Beiträge von Boletaceae

    Hi Sebastian,

    Danke für die Antwort. Ich bin leider noch rein makroskopisch unterwegs. Allerdings wäre das mikroskopisch mit den Sporen vergleichsweise einfach, oder? Die Hüte auf einen Objektträger aussporen lassen, Deckglas drauf und mit Öl mikroskopieren? Bräuchte man noch eine Färbung? Nur Mal aus Interesse, ein Mikroskop hätte ich theoretisch, aber ich bin mir nicht sicher, welche Vergrößerung da möglich wäre.


    Gruß

    Jan

    Moin,

    Ich habe heute den folgenden Röhrlingsfund makroskopisch als Xerocomellus porosporus bestimmt. Sagt mir doch bitte mal, ob das alles so seine Richtigkeit hat. Neben dem eigentlichen Fund lag in der Streuschicht noch ein abgerissener Hut, der wohl von der gleichen Art stammt.


    Habitat: Laubmischwald, vorwiegend Rotbuche, aber auch Linde und Ahorn in näherer Umgebung auf Kalkboden


    Wuchsort: Auf mit Sphagnum sp. überzogenem Totholz.


    Hut: Huthaut dunkelbraun bis fast schwarzbraun, felderig aufgerissen, darunter gelbliches Fleisch sichtbar (nicht rot!), allenfalls leicht rau bis glatt, trocken trotz feuchtem Wetter.


    Poren: Gelb mit gelben Porenmündungen, bei Druck deutlich blauend, xerocomoid, ergo beim Auseinanderziehen teilweise der Länge nach einreißend.


    Sporenabdruck: In Arbeit...


    Stieloberfläche: Glatt, ringlos, gelb, von unten her bräunlich längsfaserig, eine rein gelbe Zone unter der Röhrenschicht aussparend. Bei dem weiteren "Hutfund" zusätzlich mit roter Zone zwischen bräunlicher Stielfaserung und gelber Zone an Stielspitze.


    Fleisch: Im Hut gelblich, nicht bis kaum blauend, in oberer Stielhälfte gelblich, leicht blauend, in Stielmitte rot, nicht blauend, darunter braun, nicht blauend.


    Myzel an Stielbasis: Keine Myzelfäden erkennbar, Stielbasis direkt mit Totholz verwachsen.


    Geruch: Leicht säuerlich/pilzig.


    Geschmack: Nicht festgestellt.



    Photodokumentation:


    Standort

    Huthaut

    Stieloberfläche/Poren

    Stieloberfläche/Poren bei einzelnem "Hutfund"

    Xerocomoide Röhren nach Auseinanderziehen (schwer erkennbar durch schlechte Bildqualität der Handykamera)

    Blauen der Röhren (nach ca. 30 Sekunden)

    Schnittbild unmittelbar nach Anschnitt:

    Schnittbild nach ca. 15 Minuten:


    Das einzige, was mich irritiert hat, war die fehlende rötliche Zone zwischen bräunlicher Stielfaserung und gelber Stielspitze beim Hauptfund, die beim "Hutfund" deutlich zu erkennen ist.


    Ich freue mich über Feedback.


    Grüße

    Jan

    Hi,

    da muss ich jetzt mal blöd nachfragen: Ist bei R. vesca die Huthaut, die nicht ganz den Rand erreicht, nicht das charakteristische Merkmal? Ich dachte bis jetzt, dass das reicht für eine Bestimmung auf Artebene, vorausgesetzt man ist sicher bei Russula.


    Gruß

    Jan

    Dass es bei einer langjährigen Testreihe (vulgo "Tradition") aufgefallen wäre, wenn ein bestimmtes Etwas (etwa "Schwammerl XY") mehr schadet als nutzt, leuchtet Dir aber ein?

    Das kann man so nicht sagen. Das Studiendesign Tradition ist einfach nicht vergleichbar mit modernen Kohortenstudien...

    Das "Experiment" Tradition erfüllt einfach nicht die Anforderungen (z.B. doppelblind-kontrollierte Kohortenstudien), die in der wissenschaftlichen Praxis an Experimente am Menschen gestellt werden. Und wenn etwas in der Tradition als wirksam überliefert wird, durch Studien aber nicht nachgewiesen werden kann, ist es wahrscheinlicher, dass die Tradition großer Quatsch ist als, dass die wissenschaftliche Methodik fehlerhaft war... Gerade bei medizinischen Studien mit so simplen Designs wie Kohorte A nimmt Pilz x ein und Kohorte B nicht ist nicht so viel Spielraum für wissenschaftliche Fehler.

    Hi,

    würdest du sagen, die Waldart macht keinen großen Unterschied für die Erscheinungszeit oder ist das eher so zu verstehen, dass sie ausnahmsweise auch früh im Nadelwald vorkommen können, aber üblicherweise im Laubwald früher dran sind?


    Gruß

    Jan

    Hi,

    Bisher hab ich mich bei meiner Flocki-Suche auf Laubwälder mit Buche und Eiche konzentriert, weil ich durch Herrn Honstraß gelernt habe, dass die da zuerst auftreten. Da Flockis eigentlich auch im Nadelwald auftreten und wir bei uns sehr schöne bemooste Fichtenwälder haben, frage ich mich jetzt, ob es sich im Moment schon lohnen würde, auch mal da zu schauen oder, ob die Nadelwald-Flockis erst später kommen. Schreibt doch gerne mal, was eure Erfahrungen damit sind!


    Gruß

    Jan

    Hallo Jan,

    das ist mit ein Grund weshalb der Mährische Filzröhrling bei Aureoboletus geführt wird weil er einen boletuiden Röhrenaufbau hat, es lohnt sich immer die Merkmale Mal in echt anzusehen und nicht nur das Gelesene einzuprägen,

    viele Grüsse

    Matthias

    Hi,

    Sehr interessant, danke. Und natürlich würde ich lieber alles in echt ansehen, aber so seltenes Zeug wie die Aureoboleten springt einem ja nicht gerade vor die Füße...


    Gruß

    Jan

    Hi.

    Für die Netzhexen (S. luridus) ist typisch, dass der Röhrenboden sich stärker blau färbt als die Röhren und das Hutfleisch. Das macht dann so einen blauen Strich zwischen Röhren und Hutfleisch und ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal z.b. zur Flockenhexe (N. praestigiator).

    Mit der Blaufärbung hat das nix zu tun, Suillellus luridus (Netzhexen) haben oft einen roten Röhrenboden (manchmal aber auch gelb) und man erkennt im Schnittbild daher eine rote "Bataille-Linie". Man kann auch einfach die Poren abmachen und so gucken. Beim Verwechsler S. mendax ist das genauso. Der Flockie (Neoboletus erythropus) hat nie einen roten Röhrenboden (Neoboletus xanthopus, unser zweiter Flockie, vermutlich auch nicht).


    LG.

    Hi,

    Hab nochmal nachgelesen und laut Kibby hat S. mendax keinen roten Röhrenboden. Woher kommt denn diese Info?


    Gruß

    Jan

    Man kann auch hierzulande Präparate kaufen, die professionell aus Schnetterlingstrameten hergestellt worden sind. Einfach mal in der Apotheke fragen…

    Dieser "professionelle" Verkauf ist ethisch sehr fragwürdig. Da werden Kranken Menschen, die sich Heilung erhoffen, für viel Geld unwirksame Mittelchen angedreht. Sowas würde ich nicht unterstützen. Außerdem: Was wirklich hilft ist die Bewegung im Wald und die wäre dann ja auch noch gestrichen. Johanniskraut induziert übrigens bestimmte Enzyme in der Leber, was zu einem ungewollten Wirkungsverlust von Medikamenten führen kann, falls die über diese Enzyme abgebaut werden. Also Vorsicht mit Johanniskraut bei Einnahme anderer Medikamente.

    Alles was ich sagen wollte ist, dass man das Zeug auch kaufen kann, wenn man aus irgend einem Grund nur am Konsum und nicht primär an der Suche interessiert ist. Unethisch ist es auch nicht, den Extrakt bestimmter Pilze oder Pflanzen anzubieten, solange man keine unrealistischen Versprechen macht. Was sich Konsumenten selbst versprechen ist den Anbietern nicht direkt anzulasten.

    Möglicherweise bildet das die rechtliche Lage ab, aber sicher nicht die ethische. Solche Mittel werden nur gekauft, weil die Leute glauben, sie hätten eine Wirkung. Das muss auch dem Verkäufer klar sein. Ob er da jetzt explizit drauf schreibt "Hilft gegen Depression" ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass es Kreise gibt, in denen sogenannte Heilpilze als Wundermittel angepriesen werden. Auch das weiß der Verkäufer, denn ansonsten ergäbe es wirtschaftlich gar keinen Sinn besagte Pilze anzubieten. Der Verkäufer trifft also bewusst die Entscheidung, schwer kranke Patienten, denen unser Gesundheitssystem nicht ausreichend helfen kann, über's Ohr zu hauen. Wenn das nicht ethisch fragwürdig ist, weiß ich auch nicht...

    Man kann auch hierzulande Präparate kaufen, die professionell aus Schnetterlingstrameten hergestellt worden sind. Einfach mal in der Apotheke fragen…

    Dieser "professionelle" Verkauf ist ethisch sehr fragwürdig. Da werden Kranken Menschen, die sich Heilung erhoffen, für viel Geld unwirksame Mittelchen angedreht. Sowas würde ich nicht unterstützen. Außerdem: Was wirklich hilft ist die Bewegung im Wald und die wäre dann ja auch noch gestrichen. Johanniskraut induziert übrigens bestimmte Enzyme in der Leber, was zu einem ungewollten Wirkungsverlust von Medikamenten führen kann, falls die über diese Enzyme abgebaut werden. Also Vorsicht mit Johanniskraut bei Einnahme anderer Medikamente.

    Danke Euch für die wertvolle Antworten. Ich bin schon mit Psychoterapie hergestellt worden, aber es ist ein Rückanfall welcher von der Stärke häftiger ist. Bald gehe ich in Reha und hoffe noch mal eine Besserung erfahren. Nicht desto trotz die stützende Wirkung der Pilze möchte ich auch ausprobieren.

    Ich schaue halt gerne über den Teller hinaus wenn es um Medizin geht.

    Die Chemomedizin ist bei mir kein muss und ich vertraue gerne der Natur.

    LG Peter

    Hi,

    Falls du dich dazu entschließt, Schmetterlingstrameten zu sammeln, solltest du dich sehr intensiv mit der Bestimmung auseinandersetzen, da bist du ja scheinbar noch sehr unsicher. Du solltest auch bedenken, dass das Zeit und Energie kostet, was gerade während einer Depressiven Episode schwierig werden wird. Außerdem solltest du im Zweifel einen Pilzsachverständigen aufsuchen. Ansonsten alles Gute und gute Besserung.


    Gruß

    Jan

    Hi.

    Für die Netzhexen (S. luridus) ist typisch, dass der Röhrenboden sich stärker blau färbt als die Röhren und das Hutfleisch. Das macht dann so einen blauen Strich zwischen Röhren und Hutfleisch und ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal z.b. zur Flockenhexe (N. praestigiator).

    Mit der Blaufärbung hat das nix zu tun, Suillellus luridus (Netzhexen) haben oft einen roten Röhrenboden (manchmal aber auch gelb) und man erkennt im Schnittbild daher eine rote "Bataille-Linie". Man kann auch einfach die Poren abmachen und so gucken. Beim Verwechsler S. mendax ist das genauso. Der Flockie (Neoboletus erythropus) hat nie einen roten Röhrenboden (Neoboletus xanthopus, unser zweiter Flockie, vermutlich auch nicht).


    LG.

    Danke für die Korrektur. Alles in allem kommt es eben darauf an, ob da eine Linie zwischen Hutfleisch und Röhren ist. Für meine Wahrnehmung ist halt das Rot des Röhrenbodens plus die Blaufärbung beim Anschnitt in Summe ein dunkleres Blau.

    Hi,

    Für die Netzhexen (S. luridus) ist typisch, dass der Röhrenboden sich stärker blau färbt als die Röhren und das Hutfleisch. Das macht dann so einen blauen Strich zwischen Röhren und Hutfleisch und ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal z.b. zur Flockenhexe (N. praestigiator). Ich hoffe in den Bildern kommt das rüber.

    Netzhexe:

    Flockenhexe:

    Gruß

    Jan

    Hi,

    Du hast sicher großen Leidensdruck wegen deiner Depression, aber was wirklich hilft sind eine Psychotherapie und medikamentöse Therapie. Wenn man an den Nutzen von sogenannten Heilpilzen glaubt, kann man das zusätzlich einnehmen, wenn's unbedingt sein muss, aber auf keinen Fall als alleinige Therapie. Was du da gefunden hast sind keine Schmetterlingstrameten (Ich schätze Mal, die meintest du).


    Gruß

    Jan

    Cool das mit den bis zu 6 stunden und darüber in leichte und schwere Vergiftungen ist eine interessante info. Also je länger eine Vergiftung braucht um sich zu zeigen desto heftiger könnte sie werden?

    Nee, das lässt sich nicht so allgemein sagen. Der Punkt mit den 6 Stunden ist eher, dass die gefährlichsten Toxine, allen voran die Amatoxine vom Knolli, aber auch C. orellanus lange Latenzzeiten haben. Das Ganze ist aber ein Richtwert. Natürlich kann man auch Mal jemanden haben, der so große Mengen Knollis verputzt hat, dass er quasi direkt Symptome bekommt. Dann wäre es fatal zu sagen, der hätte nur eine leichte Vergiftung. Die Bestimmung des Pilzes und wenn möglich eine spezifische Therapie ist immer zu bevorzugen, aber da die Angaben der Patienten oft dürftig und das Wissen um Pilze unter Medizinern nicht besonders verbreitet ist, behilft man sich mit diesem Richtwert.

    Hi,

    Das Schnittbild ist hier schon ein wichtiges Merkmal wegen der schnellen und sehr ausgeprägten Blaufärbung von Fleisch und Röhrenboden (!). Wenn du kein Messer dabei hast, versuch mal den Fruchtkörper von der Stielbasis her der Länge nach aufzureißen. Das klappt meistens ganz gut.


    Gruß

    Jan

    Hi,

    Woher kommt denn diese Klassifikation? Die Grenzen sind sicherlich fließend und es ist auch die Frage, wofür die gut sein soll. Klinisch bedeutsam ist eher die sogenannte Latenzzeit vom Verzehr bis zum Auftreten erster Symptome. Grob sagt man, dass eine Latenzzeit über 6 Stunden auf schwere Vergiftungen hin deutet und unter 6 Stunden eher auf leichte. Richtige Leitlinien, wie es sie in der Medizin sonst gibt, habe ich leider nicht gefunden, aber dieses relativ aktuelle Paper aus dem Ärzteblatt ist sicher für manche hilfreich: https://www.aerzteblatt.de/arc…/Vergiftungen-durch-Pilze


    Gruß

    Jan

    Ich dachte das Buch wäre eines der heiligen Gräle in der Pilzliteratur, so ziemlich jeder kennt den.

    Kann man nicht mal mehr auf den büchern auf vollständigkeit hoffen?

    Das Buch ist gängige Einsteigerliteratur wie zum Beispiel auch Gerhardt, Laux, Parey oder die Pilze Deutschlands. Deshalb kennt das jeder, nicht, weil es die beste oder umfassendste Literatur wäre, die es so gibt.


    Gruß

    Jan