälder davon abseits teils sehr viel.

    Ich war letzten und diesen Freitag im selben kleinen Laub-Misch-Waldstück. Letzte Woche fast nichts, diese Woche teils völlig schneckendurchlöcherte, riesige überständige und vereinzelt kleine frische Steinpilze, dazu Netz-Hexen und viele kleine Täublinge...


    Im sandigen Kiefernwaldstück letzten Samstag zu heute hingegen nix -> immer noch nix.


    Im stadtnahen Hundelauflasswald letzten Sonntag schon eine ganze Menge und am Donnerstag recht viel Vielfalt, ins Auge fielen viele Hainbuchenraufüße, doch die waren großenteils auch schon hinüber.

    ^^

    Ich dachte gestern im Wald: Autan verwirrt meinen Geruchssinn - ich rieche Pilze wo definitiv keine sind. Aber das oben bekannte Phänomen hatte ich auch schon. Aber dieses Jahr ist es derart heftig mit Mücken und Zecken, da kann ich nicht ohne chemische Keule stundenlang im Grünen sein.

    Hainbuchenröhrlinge (Leccinum carpini / pseudoscabrum etc.) können auch mit Birken und Hasel (Corylus avellana) Mykorrhiza bilden.
    Mit Rotbuchen nicht, weil Rotbuchen keine Birkengewächse sind. Hainbuche (Carpinus betulus) ist näher mit Birken verwand als mit Rotbuchen. :gzwinkern:

    Die Fleischverfärbung im Schnitt ist schon signifikant, denn normale Birkenpilze (Leccinum scabrum s.l.) verfärben gar nicht. Maximal gibt's da einen Anflug von rosa im Hutfleisch, und das war's. Nix grau, violett, schwarz und nirgends blau, und zwar nie. Nicht nach einer Minute und auch nicht nach einer Stunde.

    Das ist schon ein Unterschied, wobei es völlig richtig ist, daß das verfärbungsverhalten vom Hainbuchenröhrling variabel ist, gerade bei älteren und trockenen Fruchtkörpern kann das recht lange dauern, bis man das sieht. Aber irgendwann verfärbt der immer (solange der Fruchtkörper nicht ganz arg verwest ist).

    Hallo Pablo,

    vielen Dank für die Präzisierungen! Dass der Hainbuchenröhrling auch an Birken kann, habe ich noch nie bewusst wahrgenommen. (Aber umgekehrt wohl nicht?). Meine übrigen Exemplare sind über Nacht auch noch sehr schwarz geworden. Und Oberfläche = grubig, verdallert trifft es auch, bei den alten Exemplaren ähnlich wie bei dem oben gezeigten. Bei den jüngeren halt eher rissig. Ich fand sie übrigens sehr lecker im Vergleich. Werde mal genauer drauf achten, ob andere Fund-Stellen nahe Birken (die ich früher als Birkenpilze abgehakt habe) vielleicht auch diese hervorbringen.

    Ich bin inzwischen recht positiv überrascht über die (Röhrlings-)Artenvielfalt hier in den unmittelbar stadtnahen Wäldern (Münsters), die ich bislang wohl unterschätzt habe.


    Viele Grüße
    Thorsten

    Tja, Birkenröhrling oder Hainbuchenröhrling? Was stand denn da an Bäumen?


    Und das Schwärzen ist relativ: Ich hatte heute eine große Fundstelle (ca. 20 Stück auf wenigen Quadratmetern) an Buchen, viele überständig, daher schwer zu bestimmen. Die wenigen jüngeren Exemplare trafen ziemlich genau die Merkmale vom Hainbuchenröhrling. Einer schwärzte sehr schnell, großflächig und tiefschwarz im Schnitt, andere schwärzten zwar schon äußerlich am teilweise feldrig aufgerissenen Hut und an Druckstellen am Stiel, aber im Schnitt nur sehr zögerlich an ein paar Madengängen im Stiel und auch nach 10 und mehr Minuten ansonsten nur sehr mäßig, eher ein Grauen ;-).

    Der stark Blauende Pilz sieht für mich nach dem Starkblauenden Röhrling aus. Den hatte ich aber noch nie in der Hand, insofern ist mein Vorschlag mit Vorsicht zu genießen.

    Hier meinst du vermutlich den Schwarzblauenden Röhrling? Einen solchen hatte ich (mutmaßlich) auch, der hat aber schon beim Herausziehen am Stiel dort sofort gebläut und etwa eine halbe Stunde später war der mittlere Teil des Stiels fast tiefschwarz, das Schnittbild wechselte in der zeit von ganzflächig blau über schwärzlich zu grau.

    Auf den Rotfußröhrling oder starkbläuender Röhrling wie du ihn genannt hast bin ich auch gekommen, aber hier ist die Unsicherheit sehr groß, da ich vor einer Woche einen ziemlich identischen gefunden hatte, der kaum gebläut hat

    Von der Statur her ist ja so ein Schwarzblauender nicht unbedingt unähnlich dem einen oder anderen Filz- bzw. auch Rotfußröhrling. Allerdings dürfte ein auffälliges Schwärzen dann doch sicher zeigen, dass es kein Rotfußröhrling ist.

    Die Westfälische Normalmatsche, wie du sie nennst, ist sicher um diese Jahreszeit sehr gut, wenn darauf Fichten und bodendeckendes Moos wachsen. Der Sandboden ist normalerweise erst im Vollherbst gut, so kenne ich das zumindest aus meiner Gegend.

    Da lag ich wohl die letzten Wochen einfach falsch mit dem Eindruck, dass die 'Normalmatsche' eher erst recht noch nichts bringt so früh im Jahr...


    ...wobei heute fast alles unter Eiche/Buche und zwar dort, wo es sonst keinen nennenswerten Bewuchs gibt, zu finden. Wo noch allerlei Gesträuch drunter wächst, war eher nix zu sehen.

    Hallo Sauerländer,

    das hoffe ich für dich. Es gibt aber Jahre, da gibt es wirklich nur Gallis und kaum Steinis.

    FG

    Oehrling

    Hallo Oehrling,

    Ich bin heute völlig überrascht aus einem anderen Wald zurückgekommen. Während gestern im sandig-trockenen Wald mit Kiefern, Birken, Lärchen und anderem Mischwald (Geestrücken) auch nach mehrstündiger Suche außer ein paar Täublingen nichts essbares und auch sonst extrem wenig (außer Amanita) zu finden war, war ich heute in die andere Richtung mit Lehmboden und Laubwald (Westfälische Normalmatsche) und habe auf höchstens 1 qkm drei Champignonarten, zwei bis drei Arten Scheidenstreiflinge, diverse Amanita, mindestens vier Täublingsarten und
    - Ziegenlippe
    - Gemeiner Rotfüßröhrling
    - Falscher Rotfußröhrling
    - Blutroter Röhrling (sehr wahrscheinlich) und sogar einen

    - Schwarzblauenden Röhrling gefunden!
    Zwei Wälder, zwei Welten, nur wenige Kilometer voneinander entfernt und die Massen von Radtourenden und Sporttreibenden um mich rum bemerken gar nichts davon :)

    Ich habe mir die Tage auch einige wunderschöne Waldstücke in der Umgebung angeschaut - und fast nichts außer Gallenröhrlingen drin. Die haben aber leise geflüstert "Komm in ein paar Wochen mal wieder, dann sind unsere leckeren Verwandten da". Ganz bestimmt.

    Tja, wie würde ich an unbekannte Waldmengen rangehen?


    Ich habe das Gefühl, die besten Funde stehen oft direkt am Weg (jedenfalls da wo nicht viele Pilzsucher*innen herumlaufen)! Die Wegränder sind so etwas wie die Visitenkarten der Wälder.

    Im Mittelgebirge würde ich mir erstmal irgendwelche breiten Forstwege mit dem Fahrrad vorknöpfen. Einfach mal 10, 20 km abfahren und schauen wie es da aussieht. Dankbar sind so oft Abbruchkanten von Forstwegen am Hang - sonnenbeschienen, gerne auch so moosige Kanten mit kleinen Birken etc... Bei Hitze und Trockenheit dabei schmale Seitentäler mit kleinen Bächen hineinlaufen, bei eher wenig Sonne gerne die Schneisen den Hang hinauf.

    Wegen der möglichen Vielfalt und Überraschungen würde ich zur Erkundung ansonsten eher die etwas 'unsortierten' Bereiche wählen und nicht die eher monokulturellen Bereiche. Gerade auf Fichtenmonokulturen würde ich so früh im Jahr wenig wetten (aber die sind ja eh zum Teil völlig kaputt).

    Hier in Münster sieht es etwa so aus:


    im Moment wirken die Wälder nach gut einer Woche Trockenheit fast pilzleer, aber die Netzhexen florieren in der Stadt, gesehen am Bahndamm, Straßenrand, Vorgarten, meistens unter Laubbäumen wie Birke, Buche, Linde. Im Wald kenne ich sie hier kaum, aber z.B. an Schieferhängen im Sauerland schon.

    Den Flockenstieligen würde ich im Moment gar nicht erwarten, sondern - wie oben schon jemand sagte - etwa ort- und zeitähnlich zum Steinpilz, etwa auf der Hohen Ward (trockener Kiefernwald mit Laubwaldeinsprengseln, sandiger Geestrücken - auch dort eher direkt am Weg).

    hexenstielige Grüße
    Thorsten

    Nachdem hier in den letzten Tagen die ersten Hexen, Rotfüße, Leccinum und kiefernbegleitenden Suilli (?) gemeldet wurden, leuchtete es heute zum ersten Mal unter meinen benachbarten Lärchen. An drei Stellen zeigten sich die ersten Exemplare, aber die Schnecken waren vor mir da, so dass nur noch eine kleine Portion übrig blieb. Das Foto der allerersten ist nicht erste Wahl, aber als Beweisbild trotzdem mal gezeigt:

    Im Sauerland:

    Wenn es heiß und trocken ist: bevorzugt in den schmalen Bachtälern und Einschnitten (was man lokal 'Siepen' nennt)
    Wenn es eher kühl und feucht ist: auf den Höhen, in lichten Wäldern und entlang der sonnenbeschienen Schneisen, die sich die Hänge (in den Fichtenwäldern) hinauf ziehen.

    Doch leider wohne ich dort nicht.


    In Münster:

    Die wenigen brauchbaren Waldstücke (einigermaßen ohne Brombeergestrüpp und ohne Massen von Pferden/Hunden/Menschen...) müssen halt für den Alltagsbedarf reichen. Alles was in einer halben Stunde mit dem Rad zu erreichen ist, bekommt hin und wieder Besuch. Mit der Zeit kommen ein paar nette Stellen zusammen, auf die man sich so einigermaßen verlassen kann...

    Schön, dass es dieses Forum gibt. Ich genieße die Mischung aus seriöser Information und gepflegtem Humor seit einiger Zeit passiv und melde mich nun mal an und zu Wort...


    Aufgewachsen in Arnsberg, gleich am Wald mit einem pilzbegeisterten Vater, hat's mich nach Münster verschlagen. Pilzkulinarisch ist das wohl ein eher schlechter Tausch - und daher der caloboletus radicans im Titel als eine Art 'Hassobjekt': in Münster inzwischen beinahe massenhaft (und gefühlt seit etwa fünf Jahren stark zunehmend), im Sauerland (noch?) kaum vorhanden. Dafür fehlen hier die Pfifferlinge fast völlig... :(

    In diesem Jahr blieb pandemiebedingt mehr Zeit, mal wieder etwas tiefer in die Wälder einzusteigen, so dass ich auch hier 'interessante' ('schön' geht mir aufgrund des Zustands der Wälder schwer von der Zunge) Stellen gefunden habe.


    Schöne Grüße

    Thorsten