Beiträge von Jürgen

    Hallo,


    nachdem ich heute wieder beide Arten in der Hand hatte (auch X. chrysenteron darf im Spätherbst wachsen), möchte ich meine Meinung nochmal bekräftigen.


    Und sorry, ich wollte hier keine Verwirrung stiften. Man lernt immer auch selbst dazu, jeder geht schließlich mit seinen eigenen fünf Sinnen und Erfahrungswerten durch die Natur.


    Grüße, Jürgen

    Hallo,


    man darf sich durch die dunkle Hutfarbe und den robusten Habitus nicht voreilig zu X. pruinatus verleiten lassen. Es fehlen die purpurbräunlichen Farbnuancen, auch die so typische weinrote Subkutis, die normalerweise am Hutrand sichtbar ist. Der Stiel zeigt nicht einmal an der Spitze das für jungen pruinatus charakteristische lebhafte Zitronengelb, sondern auf fast ganzer Länge feine rhabarberrote Flöckchen. Das alles macht doch einen jungen X. chrysenteron sehr wahrscheinlich.


    Grüße, Jürgen

    Hallo kso,


    prüfe doch am Standort mal nach, ob dort auch Pappeln stehen. Dann kämen noch Blässlinge weiterer Arten infrage, etwa von L. duriusculum oder leucopodium.


    Interessant wären auch ein paar floristische Angaben zur Fundregion (MTB, Meereshöhe, Topografie, Bodenverhältnisse).


    Grüße, Jürgen

    Hallo Pablo,


    Xerocomus scheidet jedenfalls aus. An den Bruchstellen sieht man deutlich, dass die einzelnen Röhren intakt bleiben. Die Röhrenwände sind also vom Boletus-Typ: ein ausgeprägtes Mediostratum bewirkt diese Reißfestigkeit.


    Grüße, Jürgen

    .

    Hallo zusammen,


    Das Exemplar links hatte 13 cm Hutbreite und brachte 150 g (!) auf die Waage. Auf die kulinarische Verwendung in einem Pfefferröhrlingsrisotto (in Ermangelung ausreichend ergiebigen Boletus-edulis-Beifangs) wurde dennoch verzichtet...<X


    Grüße Jürgen

    Hallo zusammen,


    in Neuseeland ist es gelungen, B. [cf.] sphaerocephalus in Kultur zu bringen, siehe hier. Ich hätte von der Art Exsikkatmaterial. Seht jemand eine Restchance für einen erfolgreichen Nachahmungsversuch oder muss man davon ausgehen, dass die Sporen nach dem Trocknen nicht mehr keimfähig sind?


    Grüße, Jürgen

    Hallo Felli,


    ich würde das Teil, trotz der Rosatöne, auch für B. fechtneri halten. Verräterisch sind die dunkler eingewachsenen braunen Huthautfasern auf heller grauem Untergrund, die man am Hutrand im ersten Bild rechts unten deutlich erkennt. Das schließt m. E., neben anderen Merkmalen, mögliche andere Kandidaten wie B. fuscoroseus, C. kluzakii oder einen gelbporigen legaliae aus.


    Freilich wäre in komplettes Schnittbild hilfreich gewesen. Das kann man zur Not auch am stehenden Pilz absäbeln, wenn man den Fruchtkörper aus Artenschutzgründen nicht komplett entnehmen will.


    Zu den Sporen: Engel (1978) gibt an: "mit Melzers Reagens kaum dunkler". Auch in anderer Literatur (z. B. Munoz, Lannoy & Estades, Großpilze BW) wird die Jodreaktion für fechtneri als negativ oder "subnul" angegeben.


    Grüße, Jürgen

    du hattest da wohl den Erstnachweis für Deutschland vor der Kamera gehabt...

    Hallo zusammen,


    vorsorglich noch der Hinweis, dass laut Šutara & Špinar (2006:39) auch "a form of B. radicans with a partly reddish pileus exists, but is very rare". Nicht jeder rosahütige Bitterschwamm, also auch der hier gezeigte, muss also zwangsläufig C. kluzakii sein.


    Wichtig wäre, wie von Christoph weiter oben angemerkt, bei solchen Funden vor allem ein Schnittbild, das - wie bei Werners Fund - die Farbe der Subkutis als entscheidendes Unterscheidungsmerkmal sichtbar macht. Das fehlt hier leider, kann aber doch hoffentlich nachgeholt werden, vielleicht sogar noch in der laufenden Saison.


    Viele Grüße, Jürgen

    Hallo,


    von vielen Rotporern wurden ja xanthoide (gelbporige) Formen beschrieben. Deswegen würde ich hier zunächst auch von einem gelbporigen Suillellus, vermutlich luridus, ausgehen; das satte Goldgelb ist, wenn die Farben in der Natur tatsächlich auch so intensiv waren, allerdings schon ungewöhnlich.


    Schaden kann es wohl nicht, den Beleg genauer zu untersuchen und ggf. auch sequenzieren zu lassen. Ich würde hier aber anderen den Vortritt lassen.


    Viele Grüße, Jürgen

    Hallo Hinkel,


    die Art befindet sich aktuell in den Gebieten östlich der Elbe in einem dynamischen Ausbreitungsprozess. Deswegen wäre es sehr interessant, Genaueres über den Fundort zu erfahren, also z. B. in welcher Region in Brandenburg Du sie gefunden hast.


    Vielen Dank schon mal!


    Jürgen

    Hallo Christoph,


    vielen Dank für die ausführliche Einschätzung. Das Taxon ist sicher wert, weiter beobachtet zu werden. Wir werden ja sehen, ob es auf Artrang Bestand haben wird.


    Zu C. calopus. Interessant wäre es, Kollektionen aus dem montanen Fichtenwald mit solchen aus dem thermophilen Buchenwald (soc. B. aereus, Bu. regius, fechtneri, S. queletii) genetisch zu vergleichen (siehe auch Assyov, die ersten beiden Fotos). Selber werde ich mich hier aber nicht (mehr) in Unkosten stürzen und auch kein Belegmaterial (mehr) herausgeben.


    Viele Grüße, Jürgen

    Hallo Christoph,


    nach meinem laienhaften Verständnis erfordert die Beschreibung einer neuen Art primär eine hinreichende Abgrenzung von anderen Individuen, die bereits beschrieben worden sind. Um dies zu gewährleisten, wäre eine Sequenzierung der Typuskollektion von Boletus kluzakii schon im Rahmen der Erstbeschreibung 2006 methodisch leistbar - und wünschenswert - gewesen. Immerhin hatten Hibbett und Binder im selben Jahr ihre Phylogenie der Boletales vorgestellt.


    Das Einzige, was ich in Genbank finden konnte, ist die schon erwähnte Sequenzierung von 2015 durch Zhao et al., die sich jedenfalls nicht in jenem phylogenetischen Baum niederschlägt, den sie 2017 für die Gattung Caloboletus publiziert haben.


    Diese rote Pigmentschicht ist übrigens auch bei Butyriboletus-Arten zu beobachten. Ich habe eine Aufsammlung von B. fuscoroseus, bei der diese rote Linie im Längsschnitt nicht unmittelbar unter der Huthaut, sondern quer durch das Hutfleisch, etwa mittig zwischen Huthaut und Röhrenboden, verläuft.


    Viele Grüße, Jürgen

    Hallo zusammen,


    schöne Fotos! Die Problematik erinnert etwas an die Bewertung der Bataille-Linie bei Suillellus luridus bzw. mendax.


    Christoph: Man hätte das Taxon ja nicht gleich als Art beschreiben müssen, sondern hätte - gerade wenn es an molekularbiologischer Evidenz mangelt - es zunächst bei Varietäts- oder Formenrang belassen können. Freilich lässt sich mit einer species nova mehr mykologische Publicity erzielen...


    Pilat & Dermek haben vor Jahrzehnten einmal versucht, einen Boletus pachypus mit roter Ringzone am Stiel und abweichender Amylon-Reaktion von radicans abzutrennen. Darüber ist inzwischen auch wieder mykologisches Gras gewachsen.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Christoph,


    wie früher schon einmal in diesem Forum bemerkt, taucht die Art bemerkenswerterweise nicht in der phylogenetischen Studie zur Gattung Caloboletus von Zhao et al. (2014), insbesondere auch nicht in den dort publizierten Cladogrammen und Schlüsseln auf, obwohl die Autoren die Erstbeschreibung von Sutara & Spinar (2006) im Literaturverzeichnis aufführen und authentisches Material dieser acht Jahre zuvor publizierten Art doch wohl verfügbar gewesen sein müsste.


    Auch im Cladogramm bei Zhang, Li, Gelardi & Zhong 2017 in Phytotaxa 309(2): Fig. 1 sucht man C. kluzakii als Taxon vergeblich. Dabei wurde C. kluzakii ebenfalls 2017 (immerhin elf Jahre nach der Erstbeschreibung) sequenziert.


    Auf mich wirkt das nach wie vor recht merkwürdig. Ist die Trennung von C. radicans denn mittlerweile molekularbiologisch abgesichert und wurde das irgendwo publiziert?


    Meine Skepsis rührt ferner auch daher, dass

    - man z. B. auch bei Rubroboletus satanas Fruchtkörper mit rosa Hutfarben bzw. roter Subkutis beobachten kann

    - eine weitere rosahütige "Lucni-Art", Boletus spinarii Hlavacek, sich inzwischen DNA-analytisch als bloße Farbform von Rubroboletus legaliae herausgestellt hat.


    Viele Grüße, Jürgen

    Hallo Pablo,


    nun ja, die obere Spore ist deutlich längsgestreift, das Medium drumherum aber auch...


    Ist also ein Artefakt. Da waren wohl Schlieren auf dem Deckglas.


    Grüße, Jürgen

    Hallo,


    nach meinem Dafürhalten gehören alle gezeigten Rotfuß-Fotos zu X. chrysenteron ss. str. und zeigen auch gut die Variationsbreite dieser Art in den verschiedenen Wuchsstadien.


    Mit Hinblick auf Huthautbeschaffenheit, Stielfarben, Fleischfarben und -verfärbung tue ich mir hier mit X. pruinatus sehr schwer. Hinzu kommt das für pruinatus untypische Wachstum im Hochsommer, selbst wenn man einwenden möchte, dass ja Ladurner & Simonini habituell ähnliche "Sommerkollektionen" von pruinatus publik gemacht haben.


    Grüße, Jürgen