Hallo Thomas,
aaaalso.......
vorab, Scutellinia sind eine recht knifflige Gattung. Makroskopisch geht da gar nichts, und nach mikroskopischen Fotos bestimmen ist schwierig oder oft ebenso unmöglich. Sehr oft geht die Bestimmung nur über Merkmalskombiantionen mehrerer!!! untersuchter Exemplare, manchmal auch überhaupt nicht. Es ist eine Gattung, an der man dranbleiben muss, d.h. immer wieder untersuchen und bestimmen was einem an diesen hübschen Becherchen in die Hände fällt. Und ohne die Hilfe sehr erfahrener Kollegen geht immer noch so mancher Schuß in den Ofen. Was also muss man tun, um eine Art zu bestimmen?
Als erstes macht man ein Sporenabwurfpräparat nur in Wasser um die Größe reifer Sporen zu ermitteln.
https://www.pilzforum.eu/board…renfotos-bei-becherlingen
Dabei achtet man auch auf Größe und Anzahl der Öltröpfchen in den Sporen. Bei vielen Tröpchen muss man nicht zählen, es reicht die Feststellung "viele kleine Tröpfchen".
Dann das Ganze nochmal in Baumwollblau, um die Ornamentation der Sporen zu erkennen. Hier misst man, wenn möglich, mindestens die Höhe der einzelnen Wurzeln oder Grate oder Warzen.
Jetzt geht es an die Haare. Dabei sind zwei Bereiche zu untersuchen. Die Randhaare. Dabei misst man die längsten, lässt aber einzelne Ausreißer nach oben weg. Man ermittelt die Breite und die Wandstärke der Haare. Und, ganz wichtig, man schaut sich die Haarwurzeln genau an. Da gibt es einfache, doppelte, dreifache und mehrfache. Und man achtet auch auf Sekundärwurzeln, also Wurzeln, die aus einer anderen Wurzel herauswachsen. Auch die Form der Haare, die Anzahl der Septierungen und die Farbe der Haare, bzw. deren Opazität, muss beachtet werden.
Das Gleiche gilt für die Haare an der Außenseite des Apothecium, von unterhalb des Randes bis zur Wurzel. Hier ermittelt man von-bis Werte und achtet darauf, ob diese Haare heller sind als die Randhaare. Ansonsten das gleiche Prozedere wie bei den Randhaaren.
Schließlich ermittelt man noch de Länge und Breite der Asci und deren Wurzel. Bei den Paraphysen schaut man nach den Septierungen, Form und Breite der Spitzen und ob diese einfach oder verzwillingt sind.
Damit kann man nun in den Schlüssel einsteigen und versuchen zu einem Ergebnis zu kommen. Auf jeden Fall muss man das Ergebnis dann auch mit der Beschreibung der Art abgleichen. Oft genug passt das nicht und man muss den Schlüssel nochmal durchgehen. In seltenen Fällen kann der Zellaufbau des Apothecium dann letzte Zweifel beseitigen. Heißt, wenn man mehr als einen Kandidaten übrig hat und der Zellaufbau eventuell eine Unterscheidung ermöglicht.
Deinen Fund würde ich als S. crinita einstufen, aber mit allem Vorbehalt weil eben wichtige Merkmale fehlen. Also eher eine begründete Spekulation. Um Exsikkate zu bekommen, läst man die Becherchen ganz einfach komplett und vollständig durchtrocknen und bewahrt sie dann in einem luftdichten Probendöschen auf.
Das hört sich alles ziemlich kompliziert an, und ist es am Anfang auch. Man braucht schon Durchhaltewillen und darf sich von Fehlschlägen nicht beeinflussen lassen. Mit der Zeit bekommt man dann mehr Sicherheit und die Erfolge stellen sich auch ein. Aber, wie gesagt, man muss dranbleiben.