Ich möchte nur anekdotisch berichten, dass ich vor gar nicht allzu langer Zeit die Fischerprüfung in Brandenburg abgelegt habe. Eine Prüfung zu der man sich ohne obligatorischen Lehrgang einfach anmelden kann.
Die 600 multiple choice Fragen gibt's online
Diese sind dazu auch noch gern suggestiv gestellt.
Im Ergebnis ist die Prüfung das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt ist.
Im anderen Extrem die mündliche Prüfung vom juristischen Staatsexamen. Hier fällt zwar nach dem bestanden schriftlichen Staatsexamen selten jemand durch, allerdings ist hier maximal intransparent welche Fragen gestellt werden und wie diese bewertet werden. Es muss nur eine prüfende Perdon aus jeweils Wissenschaft und Praxis da sitzen und die stellen nach eigenem Gutdünken Fragen und bewerten auch so.
Das Ganze geht so weit, dass sich eine Industrie darum entwickelt hat: Sobald man die Einladung zur mündlichen Prüfung erhält, also erfährt welche Professorin oder welcher Richter einen prüft, geht man auf examensheld.de und kauft sich dort Gedächtnisprotokolle anderer Prüflinge zu der jeweiligen prüfenden Person (gegen die Verpflichtung selbst ein Protokoll abzugeben, sonst zahlt man deutlich mehr). So findet man dann zB heraus, dass Prof XY stets Fragen zur Verfassungsgeschichte o.ä. stellt und so kann man sich entsprechend vorbereiten.
Wo will ich mit den Berichten hin? Beide Varianten finde ich maximal unsinnig und möchte dahingehend Oehrling zustimmen, dass sowohl der Prüfungs- als auch der Erwartungshorizont klar und transparent abgesteckt sein sollten. Multiple Choice bietet sich mMn nur bei ganz bestimmten, "dichotomen" Themen an. Für alles andere sind offene Fragen besser, wobei diese eben nicht komplett frei bewertet werden sollten (Beispiel Jura), als auch nicht komplett fix (da wären wir wieder bei multiple choice). Idealerweise gibt es also einen gestuften, transparenten und nachvollziehbaren Erwartungshorizont, wobei das Erreichen der jeweiligen Stufen dann im Ermessen der Prüfenden liegt. So hat man einen guten Mittelweg.