Beiträge von Vidar

    Hallo Uwe,


    Sehr interessanter Fund!

    Ich hatte in der Zeitschrift für Mykologie mal einen Aufsatz zu solchen Missbildungen - ich denke damals gings zum violette Rötelritterlinge oder Nebelkappen? - gelesen.

    Dort wurden Bakterien denke ich als Ursache vermutet.

    Wäre vielleicht spannend, wenn jemand, der Erfahrung in der Mikroskopie von Porlingen hat, sich das mal ansähe?


    Viele Grüße und Danke fürs zeigen!

    Michael

    Vielen Dank an Oehrling und Corinne für eure Erklärungen!


    Beides hilft mir auf jeden Fall sehr weiter!


    Leider gebe ich den Thread irgendwie aus den Augen verloren, sonst hätte ich auch schon eher geantwortet!


    Corinne, weil du da gerade erwähnt hast: mit der Übersetzung Romagnesis meinst du "die Gattung Russula in Bayern", oder?


    Viele Grüße

    Michael

    Hallo in die Runde,


    Ich weiß nicht, ob Dominik da ähnliche Probleme hat wie ich, aber es klingt mir so...


    Hier bewegen sich absolute Amateure bis hin zu absoluten Experten.

    Die einen wollen im Extremfall nur wissen, ob ein Pilz essbar ist (ich weiß, keine Essensfreigabe und so ;) ) , die anderen sind sehr wissenschaftlich unterwegs und lassen eine Ramariabestimmung nur gelten, wenn man mindestens die Rhizomorphen mikroskopiert und gegen die brandaktuelle Literatur vergleicht, und auch nur mit cf.

    Ich persönlich bin derzeit zufrieden, wenn ich einen Pilz irgendwie einordnen kann, natürlich je genauer, desto besser. Ich freue mich, wenn ich einen Pilz als Egerling erkenne. Noch schöner ist es, ihn in eine der "alten" Formgruppen ordnen zu können. Dann habe ich die Zahl der möglichen Arten von mehreren tausend schon mal auf ein gutes Dutzend heruntergebracht! Ob dieses Dutzend nun monophyletisch oder nicht ist, interessiert mich dabei erstmal weniger. Wenn ich den Pilz schon mal soweit voreinsortiert bekomme, habe ich im Zweifel nur noch ein paar dutzend Arten zu vergleichen. Die Erkenntnisse zur genetischen Verwandtschaft sind sowieso noch stark im Wandel -wenn überhaupt schon durch Sequenzierung untersucht.


    Wenn ich hier jetzt aber wie Dominik nach diesen alten Formgruppen frage, führt das leider ins Nirwana, da die Kenner diese natürlich als überholt ablehnen und darauf hinweisen, dass man die aktuellen Arten - wenn ich Glück habe- nur mikroskopisch trennen kann. Das ist richtig, will ich aber ja gar nicht. Wenn ich einen klassischen Tintling als Tintling erkenne, ist das doch schon ein Riesenfortschritt verglichen mit jemandem, der das nicht tut.

    Ich kämpfe seit geraumer Zeit mit den Täublingen. Auf deutsch gibt es da anscheinend diverse Formgruppen (Schwärz-, Leder-, Herings- oder Speitäublinge zB). Mir ist schon klar, dass diese Formgruppen eben nur Formgruppen darstellen. Zur groben Orientierung in der Gattung sind sie hilfreich. Mit diesen habe ich aber genau die Probleme, die Dominik mit seinen Egerlingen hat - ich weiß nicht, was einen Ledertäubling zum Ledertäubling macht, und welche Täublinge dazu zählen. Dass man nicht jeden Täubling in so eine Formgruppe pressen kann, ist klar. Dass auch nicht immer Konsens herrscht, ob eine Art nun tatsächlich eine Art ist, ist auch klar. Dennoch ist eine grobe Einteilung in solche Formgruppen zur groben Orientierung sinnvoll. Aber Infos dazu sind sehr rar - das beste, was ich dazu bisher gefunden habe, ist gminders Handbuch für Pilzsammler. Das beste, aber alles nicht perfekt. Einen Ledertäubling erkenne ich leider immer noch nicht.


    Uff, tut mir wenn des ellenlangen und vielleicht nicht wirklich zielgerichteten Beitrags leid, aber vielleicht haben Durnik und auch ich ein ähnliches Problem, und vielleich wird das Problem so denjenigen, die helfen könnten, klarer?


    Viele Grüße

    Michael

    Wieso sind "Schleierreste" die falsche Wortwahl? Schwefelköpfe besitzen doch eine Cortina?

    Ich dachte nicht, dass man das bei denen auch so nennt … Hatte ganz naiv den Ausdruck für Schleierlinge reserviert. Dann habe ich wieder etwas dazugelernt, Danke.

    Da gibt's sogar eine Frage bei den PSV-Prüfungsfragen, Nr 223:

    "Nennen Sie drei Gattungen, die zumindest im Jugendstadium eine Cortina

    aufweisen".

    Risspilze haben oft auch eine solche. "Schleier" ist lediglich die deutsche Bezeichnung von Cortina.


    Viele Grüße

    Michael

    Also, bei meiner Ausgabe von Gminder/Handbuch Pilze (2023) steht bei Stiel gar nichts, aber dafür beim Hut "Velumreste", und das Bild zeigt Reste am Stiel. Also kommt man schon drauf … Vielleicht hast Du ein veraltetes Buch?


    Edit: Laux besitze ich auch, dachte zuerst an ein anderes Buch – stimmt, da ist von "Schleierresten" die Rede … das ist natürlich zumindest technisch nicht die korrekte Wortwahl …

    Wieso sind "Schleierreste" die falsche Wortwahl? Schwefelköpfe besitzen doch eine Cortina?

    Hallo,


    Also auf den Fotos kann ich leider nicht erkennen, ob die Fruchtschicht aus Poren besteht oder nicht - wenn nicht, würde ich irgendein "Stereum" raten - vielleicht subtomentosum?. Raten, wohlgemerkt.


    Wieso hast du so viele davon mitgenommen? Willst du die irgendwie verwerten?


    Gruß

    Michael

    Hallo Tonio,


    Sicher dass dein zweiter Porling "schwärzt"? Zumindest auf den Fotos blaut er doch deutlich - oder täuscht das?


    Vielleicht könnte der zweite in Richtung Postia caesia gehen?


    Gruß

    Michael

    Hallo Raphael,


    Schöner umfassender Beitrag! Mir ging es aber weniger darum, für oder gegen irgendein konkretes Konzept zu argumentieren, sondern nur, nochmal herauszustellen, dass fast alles in der Systematik willkürlich ist und dementsprechend wissenschaftlich nicht zwingend. Im konkreten Fall der Umgruppierungen: selbst wenn man die Phylogenetik als Ordnungskriterium für die Systematik anerkennt, gibt es nicht den einen Weg, neue Erkenntnisse in die Systematik umzusetzen - derzeit scheint es zB. Mode, Gattungen immer weiter zu zerstückeln. Genausogut kann man stattdessen aber auch kleinere zu größeren Gattungen zusammenfassen.


    Darum gings mir.


    Schönes Fest!

    Michael

    Der Grundgedanke der Systematik war immer, die vermutlichen Verwandtschaftsgrade der Pilze irgendwie in eine menschengemachte Struktur zu zwängen.

    Hallo,


    Das kann logisch eigentlich nicht sein, oder? Als Linnaeus die moderne Systematik begründete, galten Arten als von Gott geschaffen und unveränderlich.

    Das Konzept von im heutigen Sinne verwandten Arten kann der modernen Systematik also ursprünglich nicht zu Grunde liegen.

    Der Mensch will die Natur ordnen.


    Und auch heute ist meines Wissens das genetische Artkonzept doch nur eines von - laut Christoph Hahn - wenigstens 30, die erstmal gleichberechtigt nebeneinander stehen, darunter auch das morphologische?


    Bis dann

    Michael

    Hallo pilzfreund,


    Kann es sich bei deinen Pilzen vielleicht um Rötelritterlinge. Zb. Lepista flaccida, handeln?

    Nur so auf den ersten Eindruck - ich bin alles andere als gut im bestimmen von Fotos...


    Viele Grüße

    Michael

    Naja, irgendwie hat das so ein Geschmäckle...

    Ich weiß ja nicht, ob die Autoren im Wissenschaftsbetrieb stecken.

    Aber mir erzählen befreundete Postdocs immer mal wieder, was für Absurditäten der Veröffentlichungsdruck teilweise hervorbringt.


    Erst ein Paper mit falschen Aussagen und anschließend direkt die Korrektur zu veröffentlichen würde jedenfalls den papercount relativ billig hochtreiben ;)


    Mir ist deswegen auch (ich bin Mathematiker, kein Biologe) nicht so ganz klar, warum gefühlt die meisten Mykologen jede Umkombination, die irgendwer irgendwo veröffentlicht hat, sofort und ungesehen mitgehen als hätte der Papst Ex Cathedra gesprochen. Aus "meinen" Bereichen kenne ich so eine unkritische Haltung nicht. naja, vielleicht liege ich auch falsch...

    Hallo Eva,


    zu deiner ersten Frage:

    Endophytisch und symbiotisch/parasitisch meint denke ich zwei verschiedene Aspekte:

    Endophytisch heisst lediglich, dass sich etwas innerhalb einer Pflanze befindet. Das Gegenteil dürfte exophytisch sein.

    Wie es da lebt, also ob symbiotisch oder parasitisch, dazu sagt endophytisch nichts.

    Raupen zB leben oft nicht endophytisch, schädigen ihre Wirtspflanze aber (= exophytisch & parasitisch). Dagegen existieren arbuskuläre Mykorrhiza in der Pflanze, arbeiten aber mit ihr zusammen (endophytisch & symbiotisch).

    Es wird auch die übrigen Kombinationen, also endophytisch & parasitisch und exophytisch & symbiotisch geben.

    So verstehe ich die Begriffe jedenfalls - Biologen mögen mich korrigieren...


    Michael

    Guten Tag miteinander,


    in der Homöopathie spricht man von einer Erstverschlimmerung, wenn es nach der Einnahme eines Mittels zu Beschwerden kommt. Und es wird als positiv gewertet. Ein Zeichen dafür, dass die Wahl des Mittels richtig ist.

    Aber das ist aus der Homöopathie und nicht mit westlichen Heilmethoden zu vergleichen.

    Was des Homöopathen Erstverschlimmerung ist des Wissenschaftlers Zeitraum zwischen Erkrankungsbeginn und des Wirksamwerdens der Immunantwort.

    Das ganze Elend der Homöopathie zeigt sich uA in diesem aktuellen Artikel:


    Homöopathie: Globuli-Studie des Bayerischen Landtags scheitert
    Können hochverdünnte Homöopathika den Einsatz von Antibiotika reduzieren? Die bayerische Landesregierung wollte die Frage aufwändig untersuchen lassen. Doch…
    www.faz.net


    Also, nicht die Neuigkeit, dass die Studie gescheitert ist, sondern das, was dort über Homöopathie zwischen den Zeilen ausgesagt wird...

    ... wobei ich nicht weiß, ob "Russula-Monographie" das Werk vernünftig beschreibt- einerseits ist es viel mehr, andererseits scheint es sich vor allem auf Heringstäublinge zu fokussieren, wenn man dem vollständigen Inhaltsverzeichnis glauben darf?

    Hallo Peter71 ,


    Danke für deine Mühe, Widersprüche aufzuklären zu versuchen - zugegeben, überzeugte wirst du damit zwar nicht beeindrucken. Es gibt hier sicher aber den ein oder anderen, der hinsichtlich dieser Thematik unbedarft ist und diesen Thread hier mitliest. Dem sollte nach deinen Erläuterungen klar sein, wie welche Behauptungen zu bewerten sind.


    Viele Grüße

    Michael

    Hallo nochmal,


    erst fand ichs wenig spannend, jetzt komm ich von dem Thema nicht mehr weg...


    wenn man einmal parasitische Scheidlinge auf verschiedenen, beieinander stehenden Nebelkappen findet, könnte man die Scheidlinge nicht sequenzieren, und checken, ob diese Klone oder nicht sind?

    Wenn ja, wäre das doch schon einmal ein gewisser Erkenntnisgewinn: Wenn sie Klone wären, wäre es entweder dasselbe Myzel, dass beide Nebelkappen befallen hat, und folglich tatsächlich nicht nur in den Nebelkappen lebt, oder der Scheidling verbreitet sich irgendwie asexuell, oder?


    Ich habe keine Ahnung, ob dazu die normalen DNS-Sequenzen zur Artentrennung ausreichen, oder ob man zum Auftrennen von Individuen mehr vom Genom untersuchen müsste - aber machbar müsste das doch sein?


    Für mich stellt sich dieses "Problem" leider erstmal nicht - ich habe leider noch keine parasitischen Scheidlinge gefunden...


    Viele Grüße

    Michael