Beiträge von KaMaMa

    Hallo Peter,


    Super dargestellt, mehr kann man nicht an Details zeigen!

    Da habe ich dank dir wieder einiges lernen können und habe sogar meinen alten Fund, den ich damals für P. squamolosum hielt, zu P. cf. rufescens korrigieren können.


    WHS-Schlüssel für Catapyrenium (Pyrenocarpe Flechte, Th. aus einzelnen Schuppen auf Erde oder Stein, Sp. 1z):

    1* Per. eingesenkt in Thallusschuppen - 3* Th. n. weiß bereift - 4* Sp. 1z - 6* Rhizohyphen hell, Asci einreihig in Asci, Asci zyl., n. keulig - 9* Per.wand farblos/hell, über 20µ dick, Schuppen über 250µ dick (sonst verschollene Art) - 10* Schuppen randlich nicht behaart - 11* auf Erde (damit nicht P.rufescens, passt auch sonst nicht gut) - 12* Schuppen dünn (d.h. < 400µm), 2-6mm, Mark mit kugeligen Lumnina - 14* Schuppen angedrückt, flach, Ränder anliegend, unbehaart, h. - d.braun (ohne rot/orange), matt- leicht glänzend (nicht stark), Sp. häufig unreif (!) => P. squamulosum: auf kalkh. Erde, nacktem Lehm, Löss, flachgründigen Feinerdinseln, Schotterflächen, Kiesgruben, ... in Lücken v. Halbtrockenrasen; warme, lichtreiche Orte, bis montane Stufe.


    Genau so sieht sie aus. Passt alles sehr gut zu dem, was du zeigst und schreibst!


    Nur die farblose Perithecienwand würde ich als hellbraun und nicht farblos erachten. Falls die Thallus-Unterseite schwärzlich wäre und die Perithecienwand unter 20µm dick wäre, könnte ev. doch eine andere Art vorliegen, das kannst du gerne gegenprüfen - ich glaube es jedenfalls nicht!


    LG, Martin

    Hallo Peter,


    ein sehr hübscher Fund!


    Im deutschen Schlüssel bei Wirth et al. komme ich mit deinen Angaben bis zu Schritt 12. Dort werden die Schuppendicke und die Sporenmaße zur Unterscheidung herangezogen, um P. rufescens (und P. lachnum, alpin, auszuschließen) von zwei weiteren Arten (P. squamolosum und P. pilosellum) zu unterscheiden. P. tenellum taucht im dt. Schlüssel von 2013 gar nicht auf und gilt lt. Italic als mediterrane Flechte z.B. der Garrigue und offener Steppen bis in die Mongolei, (noch) nicht typ. deutscher Landschaftsformen. Ich würde deshalb P. tenellum nicht in die engere Wahl zulassen.


    Zur Absicherung gegen P. rufescens könnte man die Schuppendicke messen und sich die Flechte zudem im trockenen Zustand mal genauer anschauen (Cortexfärbung, wenn nicht durchweicht). Die Färbung im trockenen Zustand mag zur Unterscheidung helfen, ob rötlich braun (P.r.) oder nicht (P.p.), ob glänzend (P.r.) oder nur schwach glänzen bis matt (P.p).


    Dennoch glaube ich, das der Fund eher auf P. squamulosum herauslaufen wird, da das Substrat (Erde) hierfür typischer ist, während P.rufescens eher auf nacktem Kalkstein und nur selten auf Erde zu finden sein soll.


    Das Placidium, das ich mal vor 2 Jahren gefunden hatte, ist hingegen wohl ein typische P. rufescens: Auf Steilfläche von Weinberg-Kalkstein, einem stark besonntem Standort, Thallus glänzend rötlich braun, etc:

    Meine Probe hatte übrigens auch nur Schuppen der Größe 3-4 mm


    LG, Martin

    Hallo,


    herzlichen Glückwunsch den Platzierten!

    Sehr schöne Pilzfotos allesamt, die Pilze kommen jetzt aus ihren Löchern...


    Tapfer, wenn auch fototechnisch hoffnungslos unterlegen, halten die kleinen Flechten die Stellung, um nicht in Vergessenheit zu geraten.

    ==Gnolm23 ==Gnolm10


    LG, Martin

    Nachtrag zur Peltigera-Bestimmung:


    in der französischen FB-Gruppe wird der Fund u.a. als typisch Peltigera aphthosa engeschätzt.

    P. britannica hätte deutlich rundliche Loben, mehr und dicht liegende, deutlich schwärzliche Cephalodien, die sich von der Oberfläche abheben (hier in Bild 20 so hell, dass sie kaum zu erkennen sind).


    Da hier, im Gegensatz zur fr. Flechtengruppe, niemand diese Flechtenart aus persönlicher Anschauung kennt, denke ich mittlerweile, es liegt vermutlich eine Peltigera aphthosa vor.


    LG, Martin

    Hallo!


    Die aktuelle "Peltigeramanie" als Aufhänger nehmend, möchte ich zwei Funde vorstellen, die ich neben/auf/unter (schwer zu sagen) dem Thallus einer vergammelnden Peltigera aus dem Ködnitztal am Großglockner gemacht habe.

    An dem Weg, an welchem P. rufescens, P. elisabethae, P. neckeri, ev. auch P. canina und P. hymenina zu finden waren stieß ich auf diesen Flechtenhaufen, der sich um und auf einer gammelnden Peltigera versammelte:

    Ein Stückchen Thallus der braunen Peltigera in der Bildmitte wanderte ab in die Schachtel.

    Die hochstehenden Apothecien links und rechts im Bild gehören zu einer anderen Peltigeraart mit sehr dichtem Tomentum.

    Bild 1 Peltigeren, Cladonien und diverses anderes Kleinzeug in schattig feuchtem Moos


    Bei der Peltigera selbst bin ich mir nicht sicher, was aber bei dem Alter und Zustand der Flechte nicht verwundern muss.

    Interessanter sind eigentlich die Beifänge. Aber dazu später mehr.


    Erst mal kurz zur Peltigera selbst, vielleicht hat ja doch jemand eine zündende Idee, denn ich schwanke zwischen P. neckeri und P.elisabethae:

    - Thallus derb, dicklich, Ränder wellig

    - Oberseite braun, glänzend, ohne Tomentum

    - Unterseite ohne deutliche Adern; mittig schwarz filzig mit kleinen, weiß filzigen Flecken

    - Unterseite randlich mit kurzen, rasierpinselartigen Rhizinienbüscheln, nur teilweise in radialer Anordnung (da braucht man viel Fantasie); weiter mittig im Filz längere, dunkle Rhizinien.

    P. elisabethae passt hier nicht gut, eventuell eher eine sterile P. neckeri.

    Aber: hat P. neckeri auch diese filzigen weißen Flecken auf der Unterseite (siehe Bildeinsatz unten in Bild 3)?


    Bild 2 Trockene Peltigeraprobe mit Ästchen auf Unterseite


    Bild 3 Feuchte Prob, Ästchen herausoperiert


    Interessanter als diese Blattflechtenleiche ist das vergammelte Ästchen, das sie für mich festhielt:

    Bild 4 Peltigeraprobe mit Blick auf Unterseite, horizontal durch die Bildmitte ein morsches, aber noch berindetes Ästchen


    Hierauf finden sich u.a. folgendes:



    1. Fund

    Agonimia tristicula, die "Grüne Tönnchenflechte", eine pyrenocarpe Krustenflechte, sitzt auf der Rinde des Ästchens.

    Bei ihr fallen unter der Lupe erst nur die runden, schwarzen Fruchtkörper auf.

    Beim zweiten oder dritten Blick erkennt man die trockenen, braun-grünen Schüppchen neben den Perithecien, den zugehörigen Thallus.

    Bild 5 Schwarze Perithecien mit runzeligen Scheitel.

    Die Perithecien sind bei dieser Probe viel größer als die flachen Thallusschuppen


    Den Thallus erkennt man im feuchten Zustand sehr viel besser. Erstaunlich die Farbänderung nach gelblich grün!

    Bild 6 Agonimia tristicula im nassen Zustand - grüne Thallusschüppchen und schwarze Perithecien.

    Die Perithecien stehen verkippt zu Unterlage, ihr Scheitel weist im Bild etwa auf den Betrachter zu.


    Bild 7 Größenvergleich mit Präpariernadel, "Spitze" etwa 400 µm breit:

    die Perithecien sind um 200-300 µm groß, mit bloßem Auge ist die Flechte nicht zu erkennen


    Unter dem Mikroskop bleibt es ungewöhnlich.

    Bild 8 Braunes Excipulum mit rundlichen Zellen, Inhalt mehreitlich gallertig.


    Die Asci sind zweisporig, die Sporen sind leicht bräunlich, reichlich groß (75-95 x 25-38 µm) und vielzellig gemauert.

    Zuerst wusste ich gar nicht, was ich hier genau sehe: Die hohe Anzahl der Zellen lies mich erst an kleine Würmer o.ä. denken. ==Gnolm2

    Bild 9 Gequetsches Hymenium mit Sporen gemauerten Sporen, (1-)2 Sporen pro Ascus. Hymenium gelatinös auflösend


    Bild 10 Das Hymenium reagiert J+ kräftig rot


    Die Flechte Agonimia tristicula ist wohl ziemlich häufig in Kalkgebieten auf Moosen und Flechten über kalkhaltigem Gestein oder seltener auf Moosen und Flechten über schwach saurer Rinde zu erwarten.

    Sie wird aufgrund ihrer geringen Größe kaum gefunden und beachtet. Die Gattung war mir bis dato unbekannt.


    2. Fund:

    Scytinium subtile, die "Zarte Gallertflechte" sitzt direkt daneben auf der Rinde.

    Sie verrät sich durch ähnlich winzige, fast kugelrunde Apothecien (150-200 µm):

    Bild 11 Helle, rundliche Fruchtkörper in trockenem Zustand


    Unter einem flacheren Betrachtungswinkel und stärkerer Vergrößerung wird auch der Thallus erkennbar.

    Die Fruchtkörper sitzen in der Mitte kleiner rosettiger Läppchen, die in finger- bis geweihartige Auswüchse auslaufen.

    Die Auswüchse ragen empor.

    Bild 12 Scytinium subtile - Fruchtkörper und Thallus in trockenem Zustand


    Angefeuchtet werden die Strukturen gallertig durchscheinend, die Farbe ändert sich nach allen möglichen Grüntönen:

    Bild 13 Angefeuchtete Flechte mit aufsteigenden koralloiden/geweihartigen Ästchen am Rande des Thallus.

    Der Thallus ist feucht oliv bis weinflaschen-grün gefärbt.


    Bild 14 Zwei typisch kugelige Fruchtkörperchen in Wasser: Die Apothecien zeigen einen dunklen, bräunlichen Rand


    Scytinium (früher Leptogium) verrät sich durch die deutlich zellige Struktur der Rinde und die gemauerten Sporen.

    Der Photobion ist Nostoc.

    Bild 15 Quetschprobe des Apotheciums: unten paraplektechymatische Rinde, darüber austretendes Hymenium mit 8-sporigen Asci, spindelförmigen, gemauerten Sporen und Nostoc-Cyanobakterien.


    Die schwach spindelförmigen Sporen sind farblos bis schwach bräunlich gefärbt. Sie haben eine Größe von 27-33 x 13-15,5 µm.


    In Lugol reagiert die Ascuswand blau; ein tief reichender, dunkelblauer, zylindrischer Apikalapparat ist gut erkennbar.

    Die Sporen färben sich nur gelb:

    Bild 16 Ascus in Lugol (J+blau) gefärbt, Ascuswand und tief reichender, zylindrischer Apikalapparat, Paraphysen und Sporen J-.


    Scytinium subtile lebt auf alter Borke, altem Holz (Basis toter und absterbender Bäume) und Pflanzenresten.


    Es ist eine weitere, hübsche kleine Flechte, die ich ohne die Peltigera nie gefunden hätte.

    Das Stöckchen war also lohnender als die Peltigera selbst.

    Aber das kann man vorher nie wissen.

    Also: Peltigeren genau(er) anschauen - es wartet vielleicht manch unbekannter Schatz auf die Entdeckung! ==Gnolm23


    LG, Martin

    Hallo Ingo,


    vielen Dank für Bestätigung und Lob!

    Das spornt an.


    LG, Martin


    Ich glaube, ich muss nochmal meine vermeintlichen P. hymenina aus den Alpen durchgehen, ob da nicht doch einige davon P. neckeri sind. Dein Hinweis auf die kleinen Rhizinienbüschel ist gut und für mich neu. Einige Funde von P. neckeri hingenge waren sehr eindeutig.

    Hallo Bernd,


    ich wäre eher bei P. hymenina: Die Thallusränder steigen flatterig auf, der Thallus ist ohne Filz, die Unterseite randlich ockerbraun, Adern nur angedeutet zu erkennen.

    Ferner heißt es: Apothecien an kurzen Lappen (also ohne lange, fingerartige Auswüchse).

    Vermutlich ist der Thallus in feuchtem Zustand relativ schaff und weich.


    Was meinst du dazu?


    LG, Martin

    Hallo!


    Da ich gerade beim Abarbeiten meiner Blatt- und Strauchflechtenfunde vom Großglockner bin, habe ich eben eine Peltigera in Händen, die mir aufgrund der auffälligen Rhizinienbüschel schon vor Ort aufgefallen war.

    Leider habe ich nur ein halbwegs guten Foto der Flechte in situ (es waren einfach zu viele Flechten um mich herum!).

    Das Lappenstücken, das mir als Probe dient, ist etwa 2 x 3 cm groß, aber hoffentlich aussagekräftig genug. Ich denke schon!


    Die Peltigera wächst im Moos direkt neben dem Fußweg im Ködnitztal am Großglockner in ziemlich genau 2000 m Höhe, noch unterhalb der Baumgrenze.

    Bild 0 Die Lokalität: Schmaler Weg mit dicht verkrauteter Vegetation.


    Der Thallus der Flechte ist feucht olivbraun/grün, die Lobenränder deutlich aufsteigend.

    Apothecien konnte ich keine entdecken.

    Die Unterseite ist schwärzlich filzig mit helleren Rhizinien. Ein schmaler Rand der Unterseite ist weißlich.

    Bild 1 Peltigera im Moss am Wegrand. Einsatzbilder: Foto von Ober- und Unterseite noch vor Ort


    Sehr auffällig sind die kurzen, pinselartigen Rhizinienquasten, die in Reihen auf kleinen Buckeln der Unterseite stehen.

    Die Länge der Rhizineinbüschel liegt bei nur 2-3 mm.

    Bild 2 Rhizinien in konzentrischen Ringen angeodnet. Im Bildeinsatz habe ich die Position der Rhizinien mit Ellipsen markiert und durch Kreisbögen verbunden.


    Am Rande ist die Unterseite in trockenem Zustand hell, in feuchtem Zustand leicht hellbraun.

    Adern sind im hellen Randbereich nur schwach ausgeprägt erkennbar (sieh Bild 2).

    Ab der ersten Reihe Rhizinien wird die Unterseite dunkel filzig, im Übergangsbereich mit deutlichen weißen, vertieften Fenstern, die sich weiter innen rasch schließen.

    Im Anschluss ist die Unterseite geschlossen und fast eben filzig, es finden sich nur noch kleine helle Flecken im Filz (Bild 3-4).

    Diese weißen Flecken sind am Besten im nassen Zustand erkennbar, im feuchten oder trockenen Zustand sind sie nur schwer auszumachen (Bild 1 Einsatz, Bilder 5-6)


    Bild 3 Unterseite nass, schwarz filzig, mit weißen Fenstern. Ein Stück weiter innen weiß filzige Stellen.


    Bild 4 Weiße, filzige Flecken in nasser Unterseite


    Bild 5 Unter- und Oberseite der angefeuchteten Flechte im Abendlicht auf weißem Untergrund (5mm-Raster)


    Bild 6 Ober- und Unterseite in trockenem Zustand


    Der Thallus ist trocken zäh, starr und brüchig. Die Oberseite ist unbereift, besitzt kein Tomentum und glänzt; sie zeigt viele Brüche/Risse.


    Im Wirtschen Schlüssel wäre ich beinahe daran vorbei in Richtung P. neckeri gewandert, denn bei Punkt 8 heißt heißt es, die Flechte (P. lisabethae) hätte keine Adern.

    Das stimmt im Großen und Ganzen - lokal kommen aber dennoch schwach ausgeprägte, flache Adern vor.

    Dominant ist die schwärzlich-filzige Fläche mit den weißen Filzflecken und die konzentrisch angeordneten, kurzen Rhizinienquasten.

    Schizidien, die für die Felchtenart typisch seien sollten, konnte ich nicht ausmachen, dafür ist die Probe vielleicht schlicht zu klein und dieser Thallusabschnitt hat keine gebildet.

    Beim Vergleichen der Texte und insbesondere des Bildmaterials bei Italic.units.it, Lichenes.de und www.afl-lichenologie.fr bis ich mir sehr sicher, dass die Bestimmung stimmen sollte.


    Über die Häufigkeit in den österreichischen Alpen kann ich nichts sagen.


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    einen schönen Überblick zu Peltigera extenuata liefert auch die Fiche bei AFL.

    Die Fotos dort zeigen tatsächlich solche Wuschelchen, exakt so, wie du sie zeigst.

    Wahrscheinlich kennst du das schon, oder ich habe es überlesen. Ich dachte, ich stelle es hier mal ein.

    Überhaupt sind die AFL-Fiches zu den Felchtenarten sehr zu empfehlen!


    LG, Martin

    Hallo zusammen!


    Heute geht es um eine kranke Umbilicaria, die ich über dem Kalser Tal in der Granatspitzgruppe gefunden habe.

    Bild 0 mit Blick nach Süden an einer üppig flechtenbewachsenen Felswand entlang.


    An dieser Felswand fiel mir unter anderem einen seltame geformte Nabelflechte mit mehrlappiger Wuchs mit Zilien am Thallusrand auf, was ich so noch nicht gesehen hatte.

    Bild 1 Grau bereifte Nabelflechte, Zilien am Rand, viele kleine schwarze, eingesenkte Fruchtkörper - eine Dermatocarpon?


    Die graue Oberseite zeigt Löcher und schwarze, tief eingesenkte Perithecien (oder hier wohl Pseudothecien):

    Bild 3 Perithecien in löchrigem, grubigem, grauem Thallus. Freiliegender, sichtbarer Scheitel mit Durchmesser um 100 µm.


    Die Unterseite ist gelblich und rhizinienfrei. Apothecien sind nicht zu finden.

    Der Flechtenschlüssel verweist wegen der Perithecien zu Dermatocarpon, dann gelangt man zu D. miniatum - aber mit Zilien - gibt es das?

    Bild 4 Gelbliche, rhizinienfreie Unterseite, verzweigende Zilien am Thallusrand


    Bild 5 Die Asci reagieren in Lugol J+ rot, in rechtem Fruchtkörper erkennbar (Auflicht).

    Durchmesser der Fruchtkörper bis etwa 300 µm am Äquator.


    Bild 6 Ascoplasma mit Lugol rot eingefärbt. Sporen deutlich zweizellig - damit definitiv nicht Dermatocarpon.

    Auch die trebouxoiden Algen der Flechte passen nicht zu Dermatocarpon, Umbilicaria hingegen hat diesen Algenpartner (wie auch Zilien).

    Offenbar hat sich diese Umbilcaria einen Parasit eingefangen.


    Bild 7 Freie Spore in Wasser (1000x) - Sporen assymetrisch zweizellig mit großen Guttulen


    Bild 7 Sporen mit bis zu 3 Guttulen, im Alter braun gefärbt (mehrere kollabierte Sporen rechts im Bild)


    Bild 8 Junge, farblose Sporen (14,0) 18,0 - 20,0 x 7,5 - 8,5 µm groß. 2-3 Guttulen


    Bild 9 Überalterte braune Sporen und reife, gelbliche bis bräunliche Spore


    Bild 10 Gequetsches Hymenium mit freien, unreifen Sporen, Ascus und Hyphen (Periphysen?). Plasma in Lugol gelborange bis orangerot eingefärbt



    Hawksworth Schlüssel der lichenicolen Pilze (2010) führt mich zu Stigmidium gyrophorarum, der auf Umbilicaria nachgewiesen ist:

    Pyrenocarpous species (Key 1)

    - Ascospores brown at maturity

    - Ascospores transversely 1-septate

    - Ascomatal internal structure consisting of branched and anastomosing hyphae (paraphysoids or pseudoparaphyses), gelatinised or absent (not pseudoparenchymatic)

    - Asci 2-8 spored

    - Interascal tissue (hamathecium) absent or gelatinised (periphyses sometimes present) ? Hier bin ich etwas unsicher...

    - Ascomata brown or black

    - Ascomata arising directly on the surface of the thallus; hymenial gel I+ red - See also Stigmidium solorinarium (verm. auf Solorina), S. pseudopeltideae (auf Peltigera leucophlebia nachgewiesen), S. placyntii (?), and S. rouxianum (?) with ascospores brownish with age.

    - Ascospores 2-4 guttulate the upper cell larger, yellowish at first but becoming olivaceous with age, 13-18 x 5-8 pm; reported on Catapyrenium squamules on Scotland but usually on Umbilicaria species outside the British Isles; British record dubious, also reported in central Spain. See Janex-Favre (1965) / AFL:

    => Stigmidium gyrophorarum (Arnold) D. Hawksw. 1975 [syn. Endococcus gyrophorarum (Arnold) J. C. David & D. Hawksw. 1988]


    Bei der AFL ist eine Fiche zur Art Stigmidium gyrophorarum hinterlegt, die Zuordnuing sollte stimmen, passt auch visuell gut.

    Was meint ihr dazu?


    LG, Martin

    Schon komisch!

    Heute morgen haben alle externen Links am PC funktioniert (aber am Handy nicht) - jetzt tut kein einziger mehr am PC. ==Gnolm4

    Naja...

    Vielleicht klärt sich das im Laufe der Zeit noch auf, oder es findet sich eine Umarbeitung des Problems, die funkioniert.


    VG, Martin

    Hallo,

    meine Beobachtung zum Thema ist, dass die Links auf dem PC funktionieren, nicht aber auf dem Handy.

    Ist das eventuell bei euch ähnlich, dass es einen Unterschied zwischen Android und Windows gibt?

    Martin

    Hallo Ingo,


    das sind beeindruckende Bilder der Peltigera extenuata, die du zeigst.

    Die Lager wirken sehr groß, viewl größer als ich erwartet hätte.

    Ich dachte, diese Flechte bliebe klein und würde nur kleine, runde schüsselförmige Thalli bilden - dem scheint so nicht zu sein.

    Wie groß wird die Art denn, wenn ich fragen darf?


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    ich denke auch, dass es eine P. extenuata sein könnte.

    Habituell vielleicht auch eine sehr junge P. didactyla, die noch Apothecien ausbilden wird?

    Im Wesentlichen scheibt sich diese Art durch die Flechtenstoffe von P. didactyla zu unterscheiden, weswegen hier C+/KC+ rosa gälte.


    Neben der ersten Thallus im 3. Bild sind noch weitere Thalli mit Soralen links daneben, oder?

    Diese besitzen aber keine wuscheligen Phizinien, wie der größere Thallus.

    Alles die gleiche Art, oder wächst hier alles mögliche quer durcheinander?


    Hast du mal genauer geschaut, was dies hier ist?

    Das sieht fast aus wie Blattflechten mit dunklen Apothecien.


    LG, Martin

    Hallo Ingo,


    recht herzlichen Dank für deine ausführliche Stellungnahme!

    Ja, die Arten sind nicht einfach und nicht zweifelsfrei unterscheidbar.

    Ich hatte zwischenzeitlich auch in Frankreich angefragt: Dort bekam ich als Meinung P. cf.aphthosa für diesen Fund genannt, wegen der wenigen und zu heilen Cephalodien, wegen des nicht rundlichen Thallusrandes etc. könne das vermutlich nicht Britannica sein.

    Nun, sicher bestimmen geht wohl nicht, das muss auch nicht unbedingt sein.


    Wichtiger ist die Beschäftigung mit der Materie und der Austausch mit anderen, um zu lernen.


    Danke und

    LG, Martin

    Guten Morgen Bernd,


    sehr schön gezeigt werden die beiden Arten P. leucophlebia und P. aphthosa von Rolf Wagner auf seiner Seite "Flechten, Moose und Pilze", auf die schon Ingo Sennepilz hingewiesen hat, weil sie gut ist. Ich finde die Unterseite des Fundes passt erheblich besser zu P. aphthosa. P leucophlebia hat sehr deutliche, dunkle Adern, bilden ein dunkles Netz, wodurch die Unterseite allmählich zur Mitte hin verändert, ohne sprunghaften Übergang zu einer geschlossen filzigen Fläche.


    ABER:

    Es gibt eine dritte, ähnliche Art, die im Wirthschen Schlüssel nicht genannt wird, aber sowohl bei R. Wagner auftaucht und auch im französischen Flechtenführer als ähnliche Art bzw. Verwechslungsart genannt wird: Peltigera britannica.


    Eigenschaften

    1) Ablösbare Cephalodien: Zitat "P. britannica... à surface souvent ridée pourvue des fossettes, à céphalodies adhérant au thalle par une zone centrale (peltées) et à bord +/- ondolé et cannelé et decollé du thalle." Die Beschreibung passt sehr gut zu den großen Cephalodien auf dem Fund:

    Bild 17 Große, randlich "kannelierte" Cephalodien; sie sehen wie Miniaturausgaben von Krustenflechten mit Randloben aus. Trockener Zustand.


    Diese Cephalodien können mit wenig Auswand abgelöst werden, was bei P. aphthosa nicht gehen soll, da sie dort flächig am Cortex anhaften.

    Bei Britannica sind sie nur lose verwachsen und leicht ablosbar. Da die Ränder der Cephalodien bei Britannica frei sind und etwas überstehen, ist nach dem Ablösen ein Fleck mit freiliegendem Mark sichtbar, der etwas kleiner als das abgelöste Cephalodium ist.

    Bild 18 Abgelöste Cephalodien neben der kleinen Anwachsstelle.


    Die überstehenden Ränder und die lockere Verbindung zum Thallus sind auch im Querschnitt erkennbar:

    Bild 19 Querschnitt durch ein Cephalodium. Das Cephalodium besitzt überstehende Ränder und ist locker mit dem Thallus verwachsen.


    2) Runzelige Thallusoberfläche von P. britannica wird als "... ridé pourvue des fossettes..." beschrieben, also etwa "faltig durch Vorhandensein von kleinen Gräben".

    Bild 20 Querfaltige Oberfläche (trockener Zustand)


    3) Schwarz filzige Unterseite: Die Unterseite ist bei Rolf Wanger nur randlich gut erkennbar. Dort besitzt sie gut erkennbare, cremefarbene Adern. Die Thallusmitte ist bei Ways of Enlichenment besser gezeigt. Die Mitte ist schwarz filzig ohne sichtbare Aderung. Auch die runzerlige Obeseite ist schön erkennbar. Die Thallusränder sind flatterhaft wellig aufsteigend, fast schon umgerollt, wodurch die randlich weiße Unterseite von oben deutlich erkennbar ist.

    Bild 21 Unterseite mit schwarzem Filz in der Mitte, heller Rand mit büscheligen Rhizinien (trockener Zustand)

    Die Rhizinien sind nicht flaschenbürstenförmig.


    Ich möchte dir deshalb Recht geben - es ist wohl keine P. aphthosa.

    Ich würde mittlerweile eher P. britannica sehen, die Beschreibungen passen meiner Meinung nach am Besten zum Fund.

    Vielleicht ist ja Ingo Sennepilz in der Nähe und möchte sich hierzu netterweise äußern? Er hat sicher eine profunde Meinung zum Thema.


    LG, Martin

    Hallo,


    ursprünglich dachte ich, das sei etwas ganz leichtes.

    Aber wie das bei Erstfunden so ist - es fehlt die Erfahrung, um abschließend sicher zu sein.

    Deshalb stelle ich meinen Fund hier vor, in der Hoffnung, dass jemand die Bestimmung bestätigen oder gerne auch verbessernd in die richtige Richtung lenken kann.

    Trivial ist, dass es sich um eine Peltigera, mit Grünalgen und Cephalodien handelt.

    Es bleiben zwei Peltigera-Arten (P. leucophlebia und P. aphthosa) in der engeren Auswahl.


    Zum Fund:

    An einer Böschung neben dem Wanderweg durchs Ködnitzbachtal an der Südseite des Großglockners-Massivs wachsen große Thalli (um 15 cm) einer intensiv laubfroschgrünen Peltigera.

    Der Fundplatz war in ziemlich genau 2000m Höhe noch unterhalb der Waldgrenze.

    Bild 0 Fundstelle irgendwo vorne rechts


    Die Flechte wuchs unter einem kleinen Abri eines Felsblocks heraus.

    (Weitere Wuchsstellen wurden andernorts gefunden, weshalb ich ein kleines Läppchen mitnahm.)

    Die Flechten sind hier eingebettet in Moospolster über Schiefer.

    Die Lagerränder sind rundlich, wellig und aufsteigend, die am Rand die weißlichen Ränder der Unterseite zeigend.

    Die genommene Lappenprobe hat eine Breite von > 3cm.

    Die Flechte ist steril, Apothecien sind nicht zu erkennen.

    Auf der Oberseite des Thallus befinden sich flächig deutlich sichtbar Cephalodien.

    Bild 1 Grüne Peltigera an schattiger Böschung


    Bild 2 Etwas näher...


    Bild 3 Noch näher, aber leider unscharf, da morgens im Schatten und freihand fotografiert - die dunklen Cephalodien sind dennoch deutlich sichtbar.


    Die folgenden Fotos sind an einer kleinen Probe gemacht:

    Bild 4 Oberseite getrocknet: glatt, mintgrün mit graubraunen Cephalodien


    Bild 5 Nass färbt sich der Thallus wieder intensiv apfelgrün, die Cephalodien braun bis blau-grau (hier nasser Zustand)


    Es kommen Peltigera aphthosa und Peltigera leucophlebia in Betracht, die sich von der Oberseite betrachtet stark ähneln.

    Die Unterseite der Flechte ist auch hier wieder einmal bestimmungsrelevant und ausschlaggebend!

    Im Folgenden Fotos der Flechtenprobe im feuchten Zustand:

    Bild 6 Angefeuchtete Probe im Abendlicht


    Bild 7 Oberseite feucht


    Bild 8 Unterseite im feuchten Zustand


    Bild 9 Unterseite im feuchten Zustand


    Peltigera leucophlebia soll deutliche erkennbare, dunkle Adern besitzen.

    Ich vergleiche mit den abgebildeten Unterseiten bei Italic.

    Die Adern sind dunkel auf weißlichem Grund - dadurch sehr gut erkennbar - und setzen sich vom Rand bis weit in die Mitte des Thallus fort.

    Die Fläche wird hierdurch vom Rand zur Mitte hin sukzessive dunkler.


    So sieht die Unterseite des Flechtenfundes nicht aus:

    Der Hell-Dunkel-Übergang ist hier abrupt, die Adern am Rand zwar erkennbar aber hell (cremefarben) auf hell (weiß), dadurch nicht sehr deutlich erkennbar.

    Am hellen Rand sind deutlich Rhizinien vorhanden, büschelig, erst weiß, dann bräunlich; in der Mitte dunkelbrauner Filz.

    Das Zentrum der Unterseite ist ab einer Grenzzone durchgängig dunkel filzig und ohne erkennbare Aderung und ohne weiße Felder.

    Die Struktur der Unterseite passt recht gut zu den bei Italic gezeigten Fotos (insbesondere das letzte Foto) von Peltigera aphthosa, jedenfalls wesentlich besser als zu den Fotos der Unterseiten von P. leucophlebia.


    Auch die Struktur der Cephalodien soll sich bei beiden Arten unterscheiden.

    P. aphthosa habe im Gegensatz zu P. leucophlebia habe Cephalodien mit planen bis schwach konvexen, glatten Oberseiten und glatteren Rändern, die Cephalodien von P. leucophlebia werden als konvex, hirnförmig, randlich wellig bis kanelliert beschrieben.

    Anbei einige Fotos von Cephalodien des Flechtenfundes.

    Bild 10 Cephalodien


    Bild 11 Cephalodien


    Bild 12 Cephalodien


    Im Großen und Ganzen kommen mir die Cephalodien eher flach und oberseitig plan als konvex vor, aber ich finde das nicht eindeutig genug.


    Trotzdem bin ich der Meinung, das aufgrund der Struktur der Unterseite der Flechte Peltigera aphthosa vorliegen sollte.

    Was ist eure Meinung zu dieser wirklich schönen und seltenen Flechte?


    LG, Martin



    PS:

    Einige Höhenmeter weiter bei knapp 2300m an der Wegböschung auf Erde: Peltigera venosa.

    Bild 13 Fundstelle von P. venosa - man muss schon sehr genau hinsehen! Die größeren Thalli sind gerade fingernagel-groß.


    Hier sollte kein Zweifel bestehen...

    Bild 14 Peltigera venosa


    Bild 15 Peltigera venosa


    Bild 16 Die Unterseite von P. venosa ist fast noch schöner als die Oberseite.

    Diese Flechtenart bildet kleine säckchenförmige Cephalodien auf der Thallusunterseite aus!

    Ach ja,


    weil wir hier gerade über Gebirgsflechten reden: mir fällt eben ein, das Buch "Die Flechten im Nationalpark Harz" gibt es auch noch zum Unkostenpreis zu kaufen, ist aber auch als kostenloser Download erhältlich.

    Es kommt in der Qualität nicht an die beiden anderen Bücher heran, allerdings liegt sein Schwerpunkt auch weniger in der Bestimmung; vielmehr ist es ein Katalog der im Harz nachgewiesenen Flechten, jeweils mit Angabe der Fundorte.


    Martin