Beiträge von KaMaMa

    Hallo Probot,


    die Flechten, die du fotografiert hast sind tatsächlich Cladonien.

    Die Gattung Cladonia ist relativ einfach zu erkennen, da sie, wie in deinen Beispielen, einen deutlich zweiteiligen Thallus besitzen.

    Die kleinen Grundschuppen auf dem Substrat werden als Primärthallus bezeichnet.

    Später bildet der Primärthallus (aber nicht immer) in die Höhe strebende, stiftförmige oder becherförmige, u.U. verzweigte Podetien als Sekundärthallus aus.

    Meist werden die Fruchtkörperbildungen auf den Podetien gebildet.


    Mit der Artbestimmung ist es schwieriger, denn es gibt um die 70 Arten Cladonien hier in Deutschland.

    Die Arten haben einen sehr variablen Wuchs und wachsen blöderweise oft an gleicher Stelle durcheinander.


    Ich sehe zwei Arten auf den Fotos, die eine Art mit fingerförmig sprossenden, sehr engen und unförmigen Bechern auf dem ersten Foto - eine zweite Art mit schönen, kreiselförmigen, breiten Bechern auf den folgenden beiden Fotos.


    Zur Bestimmung braucht man neben mehreren guten Fotos, die Details zeigen wie die Oberflächenbschaffenheit der Podetien, die Ober und Unterseite der Grundschüppchen, Farbe der Fruchtkörperbildungen, Becherboden offen oder geschlossen, etc. etc. meist auch die sogenannten Tüpfelreaktionen.

    Diese chemischen Farbreaktionen für die Cladonienbestimmung beschränken sich meist auf KOH (20%, "K") und Para-Phenylendiamin ("P" oder "DP"), sind aber zu Eingrenzung unerlässlich, manchmal hift auch die Überprüfung der Fluoreszenz im kurzwelligen UV (z.B. UV-Taschenlampe, 365nm).


    Natürlich braucht man einen Bestimmungsschlüssel - entweder ein gutes Buch - oder zu Anfang ein kostenloser, aber nichtsdestotrotz exzellenter Online-Schlüssel bei Italic, dort mit derzeit 88 Arten.


    Ohne diese Hilfen ist es schwierig bis schlicht nicht möglich die Arten zu bestimmen.

    Aber Vorsicht: Schon der Versuch macht Spaß und droht süchtig zu machen!


    Die erste Art sieht sehr interessant aus, aber mit nur einem Foto und ohne Chemie (Tüpfeltest) bin ich zumindest überfragt.

    Die becherförmige Cladonie könnte z.B. die relativ häufige Cladonia pyxidata chlorophaea sein.


    Ich bin gespannt, wer sich noch zum Thema meldet.


    LG, Martin

    Hallo Christian J. ,


    wegen deines Vorschlags mit Arthonia calarea zur Flechte in Bild 22 habe ich weiter recherchiert.

    Dazu habe ich ein wenig im Arthoniaschlüssel im Wirth-Hauck-Schulz gespitzt, was vorliegen könnte und die Beschreibungen verglichen.

    A. calcarea passt meiner Meinung nicht, denn die Apothecien werden anders beschrieben nämlich als "langgestreckt, ..., einfach bis kurz verzweigt oder sternförmig."

    Vergleiche z.B. hier bei fungi.myspecies.info.


    Deshalb nochmals ein Fotodetail mit den Apothecien und dem Thallus - soweit erkennbar - der besagten Flechte:

    Bild 22B: Krustenflechte mit kurzen, schwarzen, knotigen Apothecien, selten verzeigt, nie sternförmig. Thallus etwas (braun)orange.


    Die Apothecien der fotografierten Flechte passen nicht gut zu der Beschreibung bei A. calcarea.

    Ferner liegt hier Dolomit als Substrat vor.

    Etwas weiter oben im Schlüssel stößt man auf eine Opegrapha dolomiticola, deren makroskopische Eigenschaften wie folgt beschrieben werden:

    "Apothecien rundlich bis gestreckt oder eckig, auch unregelmäßig knotig-faltig, selten angedeutet verzweigt, mit enger Scheibe. ... oft mit 2 Hym." (das muss ich mal sehen!)

    und: "...Thallus frisch +/- orange, rosa oder undeutlich."

    Ferner im Abschnitt Ökologie: "V.a. auf sandig-rauem, etwas bergfeuchtem Dolomitfels, ... , an regengeschützten Vertikal- und Überhangflächen, ökologisch ähnlich Gyalecta hypoleuca."


    Die Beschreibungen zu O. dolomiticola passen gut und auch die Fotos, dia man zur Art finden kann stimmen überein, wie z.B. hier auf der zugehörigen Seite auf www.flechten-deutschland.de.

    Das Vorkommen ist dort besonders in der Frankischen Alb in den dortigen Dolomitregionen kartiert.

    Insbesondere auch die Beschreibung als "ökologisch ähnlich wie G. hypoleuca" lässt mich aufhorchen. Ein oranger Thallus könnte auch vorliegen.


    Es würde mich also nicht wundern, wenn das die vierte dolomit-bewohnende Flechtenart wäre, mit der ich bei meinem Ausflug konfrontiert wurde.


    Sollte ich wieder einmal in eine Dolomitgegend kommen ( ogni volta ), werde ich versuchen, nach dieser Art die Augen offen zu halten.


    LG, Martin

    Hallo Christian


    Toll, Vancouver Island Island, das klingt ja wirklich großartig!

    Ich wünsche dir schon jetzt viel Freude beim Stöbern auf der Insel, aber die wirst du sicher auch so haben.


    Da du hier aber sowieso nur Fotos einstellen kannst, macht das für uns "Zurückgebliebene" keinen großen Unterschied. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf einen Fotobericht über V.I.


    LG, Martin


    Nimm die große Speicherkarte mit!

    Und Ersatz!

    Hallo Christian,


    na hoffentlich bekommst du in der neuen Welt auch etwas Zeit, um dich mit den kleinen Schätzchen zu beschäftigen.

    Ich frage mich, ob man überhaupt aus den USA Proben mitnehmen darf. Beim

    Einführen von Pflanzenmaterial sind sie in Kalifornien zumindest sehr streng und erlauben nichts. Ob das in allen Staaten so ist und ob es nur die Einfuhr betrifft, keine Ahnung...

    Ich hoffe, du wirst berichten.


    Ich kenne bisher leider keine steinbewohnende Arthonien aus eigener Anschauung. Da müsste man mal mit dem Mikroskop reinlinsen. Die Gattung Arthonia ist bekanntlich recht groß, und außerdem gibt es noch andere ähnlich aussehende Gattungen.

    Aber als Arbeitsname ist das vielleicht erstmal gat nicht schlecht.


    LG, Martin

    Hallo zusammen!


    Letztes Wochenende ging's auf die Ostalb in die Nähe des Steinheimer Beckens.

    Am Rande des Wentals stehen alte Schwammriffe aus Dolomit, was ein idealer Untergrund für diverse Flechtenarten darstellt.

    Alleine landschaftlich ist der Ort einen Besuch wert.

    Bild 1 Schwammriffe am Wental - Das "Felsenmeer"


    Bild 2 Die Felsengruppen sind stark zerklüftet und zerfallen zu Dolomitsand


    Bild 3a Kleinflächige Flechtenmosaike


    Bild 3b Kleine Farne in Felsspalten


    In den regengeschützeten Nischen und Höhlungen im Dolomitgestein leuchtet eine sterile gelbe Flechte.

    Bild 4 Eventuell Psilolechia lucida (ungeprüft), da auf Dolomit und etwas grünstichig (?)


    Zwischen den Moosen wächst Caldonia pyxidata pocillum mit den dichtschließenden Grundschuppenrosetten und den kleinen, körnigen Bechern

    Bild 5 Cladonia pyxidata subsp. pocillum


    Die Felsen sind meist mit schwärzlichen Krusten überzogen.

    Aber hie und da sind leuchtende Schönflecke (Caloplaca s.lat.) eingestreut:

    Bild 6 Leproplaca cirrochroa - Zweifarbiger Schönfleck mit typisch absterbenden Zentrum, sich ringförmig ausbreitend


    Bild 7 Felsformation


    Besonders gefreut hat es mich, erstmals die "Sackflechte" zu finden und das gleich in üppigem Vorkommen.

    Bild 8 Solorina saccata mit Moosen vergesellschaftet an schattig-feuchten Stellen, oft auf Dolomit zu finden


    Aus der Ferne nur ein dunkler Fleck, aber genaueres Hinsehen wird belohnt

    Bild 9a Collema/Lathagrium auriforme kommt über basischem Gesteinen auf Moos vor.

    Auffallend sind die unzähligen kugelförmigen Isidien auf der Oberfläche.


    Bild 9b


    Auch Grubenflechten der Gattung Gyalecta lassen sich hier in größerer Zahl finden.

    Bild 10a Auf die Jenaer Grubenflechte (Gyalecta jenensis) mit den orangen Apothecien und dem weißlich gerieften Rand und mauerförmigen Sporen trifft man hier überall.

    Das Lager ist unauffällig, da von schwärzlichen Cyanobakterien überzogen.


    Bild 10b Diese Gyalecta jenensis ist mit orangen Trentepohlia-Algen bewachsen (wohl ausgebüxt?)

    Eine Trentepohlia-Art ist auch der Algenpartner dieser Flechte. Ob es die gleiche Art wie die hier frei wachsende ist, weiß ich allerdings nicht.


    Auch hellere rosa Flecken an den Wänden erweisen sich als Grubenflechten!

    Die langen, querseptieren Sporen dieser Flechte weisen auf Gyalecta hypoleuca hin.

    Die Apothecien dieser Art sind jung ins Lager eingesenkt und wachsen zu halbkugeligen Warzen heran, zeigen später eine orange Scheibe.

    Bild 11 Auch Gyalecta hypoleuca bevorzugt laut Literatur Dolomit als Substrat


    Zwischen dem Moos lässt sich allerhand finden, wie ein verstecktes Wespennest.

    Bild 12 Wespennest


    Immer wieder raschelt es leise in der Nähe...

    Bild 13 Da muss doch etwas sein?!


    Umringt von bizarren Formationen...

    Bild 14


    Bild 15 In mondlosen Nächten ist es hier bestimmt etwas unheimlich


    Häufig zu finden: Leprarien.

    Bild 16a Häutige Lepraria mit löchriger, sich vom Substrat lösender Thallusmitte.


    Bild 16b Ich würde die Art als L. nivalis ansprechen.


    Bild 17 Ein abwechsungsreicher Lebensraum


    Bild 18


    Bild 18 Verrucaria cf. hochstetteri, sie ist ebenfalls eine Flechte, die bevorzugt auf Dolomit zu finden ist


    Bild 20 Rostrote Algen (Trentepohlia)


    Bild 21 Ein weiteres Mosaik zwischen Kräutern und Gräsern


    Interessiert hätte mich die folgende Flechte mit den lirellenförmigen, schwarzen Apothecien.

    Leider erst zuhause zwischen den orangen Trentepohlia-Wuscheln entdeckt - schade!

    Bild 22 Unbekannte lirelloide Flechte auf Dolomit


    Ich hoffe, euch hat der Ausflug ein wenig Spaß gemacht oder ein wenig Interesse an Flechten geweckt.


    LG, Martin

    Hallo zusammen,


    der Fund ist zwar nichts besonderes, trotzdem habe ich mich sehr darüber gefreut. Es hat ziemlich lange gedauert, diese Flechte endlich einmal zu Gesicht zu bekommen, obwohl ich in einer Region mit kalkhaltigem Boden wohne.

    Gestern war es soweit, als ich am Rande der schwäbischen Alb unterweges war, in einem Trockental (Wental nahe Steinheimer Becken), an dessen Rand jurazeitliche Schwammriffe als Felsen emporwachsen. Hier in der Schwäbischen Alb liegt zumindest in BW der Verbreitungfsschwerpunkt der Art.

    Bild 1 Schwammriff direkt neben Picknickplatz mit schattigen Stellen


    Meist finde ich die Flechte mit Moos vergesellschaftet:

    Bild 2 Größeres Sammellager mit reichlich Apothecien


    Bild 3 Vorkommen häufig an feuchten, schattigen Stellen über Moos und kalkgrushaltigem Rohhumus


    Manchmal, wie hier, direkt auf dem Fels:

    Bild 4 Ganz junge Lager ohne Apothecien


    Bild 5 Etwas ältere, noch kleine, isolierte Lager


    Bild 6 Unterseite hell (weiß bis ocker), filzig, mit weißen Rhizinien, die für diese kleine Flechte erstaunliche Längen erreichen können und die Flechte fest im Substrat verankern.


    Interessant finde ich die Apothecien, die scheinbar unter dem Cortex reifen, bis dieser aufreißt und das Hymenium freilegt. An einigen der Apothecien sind randlich Rückstände in Form von Fetzen erhalten:

    Bild 7 Schollige Bereifung im rockenen Zustand, eingesenkte, braune Apothecien


    Ältere Apothecien haben glatte Ränder:

    Bild 8 Apothecium


    Bild 9 Schnitt durch Hymenium; Asci 4-sporig, Sporen spindelig, braun, 1-septiert, Septum eingeschnürt; Sporenoberfläche warzig. Ascusspitze mit J+blauem Kanal, jung mit Okularkammer.


    Es gibt noch einige weitere Arte dieser Flechtengattung in Deuschland, von denen die meisten alpin vorkommen sollen. Eine davon (S. spongiosa) hatte neulich - huch schon fast ein Jahr her! - Marco (Laufpilz) hier im Forum gezeigt.


    Internen Cephalodien, die diese Flechtenart besitz, habe ich leider nicht gefunden. Dafür hätte ich sicher länger und zielgerichteter suchen müssen. Schade, die hätten mich interessiert!


    Ihren seltsamen Namen hat sie vermutlich wegen der tief eingebuchteten Gruben, in welchen die Apothecien sitzen. An Säcke fühle ich mich hierdurch nicht erinnert - naja. ==Gnolm14


    Liebe Grüße, Martin

    Hallihallo,

    das grüne Fundholz an ein schattiges Plätzchen im Garten legen und gelegentlich danach schauen, das hat bei mir jedenfalls zum Erfolg geführt.

    Kann ich nur empfehlen!

    LG, Martin


    Ich sollte mal wieder unter der Quitte nachgucken gehen...

    Siehe da!


    Hallo!


    Folgende Flechte hat mich einiges an Schweiß und Nerven gekostet.

    Ich komme aber letztlich mit der Bestimmung als C. caesiocinerea zu einem vermutlich vernünftigen Ergebnis.

    Erstfunde bzw. Erstbestimmungen sind nicht selten fordernd - auch bei vermeintliche einfachen Flechten!


    Fund nahe des Gipfels des Le Kastelberg in den Vogesen an einem flachen Silikat-Felsen, Schrägfläche:

    Bild 1 Weg zum Gipfel des Le Kastelbergs mit den dort typischen "Lesestein"-Haufen (je um 1-2m lange Trümmer)


    Bild 2 Kleinerer Silikatbrocken mit grauen rosettigen Krustenflechten auf der wettterausgesetzten Oberseite


    Graue Rosetten mit dunklem Vorthallus und tief areoliertem, grauem - leicht braunstichigem, uneben-warzigem Lager und eingesenkten bis aufsitzenden, schwarzen Apothecien.

    Bild 3 Fruchtende, grau-braune Flechte mit dunklem Vorlager und schwarzen Apothecien, jung eingesenkt, später breit aufsitzend.


    Die Flechte schiebt sich mit ihrem Vorthallus deutlich über die benachbarten Krustenflechten (Rhizocarpon spec, Lecanora intricata, Lecanora polytropa, Candelariella spec) und scheint somit verhältnismäßig starkwüchsig zu sein. Man meint auf den Fotos die Ränder der überwachsenen Nachbarflechten als Stufe unter der grauen Flechte zu erkennen:

    Bild 4 Zwei noch sterile Flechtenlager vermutlich der gleichen Art, sich über die hellgelbe L. intricata schiebend


    Die Apothecien sind im entwickelten Zustand breit aufsitzend.

    Die schwarzbraune Scheibe ist kaum gewölbt und von einem dünnen, etwas hellerem, leicht erhabenem Eigenrand umgeben.

    Bild 5 Flechtenprobe von Flechte aus Bild 3


    Das Flechtenlager reagiert im Wesentlichen R-:

    Bild 6 Mark J- (in Lugol, auch in Melzers) - nur Hypothecium makroskopisch J+ schwach bläulich; K+/- schwach gelblich/bräunlich, P-, C-, KC unverändert, wie K


    Die Asci sind im wesentlichen 8-sporig, teils sind nur 6 Sporen zu erkennen.

    Die keuligen Asci haben eine ausgeprägten Tholus ohne Okularkammer und messen in Wasser um 80-90+ x 30 µm.

    Die elliptischen, farblosen Sporen haben in Wasser Abmessungen von 21-23,5 x 10-13,5 µm.

    Bild 7 Asci in Wasser, KOH und BWB, meist sind 7-8 Sporen erkennbar

    Was mich länger in die Irre geführt hat, ist die Tatsache, dass meine Flechtenprobe aus der gesuchten Flechte und einer darunter liegenden, überwachsenen Flechte besteht. ==Gnolm4

    Zuerst ist man versucht eine J+blaue Reaktion im Mark zu erkennen - tatsächlich findet die Reaktion nur im unteren Stockwerk statt, einer überwachsenen anderen Flechte.

    Das Mark der gesuchten, oben aufliegenden Flechte bleibt trotz Einwirkung von Lugol weiß!

    Das Hymenium (Mitte des Querschnittes in Bild 9 oben) verfärbt sich grünlich blau und das Hypothecium darunter hellblau.

    Die gesuchte Flechte besitzt große, coccoide Grünalgenzellen (Trebouxia) bis 20µm Durchmesser und dicker Hülle. (Im unteren Stockwerk finden sich deutlich kleinere Algenzellen.)

    Links der Mitte in der oberen Ansicht eine längliche, von IKI ungefärbte Pyknidie.

    Die Konidien sind stäbchenförmig und haben eine Größe von 12 x 1 µm.

    Bild 9 Mit Lugol gefärbter Thallusquerschnitt durch eingesenktes Apothecium und tief eingesenkte Pyknidie - beachte doppelte Lage aus Flechte auf Flechte!

    Untere Flechte mit J+ tiefblauem Apothecium


    Die weiteren Bilder in einer Collage zeigen

    Epihymenium oliv, in KOH braun, in N smaragdgrün

    Hymenium farblos, 100-120 µm dick, in J gelb-grün, In K/J blau

    Hypothecium farblos, J+ hellblau

    Thallusrand "kryptolecanorin": Algen manchmal und nur tiefer am Rand auffindbar, teils ohne Algen nur mit dunkelbraunem, dünnem Eigenrand

    Asci keulig, 80-90 x 30 µm, tendentiell 8-sporig; J-, dünne Ascuswand K/J+blau

    Sporen elliptisch, 21-23,5 x 10-13,5 µm; inamyloid (J-, K/J-), nur gelb-orange durch Jod

    Bild 10 Collage zu Hymenium und Asci; Reaktion in J (obere Reihe), in K und K/J (untere Reihe), sowie in HNO3 und Baumwollblau (mittlere Reihe, rechts)


    Fällt man nicht auf die vermeintliche J+ blaue Reaktion des Marks herein, vernachlässigt die schwache braun-gelbe Verfärbung in K und akzeptiert, dass C.caesiocinerea zwar typisch 6-sporige Asci hat, aber selten auch 8-sporige Asci haben darf, passt alles. Die graue Färbung des Thallus ist hier nicht blaustichig, sondern braunstichig, aber das soll es auch geben...

    Die Mikrodaten passen jedenfalls bei C. caesiocinerea sehr gut, auch die Farbreaktionen aller Schichten.


    C. caesiocinerea kommt an sehr lichtoffenen, beregneten Silikat-Standorten, auch an gedüngten Vogelsitzplätzen, vor.

    Sie wird als grau, oft grün- bis blaustichig beschrieben, kann aber auch wie hier bräunlich grau sein.

    Das Lager reagiert nach längerer Einwirkzeit schmutzig bräunlich (siehe K-Reaktion oben).


    Ich hoffe, die Bestimmung passt - für Anregungen und Korrekturen bin ich wie immer sehr dankbar!


    LG, Martin

    Hi!


    Deiner netten Nachfrage komme ich nur zu gerne nach. Ich verwende für mein Motorla-Modell dieses hier.


    Wenn es einmal eingestellt ist, brauchst du nur nach das Händi hineinschieben, bis du volles Licht hast. Es gibt nur noch diesen einen Freiheitsgrad, keinen variablen Abstand, keinen variablen Verkippwinkel, keinen seitlichen Versatz. Fertig. Immer mal wieder die Schrauben ein wenig nachziehen, weil sie sich sonst lockern.

    Das sieht im Alltag dann so aus:

    Bisschen doof an der Lupe, weil nur noch einäugig benutzbar, aber das geht..


    Besser ist natürlich ein Triokular, wie hier am Mikroskop, für ungetrübten Mikroskopier-Spaß:


    LG, Martin

    Hallo Christian,.


    ich benutze eine Handyhalterung am Okular. Deshalb kann ich meine Stereolupe nur mit einem Okular benutzen, da das andere für Fotos reserviert ist. Dort muss ich mein Motorola (!) nur noch reinschieben, den Zoom für bildfüllende Aufnahmen etwas hochdrehen (ich will ja keine runden Fotos), und schwupps! fertig... Ich bin eigentlich recht zufrieden mit dem Ergebnissen.


    LG, Martin

    Hallo Christian,


    aber, aber! So schlecht sind die Bilder doch überhaupt nicht, dass man weinen müsste.

    Wenn die das nicht ausreicht: Eine günstige Stereolupe macht in Verbindung mit einem Handy prima Detailaufnahmen!


    LG, Martin

    Hallo,


    hier ein paar Eindrücke von dem Cladonienmeer auf einer Blockhalde an der Vologne, an der wir für einige Augenblicke angehalten hatten.

    Eine nicht zu wenig befahrene Straße nach Gerardmer führt durch das enge Tal der Vologne, dicht zwischen Wald und Flüsschen entlang.

    Der bewaldete Berghang endet direkt neben der Straße und ist über weite Strecken von Blockhalden überzogen.

    Die Blöcke sind bis zu einige Meter hoch übereinander gestapelt, weshalb das abgestorbene organische Material (Laub, Nadeln, Ästchen, ...) seit der letzten Eiszeit bis heute die Hohlräume darin nicht verfüllen konnte.


    Der Halt am Straßenrand auf einer winzigen Parkbucht (eine Autolänge geschottert) hat sich gelohnt und der vielleicht schönste Flechtenplatz des Urlaubs befindet sich direkt neben der Straße hinter der ersten Baumreihe.


    Ich spare es mir, die Flechten alle zu benennen, es sind einfach viel zu viele.

    Aber seht selbst:

    Bild 1 Foto direkt vom Straßenrand aus. Sabine steht auf einem kleinen kahlen Fleck zwischen Cladonien.

    Cladonien wohin man auch blickt. Und viele Arten! ==Gnolm11 ==Gnolm11 ==Gnolm11


    Bild 2 C. gracilis verdient seinen Namen zurecht. ==Gnolm23


    Bild 3 Meine ersten Rentierflechten! ==Gnolm7


    Bild 4 C. squamosa kenne ich schon, ist aber immer hübsch zu finden.


    Bild 5 Traumhafte Gegend gleich hinter dem ersten Baum!


    Bild 6


    Bild 7


    Bild 8


    Bild 9 Mehr als 2-3 Blockreihen kommt man nicht hinein und man traut sich auch nicht: Zu wackelig die Steine und vile zu zart der Bewuchs! Aber der Ausblick!


    Bild 10


    Bild 11


    Bild 12


    Bild 13


    Bild 14 Wohin nur zuerst schauen?


    Bild 15


    Wenn es Elfen gäbe - hier würden sicher welche wohnen:

    Bild 16 Traumhaft!


    Bild 17


    Bild 18 Krustenflechten gibt es hier auch interessante, aber man hat gar kein Auge dafür.


    Bild 19 Ein letzter Blick zum Abschied!


    Hier möchte ich mal Mäuschen sein und von Stein zu Stein springen können, um alles zu erkunden!

    Aber ich muss weiter gehen... ==Gnolm6


    LG, Martin

    Hallo zusammen,


    beim Sichten meiner Flechtenproben aus den Vogesen bis ich nunmehr bei einer Probe angelangt, bei der es sich vermutlich um einen lichenicolen Pilz auf L. albescens handelt.


    Fundumstände:

    Auf den Hängen der Vogesen wachsen verzahnt Nadel-, Laub- und Mischwälder, hier an Le Hohneck abschnittsweise mit dominierender Rotbuche (Fagus).

    Bild 1 Blick auf die bewaldeten Hänge der Vogesen


    Hier, in niederschlagsreicher Lage, sind die Rotbuchenstämme dicht mit Epiphyten bawachsen.

    Bild 2 Rotbuchenwald


    Bild 3 Flechtenüberwachsene Rotbuchenstämme - so sehen zuhause nur die Hainbuchen aus...


    Eine häufige Flechtenart auf den Rotbuchenstämmen ist Lepra albescens (ehemals Pertusaria) mit ihrem typisch gezontem Vorthallus, dem wachsig glänzenden, knorpeligen Thallus und den flachen, weißen Soralen.

    Bild 4 Lepra albescens mit gezontem Vorthallus und weißen, flachen Soralen auf grau-grünem bis grün-grauem Thallus.


    Bild 5 Rotbuche hat Lepra ==Gnolm23


    An einigen Baumstämmen befanden sich in diesen Flechten schwarze Fruchtkörperbildungen, die offenbar nicht zur Flechte gehören.

    Bild 6 Lepra mit Soralen und schwarzen Fruchtkörpern ==Gnolm11


    Die Verteilung und Anordnung der schwarzen Fruchtkörper sprcht gegen die Vermutung, der Pilz sei nur von der Flechte überwachsen.

    Bild 7 Weitere befallene Lepra-Thalli


    Bild 8 Die schwarzen Ascomata haben eine Größe um 2 mm oder mehr


    Bild 9 Probe mit Maßstab


    Bild 10 Schnitt durch Fruchtkörper - Das Stoma sitzt nicht auf Borke auf, sondern auf weißer Pilzmedulla.

    Dies und die Verteilung der Fruchtkörper im/auf dem Flechtenthallus sprechen für mich für einen lichenicolen Pilz.


    Bild 11 Schnitt durch Sammelfruchtkörper aus Bild 10 mit bernsteinfarbenem Hymenium und dunklen Sporen (in Wasser, Durchlicht)


    Bild 12a Bernsteinfarbenes Hymenium in Wasser


    Bild 12b Ungequetschte Probe und Lugol-Reaktion:

    Asci (um 60x15 µm) und Sporen (um 24x8 µm) inamyloid (J-)

    Paraphysen (DM um 2,5 µm)

    Hymenialgallerte euamyloid (J+ blau)

    Braune Sporen außerhalb der Asci oder in kollabierten Asci => braune Sporen überreif/überaltert


    Bild 13 Hyaline Sporen auf Schnittfläche, 3-fach querseptiert mit deutlichen Einschnürungen an den Septen und runden Zelllumina.


    Ich sehe schwach verzweigende Paraphysen, mit etwa 2,5 µm Durchmesser (ohne Bild), keine Anastomosen.


    Bild 14 Überreife, braune Sporen mit braun-warzig ornamentierter Sporenwand.

    Ich messe Sporengrößen um 23-25 x 7,5-9,0 µm.


    Beim Schlüsseln mit Hawkesworth ("Artifical Keys to the Lichenicolous Fungi of Great Britain, Ireland, the Channel Islands, Iberian Peninsula, and Canary Islands", 2010) gelange ich über Unterschlüssel 2E bei Frage 17f zur Gattung Plectocarpon. Plectocarpon könnte von den Sporen her passen. Lepra oder Pertusaria werden als Wirt nicht erwähnt.


    Könnte hier eine Plectocarpon spec. vorliegen?

    Was meint ihr dazu?


    LG, Martin


    PS: Korrekte Bestimmung feundlicherweise durch W. von Brackel: Opegrapha anomea. Siehe auch Beitrag #5

    Hallo ChristiAn,

    (ich hatte das A versäumt zu tippen - ui!)


    sehr schöner Fund!

    Ich muss wohl öfter Leprarien begutachten, um die mache ich ja normalerweise einen großen Bogen.


    LG, Martin

    Hallo Johann,


    heute habe ich deine interessante Flechtenanfrage verloren unter den Pilzbestimmgsanfragen gefunden.


    C.vertilicata und C.cervicornis bilden mehrgeschossige (bis zu 7 Etagen sollen bei Vertilicata keine Seltenheit sein) Becher, wobei Sekundärbecher im Zentrum des Bechers darunter sprossen, nicht an dessen Rand. Die Sekundärbecher im Fall deines Fundes sprossen nun aber klar vom Becherrand. Deshalb (und aus weiteren Gründen) kann man C. vertilicata ausschließen. Randlich sprossende Becher sind gar keine Seltenheit, aber so schön ausgeprägt wie im Fall deines Fundes, habe ich das noch nicht gesehen.


    Ich könnte mir hier eine C.fimbriata vorstellen. Die feinsorediöse Oberfläche der Podetien und die trompetenartige Form weisen in diese Richtung.


    Stelle deine Flechtenanfrage nächstes Mal besser im sehr gut versteckten Unterforum zu Flechten ein (Mykologischer Fachbereich - weitere Spezialbereiche - dann Flechten). Da bekommst du wahrscheinlich schneller Antwort...


    LG, Martin

    Hallo Renato,


    was hast du denn? Das sieht doch super aus, fast wie so gekauft!


    Ich habe leider kein passenden, kleinen Polarolisationsfilter gefunden und mir einfach ein kleines Quadrat aus Folie zugeschnitten, das ich bei Bedarf auf die Lichtquelle lege. Den Analysator (aus der gleichen Folie geschnitten - und es ist noch viel übrig) habe ich in den Strahlengang unter den Okularkopf gelegt. Kosten: etwa 10€.

    Fertig. Funktioniert auch.

    Wenn ich mal viel Licht brauche, muss der Filter halt raus, das ist zwar lästig, geht aber fast sekundenschnell.


    LG, Martin

    Christoph Scheidegger, Christine Keller, Silvia Stofer: "Flechten der Schweiz - Vielfalt, Biologie, Naturschutz", 1. Auflage, 2023, bei Haupt Verlag, Bern


    Das gut 590 seitige Buch richtet sich an den Naturfreund und Flechteneinsteiger, der mit einer guten Lupe bewaffnet auf seinen Wanderung durch die Naturräume der Schweiz Flechten entdeckt und diese bestimmen möchte.


    Es werden nur Makroflechten oder Krusten vorgestellt, die man mit einer guten Lupe einigermaßen sicher bestimmen kann.

    Das Buch enthält also kaum Mikroflechten und keine mikroskopischen Details. Auch Tüpfelreaktionen werden bei den Artportraits nicht erwähnt.


    Das Buch ist dreiteilg aufgebaut.

    Der erste allgemeine Teil erklärt die Biologie, Anatomie, Ökologie etc. der Flechten auf gut 100 Seiten. Fachbegriffe werden eingeführt und erklärt.

    Im zweiten, speziellen Teil wird eine repräsentative Auswahl (360 Arten) der in der Schweiz vorkommenden Flechten in Text und Bild beschrieben.

    Jede Flechte erhält eine Seite mit 2-3 Fotos und ein Textblock mit der Aufteilung Feldmerkmale / Wissenswertes / Gefährdung und Schutz / Verwechslung(sarten).

    Viel kann da natürlich nicht stehen und Mikromerkmale werden nicht erwähnt.

    Interessant sind die beiden Ökologie-Diagramme (Höhenverteilung, Niederschlags-Temperatur-Verteilung) und die räumliche Verbreitung in der Schweiz, die zu jeder beschriebenen Art eingestellt werden.

    Der dritte Teil schlägt 52 konkrete Exkursionen, unter Angabe der Bushaltestelle an welcher man aussteigen soll (!), in bestimmte Habitate in der Schweiz vor und erklärt, welche Flechten man dort findet.

    Wenn man in der Schweiz lebt, ist dies sicher sehr spannend!


    Leider hat das Buch "Flechten der Schweiz" keinerlei Bestimmungsschlüssel.

    Die Artportraits sind weder nach Formgruppen noch nach Habitat (was bei der Bestimmung helfen könnte), sondern alphabetisch nach wiss. Namen sortiert.

    Man kann und muss also viel blättern und die schönen Bilder betrachten.


    Beispielseite zum allgemeinen Teil, hei geht es z.B. um Sorale:


    Flechtenportrait:


    Exkursionen (Nur Textseite; auf der zweiten Seite sind Fotos zu den im Text erwähnten Flechten):


    Das Buch kann man wirklich empfehlen, insbesondere aber an alpicole Flechtenliebhaber.

    Sicher etwas Schönes zum Schmökern an flechtenfreien Sonntagen.


    LG, Martin



    Wer etwas mehr sehen möchte:

    Drei andere Beispielseiten habe ich im Beitrag #7 hier eingestellt.

    Hallo Christian,


    das Buch "Flechten der Schweiz" hat leider keinen Bestimmungsschlüssel.


    Das Buch ist dreiteilg aufgebaut:

    Der erste allgemeine Teil erklärt die Biologie, die Ökologie etc. der Flechten.

    Im speziellen zweiten Teil wird eine repräsentative Auswahl (360 Arten) der in der Schweiz vorkommenden Makroflechten und auch einige Krusten in Text und Bild beschrieben.

    Jede Flechte erhält eine Seite mit 2-3 Fotos und ein Textblock mit der Aufteilung Feldmerkmale / Wissenswertes / Gefährdung und Schutz / Verwechslung(sarten).

    Vile kann da nicht stehen und Mikromerkmale werden nicht erwähnt. Interessant sind die beiden Ökologie-Diagramme (Höhenverteilung, Niederschlags-Temperatur-Verteilung) und die räumliche Verbreitung in der Schweiz, die zu jeder beschriebenen Art eingestellt sind.

    Der dritte, gar nicht kurz ausgefallene Teil schlägt ganz konkrete Exkursionen (52 Stück, jeweils doppelseitig) in bestimmte Habitate in der Schweiz vor und erklärt, welche Flechten man dort findet.

    Wenn man in der Schweiz lebt, ist dies sicher sehr spannend!


    Beispielseite zum allgemeinen Teil:


    Flechtenportrait:


    Exkursion (Nur Textseite; auf der zweiten Seite sind Fotos zu den im Text erwähnten Flechten):


    Das Buch kann ich empfehlen, insbesondere an in den Alpen lebende Flechtenliebhaber.


    LG, Martin

    Hallo RSC,


    da hast du eine befallene Lecanora gefunden. Der Parasit hat schwarze Pkyknidien o.ä. in den grünlichen Apothecien der Lecanora gebildet. Bei deinem Dünnschnitt treten aneinander haftende Konidien aus.

    Die Lecanora kann gut L. chlarotera sein, die einerseits weit verbreitet und auch häufig zu finden ist, andererseits auch (jung?) grüne Scheiben besitzen kann. Die in K löslichen Kristalle auf dem Epihymenium und unlösliche am Scheibenrand sprechen zumindest nicht dagegen.

    Das hast du aber alles schon selbst herausgefunden.

    Der Fall erinnert mich sehr stark an eine Anfrage von mir vor einiger Zeit über eine befallene L. chlarotera, bei der mir Mreul sehr helfen konnte. Er hatte einen Schlüssel über lichenicole Pilze in die Antwort mit eingestellt, der dir hier weiterhelfen kann!

    Vergleiche mal damit.


    Wie du bei Lecanora vorgehen musst, hat Christian schon erläutert. Aber das wusstest du ja schon. Dir fehlen neben KOH noch 3 weitere Chemikalien, die du in Summe für etwa 10€ bestellen kannst. Die Chemie hilft bei dieser sehr großen Flechten-Sammelgattung sehr. Ohne ist man aufgeschmissen und kann leider nur Vermutungen anstellen.


    LG, Martin