Beiträge von Graubart

    Lieber Björn,
    anfangs hatte ich R. fennica auch im Verdacht. Leider ist diese Art bei den Großpilzen Baden-Württembergs etwas unübersichtlich weggekommen, weshalb ich sie nicht weiter beachtet habe: die Morphologie wird nur teilweise im Schlüssel zu den drei Varietäten beschrieben: var. fennica, var fumigata und var. griseolilacina. Mein Problem: die Beschreibung bei var. fennica weicht zum Teil heftig von Walter Jülich: Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. Leipzig 1984. ab.


    Bei Jülich gibt es eine eigene Art Ramalina fumigata, bei der mir nicht klar ist, ob sie mit der Varietät von R. fennica identisch ist. "fumigata" , rauchfarben, hört sich in Bezug auf meine Fotos gut an, soll laut Jülich aber "meist unter Quercus" (Eiche) vorkommen. Meine Fotos wären evtl. auch mit der Beschreibung in den "Großpilzen BW" verträglich "Äste rauchgrün-lila, lila oder mit fliederviolettlichen bis amethystviolettbraunen Farben". Amethystviolettbraun - da wird meine Phantasie in Bezug auf die Farben stark herausgefordert.
    Für Baden-Württemberg werden aber nur wenige Fundorte angegeben, "meist in mesophilen Rotbuchenwäldern über Kalk oder Mergeln".
    Hm.


    Die aktuellen Beschreibungen der Varietäten gehen auf Herrn Schild (1995) zurück, sie sind im Internet zu finden, zum Beispiel:
    Ramaria fennica var. fumigata:
    Ramaria fennica var. fumigata


    Bei mycobank finden sich auch die anderen Varietäten. Ich finde es sehr gut, dass man dort die Originaltexte findet. Ich fürchte aber, dass ich als Laie einen Tag Urlaub nehmen muss, um diese zu verstehen.


    Insgesamt kann ich mich, jetzt am Ende meiner Antwort, mit Ramaria fennica ganz gut anfreunden.


    Nur eine Frage: Werden die Sporen nur an den Astspitzen gebildet oder auf der ganzen Astlänge? Und wo liegt das Hymenium - zwischen der Oberfläche und der Trama, dem Fleisch? Ich muss wohl doch mal schneiden und grob mikroskopieren.


    Viele Grüße
    Lothar

    Guten Abend,
    am Sonntag habe ich an einem morschen Baumstumpf, vermutlich Fichte, vier Exemplare einer Ramaria-Art gefunden.
    Exemplar 1:

    Exemplar 2:

    Exemplar 3, leider unscharf

    Exemplar 4, ca 4 cm hoch:

    Fundort: Windwurf-Fläche, Fichtenbestand, Höhenlage: ca 300 m, nördlicher Vogelsberg. Boden: in der Regel basisch, aber kein Kalk.
    Aus Exemplar 4 geht meines Erachtens hervor, dass die Art auf Holz lebt. Ich gehe davon aus, dass alle zur gleichen Art zählen, Exemplar 1, das im Aussehen deutlich abweicht, halte ich für ein altes Exemplar.
    Geschmack von Exemplar 4 (kleines Stück): mit der Zeit etwas bitter, unangenehm. Geruch: unauffällig (was bei meiner Nase nicht viel besagt).


    Laut dem Buch Großpilze in Baden-Württemberg, Band 2, gibt es nur eine überschaubare Anzahl von Ramaria-Arten, die auf Holz leben (R. vinaceipes, R. ochracea, R. stricta, R. rubella, R. apiculata). Die mit Abstand häufigste ist Ramaria stricta, die Steife Koralle. Die Astspitzen sollen "gelb bis grünlichgelb" abgesetzt sein.


    Bei Ramaria apiculata heisst es, die Astspitzen seien "gelblichgrün bis grün", was eigentlich auch nicht passt, auch wenn ich eine leichte Farbverfälschung nicht ausschließen kann. Zudem ist sie viel seltener, was mich sehr skeptisch macht.


    Liegen die Exemplare noch in der Variationsbreite von R. stricta? Ich habe mit Ramaria gar keine Erfahrung.


    Leider habe ich keine Ausrüstung, mit der ich die Sporen mit der notwendigen Auflösung incl. Chemie anschauen könnte.


    Viele Gruesse aus dem Vogelsberg
    Graubart
    Wie ist Eure Meinung.

    Guten Abend,
    ich hoffe, Ihr habe den Starkregen usw. gut ueberstanden. Die beiden Bilder habe ich heute vormittag gemacht, da war es sonnig und warm. Heute nachmittag gab es Starkregen, Gewitter und etwas Hagel.



    Dieses merkwuerdige kleine Pilzchen (ca 3 -4 cm gross) habe ich an einer ca 30 cm hohen Wegböschung im Wald gefunden. Auf dieser Seite des Weges steht Laubwald, vor allem Rotbuche. Es kommt aus der Erde, unterhalb sieht es aus, als ob sich dort Wurzelreste von einem Baum. befinden. Oben drüber sieht der Untergrund wie ein Stein aus, was hier sehr ungewöhnlich wäre. Leider fiel mir das erst auf dem Foto auf. Höhenlage: ca 300m, nördlicher Vogelsberg (Grünberg).


    Ich habe es nicht fertig gebracht, dem Pilzchen was zu tun. Es steht also noch unbehelligt und darf wachsen.


    Hat jemand eine Idee, was das sein könnte? Es ist ja wohl noch lange nicht ausgewachsen. Ich finde keine "Schublade" (zumindest Familie, Gattung), in die es passt.


    Viele Gruesse
    Graubart

    Ich habe den BAUMANN nur ausgeliehen. Der Preis ist bezogen auf die Qualität und die vermutlich eher geringe Auflagenhöhe ok, aber insgesamt doch ein Brocken, vor allem, wenn man nur gelegentlich damit arbeitet.


    Früher hatte ich gedacht, das mit den wissenschaftlichen Namen wäre eindeutig, heute weiss ich, dass in manchen Bereichen der Name alle 5 Jahre geändert wird.
    Stemonitis ferruginea heisst in der GBIF-Datenbank auch so, und auch bei Google findet man einiges mit diesem Namen. Bei BAUMANN Band 1, S. 139-144 ist diese Art von der Gattung Stemonitis abgetrennt worden und heisst hier Tubifera ferruginosa , als Synonym wird Stemonitis ferruginosa angegeben. Man hat beim Suchen also eine große Auswahl.


    Bei BAUMANN steht "Sporocarpien sitzend, zylindrisch, rundlich bis seitlich abgeflacht, bis 5 mm hoch, 0,2-0,4 mm Durchmesser, dicht zu Pseudoaethalien zusammengeschlossen". Sporocarpien sind der sporentragende Teil des einzelnen Fruchkörpers, Pseudoaethalien sind eine dichte Ansammlung davon, die einen einheitlichen Fruchtkörper vortäuschen. Bei der anderen Art in dieser Gattung, Tubifera dictyoderma, sind die Fruchtkörper "mehr oder weniger sechseckig". Auf dem Bild ist das schlecht zu erkennen. Kein Wunder bei der geringen Größe.


    Was meiner Meinung nach gut passt ist die Beschreibung, dass die einzelnen Fruchtkörper nicht gestielt sind, sondern sitzen, und dass alle dicht beisammen stehen. Die Fruchkörper sollen allerdings "rost- bis umberbraun" sein, nur das Plasmodium, der bewegliche Teil, und der Hypothallus sollen weißlich sein können. Ferruginosa hat ja was mit ferrum, Eisen, zu tun, also mit Rost.


    Im Band 3 gibt es für die Art Stemonitis fusca eine Abfolge von Bildern über 40 Stunden. Da sind die Einzel-Fruchtkörper auch erst weiß und werden irgendwann plötzlich dunkelbraun (Seite 279). Vielleicht gilt das auch für diese Art. Ich verstehe leider zu wenig davon.


    Es wäre interessant wenn man wüsste, wie der Schleimpilz inzwischen aussieht.


    Viele Grüße
    Graubart

    Guten Abend,
    ich habe nur schnell durch die 3 Bände "Die Myxomyceten" von Hermann Neubert, Wolfgang Nowotny und Karlheinz Baumann geblättert, zur mehr fehlt mir die Zeit.
    Von der Tubifera, die björn vorgeschlagen hat, gibt es 2 Arten, die aber beide gelblich sein sollen.


    Ich habe vieles überblättert. Hängen geblieben bin ich bei Ceratiomyxa fruticulosa . Die Sporophoren sind weiss oder gelb, die Form ist sehr ähnlich. Es gibt außer der Art nur noch eine Varietät der Art. Das ist nur eine Anregung zum Weitersuchen, keine echte Bestimmung.


    In der Wikipedia gibt es sogar einen Artikel zur Art:
    Ceratiomyxa fruticulosa – Wikipedia


    Viele Grüße
    Graubart

    Guten Abend,
    bwergen: die Fotos vom Igel-Stäubling sind großartig.


    Ich stimme zu: Der Igel-Stäubling ist es bei den von mir eingestellten Bildern sicher nicht, zumal es hier keinen Kalk-Untergrund gibt. Trotzdem war der Hinweis von Harry hilfreich, da ich mich dadurch auf die Suche nach Alternativen gemacht habe.


    Fazit:
    In den Fotos vom ersten Beitrag wird der Stinkende Stäubling (Lycoperdon nigrescens) gezeigt.


    Nebenbei: interessant finde ich:
    Der Index fungorum
    Index Fungorum - Search Page
    gibt als derzeit gültigen wissenschaftlichen Namen "Lycoperdon nigrescens" an. Interessant ist ein Vergleich mit der Google-Suche (Eingabe mit Anführungszeichen, damit die Begriffe genauso geschrieben werden und nebeneinander stehen):


    "Lycoperdon nigrescens": Ungefähr 9.300 Ergebnisse
    "Lycoperdon foetidum": Ungefähr 5.860 Ergebnisse
    dagegen
    "Lycoperdon perlatum": Ungefähr 193.000 Ergebnisse


    - Es lohnt sich also, auch mit veralteten Namen zu suchen.
    - Der Flaschenstäubling wird mehr als 10 mal so oft genannt als der Stinkende Stäubling. Vielleicht entspricht das ja auch der Häufigkeit der Vorkommen?


    Viele Grüße
    Graubart

    Hallo !
    Nachdem ich gelernt habe, dass in den Bestimmungsschlüsseln nicht immer dabei steht, dass junge Exemplare weiss sein können, und dass es noch weitere Stäublinge mit ähnlichen "Stacheln" gibt, habe ich einen anderen Kandidaten:


    Leucoperdon nigrescens = Leucoperdon foetidum = Leucoperdon perlatum var. nigrescens
    = Stinkender Stäubling


    Hierfür habe ich per Google-Bildersuche auch junge, weisse Exemplare gefunden, mit ähnlichen Stacheln, zum Beispiel:
    species_view.php?key=Lycoperdon nigrescens


    Vor allem aber steht bei den Großpilzen Baden-Württembergs:
    "In Laub- und Nadelwäldern auf sauren Bäden, z.B. in ... Fichtenforsten."


    Den Geruch nach Leuchtgas kann ich nicht nachvollziehen, aber mein Geruchsorgan ist nicht sehr zuverlässig.


    Viele Grüße
    Graubart

    Guten Abend Harry,
    Wikipedia schreibt "Der Fruchtkörper ist ... von fuchsrotbrauner Farbe" und "vorwiegend auf kalkhaltigen Böden in Laubwäldern, besonders unter Buchen." Das trifft beides nicht zu.
    So hatte ich das auch woanders gelesen. Daher kam ich auf den Flaschenstäubling.
    Allerdings gibt es hier ein Bild, das meinem (bis auf die dunkle Färbung der "Stacheln") sehr ähnlich sieht. Sehen junge Igelstäublinge weiss aus?
    NewsletterOctober, 2001
    und hier auch:
    File:Lycoperdon echinatum 20442.jpg - Wikipedia
    Aber Kalk und Laubwald? Vielleicht waren die Spitzen deshalb schon dunkel, weil der Standort nicht richtig passt?


    Viele Grüße
    Lothar

    Am 4. September fiel mir dieser Pilz auf:
    Grundfarbe weiß, aber mit merkwürdigen "Stacheln".

    Dem Habitus nach ein Stäubling, aber welcher?
    Größe: ca 2,5 cm Durchmesser, etwa 3-4 cm hoch (ab Boden).
    Geruch (bei mir schlecht entwickelt): "nach Pilz", also angenehm. Fleisch: weiß.


    Das Bild wurde am Standort, einem (Rest-)Fichtenwald im nördlichen Vogelsberg, aufgenommen.
    Der Wald ist nicht mehr ganz so dunkel, da durch die Stürme der letzten Jahre größere Flächen umgeworfen wurden. Etwas näher zum Waldrand finden sich schon Brombeeren ein. Andere Pilze im Vorjahr: Grauer Wulstling, Maronen-Röhrling.


    Substrat: Fichtennadeln (das heißt sauer), evtl. darunter Holz. Boden: Lößlehm / Lehm über Basalt (eher basisch).


    Am Abend habe ich ca 0:30 Uhr mit einer Lupe, die an den PC angeschlossen ist, noch das folgende Bild gemacht. Zu dieser Zeit war das kleinere der beiden Exemplare schon hellbraun gefärbt, wenn man es ohne Lupe angesehen hat.

    Die Warzen oder wie man das bezeichnen soll sitzen dicht an dicht, während man im Internet beim Flaschenstäubling meistens größere Abstände findet. Außerdem sind die Warzen meistens weiß. Aber außer dem Flaschenstäubling habe ich keine Art der Gattung gefunden, die dem beobachteten Pilz ähnlicher sieht. Der Bestimmungsschlüssel in den Großpilzen Baden-Württembergs, Band 2, hat mir in diesem Fall nicht weiter geholfen.


    Einen schönen Abend noch
    Graubart