Hallo Gernot,
Zitat von Pete Longhorn
Vorher lasse ich mich ganz ehrlich gesagt nicht auf ein weiteres Rätselraten ein, ob es jetzt ein Boletus edulis ss. str., B. edulis var. quercicola (B. quercicola), B. aestivalis oder B. aereus ist.
, genau deshalb habe ich ja auch festgestellt:
--> ohne Details zur Ökologie und zum Partner ist insbesondere bei einem "jungen Basidiocarp", bei dem sich einige Makro-Merkmale noch nicht so recht herausgearbeitet haben eine Bildbeurteilung eh nur Spekulation. Und was den Partner angeht, da muss man u.U. in der Tat auch Bäume in Betracht ziehen, die weitab stehen.
- Die Entfernung zum Baumpartner ist übrigens Art-/(? Gattungs-) abhängig. Nach [1] kann man bei den Ektomykorrhizen mehrere Explorationstypen unterscheiden: "Compact, Short Distance, Medium-Distance fringe, Medium Distance mat, Long-Distance und Pick-a-Back.
Zitat
Übrigens:
Solange Boletus edulis ss. str. noch nicht in fixe weitere Arten/Varietäten/Formen aufgeteilt ist (und das ist er noch nicht, oder??), sollte man Boletus edulis ss. str. noch andere Mykorhizza-Partner als Fichte zuschreiben.
- Diese Aufteilung ist längst erfolgt [2], [3] und z.Z sogar auf Art-Rang +-anerkannt, auch wenn noch einige Fragen ungeklärt sind.
---> [2] schreibt zur Variabilität von B. edulis aggr. folgendes und bringt dann einen Schlüssel:
Wie eingangs erwähnt, sind zahlreiche Varietäten und nahe verwandte Arten beschrieben worden, auf die bisher zu wenig geachtet wurde. Anhand eines kurzem Schlüssels soll hier ein Überblick über die bekannten arten gegeben werden, ohne daß ihre Berechtigung gewertet werden soll. Die Gruppe der Steinpilze wird derzeit von mehreren Spezialisten unabhängig voneinander bearbeitet (z.B. HAHN, KORHONEN, TAYLOR).
Zitat
- Ob die Aufteilung von Boletus edulis ss. str. nach den Mykorhizza-Partnern geschehen soll, da bin ich ehrlich gesagt dagegen. Denn es gibt auch noch andere Pilze, die bei Laub- und Nadelbäumen wachsen können und bei denen auch keine Aufteilungen vorgenommen werden.
- Mir gefällt das auch nicht. Aber, seit man den ökologischen Ansprüche (inkl. Mykorrhizza-Partner oder Substrat bei Saprobionten) einen hohen Stellenwert einräumt, wurden viele Arten zuerst als aggr. (Sammelart) geführt und später allgemein anerkannt in mehrere Arten aufgeteilt (z.B. Rotfüße, Kahler Krempling, Hallimasch).
- Und so unterschiedliche Mykorrhiza-Partner wie Laub- und Nadelbäume zwingen geradehin dazu, das genauer (Kreuzungsversuche, DNA-Analysen, REM-Aufnahmen) zu untersuchen.
- Ob wir Pilzfreunde derart getrennte Arten dann noch bestimmen können ist unser Pech, mit dem wir uns abfinden müssen.
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Zurück zum Edulis-Komplex:
- G.J. KRIEGLSTEINER kann man sicher nicht (ganz das Gegenteil wurde ihm vielfach unterstellt) zur Spitter-Fraktion zählen.
- Deshalb ist es schon erstaunlich, wenn er [1] folgendes (ich wiederhole mich) festgestellt hat:
Zitat
- Vorbemerkung zum Schlüssel: Die Artabgrenzung in dieser Gruppe geschieht traditionsgemäß vorwiegend nach dem entsprechenden Mykorrhiza-Partner. dieser ist allerdings in der Praxis oft nicht eindeutig ermittelbar. bei auftretenden Problemfällen führt nur ein genauer Vergleich aller Merkmale zusammen mit der Berücksichtigung der Ökologie (meist) zu einem Ergebnis.
- Einleitung zur Sammelart B. edulis (aggr.): Der recht veränderliche Steinpilz wurde in neuerer Zeit in verschiedene Varietäten aufgespalten, die vorrangig anhand abweichender Hutfarben in Korrelation mit verschiedenen Mykorrhiza-Partnern aufgestellt wurden.
- Mykorrhiza-Partner (bezogen auf die B. edulis aggr.) in BW. Möglicherweise sind alle kollektionen, die nicht von Picea stammen, aus der ss. str. Art auszugrenzen
.
---> Jeder der GERMAN kannte, wird vermutlich bestätigen, dass er schon fast davon überzeugt war, dass B. edulis ss. str. eine "reine Picea-Art" ist. Denn sonst hätte er das m.E. so nicht beschrieben.
Grüße
Gerd
Nachtrag Literatur:
[1]AGERER (2007): Diversität der Ektomykorrhizen im unter- und oberirdischen Vergleich: die Explorationstypen, ZMykol 73/1:61-88
[2] KRIEGLSTEINER (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Bd. 2
[3] ENGEL, KRIEGLSTEINER, DERMEK, WATLING (1983): Dickröhrlinge. die Gattung in Europa