Beiträge von Vidar

    Hallo Raphael,


    Schöner umfassender Beitrag! Mir ging es aber weniger darum, für oder gegen irgendein konkretes Konzept zu argumentieren, sondern nur, nochmal herauszustellen, dass fast alles in der Systematik willkürlich ist und dementsprechend wissenschaftlich nicht zwingend. Im konkreten Fall der Umgruppierungen: selbst wenn man die Phylogenetik als Ordnungskriterium für die Systematik anerkennt, gibt es nicht den einen Weg, neue Erkenntnisse in die Systematik umzusetzen - derzeit scheint es zB. Mode, Gattungen immer weiter zu zerstückeln. Genausogut kann man stattdessen aber auch kleinere zu größeren Gattungen zusammenfassen.


    Darum gings mir.


    Schönes Fest!

    Michael

    Der Grundgedanke der Systematik war immer, die vermutlichen Verwandtschaftsgrade der Pilze irgendwie in eine menschengemachte Struktur zu zwängen.

    Hallo,


    Das kann logisch eigentlich nicht sein, oder? Als Linnaeus die moderne Systematik begründete, galten Arten als von Gott geschaffen und unveränderlich.

    Das Konzept von im heutigen Sinne verwandten Arten kann der modernen Systematik also ursprünglich nicht zu Grunde liegen.

    Der Mensch will die Natur ordnen.


    Und auch heute ist meines Wissens das genetische Artkonzept doch nur eines von - laut Christoph Hahn - wenigstens 30, die erstmal gleichberechtigt nebeneinander stehen, darunter auch das morphologische?


    Bis dann

    Michael

    Hallo pilzfreund,


    Kann es sich bei deinen Pilzen vielleicht um Rötelritterlinge. Zb. Lepista flaccida, handeln?

    Nur so auf den ersten Eindruck - ich bin alles andere als gut im bestimmen von Fotos...


    Viele Grüße

    Michael

    Naja, irgendwie hat das so ein Geschmäckle...

    Ich weiß ja nicht, ob die Autoren im Wissenschaftsbetrieb stecken.

    Aber mir erzählen befreundete Postdocs immer mal wieder, was für Absurditäten der Veröffentlichungsdruck teilweise hervorbringt.


    Erst ein Paper mit falschen Aussagen und anschließend direkt die Korrektur zu veröffentlichen würde jedenfalls den papercount relativ billig hochtreiben ;)


    Mir ist deswegen auch (ich bin Mathematiker, kein Biologe) nicht so ganz klar, warum gefühlt die meisten Mykologen jede Umkombination, die irgendwer irgendwo veröffentlicht hat, sofort und ungesehen mitgehen als hätte der Papst Ex Cathedra gesprochen. Aus "meinen" Bereichen kenne ich so eine unkritische Haltung nicht. naja, vielleicht liege ich auch falsch...

    Hallo Eva,


    zu deiner ersten Frage:

    Endophytisch und symbiotisch/parasitisch meint denke ich zwei verschiedene Aspekte:

    Endophytisch heisst lediglich, dass sich etwas innerhalb einer Pflanze befindet. Das Gegenteil dürfte exophytisch sein.

    Wie es da lebt, also ob symbiotisch oder parasitisch, dazu sagt endophytisch nichts.

    Raupen zB leben oft nicht endophytisch, schädigen ihre Wirtspflanze aber (= exophytisch & parasitisch). Dagegen existieren arbuskuläre Mykorrhiza in der Pflanze, arbeiten aber mit ihr zusammen (endophytisch & symbiotisch).

    Es wird auch die übrigen Kombinationen, also endophytisch & parasitisch und exophytisch & symbiotisch geben.

    So verstehe ich die Begriffe jedenfalls - Biologen mögen mich korrigieren...


    Michael

    Guten Tag miteinander,


    in der Homöopathie spricht man von einer Erstverschlimmerung, wenn es nach der Einnahme eines Mittels zu Beschwerden kommt. Und es wird als positiv gewertet. Ein Zeichen dafür, dass die Wahl des Mittels richtig ist.

    Aber das ist aus der Homöopathie und nicht mit westlichen Heilmethoden zu vergleichen.

    Was des Homöopathen Erstverschlimmerung ist des Wissenschaftlers Zeitraum zwischen Erkrankungsbeginn und des Wirksamwerdens der Immunantwort.

    Das ganze Elend der Homöopathie zeigt sich uA in diesem aktuellen Artikel:


    Homöopathie: Globuli-Studie des Bayerischen Landtags scheitert
    Können hochverdünnte Homöopathika den Einsatz von Antibiotika reduzieren? Die bayerische Landesregierung wollte die Frage aufwändig untersuchen lassen. Doch…
    www.faz.net


    Also, nicht die Neuigkeit, dass die Studie gescheitert ist, sondern das, was dort über Homöopathie zwischen den Zeilen ausgesagt wird...

    ... wobei ich nicht weiß, ob "Russula-Monographie" das Werk vernünftig beschreibt- einerseits ist es viel mehr, andererseits scheint es sich vor allem auf Heringstäublinge zu fokussieren, wenn man dem vollständigen Inhaltsverzeichnis glauben darf?

    Hallo Peter71 ,


    Danke für deine Mühe, Widersprüche aufzuklären zu versuchen - zugegeben, überzeugte wirst du damit zwar nicht beeindrucken. Es gibt hier sicher aber den ein oder anderen, der hinsichtlich dieser Thematik unbedarft ist und diesen Thread hier mitliest. Dem sollte nach deinen Erläuterungen klar sein, wie welche Behauptungen zu bewerten sind.


    Viele Grüße

    Michael

    Hallo nochmal,


    erst fand ichs wenig spannend, jetzt komm ich von dem Thema nicht mehr weg...


    wenn man einmal parasitische Scheidlinge auf verschiedenen, beieinander stehenden Nebelkappen findet, könnte man die Scheidlinge nicht sequenzieren, und checken, ob diese Klone oder nicht sind?

    Wenn ja, wäre das doch schon einmal ein gewisser Erkenntnisgewinn: Wenn sie Klone wären, wäre es entweder dasselbe Myzel, dass beide Nebelkappen befallen hat, und folglich tatsächlich nicht nur in den Nebelkappen lebt, oder der Scheidling verbreitet sich irgendwie asexuell, oder?


    Ich habe keine Ahnung, ob dazu die normalen DNS-Sequenzen zur Artentrennung ausreichen, oder ob man zum Auftrennen von Individuen mehr vom Genom untersuchen müsste - aber machbar müsste das doch sein?


    Für mich stellt sich dieses "Problem" leider erstmal nicht - ich habe leider noch keine parasitischen Scheidlinge gefunden...


    Viele Grüße

    Michael

    Hallo Stefan,


    interessant...

    Aber diese Beobachtungen (Myzel häufig, Fruchtkörper selten) sprechen doch weder dafür noch dagegen, dass der parasitische Scheidling nur die Fruchtkörper befällt?

    Dass selten Fruchtkörper erscheinen, wäre aber doch auch schlicht schon deswegen zu erwarten, da eine Nebelkappe ja doppelt besiedelt werden müsste?


    Sehr spannend finde ich durnik s Erwähnung bzgl. möglicher Mykorrhiza des Schmarotzerröhrlings... Vielleicht gibts da ja doch noch irgendwas Belastbares? Leider wird was Pilze angeht, viel geraunt, zu verifizieren ist aber oft schwierig bis unmöglich...


    Viele Grüße

    Michael

    Hallo Eva ( Muolina ),


    also Sporen fallen in der Regel nicht einfach zu Boden, sondern werden durch die Luft teilweise von Kontinent zu Kontinent transportiert.

    Sporen sind auch relativ widerstandsfähig - Weil Sporen deswegen teils sogar unbeschadet über den Atlantik gelangen können, teilen sich Nordamerika und Europa ja viele Arten meines Wissens nach.


    Ich bin jetzt auch kein Experte, würde aber erstmal von folgendem ausgehen:


    Die Sporen werden dieses Jahr gebildet und in die Luft abgegeben. Sie verteilen sich, landen auf dem Boden, bleiben vielleicht auch in der Luft, überdauern aber so oder so bis nächstes Jahr.

    Landet eine Spore dann zufällig auf einer Nebelkappe (oder schiebt sich eine zufällig da aus dem Boden, wo eine solche Spore liegt), keimt sie und infiziert die Nebelkappe. Wenn auf eine Nebelkappe zufällig zwei Sporen verschiedener Scheidlingsmyzel fallen, können deren Myzelien auf der Nebelkappe fusionieren, und Fruchtkörper bilden.


    Bei Basidiomyceten ist die "normale" Vermehrung die sexuelle, und wenn Fruchtkörper gebildet werden, kann man erstmal annehmen, dass zuvor verschiedene Myzelien fusioniert sind. Da gibt es anscheinend Ausnahmen (ich habe da was von Clemencon über den Zuchtchampignon gelesen...), aber das wäre die Regel und würde ich auch erstmal so annehmen.


    Das alles ist natürlich unwahrscheinlicher, dass das so geschieht, als zB. bei Maronensporen.

    Aber das würde ja für die relative Seltenheit des parasitischen Scheidlings verglichen mit zB. der Marone passen ;)


    Dieselben Fragen stellen sich ja auch für den parasitischen Röhrling Schmarotzerröhrling, und auch der ist - jetzt eigentlich wenig überraschend - nicht gerade häufig.


    Aber wie gesagt, Pilze halten immer Überraschungen bereit, und vielleicht gibts ja noch Experten, die etwas konkret zum parasitischen Scheidling
    sagen können...


    Viele Grüße

    Michael

    Oder wächst das Mycel wirklich auf und in der Nebelkappe? Wenn ja, wie kommt das denn dort hin?


    Hallo Muolina ,


    der erste Teil ist ja schon beantwortet worden.

    Zur Antwort auf die Frage: Wie kommen die denn dahin? würde ich jetzt vermuten, auf die übliche Art über Sporen, die dann auf den Nebelkappen keimen. Oder zielte deine Frage auf etwas anderes?


    Viele Grüße

    Michael

    Ja, habe ich noch mal gelesen, aber in der Anfrage ist eben vom Wolligen Scheidling die Rede und nicht von einem Dachpilz. Und in einem späteren Beitrag, dass die ursprüngliche Vermutung bestätigt wäre. Das habe ich geistig nicht zusammengekriegt. Dass dein Artvorschlag zutrifft, darüber kann es jedenfalls keine zwei Meinungen geben.

    Hallo Oehrling ,


    Ich denke der ursprüngliche Post ist etwas verwirrend geschrieben. Ich verstehe Heidelbeerfrau so, dass sie von zwei verschiedenen Funden spricht - einmal dem Fundereignis, zu dem sie den obigen Dachpilz gefunden hat. Und einem zweiten, früheren Fundereignis, bei dem sie Scheidlinge gefunden hat.

    Zum obigen Fund hatte sie, so wie ich das lese, zwar schon eine Vermutung, diese aber in ihrem Post tatsächlich nicht geäußert.

    Ich denke, deswegen schrieb zuehli, was er schrieb - die erwähnten Scheidlinge waren ein anderer Fund.


    Ich hoffe, ich komme jetzt nicht besserwisserisch daher - das kann ich mir bei meiner Pilzunkenntis hier wirklich nicht erlauben - sondern konnte das Missverständnis klären?


    Viele Grüße

    Michael

    Hallo nochmal CH-Andy,


    Hm, wie schreibe ich jetzt, damit das kein halber Roman wird?


    Kurze Antwort zu deinen Fragen: Genau das habe ich vor.

    Bestätigt wurde mir der Pilz leider von niemandem, ich selbst habe den soweit so bestimmt - das kann also durchaus falsch sein (bestimmen ist nicht so meine Stärke - da muss ich auch noch drann arbeiten ^^ .


    Danke für deine Tipps...


    Tatsächlich mikroskopiere ich schon seit so eineinhalb Jahren, hatte mich bisher - wie du auch empfohlen hast - auf die Lamellen konzentriert. Da fühle ich mich inzwischen auch einigermaßen routiniert.

    Deswegen versuche ich jetzt, mich an andere Themen heranzutasten, genug davon gibt's ja ( zB. 'hymeniform' - ja aber wie schaut das aus? )


    Dazu möchte ich bekannte Pilze mikroskopieren und die gefundenen Mikromerkmale dann mit den erwarteten vergleichen.


    Mir gings also hier tatsächlich nicht in erster Linie um die genaue Artbestimmung, sondern eher darum, was man hier auf dem Foto sieht.


    Falls die Bestimmung aber völlig falsch sein sollte, hätte ich noch ein, zwei Fotos vom Hymenium/den Sporen ...


    Jetzt ist es doch schon wieder ein Roman geworden...


    Nunja, danke nochmal für deine Antwort!

    Michael

    Hallo nocheinmal,


    Anscheinend findet sich niemand, der hier weiterhelfen kann?


    Ich hatte noch etwas recherchiert: in der British Fungus Flora wird titubans und vitellinus unterschieden.

    Die Beschreibungen sind für die Huthaut recht ähnlich, bei vitellinus findet sich aber die Bemerkung: "... Cap cuticle a hymeniform layer...embedded in thick, gelatinised layer intermixed with detritus."


    Der Begriff 'detritus' ist mir im Zusammenhang mit Pilzen noch nicht begegnet, und wie sich dieser im Mikroskop darstellt habe ich auch keine Ahnung - könnten die 'Sterne' dieser detritus sein?


    Unter hymeniform hätte ich mir bisher auch etwas anderes als das, was ich auf dem Bild sehe, vorgestellt?


    Weiter scheinen titubans und vitellinus heute Synonyme zu sein, oder sehe ich das falsch?

    Fragen über Fragen...


    Viele Grüße

    Michael

    Hallo allseits,


    Ich bin gerade dabei, mich mit dem Mikroskopieren vertrauter zu machen.

    Dazu schaue ich mir die mikromerkmale von Pilzen an, die ich glaube schon mikroskopisch bestimmt zu haben, und Vergleiche was ich gesehen zu haben glaube mit Literatur.


    Nun hatte ich letztens einen Goldmistpilz (Bolbitius titubans) gefunden, und mir dessen Huthaut in Kongorot angesehen:



    Man sieht auf dem Foto einmal eine weiße Schicht "über" der eigentlichen Haut.

    In dieser Schicht befinden sich zahlreiche "Sterne", die ich normalerweise als Kristallschöpfe betrachtet hätte - nur dass ich bisher solche immer nur unmittelbar an Pilzzellen und nie frei im Raum gesehen habe.

    Weiß jemand, worum es sich bei den Sternen handelt?

    Laut Literatur sollte die Huthaut gelifiziert sein - ist das diese farblose Schicht?


    Ich will auch nicht meine Hand für meine Bestimmungen ins Feuer legen...


    Leider habe ich vom Pilz selbst keine makroskopischen Fotos (keinen Fotoapparat dabei gehabt, und da erstmal keine Zeit zum Mikroskopieren direkt getrocknet... )


    Viele Grüße

    Michael

    Hallo Harald ( zuehli ),


    ok, danke für die Antwort!

    Ich war vor allem darüber irritiert, dass du explizit die Sporenlänge als Gegenargument gebracht hast...


    Ich will gern ein bisschen weiter raten:

    In den älteren Threads (hier bspw: https://www.funga-austria.at/viewtopic.php?t=134 - da wird auch Vorkommen auf Holz diskutiert ) poppt neben C. spelaiophila auch C. stangliana auf...


    Ludwig schreibt dazu: "Velum: In Form großer, weißer +- angedrückter Fetzen oder Flocken lange ausdauernd"

    Die Sporengröße würde ebenfalls passen, und vielleicht ist die Sporenform genehmer ? ;)


    Spannender Thread, leider ist die Mittagspause so kurz ...

    Viele Grüße

    Michael