> Ja, hallo und herzlich willkommen (ich bin ja auch neu hier, doch direkt
> "pilzsüchtig").
Hallo! Das Forum ist ja nicht besonders stark frequentiert. Ich dachte ich hätte eine Benachrichtigung bei neuen Beiträgen eingestellt, aber habe mich offensichtlich geirrt...
> Nun habe ich eine Frage: Du sagst, du züchtest
> Austernseitlinge zu Hause? Ich dachte, das geht nur im Freien?
Kommt drauf an welches Substrat man nimmt. Baumstämme kann man schwer in einer Berliner Mietswohnung lagern:-)
Alles andere was in einen Wäschekorb paßt geht problemlos auch in der Wohnung, also Stroh, Sägespäne, Kaffeesatz usw.
> Und: ist
> etwas dran, dass es im Grunde genommen gefährlich ist, Pilze zu Hause zu
> züchten, weil die Sporen giftig sind?
Die Sporen von Speisepilzen sind nicht giftig, können aber allergische Reaktionen auslösen bei Leuten die dafür anfällig sind. Allerdings werden die Fruchtkörper ja geerntet bevor sie anfangen zu sporen, vor allem Austerpilze sollte man jung ernten weil sie sonst holzig werden. Sporen lasse ich meine Pilze nur wenn ich einen Sporenstempel benötige.
Problematischer sind da die Sporen von manchen Wohnungsschimmel, da können durchaus giftige dabei sein und je nach Konzentration in der Luft ist das ganz schlecht für die Gesundheit. Deshalb sollte man gegen Wohnraumschimmel rigoros vorgehen.
Wir sind übrigens ständigem Schneewetter von Pollen, Sporen, Hefen, u.U. auch Bakterien und Viren ausgesetzt (letztere eher bei feuchten Aussprachen:-), auch in unseren Wohnungen, deshalb ist bei der Pilzzucht das sterile Arbeiten von Vorteil. Unser Immunsystem kann in der Regel damit umgehen, dreht sogar durch wenn es sich langweilt...
Lungenprobleme mit Sporen von Speisepilzen sind bis jetzt nur bekanntgeworden bei Angestellten in großen Zuchtbetrieben die ohne Atemschutz gearbeitet und so sehr große Mengen eingeatmet haben. Wenn zu Hause mal ein paar Pilze sporen ist das bedeutungslos, es sei denn jemand ist konkret allergisch gegen diese Pilze. Aber das ist dann wie bei Erdnüssen. Wer weiss dass er oder sie allergisch gegen Ernüsse ist, holt sie sich nicht ins Haus.
> Ich habe im Küchenfenster Shiitake
> und Igelstachelbart stehen, aber unter dem Gewächshaus und bin nun
> unsicher. Ich esse ja meine Zuchtpilze am liebsten roh.
> Wenn die Sporen
> giftig sind, ziehe ich mir dann nicht auch die Giftstoffe zu?
Nein, Sporen von essbaren Pilzen sind wie gesagt auch nicht giftig, und gegessene Sporen landen ja im Magen und nicht in der Lunge und sind deshalb wie der Rest vom Pilz. Allerdings sind rohe Pilze oft ungenießbar, ähnlich wie Bohnen die ihre Nährstoffe nur dann freigeben wenn sie erhitzt werden. Pilze roh zu essen halte ich für eine schlechte Idee, es sei denn es sei tatsächlich abgeklärt dass das für die Sorte geht. Manche Pilze sind auch -wie manche Bohnensorten- roh giftig, ich bin mir nicht ganz sicher aber der Hallimasch gehört da glaube ich dazu. Vielleicht kann da jemand anders was zu sagen, ist nicht ganz mein Gebiet...
Was jedoch schon ein Problem sein kann ist wenn das Myzcel von einem giftigen Schimmelpilz befallen ist, das muss sofort entsorgt werden, da das Schimmelgift auch in das Myzel übergehen kann, wo es dann verstoffwechselt wird oder aber halt auch nicht.
> Seit Jahren
> geht es mir hervorragend und ich habe im Gefühl, dass es mir immer besser
> dabei geht...
Kann natürlich sein dass du zufällig die Sorten erwischt hast, die roh unbedenklich sind.
> ...ansonsten ist es immer ein bisschen schwierig mit "wissenschaftlichen
> Berichten" - sehr oft werden sie widerlegt oder man kann die gegenteilige
> Behauptung auch in einem wissenschaftlichen Bericht finden...
Ja klar, deswegen wartet man ja auch bis sich die Beweislage verdichtet. Bei Vitamin D ist diese mittlerweile gegeben, also die Gesamtheit verschiedener Studien, die die Grundlage der Fakten stellt hat sozusagen eine kritische Masse erreicht. Man muß natürlich unterscheiden zwischen pseudowissenschaftlicher "Gesundtainmentpresse" und seriöser wissenschaftlicher Arbeit.
Das Problem bei der Enrnährungswissenschaft ist die Tatsache dass es eine sehr junge Wissenschaft ist und die Komplexität der Zusammenhänge noch nicht alle entschlüsselt. Bei Bereichen der Mathematik gibt es eine klare Faktenlage, z. B. dass ein Dreieck drei Seiten hat, niemand würde das ernsthaft bestreiten. Bei der EW gibt es noch mehr Thesen als Theorien, die Einzelfakten sind vergleichbar mit ägyptischen Hieroglyphen bei denen man bei einigen die Bedeutung kennt, aber den Text noch nicht lesen kann. Mit jeder neuen Erkenntnis ändert sich dann der Lauf der "Geschichte", sie dehnt sich aus, oder muss völlig umgedeutet werden. Allerdings ist dies eigentlich, was die Wissenschaft letztendlich ausmacht. Wahrheit um Wahrheit wird aus dem Stein geschabt. Bei allen jungen Wissenschaften schlagen die Theorien oft einen "Haken". Dies kann aber nicht dazu benutzt werden Wissenschaft zu diskreditieren, denn das ist der normale Gang der Sache...