Beiträge von KaMaMa

    Hallo,


    nachdem ich vor einer starken Woche beim Flechtengucken schier auf einige Pilze getreten wäre, konnte ich nicht umhin diese mir mal genauer anzuschauen.

    So große, weiche Ascos schaue ich mir sonst selten an.

    Bild 1 Fundstelle direkt neben der schattigen Stadtmauer im Moos (Nordseite)


    Im kalkhaltigen Keuper, im Tauberland, direkt neben der Stadtmauer aus der moosigen, kurzgemähten Trockenwiese davor

    einige Becher mit im frischen Zustand etwa 3-5 cm Durchmesser.

    Bild 2 Tiefe Becher mit braunem, faltigem Hymenium


    Bild 3 Der FK besitzt einen hohen, zuoberst eingebogenem Rand


    Der Becher hat einen sehr kurzen Stiel in der Erde, der mir beim Entnehmen abgebrochen ist.

    Bild 4 Unterseite, kleiig weißlich; faltig


    Da ich den restlichen Tag noch etliche Stunden unterweg war, um Flechten zu gucken, hatten die Pilzchen etwas gelitten - sprich, haben an Feuchtigkeit verloren und sind dadurch deutlich geschrumpft.

    Das hat ihrer Entwicklung sicher nicht gutgetan.


    Die Fruchtkörper sind mürbe und sehr brüchig.

    Wie sich herausstellte, waren sie noch unreif.

    Es waren keine Sporen in den Asci zu finden.

    Bild 5 Querschnitt durch FK


    Das braune Hymenium ist inamyloid, insbesondere auch die Ascusspitzen.

    Die zylindrischen, operculaten Asci sind beim Entnehmen unreif und besitzen Haken.

    Die Abmessungen der Asci liegen etwa bei 300 x 20 µm.

    Die Paraphysen messen (DM 2-2,5µm) sind vielfach septiert, gelegentlich verzweigend.

    Ihre Endzellen sind im Durchmesser kaum geweitet (max 3µm).

    Bild 6 Paraphysen in Wasser


    Nach neun Tagen Nachreifen (zwei im Kühlschrank, sieben anschließend bei Raumtemperatur), lassen sich 8-sporige Asci finden.

    Sie sind reif genug, um unter dem Mikroskop bei Lugolzugabe ihre Sporen ausschleudern.

    Bild 7 Nachgreifter Ascus mit 8 Sporen


    Die Sporen sind elliptisch, circa 20 x 11 µm groß, mit auffälligen, breiten Anhängseln an den Polen.

    Bild 8 Sporen mit breiten Anhängeseln an den Polen


    Bild 9 Hymenium inamyloid; die Asci schleudern durch die osmotische Druckänderung bei Lugol-Zugabe ihre notgereiften Sporen ab


    Ich schlüssle mich mit Bresinky zur Gattung Disciotis. Die Fruchtkörper riechen tatsächlich ganz leicht chlorartig.

    Disciotis venosa könnte dann die vorliegende Art sein, auch wenn die Sporen vielleicht ein bisschen klein geraten sind.

    Ich finde die Eigenschaften passen recht gut zur Beschreibung der Art.

    Die etwas klein geratenen Sporen könnten an der Notreifung liegen.

    Was meint ihr dazu?


    Österliche Grüße, Martin

    Hallo,


    folgende Krustenflechte wächst auf Moos über dünner Humusauflage über Dolomitfels auf einem kleinen Hügelchen (wahrscheinlich ursprünglicher Bodenhorizont) zwischen flachen Dolinen auf der schwäbischen Alb.

    Bild 1 Flache, verfüllte Dolinen im Dolomit der Schwäbischen Alb


    Der Thallus der kleinen Flechte (Durchmesser 1-2 cm) ist weiß, die zahlreichen Apothecien sind sehr schnell randlos und stark konvex gewölbt.

    Die Apothecien sind trocken braun und haben einen Durchmesser bis 800µm. Im feuchten Zustand werden sie orangebraun.

    Die jungen Apothecien besitzen keinen Thallusrand ich erkenne nur einen braunen Eigenrand:

    Bild 2 Weißliche Kruste auf Moos mit orangbraunen Apothecien (Bildeinsätze: Apothecien trocken und in Wasser)


    Bild 3 Apothecien randlos, die kleineren Exemplare besitzen noch einen schwach erkennbaren Eigenrand.



    Farbreaktionen:

    Makroskopisch hätte ich auf Moos naiverweise eine Bilimbia o.ä. erwartet, aber schon der Farbtest belehrt eines besseren.

    Der Thallus reagiert schwach K+ purpurn - ausgehend von kleinen, schwarzen Strukturen im Thallus (Pkynidien?).

    Die Apothecien (Epihymenium) reagieren K+ sehr intensiv purpurn.

    Bild 4 Thallus K+ schwach purpur (ev. durch Pyknidien verursacht?), Epihymenium K+purpur


    Der Thallus ist C-, während die Apothecien C+ stark purpur-rot reagieren.

    Bild 5 Apothecium C+ fast purpurschwarz in Tropfen aus C, weil Epihymenium (Bildeinsatz) C+ purpurrot reagiert


    Ein Reaktion auf HNO3 unterbleibt am Hymenium und Medulla (N-).



    Das Epihymenium ist dick mit braunorangen Granulen belegt (Epipsamma).

    Das Hymenium misst um 100µm in der Dicke und ist hyalin, reagiert in IKI+ blau.

    Die Paraphysen haben eine Dicke von 2-2,5 µm, sind septiert und verdicken kaum in der Endzelle.

    Bild 6 Lugol => Hymenium J+blau


    Die 2-zelligen Sporen sind deutlich polarilokular, breit ellipsoid.

    Ich messe 18-20 x 9-10 µm.

    Die Septumbreite bestimme ich bei den freien, aber zumeist unreifen Sporen um 2,5-3 µm

    Bei den reifen Sporen fällt das Septum etwas dicker aus: um 4µm.

    Bild 7 Hymenium in Wasser


    Bild 8 Auswahl Sporen 1x reif, 3x in Entwicklung (?)


    Caloplaca s.lat. auf Moos begegnete mir bisher erst einmal in den Alpen, allerdings damals eine Art mit grauem Thallusrand (C. stillicidorum).

    Hier gelange ich beim Schlüsseln zu Bryoplaca jungermanniae, einer arktisch-alpinen Kruste auf Moos, die in kalkreichen Habitaten wächst, und bei der das Epipsamma C+ purpur reagiert.

    Die Alternative Caloplaca livida bevorzugt saure, silikatische Habitate, das Epihymenium reagiert nicht mit C. Die Apothecien besitzen zudem einen bleibenden Eigenrand. C. livida scheidet aus.

    Bei B. jungermanniae soll der Thallus K- bleiben. Ich beobachte eine schwache purpurne Reaktion, die ich auf die Anwesenheit von Pyknidien oder Apothecieninitiale im beprobtem Bereich zurückführe.

    Die Abbildungen der Flechte zeigen durchweg Apothecien mit Eigenrand, deutlich konvexe Apothecien wie in diesem Fall werden aber nicht gezeigt.

    Restlos bin ich deshalb von meiner Bestimmung nicht überzeugt, weshalb ich mich über eure Meinung freuen würde.


    Also, könnte die Bestimmung B. jungermanniae hier passen?


    LG, Martin

    Hallo,

    gestern im Glastal bei Hayingen (Schwäbische Alb, Kalkstein und Dolomit) fand ich eine interessante Flechte, die ich aber gar nicht zuordnen kann, nicht einmal einer Gattung.

    Vielleich kann hier jemend helfen und einen Tipp geben?


    Zum Fund:

    Bild 1 typischer lokaler Dolomitfels


    Bild 2 Flechte in-situ


    Bild 3


    Bild 4 Nach Probennahme mit oranger Schabespur => Trentepohlia


    Bild 5 Andere Fundstelle


    Bild 6


    Bild 7 Probensplitter: Braune Soralen mit schwarzem Rand auf grauem Thallus


    Bild 8 stärker vergrößert, unter den Soredien verbergen sich keine Apothecien


    Bild 9 Soredien / Granulen in Wasser bei 400x, ungequetscht


    Bild 10 und gequetscht


    Bild 11


    Bild 12 Querschnitt bis in Substrat


    Der Thallus reagiert auf keine der üblichen Reagenzien: K-, P-, C-, KC-, J-; UV-.

    WHS führen über den Schlüssel Sterile Arten auf Gestein (Teil B)

    1* nicht gelber Thallus

    8* mit Soralen

    17 mit Trentepohlia

    18 auf kalkh. Gestein

    zu Dirina stnhammarii - passt nicht.


    Sollten die braunen "Sorale" nicht zum Thallus mit Trentepohlia gehören?

    17* nicht mit Trentepohlia

    23 dann wäre der gesamte Thallus leprös => Mini-Lepraria?? Glaube ich nicht, es passt auch nichts dazu.


    Ich stehe auf dem Schlauch. Gehören die brauen Sorale zum Thallus, ist es überhaupt eine Flechte, wenn ja welche Gattung käme in Frage?
    Hat jemand einen Tipp?


    LG, Martin

    Hallo Felli,


    auf dem zweiten Foto könnte man meinen, der schwarze Prothallus zieht sich zwischen zwei Flechten mit gleichem Thallus hindurch, sodass er eventuell zur gesuchten Art gehören könnte.

    (Im ersten Bild verläuft er zwischen zwei Arten. Zu welcher Art der Vorthallus hier gehört, wird hier nicht klar.)

    L. argentata hat einen schwarzen Vorthallus.


    Aber welche Lecanora das ist, ist für mich ohne gründliche Inspektion unter dem Mikroskop und Chemietests nicht festzumachen.

    Bestimmt kann Patrick nupharlutea hierzu und zu deinen anderen Funden mehr sagen, er hat sehr viel Erfahrung.


    Zum Parasiten kann ich nichts beitragen.


    LG, und ein schönes Osterfest wünscht

    Martin

    Hallo Felli,

    bei L. carpinea sollte die Apothecienscheibe C+ gelb bis orange reagieren. Das scheint hier nicht der Fall zu sein.

    Ist deine Chemie noch in Ordnung?

    Im Schlüssel wird bei Lecanora auch nach nach der P-Reaktion gefragt.

    Du zeigst diese Reaktion nicht, vermutlich weil du diese Chemikalie (Paraphenylendiamin) nicht hast, oder?

    Die Asci enthalten 8 Sporen, richtig?

    Ich würde auf L. albella tippen: Lager glatt bis warzig, Scheiben rosa bis bräunlich; stark bereift. Ap. realtiv dünn mit welligem, verschwindendem Rand. Lager K+gelb, P+ gelb/orange, C-, KC-, UV+ gelb/orange.

    Vergleiche doch mal damit.


    Was mich irritiert, ist das orange Hymenium, das in Lugol rot reagiert.

    L. albella besitzt, wie die meisten Lecanoren, ein farbloses Hymenium, das in IKI (J) blau reagieret. Da dein Fund befallen ist, tja, es wird nicht einfacher dadurch.


    LG, Martin

    Hallo Ernst erna52 ,


    schau mal bei Italic (Peltigera collina bei Italic) rein, da findest du auch Großaufnahmen der Isidien, neben Fotos der Unterseite.

    Auch die bretonische Seite hat immer schöne (Makro-)Aufnahmen zu bieten: Lichens marins - P. collina. Etliche der besten Aufnahmen bei Italic stammen von den Bretonen! Außerdem stellen sie immer Verlinkungen zu den wichtigsten Verwechslungsarten ein (in diesem Fall z.B. Nephroma parile). Diese Seite ist sehr gut und immer einen Besuch wert, wie ich finde.

    Ferner sind die Kurz-und-knapp-Artsteckbriefe bei der den Franzosen gut, auch in diesem Fall: AFL, Fiche zu P. collina.


    Ich will ja nicht unken, aber mich erinnert der Fund mit den großen, braunen Isidien an unsere Lieblings-Peltigera (P.p.)...

    Die Lappenränder sind bei deinem Fund manierlich nach unten gekrümmt und nicht aufsteigend und (fast) durchgängig mit grauen-oliven Soralen wie es bei P. collina zu erwarten wäre...


    LG und Frohe Ostern!

    Martin

    Hallo Paulis ,


    wieso sind die lichenisierten Pilze denn faul?

    Während die "normalen" Mykorrhizapilze an Gehölzen saugen, saugt die lichenisierte Verwandtschaft eben an Einzellern, die sie domestiziert, kümmert sich also darum, wie der Bauer um sein liebes Vieh.


    Wenn überhaupt etwas faul ist, dann die meisten Pilzfruchtkörper spätestens 'ne schlappe Woche nach ihrem Erscheinen! Die stinken ganz grauslich und meterweit gegen den Wind! ==Gnolm21


    KG, Martin

    Hallo Ernst,


    ein vorweg - bei mir gibt es kaum Usneen, deshalb kenne ich die Flechtenarten nicht.


    Mit deinen Angaben komme ich im deutschen Schlüssel ebenfalls bis zur Verzweigung U. barbata und U. dasypoga, soweit kann ich das nachvollziehen.

    Der ungleichmäßige Dickenwuchs scheint dann auf U. barbata hinzudeuten.

    Die P-Reaktion am Längsschnitt halte ich für nicht eindeutig dem Mark zuordenbar.

    Wenn das Foto die Reaktion widerspiegelt, würde ich eher "Zentralstring P+ gelb" als Angabe erwarten, der wirkt kräftiger gelb als das Mark.


    Ich halte die Kontrolle eines Querschnittes in einem Tröpchen Reagenz unter der Lupe für günstiger, um die Reaktion von Rinde, Mark und Zentralstrang zu beobachten und zu unterscheiden.

    Am sichersten aber trennt man die drei Schichten zum Testen wohl komplett voneinander:

    Ast zerreißen, sodass der ZS herauslugt - hier ZS testen.

    Rinde abschaben und getrennt vom Rest testen.


    Das habe ich aber bisher nie gemacht, weil zu bequem. Dann weiß man aber nicht wirklich, was reagiert.

    Beispiel:

    Mark P+ gelb? Ich würde Zentrastrang P+ orange sagen. Das Mark ist allerdings gelb eingefärbt - vom Zentralstrang oder nicht? Unklar.


    Die nächste Probe (andere Usnea-Art) ist zufällig und günstigerweise so geschnitten, dass ein Markbereich ohne Cortex mit der Chemie in Berührung kommt und reagieren kann:

    Andere Usnea und K-Reaktion: Das Mark reagiert eindeutig ohne Kontakt zu Zentrastrang oder Cortex K+gelb. Relativ eindeutig, wie ich finde.


    Man könnte vielleicht mit der Rindendicke weiterkommen, wenn man mehrere Querschnitte vergleicht. Ev. hilft der Vergleich mit einer guten Bilddokumentation weiter.

    Da liegen die 8% von dir natürlich ideal zwischen den angaben der beiden in Frage kommenden Arten - wie könnte es auch anders sein?


    Angaben wie kantig, rund, etc. halte ich nur für jemanden, der die Flechten schon recht gut kennt für wirklich hilfreich. Ich strauchle hier immer, was ist genau gemeint. Gilt das immer, meistens, oft, etc?

    Vielleicht kommt man auch mit dem leicht rosa Zentralstrang weiter?


    Aber wer bestätigt bzw. korrigiert am Ende?

    Ich kann das leider nicht leisten... ==Gnolm23

    Trotzdem immer wieder spannend, die Usneen!


    LG, Martin

    Hallo Tuppi und andere,


    den Spezial-Faden gibt es eigentlich schon. Und oben angepinnt ist er auch: "Gestaltung und Bearbeitung, Tipps und Tricks"

    Da wäre die Diskussion besser aufgehoben, und wir anderen, die das nicht brennend interessiert, blieben davon verschont.


    LG, Martin

    Hallo Forum,


    heute habe ich mal eine hofferntlich banale Bilderanfrage.

    Leider habe ich versäumt von der Beobachtung eine Probe zu mitzunehmen, was ich natürlich bereuhe.

    Zuhause beim Fotosichten, ist mir die Kruste wieder aufgefallen. Vor Ort habe ich sie übersehen, da ich dort vermehrt auf Blatt- und Strauchflechten achtete.


    .

    Bild 1 Dorfstraße im Schwarzwald mit flechtenbewachsenen Straßenbäumen.


    An den Baumstämmen finden sich einige auffällige Krusten mit auffällig konvexen, schon bei kleine Exemplaren früh zusammenlaufenden Soralen. Hier ein paar Beispiele:

    Bild 2 Radial rissige Kruste mit ungezontem Rand und weißem Vorthallus. Die noch einzelnen Sorale wirken stark konvex, eventuell könnte man sie hemisphaerisch nennen.


    Bild 3 Kruste mit cremefarbenen, flächig zusammenlaufenden Soralen und weißem Vorthallus


    Bild 4 Kleine Kruste mit cremefarbenen, flächig zusammenlaufenden Soralen, Vorthallus weiß


    Ich denke, hier ein großes Exemplar der gleichen Art zu sehen:

    Bild 5 Große Kruste mit cremefarbenen, flächig zusammenlaufenden Soralen


    Zuerst dachte ich, Folgendes vor mir zu haben, aber das passt, glaube ich, nicht. Bei Lepra albescens (ungeprüft) bleiben die konvexen Sorale lange isoliert.

    Bild 6 L. albescens sieht völlig anders aus: Sie hat isolierte, weiße, konkave Soralen und kommt hier auch vor.


    Was meint ihr zu dieser Flechte an Ahornstamm im Schwarzwald neben der Dorfstraße in circa 840m Höhe?

    Vielleicht V. hemisphaerica? Sie kommt ja scheinbar in Norddeutschland öfter vor. Kennt jemand die Flechte in Bild 2-5?


    LG, Martin

    Hallo Ernst


    Longissima würde ich ausschließen.

    Ich frage mich, ob es wirklich keine Sorale gibt. Dein 5. Foto könnte ev. junge Sorale zeigen.

    Im Wirthschen Schlüssel gelange ich zu:

    Ohne Sorale, ohne Papillen => U.hirta.

    Ohne Sorale, mit Papillen => Basis geschwärzt oder nicht? => U.florida/U.intermedia

    Aber mit Soralen sind viele andere Arten möglich...

    Ohne jetzt alle Eigenschaften, Farbreaktionrn und Habitate gegenkontrolliert zu haben. Das muss man für die in Frage kommende Art im Anschluss noch machen.


    Um zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen sind neben vielen Tests noch viele Vergleiche nötig. Ich schlüssle zudem gern zusätzlich mit Italic, um zu sehen, ob sich der Verdacht bestätigt.


    LG, Martin

    Hallo Ernst,


    Usnea ist echt nicht einfach, denn was sind jetzt Papillen, Fibrillen, Warzen, etc... An der Beantwortung, ob vorhanden oder nicht, hängt neben den Färbetests beim Schlüsseln alles ab. Ich habe auch Usnea und Bryoria herumliegen und drücke mich ein wenig davor.


    Ich könnte natürlich mit deinen Angaben zu schlüsseln versuchen, aber das kannst natürlich selber genauso und hilft dir vermutlich nicht. Also lasse ich es lieber.


    Anders gefragt, was bekommst du denn heraus, und wo ist dein Problem?


    LG, Martin

    Hallo,


    ich hatte den Fund zwar schon woanders kurz angedeutet, aber weil die Flechte so hübsch ist, zeige ich den Fund etwas genauer:

    In der Nähe von Freudenstadt (Schwarzwald, ca. 555 m H.ü.N.N.) in einem kleinem Weiler mit ca. 5 Häusern entlang eines Bergbaches schützt eine Silikatmauer die kleine, wenig befahrene Anliegerstraße vor Hangrutschungen.

    Bild 1 Schattiges Mäuerchen


    Solche "ungepflegte", schattige, etwas feuchte Mauern können wahre Schätze bergen.

    Neben diversen Peltigeren, Nephroma, Leptogium, Cladonien, sehe ich an mehreren Stellen diese hübsche Cyanokruste:

    Bild 2 Protopannaria pezizoides mit schwarztem Hypothallus, etwa 5 cm groß. Vor hier nehme ich eine kleine Probe.


    Bild 3 Ein weiterer Thallus


    Bild 4 Der Flechtenthallus kann reichlich dick werden


    Bild 5 Runde bis unförmige Apothecien mit gekerbtem Thallusrand sind kennzeichnend


    Der Thallus ist braun, krustig, mit breit aufsitzenden Apothecien mit brauner Scheibe und körnigem, gekerbtem Rand.

    Bild 6 Gekerbte Schüppchen auf Thallusoberfläche


    Bild 7 Anschnitt durch Thallus und Apothecium. Die Photobiontenschicht ist blaugrün.


    Bild 8 Der Thallus bleibt nass braun. Die Apothecien können zusammenwachsen und so 2-3 mm Größe erreichen


    Die Apothecien sind zäh und lassen sich nur in 3% KOH quetschen.

    Bild 9 Photobiont sind Cyanobakterien: Nostoc in Klumpen und kurzen Ketten


    Bild 10 Epihymenium braun, Ascus 8-sporig, Sporen elliptisch mit etwas angespitzten Enden, dickwandig mit warzig-blasigem Ornament in der Sporenhülle.

    Hymenium in IKI tiefblau reagierend (nicht gezeigt)


    .

    Bild 11 Freie Spore mit Ornament


    Bild 12 Achtsporiger Ascus in BWB angefärbt, Paraphysen septiert, kaum verzweigend


    Die Protopannaria kommt arktisch, in DACH (sub)alpin, seltener montan, auf saurem Substrat vor.

    Als Substrat dienen nackte Erde, Silikat, Erd- und Silikatmoose; feuchte, absonnige Stellen sind von ihr bevorzugt.


    Solche Funde lasse ich mir gefallen!


    LG, Martin

    Hallo Ernst,


    P. monticola kenne ich nicht.

    Bei der Angabe des dichten grauen Tomentums, der sonnigen Fundstelle und den schmalen Lappen (ich würde 2 cm schätzen), denke ich auch zuerst an P. rufescens.

    Die Flechte ist bei uns hier im Neckarland bis Mittelfranken recht häufig anzutreffen.


    LG, Martin

    Hallo!


    Das liebe ich an diesem Forum, dass es aufmerksame Leser gibt, die einen im Überschwang korrigieren:


    1) Der Einwand von Patrick war vollkommen berechtigt: Nephroma parile bestätigt sich.

    Wenn man die Flechte schon mal gesehen hat ist die Sache fast schon an den Übersichtbildern im Hauptbeitrag oben klar.

    Die Flechte besitzt neben den Randsoralen auch Sorale in der Fläche der Lappen, die Unterseite ist berindet ohne Adern und das Mark reagiert auf KOH gelb(lich).


    2) Nach gründlicher Suche an den Proben der grau-braunen, großlappigen Peltigera finde ich bei einer Probe (mit Apothecien) nun tatsächlich einige kleine Phyllidien/Isidien am Thallusrand.

    Diese Probe weist Rhizinen auf, die nicht nur deutlich dunkler als die Adern darunter sind, sondern auch diverse Formen annehmen, z.B. opinselartig auffasern, und trotzdem samtartig abstehende Härchen an der Basis besitzen.

    Deshalb tendiere ich mittlerweile auch, wie Ernst schon anregte, zu Peltigera praetextata.

    Nicht ganz einfach, wenn die sonst üppigen Isidien fehlen!


    Bild B1 Lange, dunkle Rhizinen auf hellen Adern, am Ende pinselartig auffasernd


    Bild B2 Winzige Isidien / Phyllidien am Thallusrand, unterschiedliche Rhizinen (auffaserndes, dunkles Rhizinenbüschelchen unscharf links) => also verm. doch Peltigera praetextata


    LG, Martin

    Hallo Patrick!


    Vielen Dank für den Einwand. Jetzt, was du es erwähnst, scheint die Sache klarer. Die Sorale gingen die meinen Geschmack ohnehin sehr weit in die Fläche des Thallus, was nicht gut passte. Mit einer Nephroma hatte ich aber gar nicht gerechnet. Die Beschreibung zur Art passt erstmal sehr gut. Ich schaue mir die Proben später nach der Arbeit genau an.


    Nephroma, nicht minder spannend. Eigentlich noch interessanter.


    LG, Martin

    Hallo Erwin,


    in der Tat! Womöglich war ich zu vorschnell...

    Jetzt hatte ich hier große Bestände aus vielen Lagern und ich habe nirgends Isidien gesehen, wie es sonst bei P. praetextata normal wäre.

    Die Rhizinen an den jungen Lappen sind durchweg weiß, einheitlich einfach und nirgends pinselartig auffasernd.

    Deshalb kam ich zu P. membranacae.


    Allerdings bin ganz deiner Meinung, dass die Unterscheidung sehr schwierig ist. Zumal ich schon Lager gesehen habe, da hätte ich aus der Ferne wegen der Längswülste auf P. membranacea getippt, um beim Näherkommen zu sehen, dass die Flechte über und über voller Isidien war.

    P. membranacea schon Isidien haben, das wird im Schlüssel nicht ausgeschlossen.

    Bei Wirth heißt es ja nicht ohne Grund, dass P. membranacea, P. canina und P. praetextata nur mit viel Erfahrung sicher getrennt werden können.


    Von dem, was du an Bildern zeigst, meine ich auch, dass es die gleiche Flechtenart sein sollte, wie mein Fund.


    Was meinst du mit kurze Rhizinen? Die Rhizinen sind, wie auf dem Foto zu sehen über 5mm lang.

    Das wäre zumindest kein Widerspruch zur Angabe "5-8 mm" (Wirth) für P. membranacea, passt allerdings auch für die anderen zwei Peltigeren ("meist bis 6 mm").


    Tja, wie so oft ist die Sachlage nicht eindeutig.

    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    ja P. membranacea ist eigentlich auch sicher (Korrektur: so sicher dann ahlt auch wieder nicht). Die trocken grau-braunen Thalli werden feucht tiefbraungrün. Sie besitzen auf der Oberseite randlich Filz und wegen des dünnen Thallus zeichnen sich die Adern auch der Oberseite durch Längswülste deutlich ab. Der Lappenrand ist am Rand nach unten eingebogen, wie man es von P. praetextata, P. canina und P. membranacea kennt. Die Unterseite ist weißlich mit hellen Adern, die zum Zentrum hin ocker, dann graubraun werden. (Feucht etwas rosa am Rand in Apotheciennähe). Die Rhizinen dick, einfach, unverzweigt mit samtig abstehenden Härchen.


    Bild A1 P. membranacea angefeuchtet


    Bild A2 Unterseite


    Bild A3 (Junge) Rhizinen mit samtigem Härchenbesatz



    Ich frage mich eher, ob sich womöglich noch mehr Arten unter den Beobachtungen verbergen.

    Wir werden sehen...


    LG, Martin

    Hallo,


    gestern war ich im Schwarzwald unterwegs und bin dort an einer schattigen, bemoosten Silikatmauer am Wegrand auf zahlreiche Peltigeren gestoßen - so viele, dass ich nach wenigen Metern mental überlastet und nicht mehr aufnahmefähig war. Man schaut gar nicht mehr richtig hin und bereut natürlich gleich wieder. In einer kleinen, unbenutzen Parkbucht dann sogar drei Arten direkt nebeneinander. Etwas weiter oben am gleichen Weg war eine schwach bemooste Gartenmauer ähnlich dicht bewachsen, bis über die Kante auf die stark besonnte Horizontalfläche, neben der Kalksplitt ausgebracht war (vorletztes Bild). Aber auch P. neckeri und P. collina wachsen dort sogar am Rand des Kalksplitts...
    Anzahl und Dichte der Flechten war zu viel für mich, Stack-Overflow... :haue:


    Trotzdem: Eine für mich neue Art habe ich vor Ort gleich erkannt, weil leicht kenntlich, Peltigera collina weil durch ihre Sorale sehr auffällig: Nephroma parile.

    Ich vermutete neben P. collina (z.B. Bild 3, 4, 9 - tatsächlich Nephroma parile), P. membranacea (Bild 1, 2, 8, tastsächlich P. praetextata), P. neckeri (Bild 5, 7) auch P. rufescens (Bild 13).


    [Einschub zur nachträglichen Korrektur: Die vermeintliche P. collina stellte sich nachträglich eindeutig als Nephroma parile heraus (Danke Patrick für den Hinweis , s.u. Beitrag #8!) und P. membranacea als P. praetextata (Danke Ernst für die mahnenden Worte (s.u. Beitrag #5). Das kommt davon, wenn a) der Wunsch Vater des Gedankens ist und man b) noch vor der sauberen Bestimmungsarbeit Unsinn verzapft. Es zeigt sich, dass man zur Bestimmung auch bei Peltigera idealerweise eine Kollektion mehrerer Thalli braucht und vollständig untersuchen sollte, ehe man sich eine Meinung bildet. Das gilt halt nicht nur für Pilze.]


    Einige Pröbchen habe ich mitgenommen, jetzt steht Bestimmungsarbeit an.


    Eindrücke:

    Bild 1


    Bild 2


    Bild 3


    Bild 4


    Bild 5


    Bild 6 Drei Arten nebeneinander


    Bild 7 Irgendwo waren auch schwärzliche Apothecien zu sehen, leider nicht auf diesem Foto...


    Bild 8


    Bild 9


    Bild 10


    Dazwischen auch noch diese Schönheit:

    Bild 11 Ob Protopannaria pezizoides oder Psoroma hypnorum, da muss ich noch die Sporen befragen.


    Bild 12


    Bild 13


    Bild 14 Ein letzte Foto auf dem Weg zurüch zum Auto.


    LG, Martin

    Hallo,

    ernsthaft, blaue Apothecien? Die sehen aus, wie eingebaut. Heute ist doch aber schon der 4.4.!


    Da würde ich von einem Befall ausgehen. Es wäre interessant, dem nachzugehen.


    LG, Martin

    Hallo Inge,


    die KI in allen Ehren, aber sehr viel erkennt man auf den Fotos nicht gerade, insbesondere keine Fruchtkörper, Sorale, oder sonstiges.

    Lobothallia radiosa kommt eigentlich auf kalkhaltigen Gestein, insbesondere auf reinem Kalkstein vor, wie du ja selber schreibst. Auf Holz??


    Der gezonte Rand der dünnen knorpeligen Kruste mit den radialen Rissen erinnert mich am ehesten an Lepra albescens (wohnt eher schattig), ev. auch Lepra amara. Beide kommen auf Rinde vor, warum nicht auf Holz? Amara geht auch auf Gestein über. Ich würde im Dunstkreis von Lepra / Pertusaria suchen.


    Bestimmt weiß Patrick etwas dazu - eil zuhülf, nupharlutea !


    LG, Martin