Beiträge von Jürgen

    Hallo,


    ich stimme mit beli überein, dass wir es hier wohl durchweg mit cisalpinus zu tun haben, der uns einfach mal seine Kaltwetterform präsentieren will. Zu cisalpinus passt auch die Standortangabe: "Auf einer Wiese gefunden. In der Umgebung gab es eine Lärche, eine Eiche und andere Laubbäume."


    Sicherlich können verschiedene Xerocomellus- und Hortiboletus-Arten kunterbunt durcheinander wachsen. Ich kann mich aber nicht entsinnen, pruinatus schon in solch einem Habitat wie oben geschildert angetroffen zu haben. Umgekehrt können cisalpinus oder porosporus durchaus, wenn auch selten, in Fichtenwäldern auftreten, die auf potenziellen Eichen-Hainbuchenwald-Standorten auf nicht zu trockenen Böden angepflanzt wurden.


    Grüße, Jürgen

    Ab und an habe ich schon vermeintliche Königsröhrlinge mit einer ganz leichten Blauverfärbung im Schnitt gefunden.

    Hallo Pliezi,


    das kann durchaus der Echte Königsröhrling gewesen sein, auch wenn das Blauen bei dieser Art eher Ausnahme- als Regelfall ist. Es gibt aber dann immer noch genügend andere Merkmale, um den Echten vom Falschen Königsröhrling zu trennen.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Stefan,


    mich stören vor allem die Hutfarben, besonders des Jungpilzes: von pink, altrosa Farben keine Spur; die Fleischfarbe und -verfärbung, die Stielfarben...


    Das einzige, was hier ernsthaft an fuscoroseus denken lassen könnte, ist der Umstand, dass das Blauen im Hutfleisch nicht auf den unmittelbaren Bereich über dem Röhrenansatz beschränkt ist. Doch das, was auf den Bildern zu sehen ist, liegt alles deutlich im Rahmen des bei appendiculatus nicht nur Möglichen, sondern Üblichen.


    Christoph: Eine mikroskopische Absicherung würde ich hier nicht für zwingend erforderlich halten. Allerdings bin ich - aus ergonomischen Gründen - grundsätzlich mikroskopierfaul, das gebe ich offen zu.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Stefan,


    mich stören vor allem die Hutfarben, besonders des Jungpilzes - von pink, altrosa Farben keine Spur - , die Fleischfarbe und -verfärbung, die Stielfarben...


    Das einzige, was hier ernsthaft an fuscoroseus denken lassen könnte, ist der Umstand, dass das Blauen im Hutfleisch nicht auf den unmittelbaren Bereich über dem Röhrenansatz beschränkt ist. Doch das, was auf den Bildern zu sehen ist, liegt alles deutlich im Rahmen des bei appendiculatus nicht nur Möglichen, sondern Üblichen.


    Christoph: Eine mikroskopische Absicherung würde ich hier nicht für zwingend erforderlich halten. Allerdings bin ich - aus ergonomischen Gründen - grundsätzlich mikroskopierfaul, das gebe ich offen zu.


    Grüße, Jürgen

    Hallo zusammen,


    genau. Hier geht es um den gezeigten Pilz. Und da würde ich zuallererst einmal einwenden, dass wir es hier nach Lage der Dinge mit Butyriboletus appendiculatus zu tun haben, jedenfalls nicht mit fuscoroseus oder anderen verwandten Arten.


    Bitte auf keinen Fall die hier gezeigten Fotos ins Artporträt von B. fuscoroseus ziehen!


    Es ist übrigens nicht ungewöhnlich, dass beide Arten in Standortgemeinschaft auftreten. Hat man also einmal B. fuscoroseus gefunden, heißt das nicht zwangsläufig, dass alles, was späterhin auf diesem Fleckchen oder in der Nähe wächst und ähnlich aussieht, auch zu dieser Art gehört.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Beli,


    diese Exemplare sind zwar arg lädiert, aber sie sehen mir doch nach radicans und nicht nach fechtneri aus, gerade wenn man die ziemlich blasse Fleischfarbe (bei fechtneri kräftiger gelb), das massig-klobige Hutfleisch und die ziemlich verkahlte, stellenweise aber fein olivlich areolierte Huthaut beurteilt. Das aber mit etwas Vorbehalt - man weiß nicht genau, inwieweit her hier pathologisch bedingte Merkmalsveränderungen mitspielen.


    Grüße, Jürgen

    für mich wäre das halt erstmal Boletus radicans.

    Hallo Oehrling,


    das wundert mich jetzt aber doch ein wenig. In deinem ersten Post in diesem Thread am Freitag um 22.59 Uhr hattest Du - richtigerweise, wie ich meine - doch selbst fechtneri vorgeschlagen. Was hat dich denn dazu veranlasst, Deiner ersten Eingebung untreu zu werden?


    Grüße, Jürgen

    Hallo,


    ich zitiere einfach mal aus der meiner Ansicht nach besten, weil auf intensiver Naturbeobachtung gegründeten Beschreibung des Sommer-Röhrlings durch Kallenbach von 1936 (Röhrlinge, S. 140, als B. aestivalis, Hervorhebungen als Sperrung im Originaltext):


    Hut "zuerst auffallend silbergrau-weißlich, ganz blaß, ähnlich wie bei Boletus satanas (...), spielt dann etwas nach lederbräunlichgrau, blaß gelblichgrau, auch fahl rötlich-bräunlich (...) Druckstellen werden +/- rötlich bis bräunlich, zuweilen auch schon frisch (...); die braunrötliche bis rötliche Färbung von Druck-* und Kratzstellen zeigt sich oft erst beim Liegen (...); unter Lupe ganz fein wirr-seidenhaarig.eingewachsen faserig, trotzdem aber geglättet, zuweilen sogar etwas glänzend"

    * Sogar die Druckstellen durch das Einwickelpapier färben sich oft auffallend purpurbräunlich.


    Die Übereinstimmung mit dem, was Beli abbildet und beschreibt, ist doch recht frappierend...


    Natürlich darf man sich fragen, ob Kallenbach evtl. den heute als B. fuscoroseus bekannten Pilz hier vermengt hat ("auch fahl rötlich-bräunlich"). Ich meine aber, dass er tatsächlich die Variationsbreite innerhalb einer Sippe, nämlich des heutigen B. fechtneri erfasst hat. Selbst die sehr verführerische Notiz "zuweilen auch schon frisch, z.B. durch den Druck aufsitzender Blätter stellenweise zart-rosa überduftet" kann ich, aufgrund eigener Beobachtungen, durchaus mit fechtneri in Einklang bringen.


    Grüße Jürgen

    Hallo Christoph,


    ich muss Dir hier leider widersprechen.


    Ich halte makroskopisch die auf Bild 11 deutlich erkennbaren eingewachsenen dunkleren Huthautfaserchen auf silbergrauem Grund für ausschlaggebend. Diesen Aspekt kenne ich so von fuscoroseus, gerade auch in diesem relativ jungen Stadium, nicht, es ist überhaupt das beste Unterscheidungsmerkmal beider Arten im Feld.


    Der Fruchtkörper ist auch mit diesen rötlichbraunen (aber nicht wirklich altrosa oder kirschroten) Hutpartien (echte Druckstellen, nicht etwa eine durch Wischen freigelegte Subkutis) gar nicht mal einigermaßen untypisch für fechtneri. Insofern muss ich Oehrling vorbehaltlos beipflichten, wenn er hier zu dieser Art tendiert.


    Es muss einem beim Abgleich mit Internetfotos, teilweise auch in einschlägiger Literatur, bewusst sein, dass hier auch jede Menge falsch bestimmte Fotos herumgeistern.


    Grüße, Jürgen


    P.S.: Bei roseogriseus ist das Ausmaß des Blauens, ebenso wie bei fechtneri, durchaus variabel und kann sich auch schon mal über die gesamte Schnittfläche des Hutfleischs erstrecken.

    Hallo Karl,


    ich teile Pablos Skepsis und würde mich sogar noch dezidierter festlegen, dass zumindest das obere der beiden "depilatus"-Fotos tatsächlich, und für mich ziemlich klar, Hortiboletus bubalinus zeigt (oder engelii, der makroskopisch schwer zu unterscheiden ist).


    Und weil Du die Exemplare auf dem zweiten, unteren Bild als konspezifisch mit dem oberen erachtest, werden sie wohl auch zu bubalinus agg. gehören, der jung tatsächlich so "strongly wrinkled" (Zitat GELARDI 2008/9: S. 13) aussehen kann (habe ich selbst schon so gefunden). Solche Exemplare werden, wenn sie dunkler sind, übrigens gerne auch für X. pruinatus gehalten. Für H. engelii gilt übrigens Ähnliches.


    Ich gebe aber zu, die Ähnlichkeit mit depilatus, was den "gehämmerten" Aspekt der Hutoberfläche des großen Pilzes auf dem unteren Bild betrifft, ist durchaus frappierend. Mir scheint aber, wenn man die Begleitvegetation als Maßstab heranzieht, dass die Fruchtkörper eher die üblichen (kleineren) Hortiboletus-Dimensionen haben.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Oehrling,

    Was passt denn für diesen außer dem fehlenden Rosa nicht?

    eine so tief tintenblaue Fleischverfärbung in der Stielbasis, insbesondere auch in der Rinde, ist bei Rubroboletus rhodoxanthus noch weniger vorstellbar als bei R. legaliae (bei diesem gibt es immer wieder mal ganz junge Fruchtkörper, die im Schnitt fast komplett blauen). Das hier gezeigte Schnittbild ist jedoch hochcharakteristisch für alle (Jung-)Pilze der Gattung Imperator.


    knapp 100 m in südöstlicher Richtung, auf der rechten Randseite des Haupt-Rundweges

    Knapp 50 m in nordöstlicher Richtung ist auch noch eine... :)


    Grüße, Jürgen


    P.S.: Vergleichskollektion aus Frankreich und eine ähnlich gelagerte Diskussion.

    Hallo Steinpils,


    na dann herzlichen Glückwunsch: Du hast in der Tat beide Raritäten beisammen, denn der zweite Fund ist nun ganz eindeutig legaliae.


    Diese Situation, dass Imperator rhodopurpureus und Rubroboletus legaliae sich buchstäblich unter ein und der selben Eiche auf die Füße treten, während beide Arten ansonsten in weitem Umkreis völlig fehlen, kenne ich auch aus eigener Anschauung. Ich überlege gerade, ob ich nicht sogar Deine Fundstelle kenne... :)


    Eine ähnliche Tendenz zur Vergesellschaftung ist übrigens auch bei ihren beiden Schwestersippen Imperator torosus und Rubroboletus rubrosanguineus festzustellen. Es sollen beim Auftreten einer der beiden Arten schon Wetten auf das nachfolgende Erscheinen der jeweils anderen abgeschlossen worden sein.


    Grüße, Jürgen

    Hallo zusammen,


    ich meine schon, dass Schupfnudels Ansatz hier der zielführende ist, nämlich dass wir es hier mit einem Imperator zu tun haben (vermutlich rhodopurpureus).

    Was hier ganz massiv gegen legaliae spricht, ist nicht nur das Gesamtbild der Fleischverfärbung, sondern v.a. der Umstand, dass das Stielfleisch besonders intensiv zur Stielbasis hin blaut. Bei legaliae ist es aber gerade dieser Bereich, der kaum bzw. gar nicht blau verfärbt (oft sogar recht scharf vom darüber verfärbenden Fleisch abgesetzt).


    Ich jedenfalls würde hier das "Nichtblauen" der - durchaus "schmutzig" wirkenden Huthaut - nicht als Ausschlusskriterium (über-)bewerten. Man sollte bedenken, dass z.B. Hutoberflächen, die Regen abbekommen haben, nicht mehr annähernd so druckempfindlich sind wie im frischen Zustand, die übrigen, vor Witterung geschützten Teile des Fruchtkörpers aber durchaus stark und intensiv blauen.


    Gruß, Jürgen

    Hallo Norbert,


    ich würde Pablo zustimmen. Wenn man H. engelii und H. bubalinus auf Artebene trennt, wofür es recht handfeste molekularbiologische Indizien gibt, dann wäre Dein Fund recht klar bei bubalinus einzureihen, wie er von Gelardi re-definiert wurde.1, 2 Der beträchtliche Überlappungsbereich der makroskopischen Merkmale beider Sippen bei gleichzeitig jeweils stark ausgeprägter Variabilität wurde ja schon erwähnt.


    Gruß, Jürgen

    Hallo zusammen,


    im Ggs. zu Stefan sehe ich hier nichts, was definitiv (!) gegen den Echten Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron) sprechen würde, ganz im Gegenteil.


    Grüße, Jürgen

    für mich ist das reine Spekulation.

    Servus Christoph,


    ich würde es eher als Abwägen von Wahrscheinlichkeiten vor dem Hintergrund eigener Erfahrungswerte bezeichnen.


    Dass die Fleischfärbung witterungsbedingt beeinflusst ist, halte ich auch für plausibel. Das relativ deutliche, auf den (unteren) Stielbereich konzentrierte Blauen ist aber wiederum für pruinatus recht markant.


    Das letzte Bild zeigt übrigens oben rechts ausschnittweise ganz offenbar eine alte Marone, die ebenfalls einer Unterkühlung ausgesetzt war. Ich unterstelle mal, dass diese Art Anfang November mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit zusammen mit pruinatus in einem Sammlerkorb landet, als zusammen mit engelii, einem klassischen Sommerpilz. Klar, alles nicht beweiskräftig...


    Wie Pablo schon richtig anmerkt, sind Fehlbestimmungen in der umgekehrten Richtung viel häufiger, nämlich dass kräftig braune, runzelig-bereifte, robuste engelii-Kollektionen für pruinatus gehalten werden.


    Gruß Jürgen

    Hallo,


    mit Xerocomellus pruinatus wird man hier nicht allzu weit daneben liegen, auch in Anbetracht des angegebenen Begleitbaums Buche und der fortgeschrittenen Jahreszeit.


    Gruß, Jürgen

    das sieht für mich sehr nach einem Pinienröhrling aus.

    Hallo Schupfnudel,


    wer auch immer den Namen "Pinienröhrling" kreiert hat: Er ist irreführend.


    A. projectellus ist in Europa bisher nur unter Waldkiefer (Pinus sylvestris) und Latsche (Pinus mugo) nachgewiesen. Es wäre zwar möglich, dass die in Ausbreitung befindliche Art (künftig) auch unter Pinie (Pinus pinea) vorkommt, doch fehlt dafür bislang m.W. jeder Nachweis. Zudem suggeriert dieser Name fälschlich eine mediterrane Herkunft des Pilzes - tatsächlich breitet er sich bei uns vom Ostseeraum her Richtung Süden und Westen aus.


    Ich nehme an, dass der - jetzt leider bereits in Etablierung begriffene - Begriff "Pinienröhrling" auf eine schlampige Übersetzung des englischen pine (für Kiefer) zurückzuführen ist. Wenn schon, müsste der Pilz also auf deutsch "Kiefernröhrling" heißen. Was freilich wenig signifikant ist, da es bei uns zahlreiche andere, ebenfalls an Waldkiefer gebundene Röhrlingsarten gibt. Beachte: Pine bolete bezeichnet im Englischen den Kiefernsteinpilz...


    Treffender fände ich "Großsporiger Röhrling", weil dieser Name das markanteste Merkmal der Art aufgreift: Sie hat die mit Abstand größten Sporen aller bekannten Röhrlingsarten.


    Grüße, Jürgen

    finde ich für so einen überalterten Fruchtkörper gerade den Farbverlauf im Schnitt total klassisch.

    Sehe ich ganz genauso, siehe z. B. hier und hier oder auch beim folgenden eigenen Bild. Man beachte die oft chevron- oder dreieckförmige weinrote Zone im Bereich oberhalb der Stielbasis bis knapp zur Stielmitte aufwärts.




    Auch hier sind die Poren rostfarben angetrocknet, ein Effekt, der sich mit zunehmender Alterung verstärken und dann durchaus dem Endstadium eines klassischen Rotporers gleichen kann.


    Gruß, Jürgen