Lieber Mausmann,
vielen Dank für den Bericht über die Pilzspaziergänge in zwei von den Wäldern, in denen ich nach Pilzen suche und meistens fündig werde. Ich habe mich über Deinen Besuch sehr gefreut. Mich hat beeindruckt, was Du an Stellen, die ich bis jetzt nicht beachtet hatte, alles gefunden hast.
Einige Ergänzungen noch aus meiner Sicht, auch für die anderen Leserinnen und Leser:
Meine Anfahrt nach Aßlar hatte einige Tücken. Ich wohne ca 50 km weiter weg. Für mich war Aßlar ein Stadteil von Wetzlar in Richtung Herborn / Dillenburg. Auf dem Navi habe ich die Straße, die ich in Erinnerung hatte, richtig eingegeben, aber dann mit Wetzlar als Zielort. Erst als der Tunnel zum Treffpunkt vom Sonntag (Mausmann ante Portas) zu sehen war, war mir endgültig klar: da war was falsch :shy: Mausmann mußte leider warten.
Zu den beiden Gebieten, die wir besucht haben, und bei denen wir jeweils so ca 300 m weit gekommen sind: beide Wälder liegen auf ca 300 m Höhe, Untergrund meistens lehmig, meistens basisch. In beiden Gebieten dominieren Buchen.
Beim Halt am ersten Wald wurden wir lautstark begrüßt. Auf der anderen Straßenseite war eine Weide mit Rindern, die laut gerufen haben, bis wir außer Sichtweite kamen. Sie haben sich wie Fans von Popstars benommen. Da ich dort nie so begrüßt werde, haben sie sich wohl über Mausmann gefreut.
In diesem Wald stehen außer Rotbuchen auch einzelne große Douglasien, gelegentlich Fichten, und am Hauptweg Lärchen.
Mausmann schreibt, er wäre in meine Fußstapfen getreten: stimmt nicht, dort wo ich noch auf dem Weg bleibe, ist er gleich nach rechts in den Wald rein. Da gehe ich sonst nie hin, da wächst doch nichts, da war ich mir immer ganz sicher.
Naja, da war dann unter anderem der Stielporling. Mit der Bestimmung kam / komme ich zu keinem zweifelsfreien Ergebnis. Ich hatte mir gemerkt, dass der Pilz angenehm gerochen hat, aber inzwischen habe ich gelernt, dass das bei der Unterscheidung Polyporus squamosus und P. tuberaster nicht weiterhilft.
Ich ergänze deshalb Mausmanns Bild 01 mit meinen Bildern:
(1a) Der Stiel scheint ziemlich in der Mitte zu sitzen, also wie bei P. tuberaster
(1b) Unterseite. Die Röhrenschicht läuft kaum am Stiel herab. Die Stielspitze halte ich für schwärzlich, soweit man das unter dem Moos erkennen kann. Das würde für P. squamosus sprechen. Beim nächsten Mal lege ich die Stielbasis frei!
Im Anschluss an die Funde und Bilder (02) bis (04) ist Mausmann auf die andere Wegseite gewechselt. Meistens gehe ich ca 20 m später in diesen Waldbereich. Er findet, was ich bis dahin nur in den Körben von Speisepilzsammlern gesehen habe und schon immer mal am Standort finden wollte: den Schusterpilz oder Flockenstieligen Hexenröhrling (Boletus erythropus). Ohne Mausmann wäre noch lange ahnungslos in der Nähe vorbeigelaufen.
(2) Flockenstieliger Hexenröhrling (Boletus erythropus) = Ergänzung zu Bild (05)
(2a)
(2b)
Nach dem Fund der Teuerlinge ging es in den Bereich, den ich neulich "Superwäldchen" genannt hatte, und seine Umgebung.
Zu Bild 08 ist zu sagen: Es handelt sich um ein kleines Fichtenwäldchen, das die Stürme überlebt hat. Ab und zu schaue ich mal rein. Schön war voriges Jahr der Fund von Filzkremplingen. Etwas vorher hatte ich im selben Bereich große weiße Egerlinge gefunden, deren Lamellenschicht aber schon unangenehm gerochen hat und deren Stielbasis nicht mehr verwertbar war.
Bei Mausmanns Besuch waren wieder welche zu finden, dieses Mal richtig frisch, mit Anisgeruch. Da ich danach noch mehrfach hingegangen bin und die Pilze untersucht habe, will ich noch einen ausführlicheren Bericht schreiben. Nur kurz: auf Grund der Sporengröße handelt es sich meiner Meinung nach um den Schiefknolligen Egerling (Agaricus essettii), der von manchen Autoren ja mit A. silvicola synonymisiert wird. Insofern ist A. silvicola ok.
Dann ging es auf die andere Straßenseite, ins "Superwäldchen". Die wirklich schönen Bilder sind nur eine Auswahl von den Funden.
Zwei aktuelle Ergänzungen vom 6. September:
-zu Bild (15) mit dem Igelstäubling (Lycoperdon echinatum). Inzwischen schaut er oder ein benachbarter so aus:
(3) Die Stacheln haben ein schönes Muster auf der Oberfläche hinterlassen. Sie liegen ringsum am Boden. Der Sporenstaub kann in einem +- runden Loch austreten.
- die Eselsohren (Otidea onotica) sind gewachsen
(4)
Anmerkung zu Bild (25)
Der Täubling auf Bild (25) sah sehr ähnlich aus wie der Fund des Braunen Ledertäublings (Russula integra) bei der Exkursion "Mausmann ante portas", dort bisher ohne Bild. Am Fundort war jedoch ein Fichtenwald, hier ein Laubwald. Außerdem hat R. integra einen rein weißen Stiel, der hier ist leicht rötlich.
Vermutung (von PiWo): wieder mal der Rotstielige Ledertäubling (Russula olivacea), dessen Hüte unglaublich variieren können. Der wächst hier in diesem Wäldchen wie Unkraut und in den verschiedensten Farbvarianten.
Mausmanns Bild (10) bis ca (27) stammen alle aus dem "Superwäldchen"!
Danach ging es noch auf die andere Talseite, die auch oft interessante Funde ergibt.
Merkwürdig fand ich die in der Mitte ausgefressenen Rötenden Erdsterne (Bild 31). Ich hatte die voriges Jahr am selben Standort zum ersten Mal entdeckt, alle sahen wie im Bilderbuch aus, nur das Röten kam etwas später. Aber wer oder was frißt die Sporenbehälter? Das passiert sicher, bevor sich der Sporenstaub bildet.
Zum Abschluss will ich noch ein paar Bilder zeigen, bei denen eine Artbestimmung nicht sicher oder mit dem einen Foto nicht möglich ist, die mir aber gefallen.
(5) Evtl. Warzenpilze ??? Sie wuchsen an der Böschung eines Grabens
(5a)
(5b)
(6) Ein kleiner Winzling
(7) Hut wie ein Rißpilz, aber auch andere Hüte können so aufreißen
Der Abschluss auf dem Hoherodskopf war für mich Binnenländler nicht gemütlich: ein kräftiger, kühler Wind, dann hat man den Regen kommen sehen. Mausmann machte das nichts aus.
An einem warmen Sommerabend ist es dort oben natürlich besser, wenn man da so lange sitzen kann, bis hinter dem Westerwald die Sonne untergeht.
Viele Grüße und an Mausmann vielen Dank für den Besuch und den Bericht
Lothar