Beiträge von Jule
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Hallo ihr Lieben,
wie ihr ja schon am Rande mitbekommen habt, beschäftige ich mich auch mit Flechten. Da man nicht alles bis zur Erschöpfung ausleben kann, Flechten allerdings sehr gute Zeigerorganismen sind und ich ab und an freiberuflich kartiere, habe ich mich ein bisschen in die Rindenflechten eingearbeitet. Alles was man sich genauer anguckt, in Ruhe mit nach Hause nimmt und mit der Literatur versucht nachzuvollziehen prägt sich sowieso besser ein.
Also habe ich in 2012 und 2013 mir das Lindenrondell an unserer Uni vorgenommen und bin dort akribisch um jede Linde geschlichen und habe mir die Flechten angeguckt, neue eingesackt und diese mit der Literatur bestimmt.
Wie ihr ja alle wisst, sind Flechten eine Symbiose aus Algen und Pilzen, weshalb sie auch, zumindest peripher, in dieses Forum gehören. Sie können gut als Zeigerorganismen verwendet werden, da eine Reihe von ihnen ziemlich empfindlich auf das Vorhandensein von Luftschadstoffen reagieren. So kann man, aufgrund des Fehlens oder des überdurchschnittlichen Vorhandenseins einer Flechte auf die Luftqualität des Ortes schließen.
Es gibt eine Reihe an Rindenflechten, die recht gut ansprechbar sind. Aber auch hier ist bald eine Grenze erreicht, wo es ohne Chemie oder Mikroskopie nicht weitergeht.
Ich würde euch in diesem Beitrag gerne ein paar dieser Rindenflechten vorstellen, damit ihr vielleicht eure Flechten in Zukunft ansprechen könnt.
Die meisten hier vorgestellten Arten stammen von frei stehenden Bäumen der Winter-Linde (Tilia cordata). Bayreuth hat eigentlich recht gute Luft, das seht ihr zum Beispiel daran, dass sogar Usneen bei uns vorkommen. Diese sind zwar oft etwas kümmerlich ausgebildet (die Bedingungen sind eben nicht optimal), aber es reicht trotzdem aus. Wenn man Flechten suchen will, muss man eigentlich gar nicht weit gehen, der nächste Baum reicht. Und dort einfach mal in Ruhe die Arten angucken. Man sollte sich Flechten immer im trockenen Zustand angucken, sobald sie feucht sind verändern sie so stark ihre Farbe, dass sie untypisch aussehen und das Ansprechen sehr erschwert werden kann. Linde zählt übrigens zu den Bäumen die von Natur aus eine mäßig saure Borke haben.
Nur kurz zu den Begriffen die ich anwenden werde:
Thallus: Das Lager der Flechte
Apothecien: Die Fruchtkörper, hier meist Scheibenförmig
Sorale: für die vegetative Vermehrung, meist mehlige Aufbrüche des Lagers (Adjektiv: sorediös)
Isidien: auch fürd ie vegetative Vermehrung. Meist stift- oder korallenförmige auf den Lagern
Wuchsweisen: Strauchflechte, Krustenflechte, Blattflechte
Rhizinen: wurzelartige zur Anheftung dienende, meist fädliche Anhängsel (auf der Thallusunterseite)Epiphytische Flechten auf Rinde:
Lindenrondell an der Uni
Flechtengemeinschaft auf Linde
Bryoria fuscescens
Es handelt sich hierbei um eine braune Strauchflechte, welche keinen weißen Zentralstrang in der Mitte der Äste ausbildet (dieser wäre ein typisches Merkmal für die Gattung Usnea). Die Art bevorzugt saure Borke (auch sekundär durch Schadstoffe angesäuert ist i.O.).Buellia punctata
Es handelt sich hierbei um eine sehr häufige Krustenflechten, welche allerdings einen schwer zu unterscheidenen Doppelgänger hat. Die schwarzen Apothecien haben einen schwarzen Eigenrand, der Thallus ist grau.Sie kann am ehesten mit Lecidella eleaochroma verwechselt werden, diese hat allerdings durchsichtige Sporen. Ein Blick ins Mikro verschafft hier also Klarheit.
Evernia prunastri
Dies ist ebenfalls eine sehr häufige Flechte. Sie bildet ein strauchförmiges Lager aus und unterscheidet sich von den ähnlichen Ramalina-Arten (s.u.) durch die unterschiedliche Fräbung der Thallus Ober- und Unterseite. Hier oben mintgrün und unten weißlich. Die Rinde reagiert mit KOH gelb.Hypocenomyces scalaris
Eigentlich auch keine seltene Flechte, die aufgrund ihrer Wuchsform gerne übersehen wird. Das Lager besteht aus vielen kleinen muschelförmig übereinander stehenden Schüppchen. Die Ränder sind sorediös.Hypogymnia physodes
Diese aus der Gattung der Blasenflechten stammende Flechte hat, wie der Name sagt, einen aufgeblasenen hohlen Thallus. Diese Art hat typischerweise Bortensorale. Die Verwechslungsart, siehe darunter, bildet eine andere Form von Soralen aus.Die Unterseite ist braun glänzend.
Die ähnliche Hypogymnia tubulosa hat ebenfalls den für die Gattung typischen hohlen Thallus, aber sie bildet deutliche Kopfsorale aus.
Die Gattung Lecanora ist sehr stark vertreten unter den Flechten, aber auch sehr schwer zu bestimmen.
Lecanora chlarotera: Das Lager ist warzig runzelig, Apothecienrand wulstig.Epihymenium hellbraun, durch Zugabe von KOH löslich (die äußere Schicht, die man auf dem Bild sieht)
Parmelia acetabulum: Gut kenntlich durch ihre dunkelgrüne düstere Färbung. Eigentlich unverwechslbar. Thallusunterseite braun mit einfachen schwarzen Rhizinen.
Parmelia caperata: mintfarbene Blattflechte mit großen Lappen. Unterseite stark runzelig. Es gibt ähnliche Arten. Diese ist aber gut kenntlich durch das fehlen von Pseudocephellen (wie die aussehen, siehe Parmelia sulcata).
Parmelia exasperatula: Lager dicht mit keulig bis spatelförmigen Isidien besetzt, welche hohl sind. Unterseite des Thallus glänzend und hellgrau. Durch diese Merkmale gut kenntlich.
Parmelia saxatilis: Korallenförmig Isidien und eine schwarze Unterseite, die am Rand hellbraun ist. Ansonsten wie bei vielen Parmelien ein grauer Thallus.
Parmelia sulcata: Wohl eine der häufigsten Blattflechten auf Borke. Typisch sind die eckigen Lappenenden und die weißen linienartigen Aufbrüche, die Pseudocephellen genannt werden.
Parmelia tiliacea: Eine recht eindeutige Flechte, die sehr hell ist. Ähnliche Art: P. pastillifera, welche knopfförmige Isidien hat.
Phaeophyscia orbicularis: Auch dass ist eine sehr häufige Blattflechte, die aber auch auf Stein gefunden werden kann. Apothecien werden eher selten ausgebildet. Sie fällt durch die schwarze Färbung und die sorediösen Aufbrüche des Lagers auf.
Paraphysen mit bräunlichen Pigmenten.
Physcia adscendens: Häufige Art, die sehr leicht verwechselt werden kann. Die beiden Arten kann man nur im erwachsenen Stadium gut trennen. Flechte mit helmförmigen Soralen. Verwechslungsart: Ph. tenella: Bortensorale
Physcia tenella: Links asexuelles Stadium, rechts sexuells Stadium (mit Apothecien)
Links asexuelles Stadium (Soredien), rechts sexuells Stadium (mit Apothecien)
[/b]Physcia aipolia: Wieder eine Art, die leicht mit einer anderen (Ph. stellaris) verwechselt werden kann. Diese Art hier zeichnet bereifte Apothecienscheiben, welche Ph. stellaris nicht hat. Außerdem reagiert das Lager mit KOH quietsch gelb.
[b]Physcia stellaris: keine bereiften Apothecienscheiben, Lager mit KOH keine Reaktion (im Bild hier sind durch die Feuchtigkeit nur die Algen hervorgetreten).
Platismatia glauca: Rand der Blattflechte ist wellig, die Unterseite stark glänzend.
Pseudoevernia furfuracea: Strauchflechte die mit zahlreichen Isidien besetzt ist.
Ramalina farinacea: Die Gattung zeichnet sich durch die gleich gefärbte Thallus Ober und Unterseite aus (beides mintgrün). Es handelt sich hierbei um die häufigste Art der Gattung. Die Sorale befinden sich an den Lappenenden. Fund stammt auch nicht von Linde sondern Esche ausm Botanischen Garten.
Ramalina fastigata: Eine sehr seltene Ramalina Art, die wegen ihrer geringen Toxitoleranz gefährdet ist. Typisch sind die großen Apothecien und dass weder Soredien noch Isidien ausgebildet werden. Der Fund ist ausnahmsweis von zu Hause, jaja, die gute Luft der Küste
Strangospora pinicola: Eine leicht zu übersehene Krustenflechte, deren Apothecien auffallend rotbraun und rundlich sind.
Mikroskopisch ist die Art durch ihre sackförmigen Asci mit zig runten hyalinen Sporen sehr leicht kenntlich.
Usnea filipendula: Von den Bartflechten die häufigste. Arten der Gattung sind auf saubere Luft angewiesen. Die meisten kommen deswegen auch in Wäldern abseits der Städte vor. Wie für die Gattung typisch, befindet sich in der Mitte der Äste ein weißer Zentralstrang.
Xanthoria candelaria: Die Gattung Xanthoria ist leicht kenntlich durch ihre blutrote Färbung, wenn sie mit KOH in Kontakt kommt. Es ist eine schmallappige Flechte, die ein feinstrauchiges Lager aufweist.
Xanthoria parietina: Die häufigsten Flechte, ein Ubiquist, kommt überall vor; Lager reagiert mit KOH blutrot.
Uah, ich muss mir selber nochmal antworten, ich kann keine Bilder mehr hochladen
Bis gleich
Jule[hr]
Noch kurz den Rest, wobei kurz ansichtsache ist, der Beitrag hat eindeutig zu lange gedauert.Xanthoria polycarpa: Eine Xanthoria, die fast nur aus Apothecien besteht. Meist werden nur kleine Lager ausgebildet. Die Gattung reagiert mit KOH blutrot.
Die Asci sind sackförmig, die Paraphysen erinnern an den Schwanz einer Ringelnatter
Aber, es wäre ja verwundernswert, wenn es nicht auf Parasiten auf den Flechten gibt. Es gibt vier Arten, die auf Rindenflechten recht häufig zu finden sind, man muss sie nur kennen und drauf achten.
Illosporiopsis christiansenii: Ein sehr auffälliger Pilz auf einer Flechte, welcher vor allem auf der Gattung Physcia und Parmelia vorkommt. Er bildet quietschpinke Polster an lebenden Thalli.
Konidien sind hyalin, wurstförmig und am Ende spiralig eingerollt.
Marchandiomyces aurantiacus: Parasitiert tote Lager von Flechten, hier Physcia tenella. Es gibt in der Gattung noch zwei weitere ähnliche Arten.
Konidien rundlich, 1bis 3 zellig.
Vouauxiella lichenicola: Hatte ich ja im Forum angefragt, ist im Grunde auf allen Gattungen von Flechten recht häufig. Es sind kleine schwarze runde Fruchtkörper auf dem Lager, in welchen sehr kleine Konidien gebildet werden.
Xanthoriicola physciae: Ein Flechtenparasit der auf der Gewöhnlichen Gelbflechte recht häufig gefunden werden kann.
Es handelt sich hierbei um einen Imperfekten Pilz, der auf der Apothecienscheibe der Flechte dunkelbraune Konidienträger mit kleinen, bis einfach septierten Konidien ausbildet.
So, ächz, nun brauch ich Urlaub davon
Ich hoffe der Beitrag regt euch an mal intensiver auf die Flechten an Rinde/Borke zu achten.
Liebe Grüße Julia
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Hallo Björn,
super. Ich hatte den Artikel gelesen und auch die von dir genannte Art in Betracht gezogen, war aber irritiert wegen dem eigentlich "Nadelbewohneneden".
Vielen Dank für die Bestimmung.
Liebe Grüße Julia
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Hallo ihr Lieben,
ich habe am 22.03.2013 in D, Bayern, Oberfranken, s Bayreuth, bei Destuben, Thiergärtner Straße, Panzerteichweg, Mischwald; MTB: 6035/4, Höhe NN: 390m auf liegenden, gefällten Kiefernstämmen (Pinus sylvestris) zwei Pilze gefunden.
Der eine ist Therrya fuckelii, da bin ich mir eigentlich sicher (Sporen 90 - 100 x 4 - 5 µm).
Nun habe ich direkt daneben und auch manchmal dazwischen aber noch einen anderen Pilz gefunden, dessen Konsistenz auch irgendwie gallertig war. Die Konidien haben stellenweise im Alter eine Septe ausgebildet und messen 32 - 40 x 10 - 14 µm. Die Form reicht von leicht bis stark Tropfenförmig. Zur Basis sind sie immer etwas verjüngt.
Was meint ihr, könnte das hier die Anamorphe zu Therrya fuckelii sein?
Liebe Grüße Julia
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Hallo ihr Lieben,
für heute habe ich mir eine recht unscheinbare Pflanze ausgesucht, die allerdings im Frühjahr in vielen Wäldern vorkommt.
Das Moschuskraut (Adoxa moschatellina) war lange die einzige Art in der Familie der Moschuskrautgewächse. Bis nun die Molekularbiologen die Schneeballarten (Viburnum) auch in diese Familie verschoben haben.
Es ist eine Pflanze die wegen ihrer geringen Größe leicht übersehen werden kann. Erschwerend hinzukommt, dass sie grün blüht.Die Menge der Kleinpilze an Moschuskraut ist überschaubar, aber es gibt hier natürlich wie immer häufige aber auch seltene Pilze.
Anfangen möchte ich mit den Vertretern der Rostpilze:
Hier gibt es einen recht verbreiteten der auch kein unauffälliges Befallsbild ausbildet. Es handelt sich hierbei um Puccinia adoxae R. Hedw.
Dieser Rostpilz vollführt keinen Wirtswechsel, er hat seinen Entwicklungszyklus sogar auf die Ausbildung von nur Telien (welche das Überwinterungsstadium der Rostpilze sind) reduziert.Der Befall äußert sich durch oftmals kreisrund angeordnete dunkelbraune Lager, welche recht bald zu stäuben anfangen. Diese können sowohl auf den Blättern als auch Stielen ausgebildet sein. Ganz jung sind die Lager eher pustelförmig, fallen nocht nicht so stark auf:
Im Alter sind die Lager recht groß und stäuben. Am folgenden Bild kann man etwas die Lebensweise der Rostpilze erahnen. Wie man sieht, ist das Wirtsgewebe direkt um das Pilzlager noch grünlich und mit Chlorophyll, während das umliegende Gewebe son gelb verfärbt ist und somit nicht mehr lebensfähig ist. Obilgat phytoparasitische Kleinpilze "wollen" ihren Wirt natürlich so lang wie möglich am Leben erhalten, denn sobald der Wirt eingeht, geht der Pilz auch ein. Deswegen ist das Wirtsgewebe um die Pilze meist noch aktiv, während der Rest schon abgestorben ist.
Mikroskopisch zeigen sich die für die Gattung Puccinia typischen zweizelligen Teliosporen (bei der Gattung Uromyces sind die Teliosporen immer einzellig). Sie haben auf der Spitze eine kleine durchsichtige Papille sitzen.
Es gibt noch 2 Rostpilzarten, welche Aecien auf dem Moschuskraut ausbilden (also kleine becherförmige Sporenlager, siehe Schneeglöckchen). Diese sind allerdings nicht allzu häufig und schwer auseinander zu halten - hier besteht dringender Forschungsbedarf.
Es gibt auf dem Moschuskraut aber auch Vertreter der so genannten "Fungi imperfekti". Es handelt sich hierbei um Deuteromyceten. Bei ihnen fehlt die Teleomorphe oder sie wurde schlichtweg noch nicht entdeckt. Auch wenn es nach neusten Stand der Wissenschaft üblich ist den Namen der Teleomorphe bei diesen Deuteromyceten anzugeben, so werde ich dennoch den Namen der Anamorphe benutzen und in Klammern die vermutete Teleomorphe schreiben (um es etwas deutlicher zu machen).
Ramularia adoxae P. Karst. (Teleom: Mycospaerella sp.) bildet auf etwas vertrocknet wirkenden Blattstellen einen weißlichen Rasen auf der Unterseite aus.
Es gibt auf dem Moschuskraut aber auch mal wieder einen Vertreter der Recht niederen Flagellatenpilze (Chytridiomycota).
Synchytrium anomalum J. Schröt. wird nur sehr sehr selten auf dem Moschuskraut gefunden.
Das Befallsbild sind kleine durchsichtige Gallen, in deren Inhalt man schon die Dauersporen erkennen kann, welche der Pilz ausbildet.Auch hier lohnt sich die Suche nach den Pilzen eher in der Mitte oder gen Ende der Vegetationsperiode der Pflanze. Puccinia adoxae sollte denke ich jeder von euch finden können, wenn er denn das Moschuskraut in seiner Nähe hat und auch erkennt
Liebe Grüße Julia
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Hallo ihr Lieben,
mein Internet war 7 Tage außer Gefecht, deswegen gibt es erst heute wieder einen neuen Beitrag über obligat phytoparasitische Kleinpilze.
Diesmal habe ich mir das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) herausgesucht. Die Pilze die darauf vorkommen, kommen auch auf dem Märzbecher vor. Allerdings möchte ich jetzt am Anfang schon darauf hinweisen, dass Kleinpilze auf Schneeglöckchen und Märzbecher alle sehr selten sind und ich selber auch erst zwei gefunden habe.
Das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) müsste eigentlich jeder von euch kennen. Viele haben es im Garten gepflanzt, es verwildert auch sehr gerne.
Wenn das Schneeglöckchen in Vollblüte ist, ist der Zeitraum für die Suche dieser Kleinpilze auf jedenfall noch zu früh. Am besten fängt man an, sobald diese verblühen. Man sollte sich große Flächen von Schneeglöckchen in Wäldern merken, seltsamerweise tendieren manche Kleinpilze dazu eher verwilderte Bestände als direkt gepflanzte zu befallen. In einem größeren Bestand ist die Chance eines Erfolges sowieso größer
Ich möchte euch hier gerne die beiden Pilze zeigen, die mir bisher auf Schneeglöckchen gelangen. Es handelt sich bei beiden um wirtswechselnde Rostpilze, welche ihre Pyknien und Aecien auf dem Schneeglöckchen ausbilden, und dann auf verschiedene Wirte für die Ausbildung der Uredien und Telien wechseln.
Der erste Rostpilz ist Melampsora galanthi-fragilis Kleb. Während dieser Pilz früher noch ausgesprochen selten war, breitet er sich im moment aus. Man hat eigentlich gute Chancen ihn zu finden, ich selber habe schon 13 Fundorte, verteilt auf Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern.
Der Pilz bildet im Frühjahr auf den Blättern erstmal kleine runde orange Pyknien aus. In diesem Stadium ist der Rostpilz noch nicht ansprechbar, denn die weitere Art die ich gleich vorstelle, beginnt ihre Entwicklung genauso.Die Pyknien produzieren eine zuckrige Substanz (in der die Sporen enthalten sind), um von Insekten verbreitet zu werden. Leider musste ich bei diesem Pilz schon häufiger feststellen, dass Schnecken gerne "rüberraspeln" und dann so gut wie kaum noch was vom Pilz vorhanden ist. Aber Ameisen mögen diese Ausscheidungen der Pyknien zum Beispiel auch sehr gerne.
Nach diesem Stadium werden relativ bald die Aecien gebildet, welche hier ein polsterförmiges Aussehen haben. Sie sitzen unter der Epidermis und brechen mit einem Längsspalt aus dieser hervor. Weil hier eine "Pseudoperidie" fehlt, die dem Lager ein becherförmiges Aussehen gibt, werden solche polsterförmigen Lager auch als Caeoma bezeichnet.
Die Sporen dieser Lager sind orange, rundlich bis oval, feinwarzig und messen 18–“21 x 15–“19 µm.
Im Sommer wechselt der Rostpilz auf verschiedene Weiden, vor allem auf Schmalblättrige aus der Gruppe S. fragilis und S. pentandra um dort seine Entwicklung zu vollenden. Dieser Wirtswechsel ist hier allerdings fakultativ, sprich, er ist nicht zwingend notwendig.
Der zweite Rostpilz ist Puccinia sessilis W.G. Schneid. An sich ist dieser Pilz nicht selten, er befällt eine Reihe an verschiedenen Arten, wie Maiglöckchen, Aronstab, Weißwurz oder wie eben hier das Schneeglöckchen. Aber auf dem Schneeglöckchen ist er eine äußerste Rarität- Dieser Fund ist übrigens das erste mal in Deutschland, dass P. sessilis auf dem Schneeglöckchen gefunden wurde. Bisher ist mir auch kein weiterer Nachweis des Pilzes auf diesem Wirt gelungen.
Dieser Pilz bildet wie die obige Art erst Pyknien aus, auf welche nacher die Ausbildung der Aecien folgt. Diese sind hier allerdings becherförmig, sie haben eine Pseudoperidie.
Die Sporen sind orange, etwas irregulär und messen 18–“21 x 15–“18 µm.
Auch dieser Rostpilz vollführt einen Wirtswechsel. Im Sommer wechselt er auf das Glanzgras (Phalaris arundinacea) um dort seine Entwicklung mit der Ausbildung von Uredien und Telien zu vollenden.
Viel Erfolg bei der Nachsuche!
Liebe Grüße Julia
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Lieber Eike,
auch ich wünsche Dir Alles erdenklich gute in Deinem neuen Lebensjahr. Weiterhin viel Spass mit den Pilzen und viel Erfolg bei Deinen nächsten Vorhaben.
Liebe Grüße Julia
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Hallo Björn,
es ging auch in diesem Posting nicht darum was es ist, sondern ob das im ersten Beitrag später so aussieht oder obs was anderes ist
Aber dann weiß ich Bescheid.
Liebe Grüße Julia
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Hallo,
wieder ich, falls von Interesse:
Bild 1: Das dicke gelbe in der Mitte ist Xanthoria parietina (Gewöhnliche Gelbflechte). Das graue drumherum mit den Haaren an den Lappen ist die Schwielenflechte (Physcia tenella). Und das gelbe "Pulver" ist Caloplaca citrina.
Bild 2: Die einzige "neue" ist graue Lappenflechte im Vordergrund, das ist Parmelia sulcata.
Achja, nicht dass man denkt ich kenne mich bei Flechten auch noch sau gut aus Ich beschäftige mich immer mal wieder mit Rindenflechten.
Liebe Grüße Jule
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Hallo Björn,
ich hab den Stock natürlich mal wieder aus dem Fenster geworfen. Ich hab aber an der Stelle neue gesucht. Beim Absuchen habe ich nun wieder eine braune Anamorphe gefunden, aber diesmal mit stellenweise mauerförmigen Konidien. Das geht von einfach, zu zweifach zu dreifach septiert etc.
(Aber auf einem anderen Ast habe ich den zweizelligen von oben auch wieder gefunden, puh).
Ist nun das neue einfach reifer oder wieder was vollkommen anderes?
Ich habe eine Paintzeichnung angehangen, Bilder geht grad net, bin mit der Kamera noch am Mikroskop.
Liebe Grüße Julia
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Hallo Björn,
vielen Dank! Also kann man doch ab und an was zur Anamorphe sagen
Liebe Grüße Jule
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Hallo ihr Lieben
ich glaub ich hab mir schon wieder eine Anamorphe gekrallt. Aber die Konidien sind recht groß und braun....
Gefunden am 15.03.2013 hier in Bayreuth direkt am Wohnheim Frankengut in der Hecke, auf einem abgestorbenem Schlehenästchen (Prunus spinosa). Das hing so halb im Geäst.
Die Fruchtkörper liegen jung unter der Rinde und beulen diese aus. Später brechen sie hervor. Sie liegen aber immer tiefer als die Rindenreste, welche sie als Kranz umgeben.
Die Konidien (wenn es denn welche sind) messen 10 - 11 x 4 -5 µm. Sie sind braun, einfach septiert und Stäbchenförmig. Scheinbar werden sie von Konidienträgern abgeschnürt, Asci fand ich keine.Ist das mal wieder eine Pilz wo man keine Bestimmung machen kann? Kann man Anamorphen von Kernpilzen überhaupt ansprechen? Sonst spar ich mir in Zukunft das mikroskopieren von diesen und werf die Äste gleich wieder aus dem Fenster.
Liebe Grüße Julia
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Hallo,
falls es gewünscht ist:
Flechtenbild 1 und 2 zeigen Lecanora muralis, Flechtenbild 3 zeigt Phaeophyscia orbicularis und Flechtenbild 4 ebenfalls und in der Mitte Xanthoria parietina (Gewöhnliche Gelbflechte).
Schöne Bilder
Liebe Grüße Julia
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Hallo,
erstmal vielen Dank
Worauf ich erstmal hinweisen möchte: Das Gebiet der obligat parasitischen kleinpilze ist so riesig, dass ich mich auf Gruppen spezialisiert habe und "Coelomyceten" nur ganz ganz selten bearbeite.
Anhand dieses einen Blattfleckes auf den von dir genannten Pilz zu schließen halte ich für ganz schön gewagt....Ich wär mir da nicht so sicher. Oftmals hab ich bei solch roten Flecken auch schon keine Sporen gefundne, die also andere Ursachen haben müssen.
Liebe Grüße Julia
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Hallo ihr Lieben,
für heute habe ich mir die Gattung Goldsterne, auch Gelbstern (Gagea) genannt, herausgesucht.
Die Anzahl der Pilze ist hier nicht allzugroß, aber dafür ist die Bestimmung ohne Mikroskop so gut wie nie möglich, weil sie sich im Befallsbild schlichtweg zu ähnlich sehen.
Der wohl bekannteste Goldstern ist der Wald-Goldstern (Gagea lutea). Seine recht breiten Blätter haben eine weiße Kapuzenspitze und die Blütenblätter sind meist stumpf. Die gesamte Pflanze ist kahl.
Die Gattung Gagea ist kein leichtes Feld, weder was die Bestimmung der Art noch des Parasiten angeht. Ähnlich dem Wald-Goldstern ist der Wiesen-Goldstern (Gagea pratensis). Seine Bestimmung ist kritisch, Sicherheit gibt eigentlich nur die Anzahl der Zwiebeln und Nebenzwiebeln. Meine bisherigen Erfahrungen erlauben mir mittlerweile allerdings die Art recht sicher anzusprechen. Sie ist eher bläulichgrün gefärbt, hat meist an der Basis der Blätter irgendwo schöne Rottöne ausgebildet und schmalere Blütenblätter. Aber vorsicht: Auch der Goldstern kann Varietäten ausbilden, die alles andere als leicht bestimmbar sind, weil die Pflanzen dann zum Beispiel auch blaugrün ausgebildet sind (var. glauca).
Ein weiterer häufigerer Goldstern in Mittel und Süddeutschland ist der Acker-Goldstern (Gagea villosa). Er hat einen behaarten Blütenstiel, spitze Blütenblätter und diese sind an der Spitze behaart.
Die Verwechslungsart, die allerdings viel seltener ist, ist der Böhmische Goldstern (Gagea bohemica). Hier sind die Blütenblätter allerdings stumpf. Weiterhin ist das ein sehr früh blühender Goldstern, der zur Zeit der anderen schon quasi verblüht ist.
Und zum Schluss noch eine Art, die eher in Norddeutschland verbreitet ist. Weil ich ja von dort komme, stelle ich sie mit vor. Es ist der Scheiden-Goldstern (Gagea spathacea). Er ist kahl, hat stumpfe Blütenblätter, ein scheidig den Stängel umfassendes Hochblatt und vor allem sehr schmale röhrige Grundblätter.
Es gibt 3 Kleinpilze, die auf dieser Gattung zerstreut gefunden werden und auch bei gezielter Nachsuche belegt werden können (es gibt noch mehr, die sind allerdings so selten, dass ich sie auch noch nie gesehen habe, kann ja nur Beiträge aus meiner Erfahrung basteln).
2 Rostpilze parasitieren auf der Gattung Gagea. Der häufigste, welcher auf den Namen Uromyces gageae Beck hört, kommt quasi auf den ganzen kahlen Goldsternen vor, am häufigsten auf dem Wald-Goldstern gefunden, von dem diese Befallsbilder auch stammen. Es werden nur Telien ausgebildet, welche blasig auf den Blättern sitzen und jung von der Epidermis umgeben sind und so bleiern durchscheinen. Im Alter reißen diese mit einem Längsriss auf und geben das Sporenpulver frei.
Der zweite mögliche Rostpilz, Uromyces acutatus Fuckel, kommt auf den behaarten Vertretern vor, hier auf dem Acker-Goldstern abgebildet. Das Befallsbild ist im Grunde das gleiche wie bei der vorherigen Art, im Mikroskop zeigen sich dann Unterschiede. Ein weiteres Problem: Die Rostpilz können dem Brandpilz, welcher auf Gagea vorkommt, täuschend ähnlich sehen. Auch ich werde immer wieder gefoppt, wenn ich makroskopisch eine Bestimmung vage und unterm Mikroskop erlebe ich dann mein blaues Wunder.
Der Brandpilz, welcher auf fast allen Arten der Gattung Goldstern vorkommt nennt sich Vankya ornithogali (J.C. Schmidt & Kunze) Ershad. Auch er bildet an den Blättern Schwielen aus, welche jung von der Epidermis bedeckt sind, bleigrau durchscheinen und im Alter aufreißen und das dunkle Sporenpulver (meist etwas olivfarben) freigeben. Gerne sitzen die Lager an den Blattspitzen der Pflanzen.
Viel Erfolg bei der Nachsuche! Ich würde mich auch anbieten, dass ihr mir solch echte obligat parasitische Pilze zuschicken könnt. Über die Verbreitung der Arten ist ja immer noch nicht soooo viel bekannt.
Liebe Grüße Julia
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Hallo Björn,
also ich hab recht viele Präperate gemacht und leider keine Teleomorphe auf den beiden Ästchen gefunden.
Irgendwann werd ich bestimmt auch mal fündig An einem anderen Ast dann halt.
Wie gesagt, ich hab ein Händchen für Anamorphen. Ich erkenne das unterm Bino dann zwar, aber manchmal guck ich mir die dennoch an, um zu schaun, welch Konidienvielfalt diese haben.
Das mit dem Begriff versuch ich mir mal zu merken
Liebe Grüße Julia
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Hallo ihr Lieben,
als ich am 12.02.2013 mal eine kurze Runde durch den Botanischen Garten hier in Bayreuth gemacht habe, habe ich ein paar Ästchen von Weiden mitgenommen.
Ich fand insgesamt 3 Pilze, von denen 2 wohl eine Anamorphe sind. Ich stelle sich trotzdem ein, ich weiß nicht, ob eine Bestimmung von Anamorphen möglich ist. Bei den obligat phytoparasitischen Kleinpilzen geht das ja.
Ich hab versucht mit Ellis & Ellis eine Bestimmung hinzubekommen, aber bei den Weiden habe ich schlichtweg nichts passendes gefunden. Wer kann und mag mir helfen?
1. Fund - Anamorphe:
Die Fruchtkörper wuchsen auf einem Ästchen der Sal-Weide (Salix caprea), welches noch am Baum hing, wohl aber schon abgestorben war. Das Stroma sitzt unter der Rinde, die Pyknien sind zu mehreren (bis zu 8) aggregiert und dunkelrötlichbraun gefärbt. Sie sind nicht größer als 1mm im Durchmesser. Im Schnitt sieht man weiße Masse, welche durch die Konidien und Konidienträger verursacht wird. Die Konidienträger sind 68 - 82 µm lang und schnüren die fast stäbchenförmigen, hyalinen, 4 - 5 x 1 µm großen Konidien ab.Vielleicht die Anamorphe von Cryptodiaporthe salicella?
2. Fund - Anamorphe:
Die Fruchtkörper wuchsen auf einem Ästchen der Sal-Weide (Salix caprea), welches noch am Baum hing, wohl aber schon abgestorben war. Das Stroma sitzt unter der Rinde, bricht kaum hervor. Pyknien sind keine zu erkennen. Im Schnitt ist nur graue Masse zu erkennen, die flächig ausbildet ist (bis 2mm groß). Konidienträger scheinen keine vorhanden zu sein, die Konidien liegen dicht an dicht im Querschnitt. Die Konidien sind hyalin, im Alter einfach septiert, oval und an beiden Enden etwas zugespitzt. Sie messen 13 - 16 x 4-5 µm.3. Fund:
Die Fruchtkörper wuchsen auf einem Ästchen der Kriech-Weide (Salix repens), welches an der Basis von abgestorbenen Teilen des Strauches zu finden war. Die Pyknien sind klein (unter 1mm) und rundlich. Im Querschnitt war keine Masse zu erkenne, umso erstaunter war ich richtige Asci und Sporen zu finden. Die Asci sind 65 - 88 µm groß, der Inhalt der Asci reagiert im vorderen Teil rot, aber sonst sind sie Jod negativ. Die Sporen haben eine interessante Form, sind einfach septiert und weisen 4 Öltropfen auf (2 große, 2 kleinere). In der Mitte sind die Sporen eingeschnürt, zu den Enden zugespitzt. Sie messen 20 - 21 x 4 - 5 µm.Liebe Grüße Julia
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Auch ich wünsche Dir Alles Gute zum Geburtstag
LG Julia
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Lieber Björn,
ja, das weiß ich von dir
Die Pilze die du nun nennst sind aber keine obligat phytoparasitischen Pilze mehr, denn sie brauchen kein lebendes Pflanzengewebe für ihre Entwicklung. Trotzdem ist der Übergang von parasitische zu saporphytisch bei den Kleinpilzen oft ausgebildet und es ist auch schwer alle Pilze in je eine dieser Lebensweisen einzuordnen.
Ich werde auf jedenfall mal nach den beiden von dir genannten Arten Ausschau halten. Sobald allerdings so richtig meine Kleinpilzsaison losgeht wird das schwierig, da diese Gruppe mein Spezialgebiet nur "peripher tangiert"
Liebe Grüße Julia
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Hallo,
die blaue Blume ist Scilla bifolia - der Zweiblättrige Blaustern.
Liebe Grüße Julia
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Hallo ihr Lieben,
nun wird es ein bisschen komplizierter. Auf dem Waldmeister (Galium odoratum) können mehrere Pilz vorkommen, die aber auch allgemein auf der Gattung Labkraut (Galium) wachsen, deswegen habe ich mir für diesen Beitrag die Gattung Galium mit ihren Kleinpilzen ausgesucht.
Zu Anfang kurz die Wirte, auf denen Kleinpilze im Beitrag vorgestellt werden. Die Gattung Galium ist nicht klein, oftmals ist ihre Bestimmung auch nicht leicht.
Das wohl bekannteste ist das Kletten-Labkraut (Galium aparine), welches eigentlich überall wächst, es mag vor allem stickstoffreichen Boden und seine Früchte "kletten".
In den Wäldern wird es bald wieder gut riechen, wenn der Waldmeister (Galium odoratum) zu blühen beginnt. Auch diese Art ist eigentlich unverwechselbar.
Auf den Wiesen und an Wegrändern wachsen im Sommer weiße Labkraut-Arten, welche man bequem (wenn man nicht gerade in Sümpfen, Mooren oder an Bachrändern unterwegs ist) in die Artengruppe Galium mollugo (Wiesen-Labkräuter) einordnen kann.
Ein ebenfalls häufiges Labkraut und zudem noch leicht kenntnlich ist das gelbblütige Echte Labkraut (Galium verum). Es blüht relativ spät, kann eigentlich nur mit seinem frühblühenden Verwandten Wirtgens-Labkraut (Galium wirtgenii) verwechselt werden.
Zwischen dem Wiesen-Labkraut und dem Echten Labkraut gibt es übrigens einen sehr häufigen Bastard (Galium x pomeranicum), den man mit ein bisschen Übung gut erkennen kann. Er fällt vor allem durch seine intermediäre Blütenfärbung (hellgelb) auf. Auf dem Bild von links nach rechts: Wiesen-Labkraut, Bastard-Labkraut, Echtes Labkraut.
Ich möchte hier auch das seltene Blaugrüne Labkraut (Galium glaucum) zeigen, welches selten ist, aber einen spezifischen Rostpilz, siehe unten, hat. Wie der Name schon sagt, fällt dieses Labkraut vor allem durch seine blaugrüne Blattfärbung auf.
In den Alpen gibt es natürlich auch eine Menge an weiteren Labkrautarten, hier möchte ich nur kurz das häufigste, das Ungleichblättrige Labkraut (Galium anisophyllon) erwähnen. Es ist nicht immer leicht als dieses anzusprechen, zeichnet sich aber durch die unterschiedlich geformten Blätter aus.
Nachdem nun die wichtigsten Wirt geklärt sind, möchte ich auf eine Auswahl an häufigen und seltenen Kleinpilzen auf der Gattung Labkraut (Galium) eingehen:
Ich starte mit der Gruppe der Falschen Mehltaue (Oomycota), welche, wie schon mal erwähnt, im eigentlichen Sinne ja nicht zu den Pilzen (wegen fehlendem Chitin) gehören. Hier gibt es 3 verschiedene Arten. Das Befallsbild ist eigentlich immer das gleiche: Zwischen normalen Pflanzen stehen immer wieder vergeilte, hellgrün gefärbte Individuen, welche auf der Blattunterseite einen grauen dichten Rasen ausbilden.
Auf dem Waldmeister ist Peronospora calotheca Fuckel spezifisch.
Das Kletten-Labkraut hat mit Peronospora aparines (de Bary) Gäum. ebenfalls einen spezischen Falschen Mehltau, der nicht selten ist.
Auf allen anderen Labkraut Arten kommt, natürlich in jeweils unterschiedlicher Häufigkeit, Peronospora galii Fuckel vor, wobei der Hauptwirt das hier gezeigte Wiesen-Labkraut ist.
Mit den Flagellatenpilzen (Chytridiomycota), welche ja zu den niederen Pilzen gehören, hat das Labkraut auch gallverursachende Pilze. Synchytrium galii Rytz bildet kleine gelbe Warzen an allen Teilen der Pflanze. Diese infizierten Pflanzen sind meist bis zur Unkenntlichkeit verformt. Allgemein ist der Pilz selten. Diese Fund stammt vom Ungleichblättrigen Labkraut aus den Alpen.
Die Gruppe der Ascomycota ist mit zwei Vertretern der Echten Mehltaupilze (Erysiphales) ebenfalls auf diesem Wirt vertreten. Die Gruppe kann sowohl Anamorphen (Oidium) als auch Teleomorphen (Chasmothecien) ausbilden.
Die beiden Pilze können allerdings nur mikroskopisch unterschieden werden. Ein Merkmal ist zum Beispiel, dass Neoërysiphe galii (S. Blumer) U. Braun, hier auf dem Kletten Labkraut, erst nach der Überwinterung im Sommer des darauffolgenden Jahres Sporen in seinen Schläuchen bildet.
Die andere Art ist Golovinomyces riedlianus (Speer) Heluta, hier auf dem Wiesen-Labkraut.
Es gibt allerdings auch noch einen weiteren Vertreter der Ascomycota auf dieser Gattung, welcher im klassischen Sinn kleine Becher ausbildet, die aus der Epidermis der Pflanze hervorbrechen. Am häufigsten wird dieser Ascomycet, Leptotrochila verrucosa (Wallr.) Schüepp, gerade auf dem Kletten-Labkraut gefunden. Besonders eigenen sich die jungen Pflänzchen die im moment zu finden sind. Einfach mal hier und da welche ausrupfen, die gelbliche Blätter habe und umdrehen. Vielleicht ist der Pilz ja drunter.
Nun zu der Gruppe der Ständerpilze (Basidiomycota).
Es gibt einen einzigen Brandpilz auf der Gattung Galium, welcher allerdings nur zerstreut gefunden werden kann. Am häufigsten (siehe Bild) dient das Wiesen-Labkraut als Wirt. Die befallenen Pflanzen sind vergeilt, gelbgrün gefärbt und weisen an den Knoten schwarze Ansammlungen von Sporenmasse auf. Der Pilz hört auf den Namen Melanotaenium endogenum (Unger) de Bary.
Was die Gruppe der Rostpilze angeht, so wird das auf der Gattung Galium nun etwas kompliziert, es sind auch nicht wenige die darauf wachsen.
Zuerst einmal möchte ich auf die Arten hinweisen, die wirtsspezifisch sind:
Auf dem Waldmeister gibt es eine spezifische Rostpilzart, Puccinia asperulae-odoratae Wurth. Er vollführt seinen kompletten Entwicklungszyklus auf dem Wirt. Die Blätter weisen oberseits gelbe Punkte auf, unterseits becherförmige Aezien, oder punktförmige zimtbraune Uredien, oder dunkelbraune Telien.
Puccinia coaetanea Bubák kommt spezifisch auf dem Blaugrünen Labkraut vor, und ist wie sein Wirt nur selten zu finden. Auch dieser Pilz bildet alle vier Sporenstadien auf diesem Wirt aus und vollführt keinen Wechsel. Auf dem Bild sind die zimtbraunen Uredien und Reste von Bechern der Aezien zu sehen.
Und nun zu den restlichen Rostpilzen. Die folgenden 3 Rostpilzarten können alle auf dem Wiesen-Labkraut gefunden werden, sind aber auch auf den anderen Galium-Arten möglich.
Die wohl häufigste Rostpilzart ist Puccinia punctata Link. Das Befallsbild ist auffällig, wie der Namen schon sagt sind auf den Blattunterseiten kleine runde Lager ausgebildet. Am häufigsten findet man die zimtbraunen Uredien. Nur selten werden auch Aezien oder Telien ausgebildet.
Dieser Pilz wird nach den unterschiedlichen Wirten und Sporengrößen noch in 4 forma specialis unterschieden.Ein weiterer Rostpilz ist Puccinia galii-verni Ces., welcher nur Telien ausbildet. Diese Lager sind meist etwas polsterförmig hervorgewölbt und verursachen gerne an verschiedenen Pflanzenregionen kleine Schwielen. Hier ist ebenfalls wieder das Wiesen-Labkraut als Wirt abgebildet.
Zum Schluss noch ein recht auffälliger Rostpilz, welcher vom Befallsbild der anderen Arten abweicht. Er hört auf den Namen Thekopsora guttata (J. Schröt.) Syd. & P. Syd.. Die Uredien sind hier orange und pustelartig ausgebildet. Sie liegen lange unter die Epidermis, bis sie sich mit einem Porus öffnen und die Sporenmasse austritt. Das Befallsbild zeige ich hier am Echten Labkraut.
Trotz des Beitrage, wodurch die Bestimmung der Kleinpilze vielleicht leichter rüberkommt möchte ich betonen, dass für die Bestimmung der obligat parasitischen Kleinpilze die Wirtskenntnis sehr sehr wichtig ist. Weiterhin muss man sehr oft mikroskopieren, weil oftmals die Wirtsspektren der unterschiedlichen Arten noch gar nicht vollständig erforscht sind.
Ich hoffe trotzdem, dass der ein oder andere in diesem Jahr vielleicht mal auf diese Welt der Kleinpilze achtet.
Liebe Grüße Julia
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Hallo ihr Lieben,
für heute morgen habe ich mir den Lerchensporn (Corydalis) als Wirtspflanze ausgesucht, welche ebenfalls zu den Frühjahrsblühern zählt.
Es gibt in Deutschland mehrere Arten der Gattung Corydalis, zu den 3 häufigsten zählen, die folgenden 3, von häufig zu zerstreut sortiert:
Der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) ist in den Wäldern nicht selten anzutreffen. Er zeichnet sich durch seine ganzrandigen Hochblätter aus.Der Gefingerte Lerchensporn (Corydalis solida) ist schon seltener und hat seinen Namen durch die gefingerten Hochblätter, die ihn von den anderen Arten leicht unterscheiden.
Der Mittlere Lerchensporn (Corydalis intermedia) kommt zerstreut vor, er wird meist gar nicht erkannt. Er blüht etwas früher als seine Verwandten und ist kleiner und zierlicher. Er hat wie der Hohle Lerchensporn ganzrandige Hochblätter, hat aber wenn man ein bisschen Erde zur Seite buddelt ein bleiches Niederblatt an der Basis des Stängels. Er hat auch weniger Blüten.
Nun zu einigen obligat phytoparasitischen Kleinpilzen, die auf dieser Gattung vorkommen können.
Aus der Gruppe der Rostpilze gibt es nur eine einzige Art, die auf verschiedenen Arten dieser Gattung mit jeweils unterschiedlichen Häufigkeiten vorkommt. Hauptwirt ist der Hohle Lerchensporn. Melampsora magnusiana G.H. Wagner ex Kleb. ist ein wirtswechselnder Rostpilz, der im Frühjahr mit Pyknien und Aezien (Sporenstadien) den Lerchensporn befällt. Auf den Bildern kann man die polsterförmigen Aezien sehen. Im Sommer wechselt er auf die Gattung Pappel (Populus) um dort mit der Ausbildung von Uredien und Telien (Sporenstadien) seine Entwicklung zu vollenden.
Auf Corydalis cava
Auf Corydalis intermedia
Aus der Gruppe der Brandpilze gibt es mal wieder einen eher unauffälligen Vertreter der hellen Brände. Am häufigsten ist er wieder auf dem Hohlen Lerchensporn, trotzdem ist der Pilz selten. Es handelt sich um Entyloma corydalis de Bary. Man muss diesen allerdings immer mikroskopieren, weil es eine ähnliche weitere Brandpilzart gibt (E. urocystoides).
Das Befallsbild sind kleine weiße Flecken, welche im Durchlicht dunkel sind.Falsche Mehltaue befallen ebenfalls die Gattung Lerchensporn. Hier gibt es zum einen Peronospora corydalis-intermediae Gäum. welcher spezifisch auf dem Mittleren Lerchensporn vorkommt. Die befallenen Pflanzen weisen hellgrüne leicht vergeilte Blätter auf, deren Rand nach unten gekrümmt ist.
Auch der Hohle Lerchensporn hat eine spezifische Falsche Mehltau Art, die nur auf diesem Wirt vorkommt: Peronospora bulbocapni Beck.
Sie ist nicht selten und die befallenen Pflanzen stechen in einem gesundern Bestand heraus. Wie man auf dem Übersichtsbild sehen kann, sind infizierte Pflanzen etwas größer und hellgrün gefärbt. Blattunterseits ist ein dichter gräulicher Pilzrasen ausgebildet.Diese ganzen Pilz sucht man übrigens nicht, wenn die Pflanzen just ihre Vegetationsperiode beginnen. Am besten wenn sie in vollblühte sind und vielleicht auch schon etwas am Abblühen.
Liebe Grüße Julia
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Hallo,
die Echte Schlüsselblume hat nicht so ein schwaches gelb. Das ist die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior).
Liebe Grüße Julia
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Hallo Björn,
ok, deswegen. Ich dachte schon ich hätte schlecht präpariert. In mehrere Präperaten waren unmengen Öltropfen. Hatte es schon auf mein Quetschen geschoben.
Aber: Den Stock hab ich leider nicht mehr. Macht aber nix, dann bleibt das unbestimmt ich hab aber für die Zukunft wieder was dazu gelernt
Liebe Grüße Julia
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Hallo ihr Lieben,
ich habe am 08.02.2013 in D, Bayern, Oberfranken, sö Bayreuth, Oberthiergarten, westlich Bahnstrecke, Kiefernforst, Wegrand; MTB: 6035/4, Höhe NN: ca. 405m auf einem liegenden Laubholzast (vll Eiche) einen mir unbekannten Pyrenomyceten gefunden.
Die Perithecien sind schwarz und liegen gruppenweise auf einem braunen Stroma. Dieses ist in die Rinde eingesenkt und durchbricht diese.
Die Sporen sind hyalin, elliptisch und mit vielen Tröpfchen. Im Alter scheint eine Septe ausgebildet zu werden? Sie messen 15 - 20 x 3 - 4 µm und sind leicht gebogen.
Die Asci sind Jod negativ, messen 70 - 76 x 9 - 10 µm.Ist es vielleicht eine Diaporthe?
Liebe Grüße Jule