Beiträge von BOe

    Hallo die illustre Runde,


    hier möchte ich euch einen merkwürdigen Umstand beschreiben. Ich habe ein klein wenig Erfahrung mit Myriostoma coliforme, da ich zusammen mit einer Exkursionsbegleiterin in Mannheim erstmalig dort diese Pilzart gefunden habe. Da die Geastraceen den Stickstoff lieben, den z.B. Robinien in Hülle und Fülle produzieren, ist an solchen Stellen auch die frische und die letztjährige Vegetation sehr üppig. Während wir mit bloßem Auge nur einen einzigen Fruchtkörper dieser Pilzart sahen, konnte ich mit fleißiger Benutzung einer Gartenharke noch weitere Fruchtkörper entdecken. Also: nicht nur auf den wenig gemähten Magerwiesen und in den laubbedeckten Kalkbuchenwäldern sollte man ganz viel harken, sondern auch an Erdsternstandorten. Das Vorurteil ist halt, dass man glaubt, das seien große Pilze, die man immer sofort sieht. Nein, sie sind ganz gern unter der Vegetation versteckt. So wird auch da durch das Harken die Menge an Pilznachweisen sehr stark erhöht.


    Vielleicht erklärt das ein wenig, warum manche Kollegen/ innen sagen, dass sie solche Pilze noch nie gesehen haben.


    Viele Grüße

    Bernd

    Lieber Sebastian (zur Helvella),


    ich habe bei Cyberliber extra mal in der Walter-Gams-Liste aller sanktionierten Namen nachgekuckt (Gams, An index to fungal names and epithets sanctioned by Persoon and Fries, Mycotaxon 19: 219-270). Danach sind die drei Namen albipes, leucopus und spadicea nicht sanktioniert, und nur monachella ist sanktioniert. Also ich habe da dann gelernt, dass in dem Fall die drei Namen albipes, leucopus und spadicea aufgrund der Sanktionierung ungültig sind und dass man also den Namen monachella zu verwenden hat. Vorausgesetzt natürlich, man stellt fest, dass die 4 Namen Synonyme sind.


    Was meinen die anderen Besucher des Forums?

    Lieber Stefan,


    danke, da bin ich als Neuling nicht drauf gekommen, dass man bei einem Thread mehr als eine Seite einrichten will.

    Will man aber einem langen Thread auf etwas hinweisen, macht eine Seiteneinteilung Sinn.


    Liebe Grüße nach Dresden

    Lieber Andreas,


    danke für deine Zeilen!


    Aber: Ich habe zusammen mit Sebastian an den frischen Lamellen aber keine Zweierpacks gesehen!


    So dass man aus diesem sehr umfangreichen Thread lernen kann, dass man zwischen dem, was man gesehen hat, und irgendwelchen eventuell zutreffenden Hypothesen der Erklärung deutlich unterscheiden sollte.

    Die Hypothese, dass es bei zweisporigen Pilzen keine Zweierpacks geben kann, ziehe ich hiermit zurück!


    Auch interessant ist, dass es bei dieser Pilzart bei den frei gefallenen Sporen möglichweise den einen der beiden Sporentypen nicht gibt. Es könnte also sein, dass bei dieser Pilzart im Sporenabwurf immer nur die Variante mit einem großen Öltropfen vorliegt. Was im Wiederholungsversuch später irgendwann einmal überprüft werden sollte, falls ein Wiederfinden gelingt.


    @ Lieber Beorn,

    warum gibt es diesen Thread denn nun zweimal mit verschiedenen Inhalten?

    Frage ich als Pilzforum-eu-Neuling.

    Zumal ich jemanden gebeten habe, in diesem Thread etwas nachzulesen, aber jetzt ist dieser Pilzkollege eventuell gar nicht in diesen Thread hier hineingegangen, sonden nur in den anderen, der mit dem Biotop-Foto beginnt. Und wo auch die Sporen an den frischen Lamellen im Mikrofoto dargestellt sind.


    Einen schönen Gruß an alle

    Bernd

    Ganz lieben Dank für eure Willkommensgrüße, über die ich mich sehr gefreut habe.


    Da ich bei der Mikroskopie der Lamellen des frischen Pilzes dabei war(!), kann ich euch sagen, dass das Phänomen des Vorliegens zweier Sporen-Aspekte schon bei der Mikroskopie des frischen Pilzes vorlag. Es handelt sich also um ein Phänomen, das unabhängig von der Frage "Frischpilz-" oder "Exsikkaten-Mikroskopie" ist.


    Desweiteren stehen bei zweisporigen Arten die Sporen immer so weit auseinander, dass ich euch empfehlen würde, die Hypothese des Zusammen-Pappens zweier Sporen wieder zu verwerfen. Und es sah im Mikroskop auch nicht nach solchen Zweierpacks aus.


    Definitiv war optisch an einem Teil der Sporen an den Lamellen eine Art Außenhülle mit einem großen Plage gegenüber des Apikulus zu sehen (optische Täuschung oder wahre Beobachtung: beides ist jetzt offen).


    Da nun die Gattung Fayodia aus dem Rennen raus ist, da dort doch zumindestens irgendwelche Ornament-Stacheln zu sehen sein müssen, wird die "Schlinge" immer enger, und wir sind hier vielleicht einfach entweder bei der neuen Gattung Chrysomycena oder bei noch einer anderen evtl. völlig neuen Gattung. So jedenfalls mein Bauchgefühl nach der Mikroskopie des frischen Pilzes.


    Das Basionym Omphalina praticola ist ja damit noch nicht verworfen: Es kann ja praticola sein oder auch nicht. Eher liegt also hier die Frage vor, welcher Gattung und damit welcher Pilzfamilie dieser Wiesenpilz angehört.


    In unterkartierten Biotoptypen rechne ich derzeit mit 10-20% an Funden von neuen Arten oder Arten mit noch zu suchenden Gattungsnamen. Das seht ihr z.B. an den Gattungen Hodophilus und Ramariopsis, wenn ihr die neue Literatur verfolgt.


    Und rein auch deswegen wird die Methode der DNA-Analyse zur Zeit so dringend benötigt. Sozusagen mein derzeitiges Tagesgeschäft, wobei ich das Segment der Auswertearbeit abdecke, nicht aber die Laborarbeit.


    Einen schönen Gruß in die Runde

    Bernd

    Und dann hatte ich von der neuen Gattung der Porotheleaceae berichtet, die Alfredo Vizzini 2019 publiziert hat:


    Chrysomycena perplexa gen. et sp. nov. 2019

    Rivista Micologia Romana 107(2): 96-107, 2019


    Die Hüte sind laut Foto gelb bzw. gelb mit leicht grünlichem Ton, die Frk. sehen wie eine Mycena mit herablaufenden Lamellen aus, und die Sporen sind schwach(!!!) amyloid und enthalten entweder viele Guttulen oder nur einen großen Öltropfen.


    Diese neue Art steht im Phylogramm zwischen Gerronema und Porotheleum.


    Aha: es gibt also z.B. bei den Porotheleaceae ss. str. (Chrysomycena, Porotheleum, Gerronema, Megacollybia, Clitocybula und Hydropus pp.) auch schwach-amyloide Sporen.


    Ein weites Feld und für mich eine ziemlich fremde Welt!


    LG

    Bernd

    Und dann hatte ich von der neuen Gattung der Porotheleaceae berichtet, die Alfredo Vizzini 2019 publiziert hat:


    Chrysomycena perplexa gen. et sp. nov. 2019

    Rivista Micologia Romana 107(2): 96-107, 2019


    Die Hüte sind laut Foto gelb bzw. gelb mit leicht grünlichem Ton, die Frk. sehen wie eine Mycena mit herablaufenden Lamellen aus, und die Sporen sind schwach(!!!) amyloid und enthalten entweder viele Guttulen oder nur einen großen Öltropfen.


    Diese neue Art steht im Phylogramm zwischen Gerronema und Porotheleum.


    Aha: es gibt also z.B. bei den Porotheleaceae ss. str. (Chrysomycena, Porotheleum, Gerronema, Megacollybia, Clitocybula und Hydropus pp.) auch schwach-amyloide Sporen.


    Ein weites Feld und für mich eine ziemlich fremde Welt!


    LG

    Bernd

    Lieber Sebastian,


    ich hatte gerade einen Beitrag geschrieben, der vom System mit einer Fehlermeldung versehen und nicht angenommen wurde.


    Ich hatte im Internet die Originalbeschreibung von Omphalia bisphaerigerella gefunden:

    Omphalia bisphaerigerella M. Lange, Friesia 3(3): 204 (1946)

    Friesia-III-3.pdf


    Der erste Eindruck ist, dass das nicht so ganz passt.


    Jetzt schicke ich erst einmal das, um herauszufinden, ob es am "http://" liegt.


    LG

    Bernd

    Lieber Sebastian,


    hier kann ich nun noch die Erstbeschreibung von Omphalia bisphaerigerella angeben:

    Omphalia bisphaerigerella M. Lange, Friesia 3(3): 204 (1946)


    Friesia-III-3.pdf


    Wenn man sich das ankuckt, wird einem bewusst, dass solche ganzen Dinge bei Arten mit kleinen Sporen, Länge 6-7 µm, noch einmal eine Stufe schwieriger sind als im Normalfall. Und immer wenn es schwierig wird, bietet sich die Geldausgabe für eine DNA-Analyse an.


    Und eine Kontaktaufnahme mit Alfredo Vizzini wäre auch eine Idee, sobald man genug Material beisammen hätte: siehe z.B. die Neubeschreibung von Chrysomycena perplexa gen. et sp. nov. 2019, Rivista Micologica Romana 107(2), 96-107 (also eine neue Gattung, offenbar wegen einer neuartigen Position im Phylogramm). Diese neue Art kommt zwar nicht in Frage, zeigt aber, dass Vizzini in der Abgrenzung neuer mycenoider Pilzgattungen aktiv ist (Chrysomycena perplexa gehört laut seinem Phylogramm zu den Porotheleaceae und sieht im Farbfoto wie eine ganz normale Mycena mit herablaufenden Lamellen aus. Hut intensiv honiggelb. Sporen schwach(!!!) amyloid, entweder "pluriguttulate" oder "con grossa guttula").


    LG

    Bernd

    Lieber Sebastian,


    ich denke mal, dass diese Magerwiesenart also auf den Sporen ein Perispor hat, also denkt man als allererstes an die Gattung Fayodia, und innerhalb von Fayodia passt Fayodia bisphaerigerella am besten. Man sollte sich nun um die Erstbeschreibung von Fayodia bisphaerigerella kümmern, um vergleichen zu können.

    Da es aber eine Vielzahl von mycenoiden Pilzen gibt, wäre auch denkbar, dass diese Magerwiesenart eine ganz eigene und noch neu zu beschreibende Pilzgattung darstellt. Und es wimmelt draußen, - besonders in unterkartierten Biotoptypen -, von "neuen Arten".

    Es ist vielleicht auch gar nicht so aussichtslos, beim Herumkriechen in Magerwiesen doch noch allerlei Exemplare von dieser Pilzart zu finden: mycenoid, klein, hell-graubrauner Hut, herablaufende Lamellen, Basidien zweisporig, Sporen mit Perispor.

    Und hat man mal genug davon in die Hände bekommen, könnte man an eine DNA-Analyse denken.

    Und dann käme heraus, ob dieser Pilz z.B. zu den Porotheleaceae gehört oder nicht, ob er also z.B. entfernt mit Mycena speirea verwandt ist (ich greife da die Idee von Andreas mit dem Gattungsnamen Phloeomana auf).


    LG Bernd