Guten Morgen
(sagt man hier bis 12 Uhr, high noon),
nachdem es ein paar Tage geregnet hatte, bin ich wieder mal in mein Lieblingswäldchen gegangen (Buche, Hainbuche), dieses Mal ohne Erstfunde, und dann in einen benachbarten Fichtenwald, in dem die ca 30-40 Jahre alten Fichten sehr dicht stehen, aber man kann die unteren trockenen Äste abbrechen und sich dann gut da drin bewegen. Am 4. November hatte ich dort am Waldrand eine Stinkende Lederkoralle gefunden. Dieses Mal hatte ich auf den Mäuseschwanz-Rübling gehofft. Der war dann auch zu finden (muss ich noch mal genauer ansehen).
Am Rand einer Rückeschneise war die Überraschung groß: ein "richtiger Pilz". Habitus für mich: Ritterling. Aus der Nähe: schuppiger Hut, ± graue Schuppen.
Ein Tigerritterling? Den wollte ich schon immer mal finden, außerdem ist der Name schön.
Einige Fotos habe ich machen können, teils mit langen Belichtungszeiten und Stativ, teils mit Blitz, weil es durch eine starke Bewölkung sehr dunkel war. Dann fing es auch noch an zu regnen. Daher sind einige Fotos erst am Abend entstanden.
Um es vorwegzunehmen: mit den Bestimmungsschlüsseln von GRÖGER und den GPBW bin ich nicht beim Tigerritterling sondern bei folgender Art gelandet:
Schwarzschuppiger Erdritterling (Tricholoma atrosquamosa)
Das ist ja auch nicht schlecht.
Hier zu den Details:
Fundort: Nordwestlicher Vogelsberg, Gemeinde Mücke, TK25: 5320/1
Geologie, Boden: Basalt; lehmiger, leicht basischer Boden; durch die Fichten die oberste Bodenschicht natürlich sauer.
Hut: ca 6 cm Durchmesser, Rand gewellt, Mitte vertieft (ohne "Buckel" ), nicht schmierig
Fleisch und Lamellen: weiß, nicht rötend
Stiel: 60 hoch, 12 mm dick; weiß, schwärzlich gepunktet (geschuppt).
Geschmack und Geruch sind bei mir nicht mehr so gut - im Vergleich zum Sehen etwa 5 Dioptrien . Nur dass es keine Riechhilfen gibt, im Gegensatz zu Sehhilfen.
Geschmack: auch nach längerem Kauen mild, eigentlich nach gar nichts, auch nicht "nach Pilz". Den Seifenritterling hätte ich erkannt.
Geruch: nichts
Sporen: elliptisch mit Apikulus;
Sporengröße: Median 7,4 x 4,6
Qm = 1,5 ±0,05
Werte berechnet mit Smaff = Statistische Messreihen-Auswertung für Fungi , Autor: Jens Wilk alias "krötenhocker" (-> LINK) .
Grundlage 30 Messungen von Sporen.
Damit zu den Bildern:
(1) Standort: alter Wurzelteller . Pilz am unteren Ende des Stocks
(2) Der erste Anblick, von oben. Foto etwas zu grau, die anderen etwas zu braun.
(3) Da waren auch noch kleine Exemplare
(4)
(5) schwarzschuppiger Stiel
Alternativen (ganz sicher bin ich mir nur selten):
Die Sporengröße passt nicht zum Seifenritterling (Tricholoma saponaceum).
Der Gemeine Erdritterling soll in der Mitte einen deutlichen Buckel besitzen, auch der Stiel wird anders beschrieben.
Uff. Was meinte Ihr dazu? Für mich ist das ein Erstfund.
Viele Grüße
Lothar