Grüß dich auch.
Grundsätzlich bin ich nahe bei Dir, Florian. Rückverwilderung natürlicher Ökosysteme braucht unzweifelhaft entsprechende Rahmenparameter und bedeutet nach meinem Verständnis auch nicht irgendein Ökosystem in einen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen (welcher sollte es denn auch sein?), sondern ich verstehe darunter vielmehr Voraussetzungen zu schaffen, dass dort in diesem System die ökologischen Prozesse wieder in Gang kommen und dann möglichst ohne unsere Eingriffe natürlich weiter laufen. Wir sollten unserem Drang, die Natur kontrollieren zu wollen, mehr widerstehen und ihr die Möglichkeit einräumen bzw. die Chance geben, sich ihren eigenen Weg zu suchen.
Und dies lässt sich m.E. auch in einem kleineren Gebiet umsetzen, wie ich von Fachleuten u. Praktikern solcher Projekte erfahren habe, auch wenn man oftmals nur von Großprojekten wie beim Oder Delta erfährt. Die Wiedereinbürgerung verschwundener einheimischer Pflanzen und Tiere, das Schließen von Entwässerungsgräben, das Abbauen von Zäunen usw. und ansonsten den Dingen ihren Lauf lassen, sind alles solche Ansätze, die man genau genommen dann auch nicht mehr als Wildnis sondern besser bzw. richtigerweise als selbstgesteuerte natürliche Umgebung beschreiben könnte. Nicht der Mensch beherrscht oder managt dieses Ökosystem, es wird von eigenen Prozessen gelenkt bzw. entwickelt sich nach den dortigen natürlichen Bedingungen. Die Natur und ihre Prozesse entscheiden - nicht wir, der Mensch.
Und vor allem gibt es auch keine Ideologie bzw. Anschauung darüber, wie ein "richtiges" Ökosystem oder "richtiges" Artengefüge auszusehen hat. Es gibt dabei auch kein Ziel, ob aus einem Ökosystem dann mal eine Heide, ein Moor, Grasland oder sonst irgendwas hervorgehen soll.
Zum Glück findet dieser Gedanke bzw. Ansatz immer mehr Zuspruch beim Naturschutz und wird auch in Grundzügen bei einigen Vorhaben mit einbezogen. Und manches geschieht ja in der Natur zum Glück auch unser Dazutun oder verläuft anders als geplant, und wenn auch oftmals nur in kleinen Schritten. In meinem Hauswald z.B. gibt es seit rund zehn Jahren den Luchs - er war auf einmal einfach da. Auf seiner "Speisekarte" stehen bekanntermaßen Rehe gefolgt von Füchsen und Hasen. Neben Bär und Wolf war der Luchs mal bis zu seiner Ausrottung der große Jäger in unseren Wäldern. Seine Rückkehr in sein natürliches Umfeld wird dieses System mit der Zeit auch verändern, wenn wir es geschehen lassen.
Liebe Grüße nach Oberösterreich und weiterhin viel Freude u. Erfolg bei Deinem dortigen Einsatz. Ich lese Deine Berichte hier auch mit dem allergrößten Interesse.