Hallo Klaus,
Zitat von Calma
Daraufhin habe ich Google bemüht und Bilder gesucht. Auf fast allen Bildern ist der Hut außen mit Velum Resten überzogen. Bei meinen hat das nicht eineinziger sie sind alle trocken
und ohne Velum Reste. Aber dann habe ich auf einer Tschechischen Seite welche gefunden die genau aussehen wie meine.
- Tja, welcher Pilz weiß schon, wie er im Buch abgebildet wird. Und bei Bildvergleich im Internet ist größte Vorsicht angesagt, da hier nicht selten fehlbestimmte Bilder gezeigt werden. Wenn schon Internet, dann solltest Du darauf achten, wer das Bild eingestellt hat.
- Und was die Velumreste am Hutrand angeht, da kann ich nur feststellen, dass die wie in deinem Fall im Alter (nicht einmal selten) völlig verschwinden können.
Zitat von Calma
Damit steht jetzt 100% fest es ist Hebeloma mesophaeum.
- Das schwäche ich ab, da (solange nicht mikroskopiert wird) ein Restrisiko einer Fehlbestimmung bleibt. Insbesondere dann, wenn es sich um solch eine "plastische" Art handelt, die zu allem Überdruss auch noch einige schwer unterscheidbare Doppelgänger hat.
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Auch ich war zwischenzeitlich aktiv und wollte es genau wissen und bringe nachfolgend noch den bereits angekündigten Beitrag, in dem ich mein Schlüsselergebnis (Hebeloma mesophaeum, Dunkelscheibiger Fälbling) überprüfe. Allerdings nicht durch Bildvergleich sondern indem ich versuche Detailbeschreibungen aus der Literatur mit deinen Bilder/Zusatzinfos zu vergleichen und zu bewerten.
Um für den eiligen Leser das Ergebnis vorwegzunehmen:
===> Es bleibt bei Hebeloma mesophaeum, Dunkelscheibiger Fälbling, wobei ich das Restrisiko einer Fehlbestimmung als sehr gering ansehe.
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Doch jetzt zur Überprüfung/Bewertung:
- Da habe ich ein kleines Problem, da es einige Hebeloma-Arten gibt, die makroskopisch H. mesophaeum (Dunkelscheibiger Fälbling) sehr ähnlich sind. Erschwerend kommt hinzu, dass H. mesophaeum eine sehr plastische Art ist, von der eine Reihe von Varietäten beschrieben wurden. Ich zitiere [3]:
[/quote]
Dieser häufige Fälbling ist charakterisiert durch den braunscheibigen Hut, das Vorhandensein einer ausgeprägten fädigen Cortina, die im jungen Zustand stets feststellbar ist, sowie die elliptischen bis ovalen Sporen von bis zu 10 (11) µm Länge. Verwechslungen wären denkbar mit Hebeloma collariatum mit ebenfalls elliptischen, aber größeren Sporen, sowie Hebeloma candidipes mit mandelförmigen Sporen. Dass H. mesophaeum in seiner äußeren Erscheinung sehr variabel ist zeigt sich auch dadurch, dass eine ganze Reihe von Varietäten beschrieben wurden, die sich hauptsächlich durch unterschiedliche Grösse und Farbe der FK unterscheiden. Es sind dies v. ochraceum Bohus, v. crassipes Vesterh., v. cremeavelatum Bon & Quadr., v. holophaeum (Fr) Rea, v. lacteum Vesterh., v. ochroniveum Quél. und v. strophosum (Fr.) Rea.
[/quote]
Ich versuche einmal eine Bewertung:
H. collariatum
- wächst nach [3] gesellig bis fast büschelig in Auwäldern und Feuchtgebieten bei Salix, Populus und Betula. Hutdurchmesser = 18-30 (50)mm.
- [1] schreibt –žTc (sandige Standorte, Dünen, bisw. mit Populus spec.). Hutdurchmesser 20-50mm.–œ
---> schließe ich aus, da Hutdurchmesser und insbesondere Standort nicht passen.
H. candidipes
- wächst nach [3] meist gesellig in Nadelwäldern bei Picea, an feuchten Stellen, vor allem montan. Selten. Hutdurchmesser 20-40(50) mm. Stiel jung auf ganzer Fläche weiß.
- [1] schreibt –žTc (Laub, selten Nadelbäume, Picea). Hutdurchmesser = 20-40(-50)mm, Stiel auffällig weiß, erst alt an Stielbasis bräunend–œ
- [6] Stiel auffallend blass, feuchter Nadelwald. Nur von der Typuslokalität bekannt.
---> Hier wird die Bewertung schon schwieriger. Ich zitiere [3]:
Zitat
Dieser relativ seltene Fälbling sieht Hebeloma mesophaeum zum Verwechseln ähnlich, ... Außerdem teilt er mit ihm ähnliche Standorte. Unterscheiden kann man die beiden mit Sicherheit nur über die Sporen, ...
---> schließe ich aus, da der Hutdurchmesser doch deutlich kleiner ist als bei deinem Fund
H. strophosum.
- Diese Sippe wird in [1], [2], [7], [8] auf Artrang geführt, während sie in [3] als Varietät erwähnt wird.
- Diese Art hat nach [1] (vergl. Beschreibung im Vorbeitrag) einen mit –žwolligen V.resten behangenen Stiel, Hutdurchmesser = 20-40(-50)mm; Tc (Laub-, selten Nadelbäume, Picea)–œ.
- [7] bringt eine Abbildung auf der die 2wolligen–œ Velumreste am Stiel gut zu erkennen sind und schreibt –žHutdurchmesser 3-4 cm, bei Picea, selten–œ
- Nach [8] ist der Hutdurchmesser 2-3cm.
---> Schließe ich aus, da auch die Hutfarbe nach [5] –ž+-einheitliche tonbräunlich–œ ist und nicht zu deinem Fund passt..
[1] bringt weiter nach Rettich (wenigstens im Bruch) riechende Arten mit (zumindest in der Jugend) stark entwickelten Velumresten, die ich auch ausschließe:
H. remyi ---> Hutdurchmesser 20-40mm, Tc (, bes. Salix, Betula, Populus)
H. nigellum --->Hutdurchmesser 10-20mm, arkto-alpine Zone (Tc (besonders Salix herbacea)
H. bruchetii --->Hutdurchmesser 15-25(-35) mm, arkto-alpine Zone (Tc (besonders salix erbacea)
H. cistophilum ---> Hutdurchmesser 35-50mm, Südeuropa, Tc (Cistus)
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Übrig bleibt nur noch H. mesophaeum (Dunkelscheibiger Helmling):
-Ich ignoriere [3], da hier ein einzelnes Vorkommen –žim Laub-Nadelmischwald auf alter Brandstelle–œ beschrieben wird: Hutdurchmesser = 15-35mm, +- dickfleischig, Lamellen schmal, aufsteigend und schmal am Stiel angewachsen und mit kurzem Zahn herablaufend, ....
---> Nach dieser Beschreibung/Abbildung würde ich auch diese Art ausschließen.
- Da halte ich mich doch lieber an Beschreibungen anderer Autoren (z.B. [1], [4], [5], [8]), die auch im Detail recht gut mit deinem Fund übereinstimmen. Von allen Autoren wird im Gegensatz zu dir der Geschmack als –ž+- bitter, rettichartig–œ beschrieben. Das würde ich nicht überbewerten.
Mein Abschluss-Fazit:
- Ich gehe jetzt davon aus, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Hebeloma mesophaeum (Dunkelscheibiger Fälbling) handelt.
---> Und damit schließt sich der Kreis und mein erster Gedanke (Blindschuss wegen der typischen zweifarbigen Hutoberfläche) war –žgoldrichtig–œ.
Grüße
Gerd
Literatur:
[1] HORAK (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa
[2] MOSER (1983): Die Röhrlinge und Blätterpilze, Kleine Kryptogamenflora Band IIb/2
[3]BREITENBACH/KRÄNZLIN (2000): Pilze der Schweiz Bd. 5
[4]LAUX (2002) Der große Kosmos Pilzführer
[5] BON (1988): Pareys Buch der Pilze
[6] GRÖGER (1985): Beschleierte Fälblinge in der DDR
[7]LANGE (1935): Flora Agaricina Danica (Reprint 1994)
[8] RICKEN (1915): Die Blätterpilze (Agaricaceae) Deitschlands und der angrenzenden Länder, besonders Oesterreichs und der Schweiz