Beiträge von PBR

    Hallo Matthias,


    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Das hilft mir wirklich sehr bei der Einordung.

    12 ist auf jeden Fall ein Fremdobjekt und erinnert mich spontan an einen Ascus von Helicogonium sp. Wäre interessant, ob sich sowas vermehrt finden lässt, es gibt bei Helicogonium Arten, die im Hymenium anderer Pilze parasitieren, z.B. bei Orbilia. Ist aber nur ein spontaner Hinweis und muss nichts heißen.

    Ich werde die Probe bei Zeit nochmal in die Hand nehmen und genauer nachsehen - und natürlich auch berichten. Es bleibt spannend!


    Viele Grüße

    Peter

    Hallo Martin,


    ich werde es nochmal versuchen. Der Grund warum ich keinen Dünschnitt zeige ist, dass mir dieser noch nicht gelungen ist...

    Zu dem Hof: Ich habe Proben von Lokalisationen mit Hof und ohne. Sie zeigen einen gleichartigen mikroskopischen Befund.


    Wie immer Danke für Deinen Input!


    Peter

    Hallo zusammen,


    ich möchte euch einen Fund vorstellen der mir im Moment Kopfzerbrechen bereitet.


    Auf einer nicht mehr ganz jungen Eiche fand ich gestern reichlich kleine Apothecien von ca. 1 mm Länge und "Kaffebohnen"-artiger Gestalt die mich zunächst an etwas aus dem Kreis Opegrapha denken ließen (erste Überlegung O. atra).

    Die Ap sind unbereift und scheinen manchmal von einem grauen Lager umgeben. Beim schlüsseln (nach WHS) komme ich zu Hysterium pulicare u.A. da das Hymenium nicht oberflächlich blau ist. Bei weiterer Beschäftigung dann zu Hysterium angustatum da die Sporengröße deutlich unter der für H. pulicare beschriebenen liegt. In der Umgebung liegen reichlich Algen, insb. auch Trentepohlia sp. (die hier aber im Moment massiv an den Bäumen "blühen") und auch andere Grünalgen sodass ich einen richtigen Flechtenthallus nicht ausmachen kann. Die Ap. sind aber gut von einem grauen Schleier umgeben.


    Lichens marins - Hysterium angustatum  Alb. & Schw. ex. Mér.

    https://fungi.myspecies.info/all-fungi/hysterium-angustatum


    Soweit so gut, findet sich aber in einer zweiten Probe ein (makroskopisch) etwas deutlicheres Lager mit kleinen schwarzen Punkten die ich erstmal für Pyknidien halten würde, sich für mich aber mikroskopisch nicht so sicher fassen lassen. Die Ap. sind hier auch deutlich kleiner und in der Quetschprobe kommt ein konfuses Bild raus. Hier weiß ich nicht was ich davon halten soll. Zudem hatte ich gesehen, dass Hysterium sp. nur in Kultur anamorphe Formen mit Pyknidien bilden sollen.


    Könnt ihr meine Einordnung zum ersten Teil nachvollziehen oder bin ich auf dem Holzweg und stehe doch vor einer Opegrapha sp?

    Was haltet ihr von der zweiten Probe?


    Vielen Dank schon einmal und viele Grüße

    Peter



    (1A,B,C) Haufenweise kleine schwarze längliche Apothecien in Borkenrissen von Eiche. Teilweise von grauem Schleier umgeben (A), teilweise nicht (B).

    Probe durch das Stereomikroskop (C).




    (2) Querschnitt durch eine Apothecium mit reichlich pigmentierten Sporen und geschlossenem Excipulum. Epihymenium ohne für mich wahrnehmbare Farbe und auch ohne K-Reaktion. Im Randbereich teils reichlich Algen. Wilde mischung aus Trentepohlia sp. und was anderem (Chlorococcus?).


    (3) Weiterer Querschnitt



    (4) Sporen


    (5) Hymenium I+ rot (in Wasser). Epihymenium farblos bis grau.


    (6) Die zweite Probe, Übersicht (A) udn Detial (B).



    (7) Schnitt durch einen kleinen schwarzen Punkt



    (8) Kleiner schwarzer Punkt (DIC, Wasser)


    (9) Kleiner schwarzer Punkt in LCB



    (10-15) Quetschpräparate durch Apothecium 2. Probe (Wasser)


    (11) (Wasser)



    (12) (Wasser)


    (13) (Wasser)


    (14) (in I) fungi.myspecies.info schreibt "one ascospore had dimensions of 45 x 11 µm" ggf. liegt hier auch eine Riesenspore vor.



    (15) (in I)




    (16) Habitat: eine Eiche an der Böschung zum Mittellandkanal in Hannover. Vermehrt im Regenschatten.


    Liebes Forum,


    über social media und das fungi UK forum bin ich auf Psoroglaena stigonemoides aufmerksam geworden. Heute habe ich meinen Kandidaten dazu gefunden. Auf einem Steinpfeiler am Mittellandkanal in Hannover. Etwas regengeschützt an der Seite, Moos überwachsend eine schmutzig grüne Kruste.


    Italic schreibt "certainly not common, but probably also overlooked". Andere schreiben es sei häufig und teil der nitrophtischen Flora.


    Was meint ihr?


    Viele Grüße und eine schöne Zeit zwischen den Jahren

    Peter



    (1) Habitat an der etwas regengeschützten Seite eines Steinpfostens.


    (2) Übersichtsaufnahme meiner Probe mit dichtem grünen Belag auf Moos.


    (3) Detail durchs Steromikroskop. Technische Anmerkung: Stacken von per Hand am Stereomikroskop gemachten Stapeln in Helicon klappt erstaunlich gut.



    (4) Schnitt durch das Moospolster


    (4B) Schnitt durch das Moospolster im Detail


    (5) Mikroskopie. DIC zeigt die Papillen auf den Pilzzellen wunderbar. Auch ohne SEM ;) (Italic: 1 μm high papillae best visible under SEM)


    (6) Perithecium zum Quetschen in Wasser


    (7) Perithecieninhalt


    (8) Überwiegend unreife(?) Sporen


    (9) Einige reife Sporen mit 3-4 transversalen Septen. Nicht mauerförmig.

    Hallo Martin,


    es freut mich, dass Du einen Namen für deine Flechte gefunden hast und das die Bestimmung nicht klappt. Ich glaube manchmal hilft es die Sachen ein paar Tage liegen zu lassen und ggf. mal für ein Forum zusammenzuschreiben. Erst dann bemerkt man die Unstimmigkeiten oder kommt auf neue Ideen - ich habe da auch noch so Kandidaten liegen.


    Interessant finde ich die K Vorbehandlung aus WHS wo doch alle anderen sagen; bloß kein K wenn man was messen will.


    Zu dem Text: Mir geht es genau so, habe ja seit kurzem den WHS und störe mich auch immer wieder an den manchmal recht unübersichtlichen Aufzählungen (ähnlich in die Flechten Mitteleuropas). Dürfens' ein paar Adjektive mehr sein?`


    Viele Grüße

    Peter

    Hallo Peter,


    ich schließe mich den Vorpostern an: Wow! Tolle Bilder und ein tolles Video.

    Und auch ogni volta möchte ich mich anschließen - wie hast Du das gemacht? An Einzelbildern hätte ich ja auf einen Mikroblitz getippt - aber das Video - große Klasse.


    Peter

    Hallo Patrick,


    eine gänzlich unwissenschaftliche Herangehensweise mit "Fahndungsbildpathologie Fahndungsbildmykologie" a.k.a. Google Bildersuche bringt mich zu Pestalotiopsis sp. die auf den Abbildungen auch 3-septierte Sporen mit auf einer Seite verzweigten Geißeln zeigen. (z.B. hier). In wie weit ich jetzt einem Trugschluss aufsitze weiß icht nicht, vielleicht ist diese Morphologie im Pilzreich weiter verbreitet und uncharakterisitsch und ich weiß das bloß nicht.


    Eine Beschreibung zu Pestalotiopsis als LF habe ich hier gefunden (Fig2): Alexander Ye. Khodosovtsev 2016 New species of lichenicolous fungi for Ukraine


    vielleicht ist das ein Ansatzpunkt.


    Gruß aus... nicht ganz so weit im Norden aber auch nicht wirklich aus der Mitte.

    Peter

    Oh schick. In der letzten Zeit habe ich auch wieder einige mit Konidien/Konidiophoren gefunden. Muss wohl das Wetter dafür sein...


    Kennst Du zufällig irgendeinen morphologischen Bestimmungsschlüssel dafür? (nicht das ich darauf eine Diagnose aufbauen würde, aber mal gegen die Sequenzierung halten wäre spannend).


    P

    Hallo Martin,


    danke für Deinen tollen Beitrag. Kann hier keine Erfahrung beisteuern, musste aber an den Artikel denken, den ich neulich in der Übersicht verlinkt habe. Dort wird beschrieben, dass sich insbesondere die Wandverdickung erst nach "stabilisieren" der Sporen verlässlich messen lässt und auch ein vorschlag für ein Protokoll gemacht. Vielleicht hilft das ja weiter.



    Aus Vondrak 2013, Methods for phenotypic evaluation of crustose lichens with emphasis on Teloschistaceae

    Gruß

    Peter

    Eine Empfehlung zu einem Paper auf das ich neulich hingewiesen wurde:

    Jan Vondrak et al. (Chernomorski Botanical Journal, 2013) Methods for phenotypic evaluation of crustose lichens with emphasis on Teloschistaceae.

    https://www.researchgate.net/publication/312024233_Methods_for_phenotypic_evaluation_of_crustose_lichens_with_emphasis_on_Teloschistaceae


    Das Paper beschreibt im Detail was und wie gemessen wird und was unter den Begrifflichkeiten zu verstehen ist.

    Hallo Ingo, Martin


    Vögel klingen auch wahrscheinlich. Es sieht wie systematisch umgedreht aus - manchmal auch nur Moos, jetzt eben auch Peltigera Wucherungen. Auf frischer Tat ertappt habe ich noch niemanden. Auf die Kanickel kam ich nur durch Korrelation. Die sitzen da immer wenn ich Nachts rein muss. Tagsüber ist still. Was in der Vogelzeit am frühen morgen passiert weiß ich nicht.


    Peter

    Jetzt würde mich interessieren ob es an den anderen Stellen auch Kaninchenfraß gibt. Bei uns wuaren die vorkommen auf einmal wild zerpflückt. Immer wider Thalli ausgerissen und verstreut.


    Wir haben nachts Recht viele Kaninchen auf dem Campus - das waren meine ersten verdächtigen auch wenn ich sie nie auf frischer Tat ertappt habe.


    Habt ihr sowas auch gesehen?

    Hallo Martin,


    wir haben auf dem Campus auch ganze Peltigera Rasen. Diesen Sommer/Herbst muss es für sie ideal gewesen sein. Auch kurz und wiederholt geschorener magerer Rasen entlang von Parkplätzen sowie zwischen Rasenpflaster. "Plötzlich" auch überall nachdem ich zunächst im Frühjahr nur einige Lager gefunden habe. Das war letztes Jahr definitive noch nicht da - ich hatte da schon einmal nach Peltigera gesucht aber nichts gefunden.


    Nach meiner Einschätzung alles P. rufescens und wenig eingestreute P. didactyla.


    (1) Größere Einzellager. Teilweise aber auch über m² konfluierende Bereiche


    (2) in feucht


    (3) Teilweise unterschiedlich gefärbt, oliv vs. grau. Beim schlüsseln bin ich aber bei beiden zu P. rufescens gekommen, hatte gehofft auch mal canina zu finden

    Mein Fehler?


    (4) Zwischendrin auch mal P. didactyla


    Gruß

    Peter

    Hallo Marcel,


    Cladonien können echt tolle Formen annehmen - so auch Deine!


    zumindest mit den Schlüsseln die ich gerade zur Hand habe (Wirth und Italic) wird ziemlich schnell die K und P Reaktion abgefragt. Um einen "educated guess" zu machen bin ich nicht firm genug und muss mich auch immer von Anfang an durch arbeiten (bei mir ist doch häufig noch jeder fund ein Erstfund...). Nur Mikromerkmale wirst du bei Cladonien eher nicht brauchen.


    Ich bin gespannt was du raus bekommst!


    Peter

    Hallo Martin,


    danke für Deinen erneuten Einsatz. Zum Schlüsseln bin ich gestern nicht mehr gekommen - ich wollte aus dem Präparat rausholen was geht. Und das hat dann einfach lange gedauert und wenig Hirn übrig gelassen.


    Mit Wirth 1995 komme ich spontan auch da hin, die Schlüssel scheinen sich da nicht groß unterschiedlich - habe jedoch nicht im Detail verglichen. Die Schuppendicke glaube ich mir jetzt bei wachem Geist selber nicht mehr. Auf meinem Bild 14 scheint es mit jetzt doch ein aufgebrochenes Perithecium zu sein. Hier ggf. nochmal nach arbeiten polieren.


    Ich glaube nun langsam auch an Placidium squamulosum, aber ich glaube auch daran, dass die Flechte die Referenzwerte einfach nicht kennt.


    Viele Grüße

    Peter


    PS: ich hatte auch einen gefärbten Schnitt, der lag aber nah am Rand vom Deckglas und das Immersionswasser hat sich immer verzogen und mit dem LCB vermischt... schöne sch...

    Hallo zusammen, wie versprochen:


    In trocknem Zustand würde ich die Flechte als beige bis ocker (etwa wie ein trockner Kaffeefitter) beschreiben.


    Ich komme auf folgende Messwerte:

    Durchmesser der Schüppchen (n=46): 1,8mm (0,96-3,36mm)

    Thallus Dicke (n=3): 204-286 µm

    Rhizohyphen dia (n=6, in KOH 2%): 4,31 µm (3.78-5.08)

    Medullary hyphae dia (n=6, in KOH 2%): 4,33 µm (3,41-5,34 µm)

    Upper cortex cell dia (in KOH 2%): 6,5-17,6 µm

    Lower cortex cell dia (in KOH 2%): 5,3-11,1 µm

    Sporen (n=16, in KOH 2%): 12,5µm (10,9-15,21µm) x 5,3 µm (4,4-6,3 µm)


    Dicke des Cortex mag ich nicht messen, die Schnitte sind nicht gut senkrecht auf der Schuppe.

    Größen passen mir nicht ganz zu P. squamulosum. Ich lasse die Werte hier erstmal so zur Diskussion stehen.

    Morgen ist ein langer Tag und das war mehr Arbeit als gedacht.


    Gruß

    Peter


    (10) Trockner Zustand


    (11) Trocken Detail


    (12) In den Rissen erkennt man gut die Rhizohypen


    (13) Schnitte sind heute besser gelungen


    (14) Thallusdicke, Tiefe mit RH

    (15) Oberer Cortex


    (16) Medulla


    (17) Unterer Cortex

    (18) Rhizohyphae


    (19) Sporen (in KOH)


    (20) Neben den großen Pyknidien Perithecien findet sich dieses (auch andere). Dort kleinere elypt Sporen ohne Binnenzeichnung.

    Zu groß für Konidien lt. Literatur. Unreife Sporen? (10-12µmx6-7µm)


    (21) Unreife Sporen?