Beiträge von KaMaMa

    Hallo!


    Nachdem Patrick ( nupharlutea ) den Agonimia-Fund zu Agonimia vouauxii korrigiert und mir liebenswerterweise eine Agonimia tristicula-Probe zum Kennenlernen und Üben zugesendet hat (super und nochmals Danke dafür!), konnte ich zuletzt A. tristicula auf einer Bodenprobe von der Fränkischen Alb entdecken. Bodenproben nehme ich seit einiger Zeit zum näheren untersuchen immer wieder mit, weil man darauf unter der Lupe allerhand entdecken kann.


    Rohhumus mit Kalkrohboden an einer Dolomitwand über der Altmühl bei Solnhofen mit Moos und vielen Cyanobakterien:

    Bild N1 Substrat - die Flechte ist auf dem Bild kaum erkennbar, auch wenn man weiß, wo sie sich befindet (Kreis)


    Auf der mitgenommenen Probe entdecke ich unter dem Stereomikroskop die neue Bekannte wieder:

    Bild N2 Kleine grüne Flechtenschüppchen, die größten davon bis etwa 1 mm groß


    Bild N3 Die schwarzen, rundlichen Objekte sind keine Fruchtkörper, sondern bestehen aus grünen Cyanobakterien mit dicken, rot gefärbten Gallerthüllen


    Der Gattungsnachweis für Agonimia gelingt mikroskopisch. Die Oberfläche des ungequetschten Thallus weist eine Vielzahl, kleiner Wärchen auf.

    Bild N4 Thallusoberfläche mit vielen kleinen Papillen (400x in Wasser)


    Bild N5 Papillen


    LG, Martin


    Bild N6 Über der Altmühl, bei den "12 Aposteln"

    Hallo Ingo,


    wenn man beginnt, sich mit den Krustenflechten eingehender zu beschäftigen, taucht die Gattung Trentepohlia vermehrt in den Schlüsseln auf.

    Der erste und dann auch meist schon eindeutige Hinweis auf Trentepohlia ist eine orange Ritzspur. Ist die Wunde orange oder deutlich gelb, ist die Sache (fast) klar.

    Doch oft ist die Ritzspur nur schwach gelblich grün, wenn überhaupt.


    Ich habe mal ein bissle in der Fotofundgrube gewühlt und ein paar Beispiele zusammengestellt. Ein Hemmnis beim Erkennen de Algen ist u.a. auch, dass die lichenisierten Algenzellen von der Form der freilebenden Art abweichen können, z.B. fädigen Algen mit zylindischen Zellen wie Trentepohlia in Flechten nur selten genau in dieser Form vorkommen, wie im Buch beschrieben. Meist liegen nur kurze Ketten oder einfach Einzelzellen vor. Auch Algen lesen halt keine Bücher.


    Ein kleines Problem bei der Bestimmung können freilebende Algen darstellen, da sie praktisch überall vorkommen und auch häufig Krustenflechten überwachsen. Da hat man unter Umständen jede Menge Fremdalgen unter dem Mikoskop im Präparat.

    Das folgende Beispiel einer Pertusaria (mit Photobiont Trebouxia) zeigt einen deutlichen Trentepohliabewuchs auf der Oberfläche. Diese Fremdalgen zeigen aber einige Eigenschaften der Trentepohliazellen sehr schön, insbesondere die typisch dicken Zellwände, kantige Umrisse und kurze Ketten. Die Algen sind außerdem prall mit orangen Vesikeln gefüllt. So deutlich findet man sie selten in Flechtenproben. Die freien, fädigen Trentepohliaalgen (Janmens Beispiel) sehen durch die Bildung der langen Ketten etwas anders aus.

    Bild T1: Trentepohlia auf rindenbewohnender Pertusaria, Oberfläche der Flechte orange bis braun verfärbt


    Lichenisierte Trentepohlia besitzt meist nicht so schön ausgeprägte Merkmale...

    Einige Beispiel in Reihenfolge mit zunehmender Schwierigkeit beim Erkennen. (Es besteht keine Zuordnung in puncto Erkennbarkeit mit der jeweils erwähnten Flechtenart: Die Algenzellen an anderer Stelle im gleichen Thallus mögen die Merkmale in anderer Ausprägung zeigen. Die Flechtenart der Probe ist jeweils der Vollständigkeit halber erwähnt und inklusive Ritzspur als Bildeinsatz eingefügt.)


    Sehr ähnlich zu den freien Algen in Bild T1 sehen die Algen der folgenden Gyalecta-Probe aus. Die Erkennbarkeit ist sehr gut, zumal die auch Schnittwunden an der Krustenflechte intensiv gelborange sind.

    Die Zellen sind brav in Ketten angeordnet, dickwandig und mit prall gelben Vesikeln gefüllt:

    :

    Bild T2: Trentepohlia in Gyalecta, Ritzspur gelb


    Meistens muss man aber derart orange gefärbte Algenzellen suchen. Meist dominiert das Grün. Dennoch findet man dicke Zellwände, kurze Ketten mit etwas kantigen, länglichen Algenzellen. Es liegen etliche fast rein grüne Algenzellen vor:

    Bild T3 Trentepohlia in Arthonia byssacea, Ritzspur hier fast rein grün, leichter Gelbton


    Schwieriger wird es in folgendem Beispiel. Bei diesen Zellen muss man schon fast wissen, welche Algen es sind: Die Zellen sind fast rund, aber immer noch sehr dickwandig. Der letzte Beweis sind einige wenige Zellen mit orangen Vesikeln. Die muss man aber erst finden!

    Bild T4 Trentepohlia in Coenogonium pineti, mit feucht gelblich grünem Tahllus


    Bei dem letzten Beispiel waren keine Zellen mit orangen Vesikeln zu finden. Ich habe allerdings auch nicht ewig gesucht, da die Zellen wieder sehr dickwandig sind und die Ritzspur eindeutig gelb. Die Zellen der Quetschprobe waren praktisch frei von orangen Vesikeln, aber dennoch Trentepohlia.

    Bild T5 Trentepohlia in Dirina-Probe ohne gelbe Vesikel


    Bei deiner Probe sind die Algen wirklich schwer zu erkennen, weil nicht isoliert. Vielleicht solltest du stärker Quetschen, um einen dünneren Film herzustellen.

    Dennoch meine ich, längliche Zellen - ev. sogar in Ketten angeordnet - und an einigen Stellen dicke Zellwände zu erkennen.

    Für die Bestimmung der Pyrenula ist die Algenbestimmung freilich wurscht.


    LG, Martin

    Hallo Ingo,


    Pyrenula nitida ist wegen der Sporenbreite und Peritheciengröße sicher richtig. Eune schöne und mikroskopisch interessante Flechte mit auffälligen Sporen.


    Lichenisierte Trentepohliaalgenzellen habe ich noch nie rot oder rötlich gesehen. Bedenkt man, das die kräftige rote Färbung vom Trentepohlia in sonniger Lage wohl als UV-Schutz dient, ist klar, das die Alge als Photobiont große Mengen davon nicht unbedingt nötig hat. Diese Aufgabe des UV-Schutzes übernimmt schon der Pilz, falls nötig durch seine sek. Flechtenstoffe.

    Mikroskopisch waren die von mir beobachteten Zellen immer grün mit mehr oder minder großen Vesikeln oder Guttulen gefüllt, mit gelber, karothinoidhaltiger (?) Flüssigkeit, die bei Quietschen auch in Form kleinster Tröpfchen frei im Wasser flottieren kann. Es finden Flechtenproben mit dominanten orangegelben Guttulen in den Algen, aber auch Proben mit Trentepohliazellen ohne jegliche gelbe/gelborange Guttulen. Man muss auch auf die Zellform und Wandstärke der Algen achten. Trenthepohliazellen sind sehr dickwandig, oft nicht schön rund, sondern etwas kantig.


    LG, Martin

    Hallo,

    das klappt doch auch ohne Anmeldung - zumindest bei mir:

    Auf der von Björn verlinkten Seite ist unten der Einstieg ins Datenportal Pilze.

    Dort im Menu oben die Artenliste anwählen:

    Gesuchte Art eintragen und das Kartensymbol rechts anklicken

    und du siehst die Fundplatzmeldungen (hier nur ein kleiner Ausschnitt):


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    du kannst beim KOH-Test die Flecht ja umdrehen oder durchschneiden, dann siehst du die Reaktion über weißem Untergrund.

    Ich habe mal in den Fotos gewühlt und ein paar K-Reaktionen an Physcia gefunden - sie sind alle deutlich gelb.

    Hie und da mag mal die Algenschicht durchleuchten, wenn du zu lange wartest - aber es gibt eigentlich immer Stellen, die deutlich gelb sind.

    Nimm vielleicht weniger Reagenz und trage erneut etwas mehr auf, wenn die Reaktion ausbleibt oder schwach ist.


    LG, Martin


    Bilder:

    A1) Physcia dubia auf Cortex, KOH-Tröpfchen (20%) mit Präpariernadel aufgetragen => gelb


    A2) Gleicher Thallus, andere Stelle


    A3) Weißes Mark => gelb nach 20% KOH-Auftrag (Querschnitt)


    A4) P. caesia, größerer Tropfen 20% KOH auf Cortex => gelb (verläuft)


    A5) 20% KOH mit Nadel auf nassen Thallus aufgetragen => gelb

    Hallo Bernd,


    die erste Flechte ist unfraglich A. ciliaris.

    Aber bist du dir wirklich sicher, dass die zweite Flechte nicht ebenfalls eine, wenn auch etwas seltsam gewachsene, A. ciliaris ist?

    Sie verfärbt sich feucht grün und wirkt oberseits an den Lappenenden und den Cilien flaumig - wenn ich das richtig sehe.

    Eine Anaptychia ciliaris wäre unterseits rinnig, ohne Rhizinen und unberindet.


    Eine Physcia färbt sich nass eigentlich nicht so grün ein.

    Die KOH-"Reaktion" ist lindgrün (weil nass, wie oben bei A. ciliaris) und nicht gelb.

    P. leptalea sieht der P. tenella ähnlich, hat aber keine Sorale und ist nicht flaumig und sollte deutlich gelb reagieren.


    Ich würde die kleine Flechte nochmal genau unter der Lupe prüfen.


    LG, Martin

    Hallo,


    da ich bisher noch nie im Basalt unterwegs war, konnte ich mich nicht erwehren, in die Rhön auf den Schafstein (832m, südöstlicher Nebengipfel der Wasserkuppe) zu fahren, um mich dort umzusehen.

    Leider war das Wetter ziemlich regnerisch und der Himmel düster, was die Freude und die Erkennbarkeit der Flechten vor Ort einschränkte.

    Bild 1 Wald kurz vor dem Schafstein, der Boden übersät mit Basaltblöcken. Der Anstieg ist schon durch die Bäume erkennbar.


    Bild 2 Ein sehr steiler Weg führt über rutschigen Erdboden, über nasse Wurzeln, querligende Stämme und Felsblöcke nach oben. Stellenweise muss man in den Wald ausweichen, das der Weg bei dem nassen Wetter kaum begehbar ist. Rauf ist er noch relativ gut begehbar, aber runter ist's eine Qual!


    Schöne Blattflechten sind hier Mangelware. Doch schon im Wald fallen Krustenflechten auf den Blöcken auf, die einer genaueren Untersuchung bedürfen.

    Eine weißliche bis bräunliche Kruste mit gelb-grünlichen, halbkugeligen Soralen und eingesenkten und dunklen, eingesenkten Pyknidien sollte eine Lecanora sein.

    Der Thallus ist rissig gefeldert, teils mit körnig-warziger Oberfläche. Zwischen einzelnen Thalli sind schwarze Demarkationslinien erkennbar, die stark mit den hellen Thallusflächen kontrastieren.

    Beim Schlüsseln lande ich mit K+ kräftig gelb, C-, KC+ gelb (bis leicht orange), P+ gelb, N- und den makroskopischen Details bei Wirth und Italic jedes Mal bei Lecanora caesiosora.

    Die Art würde vom Habitat her passen.

    (Den Fund hatte ich schon einmal hier im Forum ausführlicher vorgestellt.)

    Bild 3a Sorediöse Kruste an Basalt-Vertikalfläche neben Waldweg, Thallusrand hier hell


    Bild 3b Andere Stelle mit den gleichen Flechten, mehrere Thalli mit schwarzer Demarkationslinie (Prothallus).


    Was mich hier stört ist der schwarze Prothallus. L.caesiosora soll einen fasrigen, weißen Prothallus besitzten, der aber nicht immer zu erkennen sei.

    In den beigestellten Fotos ist - wie auch hier bei diesem Fund - hingegen durchaus (auch) ein schwarzer Saum erkennbar (z.B. Stridvall).

    Ich bin mir deshalb etwas unsicher, auch weil die Flechte als extrem selten eingestuft ist, hier aber wuchert.


    Oben angekommen, weitet sich der Blick und die nördliche Blockhalde ist erreicht.
    Um ihre Ausdehnung zu erkennen, muss man sehr weit nach vorne gehen, denn sie fällt steil ab und erstreckt sich über gut 200m bis zum unteren Waldrand.

    Abgesehen davon, dass es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, ist ein derartiges Terrain völlig unbegehbar und so vor Störungen geschützt. Alles, was größer ist als z.B. ein Marder, hat ernsthaft Probleme, sich hier fortzubewegen.

    Das ist gut so, denn die Blockhalden hier beherbergen durch ihr kühl-kaltes Mikroklima eine eiszeitliche Reliktfauna mit Arten, die sonst nur aus höheren Lagen und höheren Breiten (Alpen / Skandinavien) bekannt sind.

    Bild 4 Nördliche Basaltblockhalde


    Die äußerste Reihe Steinblöcke reicht völlig aus, um sich die Haxn zu brechen.

    Bedingt durch die geringe Helligkeit, die Nässe und den wackeligen Stand sind die Freihandfotos der durchweichten Flechten nicht von bester Qualität.

    Ich muss später im Jahr, wenn es trocken ist, nochmals hierher...

    Als erstes fallen die vielen weißen Krusten auf, dazwischen gibt es aber auch manchen Farbtupfer:

    Bild 5 Lecidea, durch Eisenoxid-Einlagerung rostfarben


    Bild 6 Gelbe Kruste zwischen vielen weißen Krusten: eine Rhizocarpon, nicht weiter untersucht.


    Die äußersten Blöcke liegen unter den Kronen der Rotbuchen und sind Moosbewachsen. Hier sind viele Cladonien zu finden.

    Bild 7 Becherlose, kräftige Cladonie, schwach verzweigend, berindet, ohne Soredien, wenige Schüppchen, Oberfläche glänzend, warzig-uneben, Basis schwarz, K+ gelb => rotbraun, P+ orangerot.

    Das könnte Cladonia macroceras (Chemotyp 1) sein.


    Die schön türkisblaue, schuppige Flechte entpuppt sich trocken als schnöde graubraun:

    Bild 8 Trocken bräunliche, schuppige Lecidea auf Silikat; C+rosa, KC+ rot, J-, P-, UV- => Lecidea fuscoatra


    Bestandsbildend ist auf den Blöcken hauptsächlich die isidiöse Pertusaria corallina, hier auch mit einigen wenigen Apothecien zu finden:

    Bild 9 Lepra corallina, isidiös, Isidien hell; P+ orangerot; K+gelb, aber dann braun, C+ hellgelb, Cortex J+blau. Eine typische Blockmeer-Flechte.


    An geschützten, tiefer leigenden Stellen zwischen den Blöcken dann der Fund des Tages: Ein Stereocaulon-Erstfund für mich:

    Bild 10a Etwa 15mm lange Stämmchen mit hell berandeten, rundlichen Schüppchen. Die Flechte ist hier gar nicht selten.


    Bild 10b Pseudopodetien glatt, weißlich; Phyllidien mit hellem Rand und konkaver, grauer Mitte. Damit eindeutig Stereocaulon vesuvianum, die insbesondere auf basischem Silikat, wie Basalt, zu finden ist. ==Gnolm7


    Der folgende seltsam gefärbte, gelb-grüne Fund hat mit länger rätseln lassen, bis ich zum richtigen Schlüssel gefunden habe.

    Gilt hier schuppig oder doch krustig? Substrat Basalt oder Moos/Rohhumus? Apothecien sitzend oder gestielt (nur im Querschnitt erkennbar leicht gestielt)?

    Letzlich wurde klar, es muss eine Baeomyces sein:

    Bild 11 Baeomyces spec - ich möchte Baeomyces carneus vermuten, denn die Flechte bestzt nur wenige, sehr kurzgestielte Apothecien.

    Der trocken blasse Thallus ist mit vielen bräunlichen Schizidien auf der Oberfläche verziert und besitzt helle, vernarbten Stellen, wo diese Schizidien fehlen.

    Dies und insbesondere die kräftig ausfallende, tiefrote KOH-Reaktion führen zur Art Baeomyces carneus, die im WHS als verschollen eingestuft ist.

    Das wäre doch mal ein toller Fund! ==Gnolm11

    Auf den Felsen am Waldweg finden sich hier jede Menge Baeomyces rufus. Diese Flechtenart sieht zwar ähnlich aus, hat abe deutlich gestielte Apothecien und reagiert mit KOH bekanntlich nur gelb.


    Die östliche Blockhalde wirkt auf den ersten Blick anders, viel vermooster.

    Das liegt aber vornehmlich an der Himmelsrichtung, aus der man sich den Blöcken nähert.

    Bild 12 Östliche Blockhalde und Blick in die Ferne


    Natürlich diverse Cladonien im Moos:

    Bild 13 Becherlein


    Bild 14 Vermutlich Diploschistes scruposus, hier in baun-rosa.


    Bild 15 Tephromela atra mit dem typisch violetten Hymenium (und Parasitenbefall) kenne ich auch von zuhause.


    Zum Abschluss noch eine letzte, weiße Kruste:

    Bild 16 Ochrolechia androgyna mit groben Soralen und der typischen KC+ roten Reaktion.

    Die Flechte kommt nicht nur auf saurer Rinde, sondern auch auf Silikat vor.

    Dort an beregneten Vertikalflächen in luftfeuchter, kühler Lage.


    Endlich geht es den 45°-Hang wieder hinunter. ==Gnolm2

    Es war ein feuchter, aber dennoch sehr interessanter Kurzausflug.

    Insbesondere die Baeomyces- und die Stereocaulonfunde haben mich gefreut.

    Die L. caesiosora lässt mich immer noch grübeln - ob sie es wirklich ist?


    LG, Martin

    Hallo,


    Haarbecherlein - na, das passt wirklich besser!


    Die Stecknadeln haben in den letzten Fotos keinen grünen Thallus und die Apothecien sind auch nicht bereift.

    Damit ist C. chrysocephala raus.

    Außerdem scheint das Apothecium schwarz und nicht braun zu sein. Das passt nicht zu Chaenotheca.

    Und Calicium hat zweizellige Sporen.

    Ferner sind sehr viele vollständige Asci im Quetschpräparat erkennbar, der Fruchtkörper hat also vermutlich kein Mazaedium. Damit lässt sich arbeiten.

    Ich würde im Dunstkreis der Pilzgattung Chaenothecopsis suchen!


    LG, Martin


    Korrektur: es gibt auch Chaenotheca-Arten mit schwarzen Apothecien-Köpfchen.

    Hallo Bernd,


    bei deinem Fund solltest mal am Halselnussast kratzen oder schaben (oder unter der Lupe kontrollieren), ob nicht ein Thallus im Holz vorhanden ist.

    Ich kenne die Gattung zwar nicht, aber es gibt auch Stecknadelflechten mit so hellbraun/ocker gefärbtem Mazaedium, Inkrustationen an den Paraphysen werden auch erwähnt.

    Schau dir vielleicht mal die Arten von Sclerophora an - ev. passt da was. Bei S. pallida wird Vorkommen auf Juglans erwähnt.

    Asci kann ich auf den Fotos nicht entdecken. Färbe mal an (Lugol oder BWB), dann erkennt man ev. die wenigen Asci im Mazaedium-Gewusel besser.


    Die zweite Flechte, eine Chaenotheca (cf. chrysocephala), hat durchaus ein Lager: Die gelbgrünen Böbbel um die Stecknadeln sind kleine Thalli.

    Oft findet man diese auffällig gefärbten Thallus-Aggregate und dann bei genauer Prüfung hie und da FK darauf.

    Die Flechte hat kugelige bis elliptische, ornamentierte Sporen.


    Die Idee mit dem Durchschneiden ist gut. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht - geht das überhaupt bei den kleinen Dingern? ==Gnolm2


    LG, Martin

    Hallo Inge,


    deine Cladonie halte ich für C. squamosa, wofür nicht zuletzt die offenen, eng-trichterförmigen Podetienenden sprechen. Leicht verzweigend, mal mehr, mal weniger schuppig, mal mit Pyknidien, mal mit Apothecien, nicht sorediös, die Trichterränder mal lang sprossend, mal nur gezähnt.

    Sie ist, wie viele Flechten, in ihrer Form recht variabel.


    Wobei auf dem 2.Foto rechts ev. (?) noch eine ander Art mit geschlossenen Becher dazwischen steht.


    LG, Martin

    Hallo Inge,


    Wolfgang hat schon auf die Kartierung über das Rote Liste Zentrums hingewiesen.


    Ich würde hier auch eher zweimal P. praetextata vermuten; die Gründe hat Bernd schon erläutert. Die Isidien, auf die Bernd verweist, sind auf deinen Fotos auch in den Lappenflächenz.B. an den Rissen (in unscharf abgebildeten Bereichen) zu erkennen.

    Also eine der häufigeren Peltigeraarten. Natürlich stolpert man nicht dauernd darüber, so häufig sind sie dann auch wieder nicht.


    LG, Martin

    Hallo Flechtenfreunde,


    mittlerweile habe ich einen Abstecher in die Rhön unternommen und die Schafkopf-Basaltblockhalde vom Rande her beäugt.


    Leider war das Wetter natürlich regnerisch und die Flechten auf den Basaltblöcken feucht, was die Erkennbarkeit unbekannter Arten erheblich erschwert.

    Die Fotos sind wegen des dunklen Himmels, des rutschigen Untergrundes und der Freihandaufnahmen nur bedingt sehenswert.

    Aber einige sehr interessante Flechten waren zu finden.

    Eine der mit unbekannten Arten wuchs in relativ großer Menge, Thallus an Thallus, durch schwarze Vorlager voneinander abgegrenzt, an der Vertikalfläche eines Basaltblocks am Rand des Weges durch den Wald nach oben.

    Die Flechte war auffällig durch die grünlichen, konvexen Sorale auf einem weißen, körnig-warzigem Lager, das stellenweise dunkle, eingesenkte Pyknidien besitzt.


    Bild 1: Basaltblöcke mit weißen Krusten überzogen


    Bild 2: Stark konvexe, grünliche bis gelblich-grüne Sorale auf weißem, warzigem Thallus


    Bild 3: Kleine, eingesenkte, dunkle Pyknidien


    Bild 4: Stelle mit Thallusgrenzen in Form von schwarzen Vorlagern


    Bild 5: Weitere Stelle mit Soralen, Pyknidien und schwarzem Praethallus - zwischen zwei Thalli der gleichen Art, weswegen der schwarze Praethallus zur gesuchten Art gehören sollte.


    Bild 6 Andere Stelle, Thallus mit schwarzen Strukturen, die sich allerdings nicht als Apothecien herausstellten, sondern leider nur als Dreck.


    Bild 7: Reaktionen C-, K+ deutlich gelb, P- (ev. etwas gelblich)


    Bild 8: Eingesenkte, braune bis schwärzliche Pyknidien (?), Durchmesser 100-200µm (über Millimeterpapier). Vgl. Bild 3


    Bild 9: Querschnitt in Wasser


    Die Struktur habe ich gequetscht, um Konidien freizusetzen und zu untersuchen.

    Konidien habe ich nicht nicht frei schwimmend gefunden.

    Bild 10: Gequetsch in verd. KOH. Hyphenbreite um 1,5µm; Septenabstand auf 10-15µm geschätzt.


    Bild 11: Im gefärbten Zustand sind Anastomosen erkennbar, was ich bei Konidien(trägern) nicht erwarten würde. Vielleicht Apothecien-Initiale? Oder ein Parasit?


    Ungeachtet der Fruchtkörperfrage, komme ich beim Schlüsseln mit Wirth und mit Italic für diese Krustenflechte

    - ohne Gelbtöne im Thallus

    - Photobiont Grünalgen

    - Sorale hell grünlich bis gelblich grün

    - Sorale mehlig und konvex, isoliert

    - Vorkommen auf basischem Silikat

    - K+ deutlich gelb, P-/+ ev. schwach gelblich, C-/+ höchstens schwach gelblich

    letztlich zu Lecanora caesiosora, aber kann das sein?

    L.c. kommt an absonnigen Vertikalflächen in hochmontanen Lagen (und höher) auf basischem Silikat vor - wenn auch in D extrem selten.

    Das könnte sehr gut hinkommen, wenn auch die Rhön als Fundort in meiner Literatur (DFD) nicht erwähnt wird.

    Bei Italic heißt die gefundene Flechte Lecanora cenisa forma soredians mit der Zusatzangabe Syn. L. caesisora.


    Was mich stört, ist, dass der auffällig schwarze Praethallus nicht erwähnt wird - stattdessen sei ein weißer, fasriger Praethallus möglich...

    Den sehe ich nicht und der schwarze Praethallus ist eher das genaue Gegenteil davon.


    Was meint ihr, was könnte das für eine Flechte sein? L. pannonica würde ich ausschließen wollen.


    LG, Martin

    Ach ja, oben angekommen, sieht es genau so aus wie erhofft.

    Aber dazu ein ander Mal mehr!

    Bild 12: Am Rand der nördlichen Blockhalde

    Hallo Patrick,


    sehr gut beobachtet - da habe ich mich wohl verrannt, weil ich mittlerweile von C. polydactyla so gelb/orange Podetien gefunden hatte, aber nicht bewusst von C. digitata.

    Ich habe also die Übersichtsbilder hervorgeholt, um die Grundschuppen zu überprüfen.

    Siehe da - rundliche Grundschuppen und damit ganz klar C. digitata!

    Bild C17 Eindeutig Grundschuppen von C. digitata


    LG, Martin

    Hallo Thomas,


    ich habe gerade den Beitrag hier entdeckt und bin beglückt! Endlich Mal wieder Salamander, die mag ich so arg!

    Bei mir in BW gibt es relativ viele davon.

    Meine erste Begegnung hatte ich vor Jahren tagsüber im Vorfrühling direkt in Hof des Heidelberger Schlosses, wo kleine, flache Wasserbecken mit Unmengen von Feuersalamandern und Erdkröten bevölkert waren. Zum Unglück der Salamander bespringen die heißblütigen Erdkrötenmännchen alles, auch die Salamander. Naja...

    Ansonsten habe ich sie im Spätherbst und frühen Winter tagsüber im Wald angetroffen. Netürlich bei kühlem, feuchtem Wetter. Da sind die Kerlchen ganz flink unterwegs, wenn man ihnen zu nahe kommt.

    Ob nun mitten in der Nacht mehr davon unterwegs sind - keine Ahnung...


    Übrigens gibt es nicht sehr viele rotfrüchtige Cladonien. Wenn du sie (wichtig: Cladonien immer inklusive der Grundschuppen beurteilen!) genau mit der Lupe betrachtest und die Fundumstände (Substrat, Habitat) mit berücksichtigt, kommst du der Sache bestimmt auf die Spur!


    LG, Martin.

    Hallo,


    zwischenzeitlich war ich nochmals vor Ort bei Burg Brauneck und habe eine weitere Probe genommen.

    Bild C12 Cladonienensemble mit rotfrüchtigen und sterilen Bechern.


    Bild C13 Die Flechten sind feucht und mit Reif überzogen. Trocken wirken die Podetien weißlich grau.


    Die Flechte ist tatsächlich rotfrüchtig, die braunen Pyknidien sind mit rotem Gellee gefüllt.

    Die rote Apothecien-tragenden Podetien gehören zur gleichen Art wie die breiten Säulen mit den brau/roten Pyknidien.

    Sowohl die klar rotfrüchtigen Podetien, als auch die seltsamen Becher mit den gezähnten, nach innen weisenden Rändern und den braunen Pyknidien sind fein hell grau/grün soredös, das Becherinnere berindet. Auch die Podetienbasen der durcheinander wachsenden Podetienformen sind berindet.

    C14 Becheraufsicht: Inneres berindet, gelblich


    Wir finden rote Apothecien, rote, braune und schwärzliche Pyknidien mit roter Füllung - alles am gleichen Podetium.

    Hier ein Becher mit braunen Pyknidien und einer fingerartigen Sprossung, die rote Pyknidien und ein rotes Apothecium trägt.

    Der gezeigte Becher ist innen gelblich berindet.

    Braune oder schwärzliche Pyknidien sprechen also nicht zwingend für braunfüchtige Cladonienarten!

    C15 Unterschiedliche Fruchtkörperfarben am gleichen Podetium. Fazit: Braune und schwarze Pyknidien deuten nicht automatisch auf eine braunfrüchtige Art hin. Vgl. auch Bild C6/7 oben.


    Für C. polydacylon passt die gelb-orange Färbung an den Podetien gut zum Fund.

    Durch die Thamnolsäure reagieren die Podetien P+orange und sollten K+gelb reagieren. Daher ist K+dunkelrot/braun (Bild V7/C9 oben) irritierend.

    Auffällig ist die intensive gelb-orange Färbung an vielen Stellen des Thallus, nicht nur an der Unterseite der Grundschuppen, sondern auch an den Podetien und in den Bechern.

    Von den gelb-orangen Stellen (Grundschuppenunterseite) ist bekannt, dass die Cladonien dort K+rot reagieren!

    Welcher Flechtenstoff verbirgt sich dahinter? Ich weiß es nicht, aber die rotfrüchtigen Cladonienarten enthalten in Apothecien und Pyknidien lt. Literatur Rhodocladonsäure, die mit K dunkelrot bis schwarzrot reagiert.

    Ob gelb, orange am Cortex, ob rot oder schwärzlich an den Fruchtkörpern ist hier vermutlich nur eine Frage der Konzentration.

    Ev. kommt dieser Flechtenstoff bei dieser Probe auch außerhalb der Apothecien vor und verursacht dort die intensiv rotbraune Färbung bei Kontakt mit KOH.

    Bild C16 Viele Stellen mit intensiver oranger Färbung kommen an der Flechte vor:

    links und Mitte berindete Stelle an der Basis eines Podetiums, rechts Unterseite einer Grundschuppe; das gelbliche Becherinnere siehe Bild C14


    Auch der Fund in den Vogesen zeigt bei genauer Betrachtung eine rötliche Füllung der schwärzlichen Pyknidien, berindete Becherböden und Podetienbasen.


    Ich meine, Cladonia polydactyla ist für beide Funde die beste Arbeitshypothese - eigentlich kommt nichts anderes in Frage.

    Selbst die gezähnten Becherränder werden für diese Art erwähnt.


    LG, Martin


    Wieder mal eine Cladonienart, die eine sehr breite Formvariation bietet.

    Hallo Botschafter,

    auf abseits gelegenen (lackierten) Stahlgeländern, die in Ruhe gelassen werden, finden sich nach einer Weile Flechten ein.


    ich versuche mal eine Zuordnung, was alleine mit Fotos nicht immer gelingt oder in die Irre führen kann.

    1ab) Xanthoria parietina

    2b) Parmelia sulcata, ein junges Exemplar noch ohne Sorale, nur mit typischem Pseudocyphellennetz

    2c) Physcia caesia (links, vgl. 6&7) und rechts eine P. sulcata, hier schon mit Soralen

    3bc) mit den Braunflechten tue ich mich immer etwas schwer, es gibt einige Arten, die sich ziemlich ähneln, zumindest bei flüchtiger Betrachtung! Die Unterseite ist bestimmungsrelevant (schwarz oder hellbraun), die C-Reaktion (C+ rot oder nicht) des Marks beachten.

    Eine Xanthoparmelia sehe ich hier aber nicht, ich vermute eine Art der Gattung Melanelixia (C+), z.B. M.subaurifera oder M.glabratula (oder M.fuliginosa). Auch Melanohalea traue ich mich bei dem Foto nicht zu 100% auszuschließen (C-). 3c) zeigt vermutlich das Gleiche...

    Xanthoparmelia verruculifera liegt nicht so dicht an und hat z.B. große Isidienknäuel; hier ein Beispiel auf einer alten verwitterten Friedhofsmauerkrone aus Sandstein, etwas halbschattig gelegen unter einem Baum:


    4bc) Phaeophyscia orbicularis mit hervorstehenden schwarzen Rhizinen, b Steril mit grünlichen Soralen, c mit Apothecien - auf deinem Foto übrigens auch mit schwarzen Rhizinen unternden Apothecienrändern. Nicht untypisch, aber man fragt sich - Ei, was sollen die denn da?

    5) Physcia adscendens mit den typischen Kapuzen-Läppchen

    6/7ab) Physcia caesia, makulat mit bläulichen Soralen an Lappenenden.


    Die meisten Flechten hast du also erkannt. Prima!


    Einen ähnlichen Fund auf dem Stahlgeländer eines Stauwehrs über den Neckar hatte ich auch einmal hier eingestellt, falls du Flechtenarten vergleichen möchtest. Dort auch zwei Xanthoparmelienarten, die ich hier im Kalkgebiet sonst nicht finden kann.


    LG, Martin

    Hallo Ingo,

    vielen Dank für die anschauliche Erklärung und die Beispielbilder!

    Insbesondere die Entwicklungsdauer der Apothecien ist neu für mich.

    Da hat du einen großen "Heimvorteil", da du deine Peltigeren um Garten jederzeit und immer wieder beobachten kannst.


    LG, Martin

    Hallo Inge,


    die Strukturen im letzten Foto sollten Apothecien-Initiale sein.

    Findet ein großes Lager, so befinden sich an den jungen, randlichen Lappen diese Apothecien-Initiale, an den älteren Lappen weiter innen hingegen ausgewachsene, reife Apothecien.

    Ich habe, wie ich meine, ein schönes Foto zum Verstehen gefunden:

    Bild A1 Peltigera membranacea mit reifen Apothecien im Zentrum und kleinen Initialen am Rand.

    An manchen Lappen lassen sich Initialstadien (?) finden, die fast mikroskopisch klein und dunkel sind (Bildeinsatz unten links, hier Thallus feucht).


    Die sehr dunklen und auch sehr dicht stehenden Strukturen im Bildeinsatz in Foto A1 sind wahrscheinlich noch jüngere Apothecien-Initiale (eventuell Pyknidien?).

    Um das zu entscheiden, müsste man mal mikroskopieren. Pyknidien werden bei Peltigera allerdings nur sehr selten gefunden und erwähnt (z.B. bei P. rufescens). Ich selbst kenne sie nicht.


    Rhizinen entstehen übrigens nicht am Rand des Lagers, sondern entwickeln sich allmählich aus den Adern auf der Unterseite.

    Die filzigen, unberindeten Adern leiden aufgenommenen Feuchtigkeit gut bis zum Rand des Lagers weiter. Am Thallusrand ist ein guter Platz, um die Sporen an die Umwelt abzugeben, deshalb entstehen die Apothecien vermutlich hier. Allerdings trocknet der exponierte Thallusrand auch schnell ein. Dass die Adern an den Apothecien enden, muss also nicht verwundern, denn es gilt, diese wichtigen Organe hinreichend feucht zu halten. Feuchte Apothecien können ihren Dienst tun, trockene überdauern nur.

    Bild A2 Unterseite der gleichen Flechte mit Rhizinen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien - jung, hell und klein am Rand, lang, dunkler und auffasernd zur Mitte hin.


    Da Ingo Sennepilz Peltigeren im Garten wachsen lässt und deren Entwicklung verfolgt, weiß er bestimmt darüber besser Bescheid.

    Hast du eine Erklärung dafür, Ingo, und erklärst uns netterweise die kleinen dunklen Fruchtkörperchen, eventuell deren Entwicklungsgang?


    LG, Martin

    Huhu,


    bei der Suche nach interessanten Geotopen bin ich auf die Basaltblockhalden am Schafstein neben der Wasserkuppe in der Rhön gestoßen.

    Das hatte Steffen schon oben als Tipp abgegeben. Der Ort scheint etwas wirklich Besonderes zu sein, insbesondere die Fotos der nördlichen Blockhalde siehen sehr vielversprechend aus!

    Und im Basalt war ich bislang noch nicht. :gverstanden:


    Heute wär ich fast spontan mal hingedüst. Aber bei 2,5h Fahrtdauer einfach sollte aber alles passen (Möglichst frühe Abfahrt, Wetter, Licht, ...), denn übernachten will ich nicht,

    Hoffentlich klappt's an einem der kommenden regenfreien Samstagen Anfang Februar, so plane ich das mal ein.

    Vielleicht hat dann ja wer Lust dazuzustoßen?


    LG, Martin

    Hallo Peter, hallo Patrick!


    ja die lieben Calo-Plagen...

    Patrick hat sicher schon alles gesagt, was zu sagen ist.


    Die Flechten auf den Bildern sind durchfeuchtet, oder?

    Da Patrick nupharlutea mit Abstand hier die meiste Erfahrung hat, traue ich mich ein-zwei Fragen zum Thema nachzuschieben. Vielleicht kannst du uns mit ein-zwei Sätzen etwas im Verständnis weiterhelfen.


    Die Thallus-Gewusel auf Bild 6-8 zeigt lauter kleine Thalli mit kaum sichtbaren, reduzierten Randloben und sehr vielen Apothecien. Eigentlich wachsen die (rel.) häufigen Arten C. pusilla und V. flavescens doch rosettig(er). Liegt deiner Meinung nach hier eine Entwicklungsstörung vor? Ich hätte hier vielleicht an Calogaya saxicola s.str. gedacht, die ist ja auch nicht ganz selten und hat kaum sichtbare Randloben. Ein Bereifung ist auch nicht erkennbar, was aber anm feuchten Zustand liegen könnte. Würdest C. saxicola du hier gänzlich ausschließen? Ich habe den Eindruck, dass alles, was früher C. saxicola war, jetzt C. pusilla genannt wird. Gibt es C. saxicola überhaupt?

    Bild A1 Schwach bereifte, üppig fruchtende Calogaya cf. saxicola s. lat. an Friedhofsmauer - hätte ich zumindest dafür gehalten. Wahrscheinlich auch C. pusilla?


    Ferner irritiert mich die deutlich rhomboide Spore etwas, das passt doch nicht zu C. pusilla, oder? Caloplacen wachsen oft dicht beisammen oder durcheinander auf dem gleichen Substrat. Wenn sie nass sind, ähneln sie sich u.U. stark. Wenn man dann nicht aufpasst, landet beim Abschaben von Probenmaterial eventuell solches von mehreren Arten in der gleichen Schachtel. Die elliptischen Sporen in Bild 4 sehen schon anders aus als weiter unten die Sporen in Bild 9ff, besonders in Bild 12.

    Könnte die rosettige Flechte in Bild 1 nicht ev. Variospora flavescens sein? Die kommt doch auch mal so gelb daher und hat schöne romboide Sporen.

    Bild A2 Gelbe, rosettige Variospora cf. flavescens mit gewölbten Randloben (Bildeinsatz) und rhomboiden Sporen an Burgmauer


    LG, Martin

    Hallo!


    Folgender alpiner Flechtenfund ist mir in der Zuordnung nicht so klar geworden, wie ich es gerne hätte.

    Die meisten Bestimmungsmerkmale passen, aber einige wenige Details fallen etwas aus dem Rahmen.

    Vielleicht kennt jemand hier die Flechte und kann etwas zur Bestimmung beitragen?


    In unmittelbarer Nähe zum Großglockner finden sich große Felsen aus Grünschiefer, die dicht mit diversen Flechten bewachsen sind.

    Bild 1 Felsen am Südhang der Freiwandspitz


    Bild 2 Im Hintergrund (nicht sichtbar) ein kleiner Stausee, der sich das Tal entlangzieht


    Auf einer der Felswände sitzt eine aus der Ferne dunkelgrau wirkende Krustenflechte:

    Bild 3 Flechtenfund. Nur kleine Stellen des grünen, geschieferten Felsen liegen frei, z.B. im unteren, rechten Bildanschnitt.


    Etwas größer:

    Bild 4 Die Flechte überwächst andere helle Krustenflechten. Der Thallus ist dick. Zahlreiche kleine, schwarze Apothecien sind zu erkennen. Hier wird eine kleine Probe abgekratzt und zur Analyse mitgenommen.


    Für die anderen Flechten in unmittelbarer Nachbarschaft bin ich in solchen Momenten leider noch blind. Da wächst mehr Interessantes - z.B. die beiden gelblichen, hellen Nachbarn.


    Bild 5 Dieser etwa 2x3 mm große Probenkrümel zeigt deutlich eckige Areolen und eingesenkte bis breit aufsitzende, lecideine Apothecien. Der Thallus ist braun und etwas weiß bereift. Die Apothecienscheiben und der schwarze Rand glänzen. Weißabgleich auf mm-Papierznterlage. Die Apothecien besitzen Durchmesser bis 500 µm.


    Bild 6 Der Thallus wirkt stellenweise schwarz. Das Teilstück oben, in seitlicher Ansicht, zeigt eine Thallusdicke um 1 mm. Die Die Oberfläche der Areolen sind konvex gewölbt.

    Der linke Krümel besitzt 2 unscheinbare Apothecien. Das nach oben zeigende Ende entspricht vermutlich dem Thallusrand mit etwas verlängerten Randareolen. Sie sind radial verlängert.


    Das Mark der Flechte ist weißlich, aber auch deutlich rosa:

    Bild 7 Mark weißlich bis rosa. Der rosa Farbeindruck findet sich auch im Durchlicht unter dem Apothecium nach Quetschen wieder.


    Bild 8 Querschnitt durch Apothecium zeigt coccoide Grünalgen; der Bereich unter dem Apothecium und der Rand sind algenfrei.


    Bild 9 Beim Quetschen in Wasser erkennt man, dass die Paraphysen stark verklebte sind. Sie quellen und lockern sich nach KOH-Zugabe. Das Epihymenium und der obere Teil des Hymeniums ist smaragdgrün. Darunter ist das Hymenium farblos. Auch das Hypothecium ist farblos. Der opake Bereich darunter wird von Medulla abgedunkelt. Das Wasser neben der Probe wird von vielen kleine Kristallen der Thallusbereifung getrübt.


    Bild 10 Nach KOH-Zugabe lässt sich das Hymenium besser quetschen. Asci sind nur wenige zu entdecken, freie Sporen noch weniger. Asci mit deutlich erkennbaren Sporen sind Mangelware. Die wenigen gefunden Sporen sind dickwandig und messen 11-12 x 5,0-5,5 µm. Sie sind einzellig, elliptisch, hyalin.


    Bild 11 Die allgegenwärtigen Kriställchen der Bereifung lösen sich in KOH nicht auf.


    Nach Spülen und Lugolzugabe erweist sich das Hymenium als K/J+ blau:

    Bild 12 Ausschnitt aus Bild 10 nach Spülen und Lugolzugabe. Die Ascuswand ist J-, eine dünne äußere Schicht ist J+.

    Die Hymenialgallerte reagiert tiefblau.


    Bild 13 Anderer Ascus in Seitansicht nach K/J Färbung: Deutlich ohne Tholus, Ascuswand gleichmäßig dick.

    Auffällig ist die blaue Reaktion unter dem Hymenium im kugelzelligen (?) Hypothecium.


    Die J-Reaktion ist durch die schlechte Quetschbarkeit in Wasser an dicken Schichten schwieriger zu beurteilen:

    Bild 14 Hymenium nach Lugolzugabe: Tiefes Hymenium und Hypothecium reagieren tiefblau. Die Schichten weiter außen sind grün, teils sogar gelb...


    Die Tüpelreaktion wurden über der weißen Rückseite des laminierten Millimeterpapiers auf einem Objektträger durchgeführt: ein jeweils kleines Probenstück (ca. 1mm³) wird in eine geringe Menge Reagenz geschoben und die Reaktion unter der Lupe verfolgt:

    Bild 15 Farbreaktionen R- (Weißabgleich auf Hintergrund), allenfalls K+ schwach gelblich in Cortexnähe.


    Beim Verwenden des Lecidea-Schlüssels aus den "Flechten Deutschlands" gelange ich mit Teilschlüssel 6 (grauer Thallus) und 7 (brauner Thallus) beide Male zu Schaereria fuscocinerea. Die Flechten der Alpen sind natürlich nicht vollständig in diesen Bänden abgedeckt (nur Teile der nördlichen Kalkalpen liegen auf deutschem Gebiet), weshalb ein Gegentest bei Italic gemacht wird. Die italienischen Alpen erstrecken sich stellenweise bis ins Kristallin der Alpen und decken weitere Arten ab. Das Ergebnis S.fuscocinerea scheint auch hier zu passen.

    Auch das Habitat der Flechte stimmt: Alpin, auf hartem Silikat, an exponierten Standorten.

    Interessant bei Italic ist die Notiz zu S. fuscocinerea bzgl. der Farbreaktion in HNO4: Epihymenium N+purpur:

    Bild 16 Die violette Farbreaktion in HNO3 des Epihymeniums bestätigt sich - aber auch der Cortex scheint sich zu verfärben, was nicht erwähnt ist.


    Bild 17 Kontrolle eines Probenkrümels in HNO3: der Cortex reagiert ebenfalls N+ violett.


    Mehrere Dinge machen mich stutzig:

    1) die nicht weiße, sondern (mykologen)rosa Medulla, die sich auch hie und da im Mikroskop zeigt

    2) das Schumm'sche Foto an 8.Stelle bei Italic mit dem roten Ascoplasma und der blauen Ascuswand - vermutlich nach Lugoleinfärbung? Kann ich so nicht reproduzieren.

    3) Bei Italic steht in der Artebeschreibung C+ pink und Medulla weiß, ich sehe Medulla rosa und C-. Ist da was über kreuz vertauscht? :gkopfkratz:

    4) Ich finde nur 3 freie Sporen zum Vermessen und lande am unteren Rand der angegebenenn Sporengrößen. Könnte noch passen, aber die Statistik ist grenzwertig mies.


    Was meint ihr dazu? Könnte die Bestimmung trotzdem passen?


    LG, Martin


    P.S.:

    Ich habe zum ersten Male meine neues Lactophenol-Anilinblau-Säurefuchsin ausprobiert. Es färbt das Zytoplasma sehr hübsch lila und kontrastreich ein, stinkt aber abartig! ==Gnolm24

    Eine Vorteil gegenüber meinem Baumwollblau in Milchsäure kann ich nicht erkennen.

    Bild 18 Hymenium eingefärbt mit LAS: Paraphysen einfach, ev. gelegentlich leicht verzweigt (links im Bild).

    Hallo Björn,


    tolle Darstellung wie immer, insbesondere die Mikrobilder sind klasse.


    Da sich eine unbenamste Flechte unter die Funde geschummelt hat, versuche ich gerne, sie zu bestimmen:

    Collema/Enchylium tenax darf weiße Härchen auf dem Thallus haben und ist auch sonst sehr vielgestaltig.

    Die Größe der 4-zelligen bis 6-zellig submuriformen Sporen könnte man natürlich noch mit den Vorgabne vergleichen, wobei auch diese recht variabel ist: irgendwo bei 18-26(30) x (5)8-10(13) µm, je nachdem, wo man nachliest.


    LG, Martin