Beiträge von KaMaMa

    Hallo,


    da mir heute langweilig ist, ein Bericht über den letzten Abstecher in den Nordschwarzwald.

    Der Omerskopf (875m) ist ein Berg südlich Bühlertal und Bestandteil der kleinen Omerskopf-Scholle, einem Gneiskomplex, die in den nordschwarzwälder Granitkomplex eingebettet ist - keine Spur von Kalk.

    Der Berg ist mit reichlich Blockhalden bedeckt. Die vielen unterschiedlichen, kleinräumigen Mikrohabitate machen ihn für Flechten und mich attraktiv, weshalb ich ihn schon ein paarmal besucht habe.

    Es gibt hier einige wunderbare Aussichtspunkte mit Blick bis in die Vogesen, wo Bänkchen die Wanderer zum Verweilen einladen. Getroffen habe ich bisher aber noch niemanden, vielleicht, weil es anfänglich etwas steil bergauf geht und andere, nahe Ausflugsziele (Mummelsee) die Massen anziehen. Die Wege führen durch unberührt wirkende Natur, wo die Flechten üppg wachsen.

    Bild 1: Mai letzten Jahres am Omerskopf


    Zwei Funde von dort hatte ich bereits zur Diskussion hier eingestellt, eine Opegrapha gyrocarpa und vermutliche eine, noch einer Bestätigung harrenden Circinaria caesiocinerea.


    Neben den Krustenflechten lassen sich schöne Blattflechten und viele Cladonien finden. Ich möchte heute den Schwerpunkt auf die Blattfelchten legen.

    Einige Beispiele:

    Bild 2 Graue, isidienfreie Xanthoparmelia stenophylla neben brauner, plüschig-isidiöser Umbilicaria pustulata.



    Bild 3 Braune Blattflechten aus der Xanthoparmelia pulla-Gruppe ("Dunkle Felsschüsselflechten"), R-, was für Xanthoparmelia perrugata sprechen könnte.

    Die C-Reaktion habe ich mehrfach man Mark überprüft, jeweis mit negativem Ergebnis.


    Bild 3a Die Eigenschaften sprechen eventuell für X. perrucata ("Runzelige Felsschüsselflechte") aus der X.pulla-Gruppe, da R-.



    Direkt neben einem Bänkchen an lichter Stelle: Kleinere graue Xanthoparmelien sind ganz klar X. mougeottii, die kleine Flecksorale bildet:

    Bild 4 Xanthoparmelia mougeottii ("Mehlige Felsschüsselflechte"), Pionier auf harttem Silikat mit dem typischen Farbverlauf und den typischen, hellen Flecksoralen.

    Die Flechten fallen mit 1-2 cm Durchmesser klein aus.


    Bild 4a Eigenschaften von X. mougeottii: Sorale/Mark K+ gelb, C-, P+ gelblich



    Schöne Exemplare von meist sterilen, isidiösen Braunflechten auf Silikat sind hier ebenfalls häufig zu finden:

    Bild 5 Xanthoparmelia verruculifera ("Warzen-Felsschüsselflechte") mit knäueligen Isidiengruppen auf runzeligem Thallus.

    Hier Exemplare mit den selten gebildeten Fruchtkörpern.

    Meist begnügt sich die Art mit vegetativer Ausbreitung über die Isidien.


    Bild 5a X. verruculifera mit isidiösen Apothecienrändern und knäueligen Isidiengruppen auf stark runzeligem Thallus



    Auch Melanelixia fuliginosa ist auf den Felsen präsent:

    Bild 6 Die braune Melanelixia fuliginosa ("Samtige Braunflechte") wirkt im Inneren durch den Isidienbesatz schwärzlich samtig.

    Links oben mit gleichem Durchmesser eine dunkelbraune Montanelia disjuncta mit kleinen weißlichen Soralen.


    Bild 6a einige Eigenschaften von M. fuliginosa.

    Insbesondere die dichtstehenden, schwarzen Isidien in der Thallusmitte sind typisch.



    Montanelia disjuncta ist neu für mich:

    Bild 7 Montanelia disjuncta ("Zerstreute Braunschüsselflechte")


    Bild 7a Die dunklen Soredien der kopfigen Sorale tragen sich bei Berührung leicht ab, wodurch das weiße Mark von M. disjuncta sichtbar wird.



    An den Birken zwischen den Felsblöcken wachen ebenfalls braune Blattflechten, die in der Sonne hell bronzefarben glänzen.

    Bild 8 Braunflechten auf Birkenrinde mit dunklen, isidiösen Soralen. Da muss man genau hinsehen. Melanelixia subaurifera ("Gold-Braunschüsselflechte")!


    Bild 8a Am Thallusrand von Melanelixia subaurifera sind helle Sorale erkennbar, die weiter innen von den dunklen isidienartigen Soredien überdeckt werden.



    Weil sie immer schön anzusehen sind, noch zwei Cladonien. Die ersten hier im Moos auf liegendem Totholz:

    Bild 9a Rotfrüchtige Cladonien mit unförmigen, sehr flachen Bechern, deren Inneres glatt berindet ist.


    Bild 9b Die Grundschuppen sind rundlich und unterseits sorediös und stellenweise gelb-orange.

    Aufgrund der flachen Becher mit glattem Innerem tendiere ich deutlich zu Cladonia digitata ("Finger-Scharlachflechte").



    Auf besonnten Baunstubben wimmelt es von roten Säulenflechten.

    Beim genauen Betrachten fallen auch verzweigte Säulen auf, alle mit graugrüner, feinmehlig sorediöser Oberfläche.

    Bild 10 Cladonia macilenta ("Schlanke Scharlachflechte") auf Totholz an sonniger Stelle


    Zum Schluss noch ein typischer Felsen, also beileibe kein Unikat:

    Bild 11 Überflechtete Silikatfelsen


    Und noch ein Plakat, dass ich bisher nur hier gesehen habe.

    Da ich es klasse finde und es vielleicht nicht jeder kennt, zeige ich es hier zum Abschluss:

    Bild 12 Unbeliebte Waldbewohner, in Ausbreitung begriffen


    Das war's für heute. Über Korrekturen würde ich mich am meisten freuen - ich will ja was lernen.


    LG, Martin

    Hallo Inge,


    das wird schon X. conspersa sein. Die Flechte ist in denkalkfreien Gebieten recht häufig anzutreffen.

    Aber auch in Kalkgebieten (wo ich wohne) kann man sie auf kalkfreien Unterlagen finden.

    Auch ich habe sis - so wie du - auf einem Brückengeländer finden können:

    Bild A1 Xanthoria conspersa auf Brückengeländer


    Ich füge einen Link (Lichens marins) zur Flechte ein, in dem auch die Verwechslungspartner erwähnt und verlinkt werden.


    Ansonsten treffe ich sie hier in BW natürlich im Schwarzwald regelmäßig an, es gibt sie also nicht nur hier im Odenwald, wie die von dir verlinkte Kartierung mutmaßen lassen könnten.
    Ferner ist sie nicht nur auf Höhenlagen beschränkt, sondern kommt auch im Flachland vor. Z.B. in der Bretagne an der Küste kann man sie in großer Zahl auf dem Gestein finden.

    Sicher kann man hier einen Tüpfeltest zur Absicherung machen, trotzdem ist das sicher eine Xanthoparmelia. Da sie koralloide Isidien hat (und dicht anliegt) landet man man bei X. conspersa.


    Da sie an exponierten, gedüngten Stellen besonders reichlich wächst, und Vögel diese Stellen gerne als Aussichstpunkt nutzen, ist der Zusammenhang im Zitat klar. Die Färbung geht aber nicht auf Vogelkot zurück.Die Braune Färbung der Apothecienscheiben geht auch nicht auf den Algenpartner zurück. Das sind in diesem Falle (coccoide) Grünalgen, nicht Trentepohlia. Die Färbung geht auf ein braunes Pigment im Epihymenium zurück, Pigmente, die den Paraphysenenden anhaften. Ich hänge zur Verdeutlichung ein schlechtes Bild eines Apothecienquerschnitts an, in dem die Färbung des Epihymeniums gut erkennbar ist.

    Bild A2 Querschnitt durch Apothecium - Epihymenium braun


    Bild A3 Dunkelbraunes Epihymenium (in verd. KOH)


    LG, Martin

    Hallo,


    Flechte 1 ist nach meinem dafürhalten nicht P. praetextata, denn die Oberfläche wäre zumindest irgendwo fein filzig, nicht so fettig glänzend. Die Isidien wachsen meist am Thallusrand. Die Unterseite passt gar nicht. Hier liegen keine typischen Adern vor, sondern schwarzer Filz. Der Thallus wirkt derb und dick, ist rissig:

    Ich erkenne keinen großen Unterschied zum Fund Nummer 2. Sogar die Schizidien sehen (auf dem Händimonitor) ähnlich aus. Ich würde auch hier P. elisabethae vermuten, nur in etwas unterschiedlichen Entwicklungszustand zu Flechte 2.


    Fund Nummer 3 würde ich mit P. didactyla abgleichen. Für die Art sprechen neben der Fundstelle die kleinen Thalli, die filzige Oberfläche, die Art der Unterseite, etc. passt alles gut


    LG, Martin

    Hallo Felli,


    V. flavescens könnte schon sehr gut passen!

    Bei flüchtigen Betrachten meinte ich, die dunkle Blattflechte sei eine Collema.

    Beim zweiten Hinschauen kommt mir die Form und die braune Färbung seltsam vor. Eine Probe hast du nicht mitgenommen, oder?


    LG, Martin

    Hallo Erna,


    die sehen genaus so aus, wie die P. didactyla aus dem Schwarzwald:

    Bild N1 Junge Thalli nur mit Soralen


    Bild D2 Pröbchen mit Soralen und Apothecien


    Bild N3 Blick unter die Apothecien


    Ich denke, das passt schon so.


    LG, Martin

    Hallo Botschafter,


    um sterile Cladonien mache ich meistens einen Bogen.

    Und ohne Chemikalien ist das Unterfangen sehr schwierig bis unmöglich.

    Bei Cladonien braucht man meist neben "K" (KOH 20%) auch die Exklusive Flechten-Chemikalie "P" oder "Pd" (Paraphenylendiamin), manchmal auch "C" (Natriumhypochlorid).

    Ohne sie kannst du eigentlich nur messen, genau beobachten und mit den Angaben im Schlüssel vergleichen.

    Sollte die Form und Größe der Grundschuppen sehr extravagant ist, kannst du die Art vielleicht durch Blättern und Vergleichen herausfinden.


    LG, Martin

    Hallo Erna,


    bei Flechte #1 sind auf dem 3.Foto die Apothecien sattelförmig gekrümmt.

    Wenn das Foto vom gleichen Thallus wie im ersten Foto ist, so kann es wohl nicht P. horizontalis sein, möchte ich meinen.

    Oft beginnen die Apothecien jung plan und krümmen sich erst während der späteren Entwicklung sattelförmig ein.

    Das kann in die Irre führen.

    Der derbe Thallus mit der schwarz filzigen Unterseite mit den ovalen, weißen Fenstern erinnert mit an P. neckeri.

    P. neckeri hat dunkelbraune bis schwarzbraune Apothecien.

    Ich will nicht behaupten, dass dein Fund P. neckeri ist, aber prüfe vielleicht nochmal auf die Apothecienform und -farbe, vergleiche mit der Beschreibung auch von P. neckeri.

    Die Apothecien auf dem ersten Foto sind recht dunkel, die sattelförmigen Exemplare sieht man nur von unten.


    Wenn die hellen Stellen bei Flechte #2 Flecksorale sind (wirklich erkennen kann ich das auf den Fotos nicht; manche der hellen Flecken sehen sogar aus, als ob z.B. ein Blütenblatt auf der Flechte läge und Schatten würfe => abpinseln oder abwaschen und wieder trocknen, das halten sie aus), kommen eigentlich nur zwei Arten in Frage: P. didactyla und P. extenuata.

    So wie ich den Bestimmungsschlüssel interprätiere, ist C+ (flüchtig) rosa kein Alleinstellungsmerkmal von P. extenuata.

    Du zeigst wie selbstverständlich ein Apothecium im zweiten Foto, was bei P. exteuata eher ungewöhnlich wäre, da diese Art meist steril bleibt.

    P. didactyla hingegen hat häufig Apothecien und kann C+ rot reagieren.

    P. extenuata hat, wie hier eindrücklich gezeigt, dichte, wattige Rhizinen, was hier nicht gegeben ist.

    Ich wäre hier mehr bei P. didactyla.


    Da ich beide Arten noch nicht gefunden habe, möchte ich die Meinung der anderen abwarten:

    Sicher wird sich noch Bernd zum Thema melden, vielleicht sogar Ingo.

    Ich bin auf ihre Meinung gespannt!

    Beide kennen sich in der Gattung Peltigera gut bis sehr gut aus.


    LG, Martin

    Hallo Erna,


    leider sind die Bilder nicht zu sehen, sondern nur Links, die ins leere führen.

    Da scheint etwas schief gegangen zu sein.

    Bitte den Beitrag nochmal editieren, die alten Bilder rauslöschen und neu hochgeladen und einfügen.


    Gerne auch ein paar Bilder mehr pro Flechte (Oberseite, Unterseite, Details, ... ); denn mit nur einem Foto pro Flechte ist häufig nicht viel anzufangen.


    LG, Martin

    Hallo Hiltrud,


    achte auf die Standortvoraussetzungen:

    kalkfreies Silikat (hier war es wohl Gneis),

    Vertikalfläche, und/oder unter Überhang,

    beschattet und regengeschützt,

    aber regenreich und dadurch luftfeucht


    Wenn du sagst, die Stelle war vermoost, denke ich, sie stimmt die nicht mit den Anforderungen der Flechte überein .


    Ich habe diese Flechte zum erstmal gefunden. Vielleicht sehe ich sie künftig öfter, da ich sie jetzt kenne. Ist leicht mit Trentepohlia zu verwechseln...


    Tatsächlich suche ich solche Stellen wie in Bild 1 nicht so oft auf, da dort meist nicht viel geboten ist (beschattet und regengeschützt, also dunkel und trocken => Staub, Spinnen, Dreck, ... ) . ==Gnolm24


    Jedenfalls wünsche ich viel Erfolg bei der Suche! Sicher wird es j bei der Suche ede Menge toller (anderer) Funde geben.


    LG, Martin

    Hallo,

    ich brauche Hilfe bei der folgenden Flechte, die mir immer wieder im Scharzwald auf exponierten Silikatblöcken begegnet.

    Rein von der Anschauung her, hätte ich auf Circinaria/Aspicilia caesiocinera getippt, das lt. Kirschbaum ein "leicht grün- oder blaustichig graues Lager" haben darf, "das nicht mit K reagiert (nach langer Zeit .. bräunlich)." und große Lager bildet, und auf vogelgedüngten Standorten vorkommt.

    Beispiel einer Fundstelle am Omerskopf. Auf Kalk habe ich nicht geprüft, da hier ein Gneiskomplex mit Migmatiten liegt, was ich als sauer einstufen würde.

    Aber, wie gesagt, nicht getestet.


    Wenn ich versuche, nach Wirth-Hauck-Schultz zu schlüsseln, komme ich nicht ans Ziel. Ich bin mir zu oft unsicher, wie ich die Fragen beantworten soll, irgend etwas passt immer nicht.

    (Hier z.B. die Konidienlängen.)

    Immerhin finde ich bei Lichens marins auch Abbildungen von A. caesiocinerea mit grünem Vorlager (8. und 10. Foto).

    Das grüne Vorlager wird auch dort nicht im Text erwähnt, nur als grau oder dunkel beschrieben.


    Bild 1 Fundstelle exponierte Silikatblöcke


    Die besagte Kruste hat ein deutlich areoliertes, zusammenhängendes Lager und ein auffälliges dunkelgrünes/schwarzgrünes Vorlager.

    Bild 2 Aspiciliode Krustenflechte mit grünem Vorlager


    Detail:

    Bild 3 Lagerrand mit grau-grünen Farbtönen


    An anderer Stelle hatte ich sie schon gefunden, dort mit noch deutlicherem grünen Vorlager:

    Bild 4


    Die Apothecien haben schwarzgrünen Scheiben, sind anfangs eingesenkt, später angepresst aufsitzend mit Thalluskragen.

    Bild 5 1-3(4) Apothecien pro Areole


    Bild 6a Graugrüner Probenkrümel mit aufgepresst sitzenden Apothecien und eingesenkten schwarzen Pyknidien, und von der gleichen Flechte...


    Bild 6b ...weitere Pobenkrümel mit kraterförmigen Apothecienrändern und jungen, eingesenkten Apothecien


    Die Flechtenproben reagieren mit K (schwach) gelblich, sicher nicht rot. Ferner P-, C-, Mark J-.

    Bild 7 Farbreaktionen: nur K reagiert mit dem Thallus irgendwie gelblich/bräunlich


    Die Algenschicht läuft nicht unter dem Apothecium hindurch. Der obere Teil des Hymeniums ist grün, darunter cremeweiß.

    Bild 8 Apothecienquerschnitt, Hymenium ca 120 µm dick.

    Das Mark enthält orangebraune Einschlüsse.


    Das Epihymenium ist grün, reagiert mit HNO3 (N+) smaragdgrün/türkis.

    Mit Lugol reagiert das Hymenium J+orange, das Hypothecium J+blau

    Epihymenium in K+ gelbgrün

    Hymenium K/J+ blau.

    Bild 9 Hymenium nach reichlich Lugolzugabe und Quetschen (Hypothecium unten, blau)


    Bild 10 Querschnitt durch Apothecium (links) und birnenförmiges Pyknidium (rechts)


    Die Asci sind (6-)8-sporig (sicher nicht 4-sporig), ich meine hauptsächlich 8-sporig - aber es finden sich auch Asci mit weniger Sporen.

    Das passt zur Angabe bei Lichens marins: "... Ascii most-often 8-spored ..."

    Asci mit Sporen, insbesondere entwickelten Sporen, sind selten.

    Die Sporenmaße liegen bei 19-21 x 11-14 µm; Pyknidien sind lang gestreckt bacilliform ohne wesentliche Krümmung

    Bild 11 8-sporiger Ascus


    Bild 12 Paraphysen mit den typischen Perlenschüren am Ende (moniliform)


    Die Pyknosporen messe ich zwischen 20-32 x 1 µm.

    Bild 13 Algenzellen und ungekrümmte Pyknosporen in Wasser 400x


    Bild 14 Pyknidien nach Trocknung, meistenteils gerade und > 20µm lang


    Was mnich hier stört, sind die Angaben zur Konidienlänge, die weit von meinen gemessenen Werten abweichen (20-30 x 1):

    6-10 x 1 µm (Italic)

    6-12 x 1 µm (W-H-S)

    6-12 x 1 µm (AFL)

    6-12 x 1 µm (FoGB&I, hier auch mit einem Foto, das einen deutlich grünen Vorthallus zeigt und mit der Bildbeschreibung "Circinaria caesiocinerea, in right half of image, showing the greasy-grey surface and the bluish green margin.")

    k.A. (lichens marins)


    Schreibt da einer vom andern die Konidienmaße ab, oder habe ich eine andere Flechte gefunden?

    Ignoriert man die Konidien, gelangt man relativ zügig zu A./C. caesiocinerea (z.B. mit dem Megasporaceae-Schlüssel der Briten).

    Was meint ihr, was könnte das für eine Flechte sein, wenn es also nicht A. caesiocinerea sein sollte? ==Gnolm2


    LG, Martin

    Hallo,


    ich möchte einen auffälligen Fund vom letzten Wochenende zeigen, der sogar mal äußert einfach zu bestimmen war - und das obwohl die Flechte ohne die typischen, namensgebende Fruchtkörper daherkommt.

    Ein paar Meter abseits des Wanderweges am Omerskopf im Nordschwarzwald (in etwa 820 Höhe) erhebt sich ein etwa 4 m höher Felsen, die von Nadelbäumen beschattet wird.

    Dahinter fällt der Berghang steil in die Tiefe ab.

    Bild 1) Felsen mit beschatteter Vertikalfläche, mit regengeschützten Stellen


    Erst wenn man dicht davor steht - nein nicht zu dem Zweck, den ihr vielleicht denkt - lösen sich seltsam trentepohlia-orange Flecken vom Untergrund.

    Bild 2) Rostrote Flecken unter Überhang


    Trentepohlia-Kolonien? Nein!

    Bild 3) Krustenflechten auf Silikat


    Das Zentrum der Flechten ist orange sorediös, umgeben von einem sehr dünnen Thallus, der weinrot bis bräunlich violett gefärbt ist.

    Stellenweise ist ein dünner, dunkler Vorthallus erkannbar.

    Bild 4) Opegrapha gyrocarpa in steriler Ausführung mit deutlichem Thallus


    Bild 5) Flechte mit unscheinbarem Thallus, rechts der orangen Sorale erkennbar.

    Links oben ein weiterer Thallus, bei dem die Bildung der Sorale gerade erst beginnt.


    Die Probennahme ist sehr schwierig, das Kratzzen löst nur wenige winzige Krümel ab.

    Die Kratzspur ist deutlich gelborange:

    Bild 6) Orangegelbe Kratzspuren bei der Probennahme deuten auf Trentepohlia hin


    Die Flechte ist so ungewöhnlich in der Kombination ihrer Eigenschaften, dass sie schon jetzt in wenigen Schritten erschlüsselt werden kann, obwohl sie keine Fruchtkörper ausgebildet hat:

    Opegrapha gyrocarpa

    Der UV-Test gelingt mit der winzigen Menge an Pobenmaterial nicht, aber ein Färbetest gelingt unter dem Mikrosop leicht, da reicht mit etwas Glück eine einzelne Soredie:

    Bild 7) Soredie in Wasser unter dem Mikroskop (leider unscharf), die grüne Färbung der Soredie wird trotzdem deutlich.


    Bild 8) Trentepohlia-Algenzellen mit typisch orangen Organellen


    Bild 9) Natriumhypochlorid von links einströmend, erzeugt am Rand der Soredie eine flüchtige, rote Verfärbung.

    Bild mit Weißabgleich auf den Papierhintergrund, Farben etwas betont (wie auch Bild 7).

    Die Verfärbung ist im Vergleich mit Bild 7 gut erkennbar.

    Die Flüssigkeit zwischen den Hyphen und Algenzellen verfärbt sich rosa. Die geforderte C+ rote Reaktion ist nachgewiesen.



    Die Flechte gilt zwar als "selten", ist aber sogar im Krischbaum-Büchlein enthalten, mit als Kalkland-Flachland-Tiroler bisher natürlich unbekannt gewesen.

    Alle Beobachtungen passen sehr gut zur Beschreibung von Opegrapha gyrocarpa, insbesondere auch das Habitat.

    Das Werk "Die Flechten Deutschlands" weiß hierzu: "Auf kalkfreiem Silikat, ... sehr regengeschützten Vertikal- und Überhangflächen von Felsen, ...montan bis hochmontan ... niederschlagsreiche Lagen, ..."

    Sie soll aber auch im Tiefland z.B. an nordexponierten Kirchenmauern auffindbar sein.


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    nicht alle Pilze mit solch coniocarpen Fruchrkörpern sind lichenisiert. Diese Pilze werden traditionell aber trotzdem in der Flechtenliteratur mit behandelt.

    Ich kenne diesen Pilz nicht, würde ihn aber schon für lichenisiert halten.

    C. brachypodia würde ich zumindest für eine gute Arbeitshypothese halten.

    Vielleicht meldet sich ja Patrick nochmal zum Thema?


    LG, Martin

    Hallo!


    Nachdem Patrick ( nupharlutea ) den Agonimia-Fund zu Agonimia vouauxii korrigiert und mir liebenswerterweise eine Agonimia tristicula-Probe zum Kennenlernen und Üben zugesendet hat (super und nochmals Danke dafür!), konnte ich zuletzt A. tristicula auf einer Bodenprobe von der Fränkischen Alb entdecken. Bodenproben nehme ich seit einiger Zeit zum näheren untersuchen immer wieder mit, weil man darauf unter der Lupe allerhand entdecken kann.


    Rohhumus mit Kalkrohboden an einer Dolomitwand über der Altmühl bei Solnhofen mit Moos und vielen Cyanobakterien:

    Bild N1 Substrat - die Flechte ist auf dem Bild kaum erkennbar, auch wenn man weiß, wo sie sich befindet (Kreis)


    Auf der mitgenommenen Probe entdecke ich unter dem Stereomikroskop die neue Bekannte wieder:

    Bild N2 Kleine grüne Flechtenschüppchen, die größten davon bis etwa 1 mm groß


    Bild N3 Die schwarzen, rundlichen Objekte sind keine Fruchtkörper, sondern bestehen aus grünen Cyanobakterien mit dicken, rot gefärbten Gallerthüllen


    Der Gattungsnachweis für Agonimia gelingt mikroskopisch. Die Oberfläche des ungequetschten Thallus weist eine Vielzahl, kleiner Wärchen auf.

    Bild N4 Thallusoberfläche mit vielen kleinen Papillen (400x in Wasser)


    Bild N5 Papillen


    LG, Martin


    Bild N6 Über der Altmühl, bei den "12 Aposteln"

    Hallo Ingo,


    wenn man beginnt, sich mit den Krustenflechten eingehender zu beschäftigen, taucht die Gattung Trentepohlia vermehrt in den Schlüsseln auf.

    Der erste und dann auch meist schon eindeutige Hinweis auf Trentepohlia ist eine orange Ritzspur. Ist die Wunde orange oder deutlich gelb, ist die Sache (fast) klar.

    Doch oft ist die Ritzspur nur schwach gelblich grün, wenn überhaupt.


    Ich habe mal ein bissle in der Fotofundgrube gewühlt und ein paar Beispiele zusammengestellt. Ein Hemmnis beim Erkennen de Algen ist u.a. auch, dass die lichenisierten Algenzellen von der Form der freilebenden Art abweichen können, z.B. fädigen Algen mit zylindischen Zellen wie Trentepohlia in Flechten nur selten genau in dieser Form vorkommen, wie im Buch beschrieben. Meist liegen nur kurze Ketten oder einfach Einzelzellen vor. Auch Algen lesen halt keine Bücher.


    Ein kleines Problem bei der Bestimmung können freilebende Algen darstellen, da sie praktisch überall vorkommen und auch häufig Krustenflechten überwachsen. Da hat man unter Umständen jede Menge Fremdalgen unter dem Mikoskop im Präparat.

    Das folgende Beispiel einer Pertusaria (mit Photobiont Trebouxia) zeigt einen deutlichen Trentepohliabewuchs auf der Oberfläche. Diese Fremdalgen zeigen aber einige Eigenschaften der Trentepohliazellen sehr schön, insbesondere die typisch dicken Zellwände, kantige Umrisse und kurze Ketten. Die Algen sind außerdem prall mit orangen Vesikeln gefüllt. So deutlich findet man sie selten in Flechtenproben. Die freien, fädigen Trentepohliaalgen (Janmens Beispiel) sehen durch die Bildung der langen Ketten etwas anders aus.

    Bild T1: Trentepohlia auf rindenbewohnender Pertusaria, Oberfläche der Flechte orange bis braun verfärbt


    Lichenisierte Trentepohlia besitzt meist nicht so schön ausgeprägte Merkmale...

    Einige Beispiel in Reihenfolge mit zunehmender Schwierigkeit beim Erkennen. (Es besteht keine Zuordnung in puncto Erkennbarkeit mit der jeweils erwähnten Flechtenart: Die Algenzellen an anderer Stelle im gleichen Thallus mögen die Merkmale in anderer Ausprägung zeigen. Die Flechtenart der Probe ist jeweils der Vollständigkeit halber erwähnt und inklusive Ritzspur als Bildeinsatz eingefügt.)


    Sehr ähnlich zu den freien Algen in Bild T1 sehen die Algen der folgenden Gyalecta-Probe aus. Die Erkennbarkeit ist sehr gut, zumal die auch Schnittwunden an der Krustenflechte intensiv gelborange sind.

    Die Zellen sind brav in Ketten angeordnet, dickwandig und mit prall gelben Vesikeln gefüllt:

    :

    Bild T2: Trentepohlia in Gyalecta, Ritzspur gelb


    Meistens muss man aber derart orange gefärbte Algenzellen suchen. Meist dominiert das Grün. Dennoch findet man dicke Zellwände, kurze Ketten mit etwas kantigen, länglichen Algenzellen. Es liegen etliche fast rein grüne Algenzellen vor:

    Bild T3 Trentepohlia in Arthonia byssacea, Ritzspur hier fast rein grün, leichter Gelbton


    Schwieriger wird es in folgendem Beispiel. Bei diesen Zellen muss man schon fast wissen, welche Algen es sind: Die Zellen sind fast rund, aber immer noch sehr dickwandig. Der letzte Beweis sind einige wenige Zellen mit orangen Vesikeln. Die muss man aber erst finden!

    Bild T4 Trentepohlia in Coenogonium pineti, mit feucht gelblich grünem Tahllus


    Bei dem letzten Beispiel waren keine Zellen mit orangen Vesikeln zu finden. Ich habe allerdings auch nicht ewig gesucht, da die Zellen wieder sehr dickwandig sind und die Ritzspur eindeutig gelb. Die Zellen der Quetschprobe waren praktisch frei von orangen Vesikeln, aber dennoch Trentepohlia.

    Bild T5 Trentepohlia in Dirina-Probe ohne gelbe Vesikel


    Bei deiner Probe sind die Algen wirklich schwer zu erkennen, weil nicht isoliert. Vielleicht solltest du stärker Quetschen, um einen dünneren Film herzustellen.

    Dennoch meine ich, längliche Zellen - ev. sogar in Ketten angeordnet - und an einigen Stellen dicke Zellwände zu erkennen.

    Für die Bestimmung der Pyrenula ist die Algenbestimmung freilich wurscht.


    LG, Martin

    Hallo Ingo,


    Pyrenula nitida ist wegen der Sporenbreite und Peritheciengröße sicher richtig. Eune schöne und mikroskopisch interessante Flechte mit auffälligen Sporen.


    Lichenisierte Trentepohliaalgenzellen habe ich noch nie rot oder rötlich gesehen. Bedenkt man, das die kräftige rote Färbung vom Trentepohlia in sonniger Lage wohl als UV-Schutz dient, ist klar, das die Alge als Photobiont große Mengen davon nicht unbedingt nötig hat. Diese Aufgabe des UV-Schutzes übernimmt schon der Pilz, falls nötig durch seine sek. Flechtenstoffe.

    Mikroskopisch waren die von mir beobachteten Zellen immer grün mit mehr oder minder großen Vesikeln oder Guttulen gefüllt, mit gelber, karothinoidhaltiger (?) Flüssigkeit, die bei Quietschen auch in Form kleinster Tröpfchen frei im Wasser flottieren kann. Es finden Flechtenproben mit dominanten orangegelben Guttulen in den Algen, aber auch Proben mit Trentepohliazellen ohne jegliche gelbe/gelborange Guttulen. Man muss auch auf die Zellform und Wandstärke der Algen achten. Trenthepohliazellen sind sehr dickwandig, oft nicht schön rund, sondern etwas kantig.


    LG, Martin

    Hallo,

    das klappt doch auch ohne Anmeldung - zumindest bei mir:

    Auf der von Björn verlinkten Seite ist unten der Einstieg ins Datenportal Pilze.

    Dort im Menu oben die Artenliste anwählen:

    Gesuchte Art eintragen und das Kartensymbol rechts anklicken

    und du siehst die Fundplatzmeldungen (hier nur ein kleiner Ausschnitt):


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    du kannst beim KOH-Test die Flecht ja umdrehen oder durchschneiden, dann siehst du die Reaktion über weißem Untergrund.

    Ich habe mal in den Fotos gewühlt und ein paar K-Reaktionen an Physcia gefunden - sie sind alle deutlich gelb.

    Hie und da mag mal die Algenschicht durchleuchten, wenn du zu lange wartest - aber es gibt eigentlich immer Stellen, die deutlich gelb sind.

    Nimm vielleicht weniger Reagenz und trage erneut etwas mehr auf, wenn die Reaktion ausbleibt oder schwach ist.


    LG, Martin


    Bilder:

    A1) Physcia dubia auf Cortex, KOH-Tröpfchen (20%) mit Präpariernadel aufgetragen => gelb


    A2) Gleicher Thallus, andere Stelle


    A3) Weißes Mark => gelb nach 20% KOH-Auftrag (Querschnitt)


    A4) P. caesia, größerer Tropfen 20% KOH auf Cortex => gelb (verläuft)


    A5) 20% KOH mit Nadel auf nassen Thallus aufgetragen => gelb