Beiträge von KaMaMa

    Der präpositionale Faux-pas ist beseitigt.


    Hintergrund ist sicher der Schichtstufencharakter der Alb, wo man sich zumeist AUF der Schichtstufe aufhält. Im Gegensatz dazu stehen richtige Gebühre, wo man sich normalerweise IM Tal oder auf dem Berg aufhält.


    LG, Martin

    Hallo Bläuling,


    vielen, herzlichen Dank für die Blumen!

    Es freut mich sehr, wenn dir der Bericht gefallen hat.

    Noch mehr natürlich, wenn es jemanden (dich?) anspornt, sich mehr mit diesen wunderbaren Organismen (vielleicht besser Mini-Ökosystemen) zu beschäftigen.

    Wer weiß?


    Liebe Grüße, Martin

    Hallo,


    im Moment fahre ich sehr gerne (a)uf die Schwäbische Alb.

    Sie bietet herrliche Flecken für Ausflüge.

    Beim gestrigen Besuch in der zentralen Alb, in der Gegend südlich von Reutlingen, konnte ich einige schöne Funde machen.


    Bild 1 Trocker, warmer Magerrasen unter blauem Himmel, über Dolomit, der Sonne entgegen geneigt.


    Interessant zur Flechtensuche ist nackter Boden und freiliegender Fels.

    Dazwischen blühen bunte Blümelein, nicht minder schön:

    Bild 2 Winziger Berg-Gamander - herzallerliebst. Wer braucht da Orchideen?


    Bild 3 Noch ein Lippenblütler: In der warmen Sonne duftender Thymian


    Bild 4 Scharfer Mauerpfeffer


    Flechten gab es natürlich auch:

    Bild 5 Darf auf Kalk nicht fehlen, Protoblastenia rupestris


    Bild 6 Eine rosettig wachsende Becher-Cladonie über Kalk mit anliegenden Grunschuppen: Cladonia pyxidata pusilla


    Bild 7 Eine ergiebige Fundstellen direkt am Wegrand


    Bild 8 Eine bisher unbekannte Blasenkruste: Toninia diffracta aus der stark bereiften Gruppe um T. candida


    Bild 9 Toninia physaroides ist an den vielen weißen Pseudocyphellen auf der Oberfläche erkennbar


    Bild 10 Schwierig zu entdecken sind auf der Erde die bräunlichen Schuppen mit eingesenkten Pyknidien der Erdflechte Placidium cf. squamulosum


    Bild 11 Eine pyrenocarpe Nabelflechte auf Kalk: Dermatocarpon miniatum. Hier etliche trockene Thalli.


    Bild 12 Hübsche braune Schüppchen? Sie erinnern mich an einen Fund vor einigen Tagen... Bleibt wahrscheinlich ungeklärt.

    Dazwischen noch eine graue Dermatocarpon


    Bild 13 Diploschistes muscorum ist leicht zu erkennen - am Substrat und an den tief eingesenkten Apothecienscheiben.

    Hier ist sie an schattigen Stellen häufig zu finden.


    Bild 14 Cladonia subrangiformis - die Falsche Rentierflechte


    Bild 14 Cetraria islandica, das "Isländische Moos" sehe ich nicht alle Tage


    Am meisten habe ich mich über diese Cetraria gefreut:

    Bild 15a Schwarz-violette, stachelige Hornflechte Cetraria aculeata zwischen brauner Cladonia furcata und mit leider unbekanntem Moos.


    Bild 15b


    Bild 16 Weiter weg vom Wegrand wären sicher weitere interessante Stellen. Aber da darf man nicht hin (NGS!).


    Interessant sind auch Baumstämme: An einem alten, noch lebenden Birnbaum, bei dem sich aber die Borke schon großflächig vom Holz löst, folgender Fund:

    Bild 17 Gelbe, später orange Apothecien (K+, C-) mit weiß bereiftem Thallusrand, aber ohne Eigenrand.

    Der Thallus besteht aus kleinen unförmigen Schüppchen und weist in Richtung C. monacensis - ob's stimmt?


    Bild 18 Melanohalea subargentifera sehe ich auf der Alb recht häufig.

    Sie ist durch den Kontrast der silbrig weißen Sorale sowie der Härchen und Bereifungen am Rand immer ein Hingucker, wie ich finde.


    Bild 19 Zum Abschied noch ein Thymian.

    Ich habe gleich wieder den Duft in der Nase...


    Viele Grüße,

    Martin

    Hallo!


    auf einem abgestorbenen, noch am Baum befindlichen Weidenast in der Nähe von Mössingen fand ich eine lecanorine Krustenflechte mit honiggelben Apothecienscheiben und weißen, körnig-warzigem Thallus.

    Die Flechte sieht erstmal ganz harmlos aus, hat mich dann aber länger im Kreis drehen lassen!

    Bild 1 Fundbaum in Bildmitte, auf Kalkstein-Schotterflächen am Albtrauf (um 710 m üNN)


    Ich hätte den Baum als Weide eingeordnet, bin mir da aber nicht sicher.

    Ein Blick nach oben in die Krone verrät sicher mehr zur Baumart.

    @Thorwul, du scheinst doch die Baumarten gut zu kennen. Ich lerne gerne dazu. Was ist deine Meinung?

    Bild 2 Blick in Baumkrone


    An einem der unteren, abgestorbenen und trockenen Äste konnte ich diese Flechte beobachten, eine weiße Lecanora, eventuell L. chlarotera.

    Da sie etwas komisch wirkt, habe ich ein Stückchen vom Ast mitgenommen.


    Bild 3a/b Lecanorine Flechte mit weißem Thallus und honiggelben Apothecien


    Bild 4 Der weiße Apothecienrand scheint aufzuplatzen und sich in zwei Ringe zu teilen (?).

    Der äußere Ring ist sehr spröde und springt ab, wenn mit der Nadel berührt.

    Betrachtet man den Querschnitt unter polarisiertem Lich (Bild13), wird klar warum.

    Der Außenbereich der Apothecien besteht fast nur aus (Oxalat-)Kristallen.


    Bild 5 Der Thallus ist dünn mit weißen Warzen


    Bild 6 Farbreaktion mit 30% KOH: K+ gelb


    Bild 7 Farbreaktion P+ gelblich (Bildmitte und rechts)


    Bild 8 Keine Farbreaktion C- (Bildmitte)


    Bild 9 Farbreaktion KC: wie K, auch nach C-Zugabe - unveändert gelb


    Es gibt Bereiche unterschiedlich intensiver Färbung der Apothecienscheiben

    Bild 10 Apothecien bis knapp 1 mm Durchmesser, Scheiben hellocker - hellbraun


    Bild 11 Verfärbungen können auch innerhalb eines Apotheciums auftreten.

    Sie können aber auch verschwinden:


    Bild 12 Querschnitte durch das angefeuchtete Apothecium (Rest noch trocken).

    Der zuvor etwas bräunliche Bereich verschwindet jetzt im feuchten Zustand!


    Bild 13 Querschnitt in polarisiertem Licht: Große Kristallhaufen im Apothecienrand und im Mark unterhalb der Algenschicht.

    Die Kristalle sind groß, bis ca. 50µm. Rand rechts mit Algen, links ohne.

    Excipulum/Mark vom Pulicaris-Typ.


    Bild 14 Das Epihymenium ist bräunlich mit einer feinen Kristallauflage (polarisiertes Licht).

    Die Kristalle dringen nicht bis ins Hymenium ein => Epihymenium vom Chlarotera-Typ


    Bild 15 Die Kristalle des Epihymeniums sind in KOH löslich, das Epihymenium entfärbt sich bei KOH-Zugabe.

    Keine weiteren Farbreaktionen.


    Bisher nichts wirklich Ungewöhnliches für eine Lecanora... die Auswahl schränkt sich langsam ein.

    Aber natürlich sind auch die Sporengrößen von Belang!

    Nach kurzer Suche ich finde zu meiner Irritation 2-zellige Sporen, und zwar ausschließlich:

    Bild 16 Frei schwimmende Spore, 2-zellig oder 1-zellig mit 2 Guttulen?

    Ein Einfärben des Cytoplasmas sollte den Unterschied kenntlich machen.

    Die Sporen sind typisch 10-11 x 6 µm groß


    Bild 17 8-sporige Asci; Lactophenol-Anilinblau-Färbung färbt das Cytoplasma blau/violett ein.

    Aus der Farbstoffverteilung folgt: die Sporen sind 1-zellig und besitzen 2 Guttulen!


    Die Gattung Lecanora scheint also richtig zu sein.

    Solche Sporen habe ich aber bei Lecanora noch nicht beobachtet - etwas irritierend...


    Letztlich lande ich jetzt beim Schlüsseln bei der guten, alten Lecanora chlarotera.

    Die komischen Sporen sind bei Italic sogar im Bild dokumentiert (vgl. letzte Fotos).


    LG, Martin

    Hallo Felli,

    Didymium und Diderma werden/wurden gemäß der Kalkausscheidungen in der Peridie, bei ersteren in kristalliner Form, bei letzterer in amorpher Form vorliegend, eingeteilt. Die kugeligen Kalkeinlagerungen möchte ich gerne als amorphe Gebilde bezeichnen.

    Deshakb bin ich bei Diderma gelandet.

    Die ebenfalls in Frage kommende Gattung Physarina, offenbar in D nicht nachgewiesen, sollte zylindrische Ausstellungen auf der Peridie haben.


    Ich bin auch auf eine klärende Antwort gespannt.


    LG, Martin

    Hallo,


    bei der Suche nach Bodenflechten, bin ich auf eine Schleimpilzfruktifikation gestoßen, die auf lebendem Moss und totem Pflanzenmaterial aufsaß.

    Aufgrund der Merkmals würde ich den Fund als Diderma spumarioides ansprechen, wenn ich den Schlüssel nach Neubert et al. ("Die Myxomyceten") anwende.


    Gefunden in der Ablagerungsfläche eines fast 50 Jahre alten Bergrutsches am Albtrauf, auf einer halbschattig mit Bäumchen bewachsenen Kalkschotterfläche, direkt unterhalb eines etwas größeren Bäumchens.

    Bild 1 Fundareal


    Bild 2 Substrat


    Bild 3 Sporocarpien auf Hypothallus ungestielt aufsitzend; dicht sitzend.

    Um 0,5 - 0,6 mm Durchmesser. Peridie grau-ocker, flatig-runzelig, zerbrechlich.

    Die meisten Sporocarpien sitzen auf der Moosunterseite.


    Bild 4 Hypothallus reichlich vorhanden, gelblich, stark kalkhaltig

    (Bildeinsatz: Hypothallus in Zitronensäure)


    Bild 5 Aufknacken einer Peridie durch seitlichen Druck mmit Nadel und Ausblasen der Sporen:

    Sporenmasse braun, Capillitium locker und schwach ausgeprägt, Columella halbkugelig und gelblich (wie Hypothallus)


    Peridie ist vermutlich zweilagig:

    Äußere Lage mit um 2µm großen, kugeligen Kalkkörnern, innere Schicht transparente Membran, die stehenbleiben kann, wenn man die Peridie zerbricht.


    Bild 6 Kugelförmige, braune Sporen, 9-11(17)µm groß, typischer Wert 10µm. Oberfläche gleichmäßig feinwarzig.

    Sporenmasse in dicker Schicht violett-braun im Durchlicht.

    Untermischt aus der Peridie gelöste, kugelige Kalkgranulen.

    (Helle Fläche = Zellkern ?)


    Bild 7 Fokus auf hellen Fleck: Fleck scheint im Inneren zu liegen (= Zellkern?)


    Bild 6 Peridie mit sehr dicht gepackten, amorphen Kalkgranulen


    Bild 7 Capillitium (in Öl) braun, etwa 1µm stark, ohne Leisten oder erkennbares Ornament. Stellenweise kurze Auswüchse und kleine Abplattungen, nur sehr schwach vernetzt

    Die Sporen sind in Öl runzelig, in Wasser kugelig


    Die runzelige Oberfläche der Sporocarpien irritiert mich etwas, könnte aber eventuell auf ein leicht gestörtes Wachstum (Trockenphase?) zurückgehen.

    Könnte die Bestimmung Diderma spumarioides hier richtig sein, bzw. welcher Myxomycet liegt hier wohl wirklich vor?


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    schon, das du den Bericht so trefflich ergänzt hast.

    Das Pilzchef auf den Fichtenzapfen ist ja toll! Da hätte ich wohl auch ein Pröbchen mitnehmen sollen.

    Nachher ist man immer schlauer...


    Die Probenkrümel, die du nach dem Makrobild der Sarcogyne cf regularis zeigst, gehören sicher nicht zur Sarcogyne, sondern zu Acarospora glaucocarpa (vgl. Bild 5). Die Apothecien sind zwar wie bei Sarcogyne frucht rotbraun und die Asci sehr vielsporig, die Apothecien sind aber in Schuppen eingesenkt und ohne schwarzen Eigenrand. Auf deinem Foto sind 6-7 Apothecien zu erkennen (rötlich). In der großen rechten Schuppe (olivbraun) sind 2 kleine, eingesenkt Apothecien deutlich erkennbar, ein drittes eventuell am oberen Rand zu erahnen. Die anderes Apothecien sind größer und nehmen einen erheblichen Teil der jeweiligen Schuppenfläche ein.


    Es tut mir leid, dass du wegen mir Probenmaterial verloren hast. Bestimmt hat sich eines der Döschen, die ich dir gab, geöffnet.

    Falls du im Schüttgut nach der Sarcogyne suchen solltest, wähle die schwarz berandeten Apothecien.


    Falls es dich interessiert, könnte ich dir auch Material (z.B. Sarcogyne, oder anderes) vom Tage gerne zuschicken.


    KG, Martin

    Hallo,


    am Pfingstsonntag war ich zusammen mit Bernd (Felli) auf der Ostalb, um dort die Flechten auf den Karbonatfelsen der Umgegend zu begutachten.

    Leider war das Wetter an den Vortagen und am Ausflugstag selbst recht regenreich, wodurch die Flechten bis auf wenige Ausnahmen stark durchnässt und dadurch schwer zu erkennen waren.


    Dennoch konnten wir einige schöne Funde machen, darunter auch einige Perser, wie Synalissa ramulosa, Bacidia bagliettoana, Acarospora claucocarpa und Rinodina lecanorinum.

    Agonimia vouauxii hatte ich in den Alpen schon einmal gefunden, jetzt auch auf der Ostalb.


    Bild 1 An derartigen Kalksteinaufschlüssen lebt eine große Vielfalt an Krusten- und Cyanoflechten. Sie bei Regenwetter zu finden ist eine Kunst, die ich noch verfeinern muss.


    Bild 2 Pyrenodesmia chalybaea (aus dem Dunstkreis der grauen Caloplacen) ist an dem dicken, kreidig-weißgrauen Thallus, dem dunkeln Prothallus und den dichtstehenden, eingesenkten, braunen Apothecien mit Thalluskragen kenntlich.

    Das gezeigte Exemplar ist während einer Regenpause gefunden, trocken und daher gut anzusprechen.


    Um die Schwierigkeiten des nassen Wetters zu verdeutlichen, folgt ein Foto einer durchweichten Krustenflechte, die ich ebenfalls der Art Pyrenodesmia chalybaea zuordnen möchte.

    Die Kruste ist nass dunkelgrün, hierdurch schwerer zu sehen, geschweige denn anzusprechen!

    Bild 3 Durchweichte Krustenflechte, eventuell ebenfalls P. chalybaea.

    Im nassen Zustand leuchten die Photobionten durch den nassen Cortex und verändern den typischen Farbeindruck der Flechte sehr stark.

    Zudem kann die dunkle, grünliche Flechte sehr leicht übersehen werden.


    Bild 4 Von dieser Protoblastenia mit orangebraunen Apothecien habe ich keine Probe genommen und später bereut.

    Auffällig ist der dünne, cremefarbene, vermutlich endolithische Thallus, was etwas gegen die häufige P. rupestris (vgl. Bildeinsatz) spräche.

    Die verwandte Protoblastenia calva wäre hier eventuell eine gute Option.


    Bild 5 Eine Schuppenflechte, die uns häufig begegnete: Nass und grün, ein kleines Stückchen weiter (rechts im Bild) oberflächlich trocken, grau und weiß bereift.

    An einer weiteren Stelle bildete die Flechte in die Schuppen eingesenkte Apothecien (Bildeinsatz), die im nassen Zustand leuchtend rot waren.

    Die Asci sind sehr vielsporig (>100 Sporen) und lasst sich zu Acarospora glaucocarpa bestimmen.


    Bild 6 Eine schöne schwarz-graue Krustenflechte mit reichlich Apothecien. Noch unbestimmt... => Rinodina lecanorinum mit sehr typischen Sporen:


    Bild 6s: Sporen von Rinodina lecanorium


    Bild 7 Dermatocarpon miniatum ist eine pyrenocarpe, genabelte, calcicole Blattflechte.

    Hier völlig durchweicht und vom Wasserfilm an das Substrat geklebt.

    Der Bildeinsatz zeigt ein Exempla im trockenen Zustand.


    Bild 8 Auf Kalkstein, an feuchteren Stellen häufig zu finden, ist Gylecta jenensis mit ihren schüsselförmigen Apothecien.

    Die Apothecien sind orange, die vertieft sitzende Scheibe ist dunkler orange.

    Der Thallus ist von Cyanobakterien überwachsen und dadurch schwarz gefärbt.

    Dafür ist der Algenpartner Trentepohlia ebenfalls orange.

    Auch die Paraphysen leuchten im Mikroskop schön goldgelb bis orange. ==Gnolm7


    Bild 9 Eine gequollene Gallertflechte (Lathagrium) mit reichlich Apothecien.

    Das müsste man mal trocken sehen. Eventuell L. polycarpon?


    Bild 10 Auf einer klatschnassen Schrägfläche polsterförmige Krusten mit warziger Oberfläche, in welchen ich Apothecien vermutete.

    Im trockenen Zustand ist ein kleinstrauchiger Bau mit braunen Ästchen erkennbar.

    Die Apothecien sind endständig mit einer porenförmigen, später etwas weiteren Öffnung und einem dickem, schwarzen Thallusrand.

    Die Asci sind typ. 24-sporig mit 1-zelligen, breit elliptischen bis subglobosen Sporen.

    Die Cyanoflechte beherbergt Bkterien der Gattung Gloeocapsa, die frei in großen, bunten Gallertklumpen leben.

    Im Inneren dieser Flechte kommen diese Cyanobakterien nur einzeln oder in sehr kleinen Gruppen vor.

    Auf der Oberfläche der Flechte hingegen leben die gleichen Bakterien in typischen violetten oder roten Gallertkugeln.

    Daher wirkt die Oberfläche der Flechte in trockenen Zustand etwas rau.

    Mithin eindeutig eine Synalissa ramulosa. Diese Art hatte ich schon lange gesucht...


    Bild 11 Bilimbia sabuletorum lebt im Moos über Kalkfelsen und zeichnet sich u.a. durch dicke querseptierte Aporen aus...


    Bild 12 ... während der mögliche Verwechslungspartner Bacidia bagliettoana sich u.a. in dem Bau der Sporen deutlich von B. sabuletorum unterscheidet.

    Ferner sind die Apothecien bei dieser Bacidia flach, lange berandet und glänzend. (Etwas mehr hierzu hier.)


    Bild 13 Ebenfalls auf Kalkstein lebt diese schöne Kruste mit Randloben und braunen aufsitzenden Apothecien.

    Sie kommt mir vertraut vor, aber man müsste sie halt trocken sehen...


    Bild 14 Felswand und Steinschutt - Krusten und Cladonien


    Bild 15 Ziemlich sicher Kalkstein, deshalb vielleicht etwas untypisch; vom Wuchs her, mit den konzentrisch angeordneten Apothecien, könnte dies eine Porpidia, z.B. Porpidia crustulata, sein.

    Der Stein lag im Halbschatten unter locker wachsenden, jungen Bäumchen, was passen würde.


    Bild 16 Keine Flechte, sondern "nur" eine große Cyanobakterienkolonie im Moos. Im trockenen Zustand wahrschienlich nicht weiter auffällig.


    Bild 17 Die Krustenflechte ist sehr auffällig blaugrün (Bildeinsatz), was hier im Foto kaum zu erkennen ist. Leider habe ich keine Probe mitgenommen.


    Bild 18 Ebenfalls im Halbschatten zwischen den Bäumchen gedeihen diese Becherflechten mit sprossenden Becherrändern und braunen Apothecien. Becherflechten gibt es viele, ohne weitere Analysen bleibt die Bestimmung offen.


    Bild 19 Im besonnten Teil des Areals wachsen größere Bestände von Peltigera rufescens und Cladonia symphycarpa (Bild). Diese Cladonienart bildet am Fundplatz jeweils viele Quadratmeter große, zusammenhängende Bestände.

    Diese Cladonieart bildet kaum jemals Podetien und Apothecien.

    Schwarze Pyknidien auf der Oberseite der Grundschuppen sind zahlreich vorhanden.

    Die Grundschuppen sind länglich und tief eingeschnitten, sie steigen steil empor.

    Die Schuppen sind äußerst brüchig, selbst in feuchtem Zustand.

    Ein Merkmal ist die K+ gelbe, an den Schuppenrändern auch K+rote Reaktion (Bildeinsatz).


    Bild 20 Cladonie


    Bild 21 Von Cladonia rangiformis ("Falsche Rentierflechte") hätte ich hier erwartet, mehr vorzufinden.

    Sie war vor Ort nur in realtiv kleinem Bestand anzutreffen.

    C. rangiformis ist gut ansprechbar durch die kleinen Schüppchen an den Podetien (Bildeinsatz).

    Typisch sind ferner die braunen Spitzen und das grün-weiße oder braun-weiße Giraffenmuster der Podetien.


    Bild 22 Keine Flechte, aber die orangen Trentepohlia-Puschel erfreuen mich jedes Mal, wenn ich sie finde!


    Bild 23 Dieser Winzling ist erst unter dem Stereomikroskop zu entdecken, hier auf dem Thallus einer Peltigera rufescens.

    Der hier angefeuchtete Thallus besteht aus kleinen grünen Körnern (100-200µm), die auf dem Substrat anhaften.

    Die schwarzen kugelförmigen Perithecien (um 200µm klein) mit einer etwas in die Länge gezogenen Mündung gehören zur Flechtenart Agonimia vouauxii.

    Die farblosen, gemauerten Sporen sind reichlich groß (bis über 150µm lang) für diese kleine Flechtenart und erinnern mich wegen der Vielzahl an Zellen an kleine Maiskolben.

    Das Hymenium ist hemiamyloid und reagiert entsprechend J+rot, die Sporen sind J-, sie verfärben sich ledigleich gelb (Bildeinsatz).


    Bild 24 Eine wassergesättigte Lathagrium fuscovirens, auf Kalkstein. Im feuchten Zustand sind die kugelförmigen Isidien schön zu erkennen. Der Thallusrand ist wellig verschlungen und aufsteigend.


    Ein sehr schöner Ausflug - trotz zeitweiligem Regen. Und die Regenpausen sind auch nicht so langweilig, wenn man zu zweit unterwegs ist. Felli, wir sollten das bei Gelegenheit sehr gerne wiederholen!


    LG, Martin

    Hallo!


    Letztes Wochenende war reichlich verregnet. Trotzem war ich zu Besuch bei Felli auf der Ostalb, einer landschaftlich wundervollen Gegend mit interessanter Flechtenflora und sehr netten Einwohnern.

    Die reichlich vorhandenen Kalkstein- und Dolomitaufschlüsse der Gegend beherbergen kleine Überraschungen.

    Bild 1 Kalksteinaufschluss auf der Ostalb nahe Heidenheim


    Einen der Funde möchte ich hier kurz vorstellen, weil es so ein hübscher Doppelgänger zu einer weitaus bekannteren Mooskruste ist:

    Bilimbia sabuletorum ist eine der lichenisierten Krusten auf Moss, über die früher oder später jeder stolpern muss, der sich Moose über Kalk genauer anschaut.

    Besagte Flechte besitzt einen graugrünen, körnig-warzigen Thallus mit halbkugelig gewölbten, rasch randlosen, schwarzen Apothecien.

    Junge Apothecien sind deutlich berandet und heller, braun, ja bis weißlich gefärbt und dunkeln schnell ab.

    Bild 2 Bilimbia sabuletorum einen Moosthallus überwachsend und reichlich fruchtend.

    Kalksteinhorizontalfläche an sonniger Stelle.


    Bild 3 Bilimbia sabuletorum: Kugelig gewölbte, stumpf schwarze Apothecien ohne Rand, meist in großer Zahl, teils geknäuelt in dichten Gruppen.

    Thallus vom Regen durchfeuchtet.


    Makroskopisch hätte ich die Flechte als B. sabuletorum angesprochen, aber es gibt etliche sehr ähnliche Flechten.

    Letzte Sicherheit bringt nur das Mikroskop:

    Bild 4 Das Hymenium ist farblos mit einem farblosem bis grünlichem Epihymenium. Das Hypothecium ist braun.

    Die Sporen sind farblos und breit elliptisch bis spindelig mit mindestens 3 bis 7 etwas eingeschnürten Quersepten.

    Die Sporenabmessungen liegen bei 20-40 x 5-8 µm.

    Diese Flechte ist im Moos recht häufig anzutreffen.


    Etwas seltener trifft man auf Flechtenarten, die sehr ähnlich leben und auf den ersten Blick auch sehr ähnlich aussehen.

    An einer sehr ähnlichen, ebenfalls sonnigen Kalkfelsoberseite im Moos der folgende Fund - Bacidia bagliettoana.

    Nur bei genauer Beobachtung ist eine wichtiger Unterschied erkennbar, die Apothecien sind deutlich abgeflacht und glänzen deutlich:

    Bild 5 Bacidia bagliettoana im Moos über Kalkfelsen an sonniger Stelle


    Auch ist oft ein dünner Rand deutlich erkennbar:

    Bild 6 Bacidia (Toniniopsis) bagliettoana mit körnig-warzigem, grauweißem Thallus auf Moos.

    Schwarze, lange Zeit lecidein berandete, flache, etwas glänzende Apothecien.

    Thallus trocken und ohne Grünton.


    Bild 7 Grünliches Hymenium mit grünem Epihymenium über rotbraunem Hypothecium.

    Der deutlichste Unterschied sind die länglichen, nadelförmigen Sporen: Sie messen 25-40 x 2-3 µm, haben 5-9 Quersepten.

    In Wasser sind die dünnen Sporen schwer erkennbar.


    Bild 8 Gefärbte Sporen in den Schläuchen


    Ein schöner Doppelfund, wie ich finde.

    Dochdamit nicht genug: Was ist das hier wohl? Ein gelber "Gast" auf der Bacidia?

    Bild 9 Zitronengelbes Apothecium auf oder neben der B. bagliettoana: eine Caloplaca-Art, eventuell parasitisch.

    Mal schauen, ob ich dazu noch etwas herausbekomme, wobei ein Apothecium allein etwas wenig ist, um eine Bestimmung durchzuführen...


    LG, Martin

    Hallo,


    An einer großen, fast freistehenden Linde auf dem Hohenstaufen (670 müNN) am Rande der Ostalb leuchtet eine weißliche Krustenflechte aus dem dunklen Moos.

    Bild 1 Alte Linden mit tief rissiger Borke an den Stämmen nahe am Waldrand


    Die Flechte ist weißlich und bildet weißliche, leicht grünliche Sorale aus.

    Bild 2 Thallus am Rand wartzig krustig, innen sorediös


    Bild 3 Detailbild


    Bild 4 Detailbild, Thallusrand rechts ev. schwach gezont


    Bild 5


    Bild 6 Kleineres Exemplar


    Ein Krümel wandert mit nach Hause.

    Bild 7 Randbereich bleibend ohne Sorale, hier Moos überwachsend. Die Warzen brechen sorediös auf. Die Sorale wachsen zusammen.


    Bild 8 Weitere Soredien nahe am Rand


    Der Thallus und die Soredien reagieren nicht, höchstens schwach gelb: K-/+ gelblich, C-, KC-/+ gelblich, P-.

    Unter UV leuchtet der Thallus mit bloßem Auge betrachtet deutlich weißlich bis leicht grünlich.

    Unter dem Stereomikroskop fotografiert sieht das folgendermaßen aus, man erkennt lila, grüne und gelbe Stellen dicht an dicht:

    Bild 9 Thallus mit UV beleuchtet: lila, grün gelb => mischt sich makroskopisch zu bläulich weiß


    Die Stelle, die mit KOH benetzt wurde, leuchtet unter UV kräftig rot

    Bild 10 Wird bei Flechten kaum beschrieben, ist aber hier sehr auffällig: K/UV+ rot


    Mit Grünalgen-Partner, erst distinkten, aber stellenweise zusammenfließenden Soralen (vgl. Bilder 3-6), einem warzigen Thallusrand ohne Sorale, den negativen Färbereaktionen lande ich mit dem Schlüssel in DFD für sterile, sorediöse Krusten (C-) bei Ochrolechia turneri (Sorale scharf begrenzt, teilweise diffus zusammenlaufend, zuletzt einheitlich sorediös, auf nährstoffreicher Rinde, freistehende Bäume, auch im Wald) bzw. Ochrolechia microstictoides (dünn, bald großflächig mehlig bis körnig sorediös, auf saurer Rinde, vermehrt im Wald).

    Der Pertusaria/Ochrolechia-Schlüssel selbst bietet ferner die Eigenschaft "UV+ bläulichgrün mit orangem Stich" (Bild 9) und führt damit zu O. turneri.

    Die Beschreibung der UV-Fluoreszenz könnte mit dem, was Bild 9 zeigt ganz gut beschrieben sein.


    Ich meine, dass hier Ochrolechia turneri vorliegt. Was meint ihr?

    ""An rissiger Borke ... oft an Tilia, ... z.B. an Waldrändern"


    LG, Martin

    Hallo Felli ,


    ja die kleinen Feigen sind im angefeuchteten Zustand wie kleine Wassersäckchen.

    Man kann sie im Ganzen mit der Nadel aus dem Substrat heben und unter das Deckglas bringen. Wenn man denn ein bissle mit der Nadel in der Nähe auf deas Deckglas drückt, quatscht das Hymenium sofort oben oder seitlich heraus.


    Ich bin gespannt, ob du tatsächlich hierzu etwas herausbekommst.

    Falls es dich interessiert, kann ich dir sehr gerne das Probenmaterial zukommen lassen.


    Bilder:

    Bild 23 Platzende Fruchtkörper (erstellt mit Video to GIF Maker)


    Ich habe ferner versucht, "vollreife" Asci aufzuzeichnen, Asci, in denen man septierte Sporen erkennt:

    Bild 24 in Wasser


    Bild 25 in Wasser, Asci schraubig angeordnet, ich sehe 6-7 Gänge / Umläufe


    Bild 26 Gefärbt in Lugol (J-), keine Reaktion


    Bild 27 isolierter Ascus (Lugol)


    Bild 28 (= Bild 4) Gefärbt in K/J, ohne Reaktion, hier leigen die Sporen etwas unordentlicher


    Bild 29 Gefärbt in Annilinblau (Lactophen-Annilinblau-Säurefuchsin)


    Bild 30 Anasomosierende Paraphysen (Annilinblau)

    Hallo Felli ,


    ich habe durch einen der geschlossenen Fruchtkörper einen, wenn auch etwas dicken, Querschnitt hinbekommen.

    Allzuviel ist wohl nicht zu erkennen:

    Bild 9 Querschnitt - in Wasser


    Bild 10a


    Bild 10b


    Bild 10c keine Algen an Stiel / Substrat erkennbar


    Keine wesentliche Veränderung beri Zusatz von 3% KOH:

    kein Verfärben, Entfärben, Auflösen; K/J negativ, nur Gelbfärbung des Cytoplasmas (vgl. Bild 4ff.


    Bild 11 nach K/J-Färbung, leicht gedrückt


    Am nächsten Morgen habe ich Wasser nachgefüllt und habe die Probe aus Bild 11 gequetscht, um die bisher nicht sichtbaren Komponenten sichtbar zu machen.

    Das ging leider zu leicht, denn so zermatschen wollte ich sie nicht im ersten Schritt:

    Bild 12 Gleicher FK, gequetscht - Übersicht 40x


    Bild 13 (gleiche Orientierung wie Bild 12) 100x

    Die Dicke der braunen Hülle scheint von unten nach oben abzunehmen.


    Bild 14 (gleiche Orientierung wie Bild 12) 100x


    Bild 15 (gleiche Orientierung wie Bild 12) 400x, Die Innenwand der FK-Hülle ist mit einer fasrigen, hyalinen Schicht ausgekleidet.


    Bild 16 (gleiche Orientierung wie Bild 12) 400x


    Bild 17 (gleiche Orientierung wie Bild 12) 400x


    Bild 18 (gleiche Orientierung wie Bild 12) 400x



    Bild 19 (gleiche Orientierung wie Bild 12) 400x



    Bild 20 (gleiche Orientierung wie Bild 12) 400x


    Die offenen "Fruchtkörper" sind wohl nur leere Hüllenreste ohne Asci, ohne Sporen.

    Die geschlossenen schwarzen FK schießen bei leichten Druck das Hymenium durch eine entweder bereits vorhandene, oder durch den leichten Druck entstehende kleine Öffnung am Scheitel heraus. Drücke ich noch mehr, platzen seitlich auf halber Höhe weitere Hyphen heraus.


    Bild 21 Drei FK-Reste und ein vitaler FK, der sich schon bei leichtem Druck auf des Deckglas durch eine Pore entleert. Alle Fruchtkörper sind gestielt.


    Bild 22 FK-Mündung mit ausgetretenem Hymenium


    Ich fürchte nur, das hilft auch nicht wirklich weiter - was meinst du dazu?

    Du hattest Patellaria angedeutet, eventuell meinst du P. atrata? Das scheint nicht gut zu passen, schon aufgrund der Stiele...


    Die von oben offen wirkenden FK sind alt und leer, von den Abmessungen scheinen sie Stiel und untere Hälfte der FK-Hülle zu sein (Bild 21).

    Entweder handelt es sich doch um einen pyrenocarpen Pilz oder um Apothecien mit sehr enger Öffnung.

    Ein typisches, weit offenes Apothecium liegt jedenfalls nicht vor.


    LG, Martin

    Hallo Felli,


    die fragst nach der Konsistenz. Ein bisschen schwierig zu beantworten bei der Größe der FK.

    Ich hatte den Eindruck, dass sie prall gefüllt wie Ballons waren, da sie auf dem Deckglas im Wasser platzen, als ich mit der Präpariernadel dran kam.

    Beim Ausdrucken des Deckglases wurden die Asci aus den FK herausgeschleudert.

    Was soll ich sagen, sie sind winzig und reagieren entsprechend schnell.

    Grüße, Martin

    Hallo,


    ein weiterer Fund, der mir Schwierigkeiten bereitet.

    Letzte WE stand eine Pappel am Wegrand im Wald, und ein Blick mit der Lupe zeigte viele weißlich berandete Fruchtkörper im tiefen Borkenriss:

    Bild 1 Borkenriss mit kleinen Fruchtkörpern direkt links des brauen Rissen erkennbar


    Die Probe, die ich mitgenommen habe, besitzt schwarze, kurz gestielte Fruchtkörper mit breiten Köpfen.

    Ist der Fruchtkörper geschlossen, sind die Asci im Inneren noch in der Entwicklung.

    Später öffnet sich der blasige Kopf und legt die reifen Asci frei. Der Rand der Fruchtkörper ist dann hell gesäumt.

    Bild 2a Links unreife, schwarze Fruchtkörper noch ohne Öffnung; oben rechts alte, geöffnete Fruchtkörper mit weißlichem Rand.

    Die Fruchtkörper sind sehr klein, der Durchmesser liegt bei ca. 300 µm, die Höhe mit Stiel irgendwo bei 500 µm.

    Sie sind zudem dünnwandig und platzen leicht auf.

    Der Stiel selbst hat einen Durchmesser von 100-150µm.


    Bild 2b Reife/überreife Fruchtkörper mit weißem, gekerbtem Rand


    Eine Quetschprobe von einem geschlossenen Fruchtkörper zeigt schlanke, keulige Asci mit Haken und einige wenige frei schwimmende, noch einzellige, gekrümmte Sporen:

    Bild 3 Asci mit Sporen und freischwimmende, gekrümmte Sporen

    Die Asci messe ich um 110-120 x 15 µm, unreife, einzellige Sporen liegen bei ca. 26-27 x 4,5-5 µm (Krümmung nicht berücksichtigt).

    In anderen Asci liegen 4-zellige, vermutlich reife, ebenfalls farblose Sporen.


    Das Hymenium reagiert J- (gelb) und in K/J- (gelb bis schwach orange).

    Sucht man, findet man in den Asci 4-zellige Sporen. Die Septen sind gut nach Färben in Lugol erkennbar:

    Bild 4 Hymenium in K/J gefärbt. 3-septierte Sporen erkennbar.

    Asci wahrscheinlich 8-sporig.

    Es ist kein amyloider Appikalapparat vorhanden, keine Okularkammer.


    Bild 5 Weitere Asci mit 3-septierten Sporen


    Bild 6 Gequetscher Fruchtkörper in Wasser mit Lugolzusatz, der Asci freisetzt.


    Bild 7 Anastomosierende, septierte Paraphysen oder Paraphysoide (Probe nach K/J-Behandlung), Durchmesser um 1,5 µm.


    Weit geöffnete Paraphysen mit weißem Rand scheinen überaltert und liefern keine verwertbare Daten, keine Asci, keine Sporen.


    Auf der weißen Oberfläche des Substrates (oder Thallus? vgl. Bild 2b) sind Trentepohlia-Algen zu erkennen.

    Es ist unklar, ob sie zum Pilz gehören, oder nur zufällig am gleichen Ort vorkommen.

    Ein Schnitt durch das Substrat zeigt jedenfgalls keins grüne Algenschicht - wobei es schwierig sein könnte, orange Algen in einer braun-orangen Rinde zu erkennen.

    Grünalgen sind wohl nicht in größerer Zahl im Substrat vorhanden:

    Bild 8 Schnitt durch Substrat (Rinde)


    Derartige Pilze werden - egal ob lichenisiert oder nicht - oft in der Flechtenliteratur mit behandelt.


    Einen Versuch ist es wert:

    # Setze ich eine pyrenocarpen Fruchtkörper voraus (von gestielten Pertithecien habe ich allerdings noch nie gehört und ein Stiel widerspricht meiner Meinung nach dem Sinn eines bis auf eine Pore geschlossenen Fruchtkörpers, der meist in den Thallus eingesenkt ist), lande ich beim weiterführenden Schlüssel für Leptorhaphis/Cresporhaphis/Celothelium, einer Gruppe nicht eindeutig lichenisierter Pilze mit gekrümmten, 1-4-zelligen Sporen, Hymenium u.a. J+gelb, Asci 8-16-sporig. L. epidermidis z.B. scheint sehr häufig in Form kleiner schwarzer Püntchen in/auf weißer Birkenrinde vorzukommen, da muss ich mal darauf aufpassen. Die Arten sind sehr wirtsspezifisch und auf eine Baumart beschränkt. Klingt nach leichtem Spiel, aber leider passen die Beschreibungen der Arten letztlich gar nicht, die FK sind ungestielt und natürlich eingesenkt.


    # Falls die FK als Apothecien gelten, gelange ich leider zu keiner vielversprechenden Flechten-/Pilzgattung.


    Weiß jemand vielleicht Rat?


    LG, Martin

    Blatt- und nadelbewöhnende Flechten sind meist klein und unauffällig, sie werden deshalb leicht übersehen.


    Pieter P.G. van den Booms Büchlein "Foliicolous lichens and their lichenicolous fungi in Macaronesia and altantic Europe" ist ausschließlich diesen Flechten gewidmet.

    150 Arten werden behandelt, darunter 109 Microflechten (Krustenflechten), 29 Makroflechten (Blatt-/Strauchflechten) und 12 lichenicole Pilze - darunter 10 neu beschriebene Arten.

    Bestimmungsschlüssel sind enthalten.

    Die Arten werden in alphabetischer Reihenfolge beschrieben, meist mit farbiger Abbildung (Makroaufnahmen, auch Mikroskopaufnahmen) und Fundstellenangabe.

    Enthalten in der Reihe Bibliotheca Lichenicola, Band 111 (2021).


    Fontispiz


    Beispiel Doppelseite zu Bryostigma-Arten


    DinA5, Softcover.

    Hallo nochmal!


    Ich denke, das Rätsel ist gelöst.


    Gestern kam eine neues Büchlein mit der Post: Pieter van den Booms "Foliicolous liches and their lichenicolous fungi in Macaronesia and atlantic Europe". 150 Arten (darunter 109 Krustenflechten) werden im Buch besprochen und ein dichotomer Schlüssel ist begegeben.

    Beim ersten Durcharbeiten lande ich wegen der makroskopisch von mir als schwarz eingestuften Apothecien bei der Gattung Catillaria (u.a. C. nigroclavata), was aber wegen der anderen Parpahysen schon nicht passen kann. Die Wahl dunkelbrauner Apothecien ohne Thallusrand führt dann wieder zu Fellhanera, was nicht stimmen kann...


    Wähle ich anstatt sitzender Apothecien in Schlüssel die alternative Abzweigung "Ap. level with the thallus, immarginate", gelange ich zu Arthonia und Bryostigma.

    Randlos sind die Apothecien, aber liegen auf einer Ebene mit dem Thallus? Wenn ich Bild 5 und 6 heranziehe, sind die Apothecien tatsächlich ähnlich größ wie die größten Thallusgranulen und enden teilweise in der gleichen Höhe.

    Nächste Entscheidung: Sind die Apothecien globos oder nur konvex? Ich möchte meinen, dass die größeren Apothecien korrekt als konvex beschrieben werden müssen.

    Dann lande ich bei "Ap. 0.05-0.24 mm diam. , dark brown to often black, ascosp. 8-12(14) x 2,5-4 µm. Bryostigma muscigenum".
    In GB und F auf Koniferennadeln nachgewiesen.


    Zurück zu W-H-S: Hier wird eine Arthonia muscigena geführt. Bei Italic werden Arthonia muscigena und Bryostigma muscigenum als Synonyme für Bryostigma lapidicola genannt.

    Bemühe ich den Arthonia-Schlüssel im W-H-S sollten gelten: Auf Pflanzenmaterial lebend (Rind, Holz), Sp. 2z, Ap. unbereift, Ap. rundlich, Ap. R-, coccoide Grünalgen (!), Paraphysenenden mit brauner Kappe (?), Sp. kleiner als 16µm, Hyp. hellbraun, Ap. basal verengt sitzend, gewölbt, randlos, bis 0,3mm, Epihym. grünlich braun (!), Hym. farblos, 25-30µm, Thallus körnig.

    Bis auf die braunen Paraphysenkappen kann ich alles so bestätigen.


    Zu B. lapidicola weiß Italic noch folgendes zusätzlich: "forming < 5 mm wide patches", "paraphysioids very scanty", "Ascospores 1-septate, hyaline, ovoid to clavate, 8-12(-14) x 2.5-4(-5) μm, often with a slightly pointed end, thick-walled."

    Die etwas gespitzeten Sporenenden sind vorhanden, die Sporenform asymmetrisch ("keulig", "sohlenförmig"), Papaphysen kaum zu finden.


    Die französische Seite ergänzt zahlreiche gute Mikrofotos und weiß zur Jod-Reaktion bei B. lapidicola (AFL): "hyménium I- a été observé dans l’Orne et dans le Finistère (où existe également le chémo à hyménium normal, I+ rouge).", d.h. die J+ rote, hemiamyloide Reaktion ist bei dieser Art bekannt.


    Eigentlich passt alles: die Sporenform, Sporengröße, die kleinen dicken Asci mit der deutliochen Okularkammer, hemiamyloides Hymenium, usf.

    Ein paar Kleinigkeiten, wie z.B. braune Paraphysenenden, Thallus K/J+ blau, könnte ich noch überprüfen, aber das spare ich mir vorerst.

    Andere Flechten warten!


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    erstaunlich, was du alles an Stecknadeln aus der Borke herauszauberst.


    Ebenso erstaunlich, wie viele unterschiedliche Stecknadelflechtenarten im gleichen Lebensraum nebeneinander coexisitieren.

    Gibt es da womöglich eine Sukzession?


    LG, Martin

    Hallo Matthias,


    Danke vielmals für das interessante Paper.

    Ich glaube fast, du hattest mir schon einmal nahegelegt, es zu lesen. Jedenfalls finde ich eine Kopie davon in meinem Taeniolella-Ordner.

    Ich habe das Paper geradde durchgeblättert, in der blöden Meinung, so einen auffälligen Pilz würde ich anhand der sehr guten Zeichungen und Fotos im Paper erkennen.

    O Gott, die beschriebenen Arten sehen ja alle fast gleich aus! ==Gnolm4 ==Gnolm6


    Ich muss nochmal an die Probenpräparation, wahrscheinlich habe ich einfach zuviel Material genommen und sehe nicht alles Wichtige.

    Jedenfalls weiß ich jetzt zumindest, dass das, was ich als Phragmosporen interpretiert hatte, in Wirklichkeit die Konidiophoren sind, die ich vergeblich gesucht hatte. ==Gnolm8

    Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.


    Morgen geht's weiter.

    Aber erst mache ich einen Ausflug.


    Viele Grüße und nochmals Danke!

    Martin

    Hallo Matthias!


    Ja, genau das ist auch meine Beobachtung.

    Sie steht halt nur im Widerspruch zur Angabe für die Gattung Fellhanera im Wirth ".. Hymenium farblos, J+blau ..", Itlaic zu F. viridisorediata: "hymenium colourless ... I+ blue; ...with a K/I+ blue apical dome containing a darker blue, tubular ring-structure, and an amyloid coat...", BLS zu Fellhanera "Hymenium colourless, I+ blue".


    Das stört mich halt ein wenig bei der Zuordnung. Oder schreibt einer vom anderen ab und niemand prüft das, ob es stimmt? Ansonsten wird immer J+ rot bei hemiamyloiden Proben angegeben.


    Sehr schöne Tafel übrigens, gefällt mir gut! Du beobachtest offenbar viele einzellige Sporen bei F. bouteillei.


    LG, Martin


    PS: Interessant finde ich, dass die rot-violette Färbung, wenn ich den Objektträger übernacht stehen lasse, Tags darauf verschwunden ist und einer schwachen, graublauen Färbung Platz macht; offenbar nimmt über etliche Stunden Luftkontakt die Menge an wirksamem Jod ab und die bläuliche Färbung der hemiamyloiden Probe tritt zutage. Einen deulich blauen Tholus sehe ich aber nicht. Gibt man nochmals Lugol dazu, färbt sich die Probe sofort wieder zurück um nach rot-violett.
    Das hatte ich noch nicht beobachtet, normalerweise entsorge ich die Probe mit dem Objektträger noch am Abend.


    Bild A1: Links Färbung nach K/J => violett / Mitte: gleiche Probe eine Nacht später => blau / Rechts: Erneute Zugabe von Lugol: wieder violett

    Hallo!


    Auf altem Harzfluss einer Tanne (?) finden sich neben Fruchtkörpern von Sarea difformis und Lepraria incana (türkis, R-, K/UV+ orange) auch dicke, braune Polster, die fast ausschließlich aus unverzweigten Zellketten bestehen.

    Diese Lager bestehen aus meist 4-5-zellige, aber auch um kürzere (bis 1zellige) oder längere Zellketten (Phragmosporen).

    Es finden sich keine Längssepten, keine Verzeigungen.

    Die Oberflächen der Sporenketten sind teils glatt, teils stark rissig ornamentiert.

    Die Durchmesser der stets unverzweigten Ketten liegt bei 5 µm, die Hyphenwände sind sehr dick (knapp unter 1µm), die Septen schwach eingeschnürt.


    In unmitelbarer Nähe dieser braunen Hyphenlager befindet sich meist auch Lepraria incana, weshalb ich einen lichenicolen Pilz vermuten möchte.

    Einen lichenicolen Hyphomyceten voraussetzend und den Schlüssel von Diederich et al. (Lichenicolous Fungi, Volume 2 · Hyphomycetes) benutzend, gelange ich zur Gattung Taeniolllela, das scheint mir soweit vernünftig.

    Dann wird es schwierig, die Flut von Hyphomyceten-Fachbegriffen ist für den Einsteiger schwer zu durchblicken.


    Für den Wirth L. incana wird fakultativ Taeniolina scripta angegeben, deren Hyphen allerdings verzeigen.


    Was könnte das für ein Pilz sein?

    Lässt er sich weiter eingrenzen?


    LG, Martin


    Bilder:

    Bild 1 Alter, trockener Harzfluss an Tanne


    Bild 2a Braunes Hyphenpolster


    Bild 2b


    Bild 2c


    Bild 3 in Wasser, 1000x


    Bild 4


    Bild 5


    Bild 6


    Bild 7


    Bild 8


    Bild 9


    Bild 10


    Von einen großen Lager (um 2 mm), jetzt in Öl gebettet, lassen sich auch andere Hyphen finden, die ev. zur Konidiophore gehören.

    Heller, dünnere Wandung, Durchmesser nur um 3µm, Septen viel weiter auseinander gelegen:

    Bild 11


    Bild 12


    Bild 13


    Bild 14


    Bild 15