Hallo,
noch ein Nachtrag zum Thema, weil ich letzte Woche wieder auf Physcien mit diesen Strukturen gestoßen bin.
Dieser Tage bin ich auf größere Mengen von rosa-stichigen (!) Blattflechten gestoßen, die jeweils fast flächig diese pyknidientragende Knubbel-Strukturen aufweisen.
Im halbschattigen Randbereich des nördlichen Geländers über dem Fluss sitzen größere Mengen von Blattflechten, die ebensolche Strukturen tragen.
Dazwischen immer wieder auch kugelförmige, flächenständige Sorale.
Die Rinde reagiert C+ gelb, K-, P-, was wohl auf Physcia hinweist.
Die kopfigen Sorale deuten auf P. cf. caesia hin, wobei aber die Farbe nicht ganz passt.
Die rosa Färbung könnte aber auf Eisen(III)oxid-Einlagerungen im Thallus durch das rostige Geländer zurückgehen.
Die großen alten Flechten auf dem Norgeländer wirken übersät mit diesen Gallen, wärend die kleineren, im Verhältnis zum Durchmesser, wenige besitzen.
Auf der Südseite der Bücke, Luftlinie 4 Meter entfernt, finden sich sehr ähnliche Flechten, aber ohne diese Strukturen, dafür mit vielen Soralen, teilweise zusätzlich mit kleinen Apothecien, wie bei einer gesunden P.caesia.

Bild 5 Alte, große Flechte vom Norgeländer mit sehr wenigen Soralen

Bild 6 jüngere Flechte vom Nordgeländer (nach Einweichen)
Die folgenden Aufnahmen wurden an der Flechte aus Bild 6 gemacht. Die Flechte wurde abgewaschen, um einen Teil der Fremdpartikel zu entfernen.

Bild 7

Bild 8 halbkugelförmige Sorale

Bild 9 einfache, dicke Rhizinien

Bild 10 Unterseite hell mit hellbraunen Rhizinien

Bild 10 Bruch durch "Galle": Hier scheint nur der Thallus nur stark hochgewölbt zu sein, die schwarzen Pyknidien sind zu erkennen.

Bild 11 mit Flechten vom Südgeländer
Entweder liegen nun zweierlei Flechten vor, oder oder die gleiche Flechtenart in einer Modifikation.
Da es fließende Übergänge zwischen beiden Typen auf dem Nordgeländer gibt, denke ich, es handelt sich um die gleiche Flechtenart wie auf dem Südgeländer (P. cf. caesia).
Warum nun sollte die Modifikation auf der Nordseite, wenige Meter entfernt, anders sein als auf der Südseite des Geländers? Substrat, Kleinklima usw. sind sehr ähnlich.
Es könnte einerseits sein, dass z.B. ein lichenicoler Pilz auf dem Nordgeländer Fuß gefasst hat und sich dort über den geschlossenen Wasserfilm nach Regen oder durch Spritzer der aufschlagenden Regentropfen leicht ausbreiten kann, während er das weiter entfernte Südgeländer durch die räumliche Trennung (noch) nicht erreicht hat und die dortige Population verschont blieb. Natürlich ist das nur eine ungeprüfte Hypothese.
Es könnte andererseits auch sein, dass die Flechten auf den beiden Seiten des Geländers mit unterschiedlicher Neigung diese Pyknidien selbst ausbilden - wobei ich bislang keine Abbildungen von derartigen P.caesia gesehen habe.
Deshalb meine Frage: Weiß man, was Ascomyceten jeweils neben Isidien-, Soral- und Apothecienbildung auch zur Pyknidienbildung veranlasst? Wo könnte ich dazu etwas finden (Literatur / Lehrbuch)?
LG, Martin