Hallo,
nach Beschäftigung über drei Abende mache ich mit der Flechte aus Bild 21 Schluss!
Es ist eine Flechte aus dem Artenkomplex (Myco)Bilimia und mehr geht nicht...
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Bild B1 Die Flechte wächst am Gunde eines Baumstammes, höchstwahrschienlich einer Rotbuche, über Moos
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Bild B2 Die Apothecien sind überaus üppig und ballen sich teils zu Clustern zusammen, verwachsen miteinander.
Der Thallus ist körnig (50-100µm) und, hier im waldfeuchten Zustand, deutlich grün.
Die Färbetests an Thallus und Apothecium bleiben negativ (P-, K-, KC-, C-);
allein Lugol auf ein Apothecium gebracht färbt dieses dunkler (leichter Violettstich).
Das Hymenium ist amyloid, der Querschnitt zeigt dies später deutlich.
Der typische Duchmesser von Einzelapothecien liegt bei unter 1 mm.
Mit Wasser durchsogen ist bei einem jungen, flachen Apothecium der helle, transluzente Rand und ein dunklerer Kern erkennbar (Einsatzbilder).
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Bild B3 Trockener Zustand, unter der Lupe: Die größeren Apothecien sind (stark) konvex und unberandet, hellbraun.
Junge Apothecien sind flacher und zeigen einen flachen, breiten, hellen Rand, der im feuchten Zustand noch deutlicher wird.
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Bild B4 Querschnitt durch älteres Apothecium in Wasser.
Der Rand (Excipulum) ist unter das Apothecium eingerollt und damit von oben unsichtbar.
Hymenium, speziell der dicke Tholus in der Ascuskappe ist stark amyloid:
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Bild 5 Hymenium in Lugol
Für die grobe Gattungsbestimmung muss als eine Sporenanalyse gemacht werden.
In Wasser messe ich eine große Bandbreite von Sporenlängen: 15-30 x 4,5-5,5 µm.
Ferner erkenne ich ein- bis zweizellige Sporen, was zuerst in die Irre führt.
Erst in Baumwollblau sind die 2- bis 3-fach Septierungen gut erkennbar.
Die Sporen erweisen sich als 2-4-zellig, es finden sich auch einige wenige Sporen mit mehr Septen.
Die Sporenoberfläche wirkt glatt, auch in KOH.
Das Hymenium ist extrem stark verklebt und selbst in 20%iger KOH kaum ordentlich quetschbar.
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Bild B6 Farblose, 2-4-zellige, spindelförmige Sporen (in BWB bzw. in KOH)
Der Schlüssel führt für kleinere, mehrzellige, querseptierte, farblose, spindelförmigen Sporen in biatorinen Apothecien (K-) mit amyloidem Hymenium und Grünalgen zum Bacidia-Schlüssel.
Moosbewohnende Arten mit farblos bis bräunlichem Hymenium und breiten Sporen (>4µm) führt zu Myobilimbia/Bilimbia.
Nicht sorediöser Thallus mit reichlich Apothecien, die rasch gewölbt randlos erscheinen und dickem Hymenium (> 70µm) lassen nur vier Arten übrig.
Bis dahin ist alles klar. Dann wird es schwierig.
Mycobilimbia tetramera ("auf Moos an der Stammbasis alter Bäume in naturnahen Wäldern in (hoch)montaner Lage", sehr selten) unterscheidet sich durch die Paraphysen- und Asuswandstärke von Bilimbia sabuletorum s.lat., zudem durch meist (2-)4-zellige Sporen, was ich auch so finde. Körnig-warziger Thallus passt. Ap. zuerst flach oft mit blasserem, vorstehendem Rand - passt auch.
Ich messe 2 µm, einmal auch etwas mehr. Kein Widerspruch.
Die Ascuswandstärke von 2-2,5µm ist allerdings deutlich über dem für diese Art genannten Wert von max. 1 µm.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich nur reife Asci betrachten darf, ob ich in BWB messen darf...
Den Wert möchte ich deshalb nicht in die Betrachtung mit einbeziehen.
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Bild B7 Asus in BWB (gelb: in K/J; grün: in Lugol J+), Ascuswandstärke rot markiert
Apothecien braun (graub., rotb. ,...) - schwarz
Ap. zahlreich
Ap. jung mit deutlich hellem, vorstehendem Rand
Epithecium farblos
Hymenium farblos, braun im äußeren Teil
Excipulum farblos, dick
Hymenium farblos, bis 100 µm dick
Paraphysenstärken bis 2,0µm
Hyp. blass, oben rotbraun
Sporen (2-)4-zellig
Sporen mit glatter Oberfläche
Gebirgsflechte
Das passt meist erstaunlich gut, insbesondere den Farbverlauf über den Ap.-Querschnitt finde ich nur bei dieser Art wieder (vgl. letztes Bild auf Italic-Seite).
Auch der Rand des jungen Apotheciums ist hier am besten abgebildet.
B. lobulata
hat einen anders strukturierten Thallus (1 mm große Schuppen) und Sporen meist unter 20 µm - scheidet aus...
B. microcarpa
Apothecien zimtbraun - schwarz, selten gelbbraun; glänzend
rel. dichtstehende Ap.
Epihym. blassbraun-rotbraun, auch grün untermischt
Paraphysenstärken von 1,5-2,0µm
Hyp. braunrötlich bis farblos (Gradient wird nicht erwähnt)
Sporen (2-)4-zellig
Sporen ohne warzige Oberfläche
Gebirgsflechte
B. sabulatorum
Apothecien rosabraun - schwärzlich
Ap. jung erhaben (!) berandet
Epihym. farblos, bräunlich, braun; grün, smaragdgrün, schwarzgrün
Paraphysenstärken von 2,5-4,0µm
Hyp. oben bäunlich, darunter heller
Sporen (4-)6-8(-12)-zellig
häufige Allerwelts-Flechte
Insgesamt eher eine Glaubensfrage, hier eine Art zuzuweisen;
eventuell passen Bilimbia microcarpa oder Mycobilimbia tetramera am besten.
An B. sabuletorum glaube ich hier nicht, die Apothecienränder kenne ich anders, zumindest bei jungen Apothecien.
Falls das in die Variationsbreite von B. sabuletorum passt, tja...
Hat jemand Erfahrung?
LG, Martin