Beiträge von Jürgen

    Zitat von Pete Longhorn

    der Kontrast zwischen dem blauenden und dem orangen Teil des Fleisches ist bei ihm nicht so stark wie bei X. armeniacus.


    Hallo Gernot,


    da verwechselst du was. Boletus regius hat im ganzen Fruchtkörper rein zitronengelbes Fleisch. Es ist nirgends orange und blaut auch in aller Regel nicht.


    Eher schon könnte man robusten X. armeniacus für Boletus fuscoroseus (= pseudoregius/speciosus) halten, der auch rosaroten Hut haben kann und im Hut im Anschnitt ähnlich blaut. Freilich hat dieser ein immer ein feines Stielnetz auf ganzer Länge (X. armeniacus nur gelegentlich grobmaschig an der Stielspitze) und kein orangenes, sondern blass rosafarbenes Fleisch in der Stielbasis.


    Grüße, Jürgen

    Zitat von PowderBär

    Ebenfalls nochmal danke für den Rotkappenbefund


    Tut mir leid, aber das ist nicht richtig. Auch der kleine mit den schwarzen Stielschuppen ist ein Birkenpilz (L. scabrum). Eine Birkenrotkappe (L. versipelle) hätte in diesem Stadium dunkelgraue, fast schwärzliche Poren. Zudem müsste sie sich im Schnitt schwärzlich verfärben. Du hast zwar jetzt keinen Längsschnitt gepostet, aber ich bin mir sicher, dass dieser Kamerad dies nicht tut.


    Gruß, Jürgen

    Zitat von Pete Longhorn

    Den Birkenpilz erkennt man am im Schnitt nicht(!) verfärbenden Fleisch.


    Das ist nicht zutreffend, auch wenn es in älteren Büchern so steht. Leccinum scabrum kann im Schnitt durchaus rötlich verfärben, vor allem im Übergangbereich vom Hut zum Stiel (Intensität ist von Standort und Witterung abhängig).


    PowderBär: Das sieht nach altem L. scabrum aus. Kannst du was zum Fundort sagen? Ging das in Richtung Garten, Anlage oder Waldrand?

    Ich kenne Frau Lüders Buch nicht, deswegen kann ich nicht beurteilen, ob sie die Art richtig abbildet. Fehlbestimmungen sind aber leider auch in gängigen Pilzbüchern verbreitet.

    Zitat von Andreas78

    Auch wenn es wohl der Aprikosenfarbener Filzröhrling - Xerocomus armeniacus sein sollte


    Andreas, es ehrt dich, dass du nicht gleich alles für bare Münze nimmst - aber in diesem Fall ist der Konjunktiv unnötig. Das IST er. :cool:

    Die ganze Gruppe ist ja auch schwierig und es ist wirklich mühsam, sich zurechtzufinden. Im Grunde geht es - zumal bei Ferndiagnosen - nur mit einiger Felderfahrung UND aktuellem taxonomischem Wissensstand.

    Für ferrugineus sind die Röhren zu stark grünlich und im Verhältnis zur Hutfleischdicke auch etwas zu lang. Wenn man auf Bild 1 genau hinsieht, erkennt man auch, dass die Huthaut fein felderig-rissig ist. Der Pilz gehört in die Rotfüßchengruppe, wegen des blassen, weißlichen Hutfleisches allem Anschein nach zu Xerocomus cisalpinus, einem kürzlich beschriebenen Doppelgänger von X. chrysenteron. Dazu passt auch die weitgehend gelbe Stielgrundfarbe und das Vorkommen am Waldrand bei Eichen. Die Art blaut im Stiel normalerweise stärker, aber es kommen gelegentlich auch solche schwach blauenden Exemplare vor.


    Vergleich:
    xeroc_cisalpinus.jpg
    (die Hutfarbe ist variabel!)

    Das dürfte X. rubellus sein, aber bei roten Filzröhrlingen, zumal älteren Semestern/Einzelfunden, ist es stets ratsam, die Bestimmung mikroskopisch (Sporen, Huthaut) abzusichern.


    Gruß, Jürgen

    Ich habe das auch gegen Marone abgewogen.
    - Für mein Dafürhalten passt die Röhrenfarbe besser zu ferrugineus (müsste bei badius blasser sein oder schon etwas ins grünlichgelbe spielen, aber nicht ins goldgelbe).
    - Auf Bild 1 ist mir die Huthaut eine Tick zu oliv angehaucht für badius, was aber wiederum gut zu ferrugineus passt.
    - Ich erkenne nirgends, vor allem im Schnittbild, eine Blauverfärbung. X. badius muss zwar nicht immer wahrnehmbar blauen, bei X. ferrugineus ist die fehlende Verfärbung aber die Regel.
    - das weißliche, schwach bräunlich durchzogene Fleisch scheint mir auch typisch für ferrugineus
    - die faserige Stieloberfläche scheint mir auch eher zu ferrugineus zu passen


    Leider ist nicht erkennbar, ob der Pilz ein gelbes Basalmyzel hatte.


    Man kann aber speziell bei Bild 2 durchaus auch an eine Marone denken.

    Wie schon richtig bemerkt, ist der Jungpilz definitiv eine Espenrotkappe (Leccinum aurantiacum), und ich sehe keinen Grund, wieso der alte nicht auch hierher gehören sollte.


    Grüße, Jürgen

    Hallo,


    nein, das ist sicherlich eine Eigenverfärbung des Stielfleisches. Das Exemplar ist mit dem dunkelbraungrauen, gescheckten Hut und dem grobnetzig-flockigen Stiel auch sonst typischer variicolor. Und wenn du schreibst, dass du ihn zusammen mit Maronen und Fichtenreizkern im Korb hattest, dürftest du ihn wohl an einer bodensauren (feuchten?) Stelle gefunden haben. Dort ist variicolor auch eher zu erwarten als scabrum, nach dem man eher in Parks, Anlagen, Gärten etc. Ausschau halten sollte.


    Gruß, Jürgen

    apfelkiste: Ja, das sollte X. rubellus sein, auch wegen das typischen Standorts im Park unter Linde. X. armeniacus kann allerdings sehr ähnlich aussehen, doch passt hier die Fleischfarbe nicht. Die Art ist auch kein typischer Parkpilz. Mit dem Mikroskop lassen sich beide gut auseinanderhalten.


    @Pete Longhorn: Wer sagt/schreibt das, dass X. ripariellus keine gute Art ist, und mit welcher Begründung?


    @Gelbfieber: Die rubellus-Karte aus dem Krieglsteiner-Atlas, die du hier - unter Beachtung des Urheberrechts? - postest, ist für X. rubellus im heutigen Sinne kaum aussagekräftig. Wenn du die begleitende Artenliste im Atlas liest, wirst du feststellen, dass rubellus als Sammelart verstanden wird. Insbesondere sind auch alle Fundpunkte von X. pruinatus mit in diese Karte gerutscht, einer häufigen Art, die völlig andere ökolog. Ansprüche stellt und demzufolge auch in anderen Gebieten vorkommt.

    Das dürfte Xerocomus pruinatus sein, vor allem wegen des satt gelben Fleisches in Verbindung mit Angaben zur Ökologie des Fundorts. Die arttypische langsame Blaugrünverfärbung im Stiel kann bei alten, angeschimmelten Exemplaren auch schon mal ausbleiben.

    Hallo Gernot,
    da hat sich der Thomas dankenswerterweise die Zeit genommen, das Ganze nochmal aufzudröseln. Diese Pilzgruppe ist halt schwierig und noch nicht restlos und befriedigend geklärt. Bilder und Beschreibungen in einem Forum müssen deshalb umso aussagekräftiger sein, um überhaupt zu zuverlässigen Einschätzungen (ich sage bewusst nicht: Bestimmungen) zu kommen. Bei den hier gezeigten Bildern waren halt ein paar wesentliche Merkmale nicht erkennbar. Die bis vor nicht allzulanger Zeit auch bei den "Lehrern" in der Filzröhrlingsgruppe praktizierte, vereinfachende Bestimmungsmethode "man weiß nicht genau was es ist, dann wird's wohl chrysenteron sein" gehört der Vergangenheit an. Der Buchempfehlung Ladurner/Simonini kann ich mich da nur anschließen.
    Gruß, Jürgen

    Hallo Gernot,


    du versuchst, den hier vorgelegten Pilz nachDähncke bzw. Engel einzuordnen und hältst dich zu sehr an den dortigen Beschreibungen fest. Das wird dich in diesem Fall nicht zum richtigen Ergebnis führen, weil das dortige Artkonzept, gerade von ferrugineus (lanatus kann man vergessen) überholt ist. Auch die chrysenteron-Gruppe stellt sich deutlich anders dar; du gehst auch hier von einem überholten Artverständnis aus. Mehr sage ich da jetzt nicht dazu, du kannst dir im Pilzepilze-Forum ja mal die entsprechenden Threads raussuchen.


    Grüße, Jürgen


    Vergleichsbilder:
    p28cal Boletaceae Xerocomus1.htm
    micologia.net
    Nahuby.sk - Fotografia - suchohríb červenohnedý Boletus ferrugineus Schaeff.

    Zitat von Pete Longhorn

    ich fände nichts, was gegen Xerocomus chrysenteron spräche


    Ich schon. Nach meinem Dafürhalten ist das entweder die Ziegenlippe oder der Braune Filzröhrling (Xerocomus ferrugineus).


    Gegen chrysenteron und Verwandte spricht vor allem die Fleischfarbe im Stiel. Die müsste bei chrysenteron an der Stelle unterhalb der Stielmitte deutlich weinrot sein - weiter oben deutlich gelb. Hier ist die Fleischfarbe aber irgendwie cremebräunlich, was eher zur Ziegenlippengruppe passt.


    Auch die längsrippige Stielbekleidung passt nicht, ebensowenig die Röhrenfarbe (zu warm gelb). Andere Arten aus der chrysenteron-Gruppe müssten auf Anschnitt im Stiel blauen - tut der hier aber nicht, was wiederum typisch für ferrugineus ist. Die Ziegenlippe blaut zwar, aber i.d.R. nicht in der unteren Stielhälfte, käme also auch in Frage.


    Gegen die Ziegenlippe spricht aber die nicht deutlich gelbe Stielspitze und die nicht leuchtend gelbe Porenfarbe (die Unterbelichtung des Fotos schon in Rechnung gestellt). Es scheint mir eher auf X. ferrugineus hinauszulaufen.


    Bei Röhrlingsfragen bitte immer Längsschnittbilder kompletter Pilze posten, weil es sehr stark auf das Verfärbungsmuster des Fleisches ankommt (bei Filzröhrling etwa 1/4 Stunde warten). Auch sollte auf jeden Fall die Stielbasis von außen erkennbar sein (bei ferrugineus mit gelben Myzelfäden).


    Wo gefunden? Im Buchen- bzw. Fichtenwald auf saurem Boden (würde ich mal vermuten) oder in wärmerem Eichenmischwald?


    Grüße, Jürgen

    Zitat von Thomas

    Bei Bulliard könnte sehr wohl der Eichen-Filzröhrling dargestellt sein, es könnte aber tatsächlich auch eine andere Art aus dem chrysenteron-rubellus-Komplex sein


    Hallo Thomas,


    nach dem heutigen Kenntnisstand ist das zu verneinen. Wenn man Bulliards Tafel nämlich genau ausdeutet, können alle anderen in Frage kommenden Sippen ausgeschlossen werden:
    - moravicus, ferrugineus (Hutfleisch nicht blauend)
    - subtomentosus (Poren viel leuchtender gelb)
    - chrysenteron (Hutfleisch nicht blauend, andere Hut- und Stielfarben)
    - cisalpinus (Hut schon jung rissig, Stiel zur Basis rotflockig, Hutfleisch blasser u. i.d.R. nicht blauend)
    - pruinatus (andere Farben/Habitus, v.a.Stiel kräftiger gelb)
    - porosporus (andere Hut- und Stielfarben)
    - ripariellus (andere Stielfarben: oben gelb, zur Basis rot)
    - armeniacus (kräftigerer Habitus, Hutfarbe heller, mehr orange)
    - rubellus (Hut jung satt rot)


    (Es sind die jeweils typischen Aspekte der Arten zugrunde gelegt)


    Es bleibt nur die fragliche Art übrig, deren recht häufiger, schlanker "Wiesen-Aspekt" sehr treffend dargestellt ist: rötlichbrauner, glatter, bisweilen rissiger Hut, trübgelbe Poren, hellgelber, von der Spitze her rötlich längsstreifiger Stiel, Basis gelb, ausspitzend, Hutfleisch hellgelb, mäßig blauend).


    Ich halte Bulliards communis-Tafel - für das späte 18. Jh. - nicht für "exceedingly poor" und auch nicht für siginifikant schlechter als seine anderen, von Fries sanktionierten (vgl. z. B. scaber, aurantiacus). Dass der karottenrote Anschitt bei Bulliard nicht dargestellt ist (bei Engels "quercinus" in der Erstbeschreibung 1989 übrigens auch nicht vermerkt!), ist allenfalls bedauerlich, doch ist die Art als solche dennoch kenntlich. Martins Tafel zeigt dieses Merkmal zwar, aber die Qualität seiner Darstellung (z. T. völlig atypische Monstrositäten) ist ansonsten durchaus fragwürdig. Letztlich ist es Geschmackssache, ob man Bulliards oder Martins Tafel für aussagekräftiger hält. Weil das aber nomenklatorisch irrelevant ist, hat der ältere Name Priorität und Bulliards Tafel als Typus zu gelten.


    Das Epithet communis ist auch kein nomen dubium, denn es wurde in der Vergangenheit nicht über einen längeren Zeitraum für eine andere Art verwendet (nur sporadisch wurden die - damals noch als Sammelarten verstandenen - subtomentosus und chrysenteron damit belegt), spätestens seit der 2. Hälfte des 20. Jh. aber gar nicht mehr. Der Name ist somit auch formal "frei" für die fragliche, bis dahin unerkannte Art.


    Es ist bedauerlich, dass Watling erst jetzt (2004/05) mit der Martinschen Neukombination ankommt. Er hätte Zeit und Gelegenheit genug gehabt, seinen Standpunkt in die europaweite Nomenklaturdiskussion einzubringen, denn dass declivitatum als Name in Frage kommt, war schon länger bekannt (nicht erst durch ihn). Evtl. war seine primäre Motivation, Martins Namen aus formalen Gründen auf Artrang zu heben (und dann freilich seinen eigenen Namen mit zu verewigen). Dennoch ist es ein Alleingang, der dort wieder Verunsicherung schafft, wo sie mit guten Argumenten und breitem Konsens ausgeräumt war, und der Stabilisierung der Nomenklatur einen Bärendienst erweist. Ich für meinen Teil werde bis auf Weiteres am Namen communis festhalten.


    Viele Grüße, Jürgen