Beiträge von nupharlutea

    Hi Martin, hi Peter

    Zu Frage 2: Ja, schwierig. Bild 1 könnte habituell auch in Richtung C. flavescens gehen, nur passen dann die gezeigten Sporen nicht wirklich hierzu. Sind womöglich Bilder vertauscht und die rhomboiden Sporen gehören zu Bild 1 (und andersrum)?


    Zu Frage 1: Anmerkung vorweg: C. flavescens ist im norddeutschen Raum keineswegs häufig. In Schleswig-Holstein z.B. beschränken sich die uns bekannten Vorkommen nahezu allesamt auf alte Kirchen und Kirchhofsmauern/Friedhofsmauern. An "einfachen" schnöden Mörtelmauern im normalen urbanen Raum kommt sie bei uns quasi gar nicht vor. Daher beinhaltet meine Mutmaßung auch einen Mix aus eigener Erfahrung und Wahrscheinlichkeit.

    C. pusilla wächst rosettig, ja – sofern die Thalli sich solitär wachsen. Wachsen sie eng beieinander, so entsteht gerne das reichliche Durcheinander wie eben auf Bild 6–8 zu sehen. Die typischen placodioiden Thallusränder muss man dann manchmal wirklich suchen und kommt evtl. auch auf den Gedanken, dass es sich hier um andere Arten handeln könnte, die keine solchen placodioiden Ränder aufweisen (z.B. Caloplaca ruderum). Aber in den gezeigten Bildern sind ja hier und da noch die entsprechenden Ränder erkennbar.


    Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich gar nicht weiß, ob wirklich Caloplaca saxicola im norddeutschen Raum vertreten ist. Es gab, so meine ich mich zu erinnern, genetische Untersuchungen vermeintlicher C. saxicola - Kandidaten mit dem Ergebnis, dass keine einzige echte C. saxicola dabeigewesen ist. Die auf Kalk (Beton/Mörtel) wachsenden sind wohl zumeist C. pusillum zuzuordnen; die auf Silikat sind wohl C. arnoldii (ssp. obliterata). Natürlich sind nicht alle Individuen durchgecheckt worden aber das Ergebnis war wohl schon recht deutlich. Und auch die Angaben bei Italic scheinen dies zu bestätigen; zumindest findet sich dort der Hinweis, dass zumindest ein großer Teil der als C. saxicola angesprochenen Funde tatsächlich wohl zu C. pusilla gehört.


    Aber ja: Die gelben Caloplacen sind schwierig und eine Fernansprache per Bild ist hier mit deutlich mehr Unsicherheit behaftet als dies bei manch anderen Gattungen der Fall ist. Meine Hinweise sind entsprechend eher sowas wie ein Serviervorschlag...


    Ach: Dein Bild A1 hielte ich auch für C. pusilla


    Grüße

    Patrick

    Moin Peter

    Dasa Substrat ist dann doch eher ungewöhnlich und mir fehlt auch die korraloide Struktur. Aber die mikroskopischen Aufnahmen lassen dann ja doch die Papillen und die passenden Merkmale der Ascosporen erkennen.

    Ich hätte hier sehr gut und typisch entwickeltes Material, auch mit reichlich Fruchtkörpern liegen und könnte Dir (und auch Dir, Martin) bei Interesse was zukommen lassen.


    Sonnige Grüße

    Patrick

    Moin Peter

    Ich würde beide Beobachtungen zu Calogaya pusilla (= Caloplaca pusilla) stellen. Die Art ist sehr verbreitet und häufig, insbesondere auf Mörtel und Beton; ehemals als Caloplaca saxicola aufgefasst, die in Norddeutschland bisher m. W. jedoch noch nicht sicher nachgewiesen werden konnte (alle Angaben von kalkhaltigen Gestein gehören wohl zu C. pusilla). Im norddeutschen Raum sind die aus den Kalkgebieten bekannten Arten insgesamt ziemlich selten.

    Caloplaca pusilla ist recht variabel; die auf vielen Abbildungen erkennbare Bereifung fehlt auf Exemplaren, die auf nur wenig kalkhaltigem Substrat wachsen, z.B. auf altem Mörtel. Die Art ist ein typisches Element der Mörtel-Mauern im urbanen Raum und ist oftmals Begleiter von anderen häufigen Arten wie Candelariella aurella, Lecanora albescens, Lecanora crenulata (die drei Arten sind auf Deinem Foto auf erkennbar...), Aspicilia contorta, Lecanora semipallida, Caloplaca crenulatella, Caloplaca oasis, Caloplaca flavocitrina, Caloplaca citrina, Lecidella stigmatea, Lecania erysibe, Verrucaria nigrescens und Verrucaria muralis.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi

    Ich habe ein paar bislang für mich nicht bestimmbare lichenicole Pilze hier liegen, die ganz unglücklich über ihre Namenslosigkeit sind.

    So habe ich unter Herbarnummer 3316 (für mich für die Zuordnung...) einen Pilz auf Protoparmeliopsis muralis (=Lecanora muralis), der hier schwarze Pyknidien auf den Apothecienscheiben des Wirts produziert. In den Pyknidien befinden sich farblose 3-septierte Konidien, ca. 20 × 4 µm groß, die Form würde ich als stäbchenförmig mit schwach gerundeten Enden beschreiben. Die Konidien besitzen an den Enden geißelartige Anhängsel, wobei eines davon einfach und das andere verzweigt ist. Bilder habe ich zwar nicht in Hochglanzqualität, aber zum Erkennen sollte es ausreichen.

    So richtig brauchbare Schlüssel zu den Lichenicolen auf Lecanora habe ich nicht parat. Die Standardwerke, z.B. Ihlen 2008, Hawskworth 2010 brachten hier keinen Erfolg.


    Schwarze Pyknidien auf den Apothecienscheiben der Wirtsflechte:


    und hier die Konidien, ca. 20 × 4 µm, mit Anhängseln


    Der Pilz ist deutlich parasitisch unterwegs; die Wirtsflechte ist stark geschädigt.

    Über Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, wäre ich sehr dankbar.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi Martin

    Ähnliche Erfahrungen habe ich auch gesammelt: An gesammelten Peltigera-Belegen aus Magerrasen-Biotopen finden sich oftmals noch einige Überraschungen. Die Agonimia hielte ich aber für A. vouauxii. Diese ist gar nicht mal so selten und ein regelmäßiger Begleiter von Peltigera im Magerrasen. Sie geht auch auf allerlei andere Substrate, gerne z.B. auf Kaninchenköttel (und hier dann auch wiederum gerne mit anderen Arten wie Sarcosagium...). Agonimia tristicula kenne ich ausschließlich steril; auffallend ist aber der kleinschuppige Thallus, der entfernt an eine sehr kleinwüchsige Cladonia erinnert. Sie kommt bei uns im Norden schwerpunktmäßig auf bemoosten, stark verwitterten Mörtelkronen von Mauern vor.

    Die Scytnium hielte ich auch für subtile.

    Die Peltigera sieht mir wegen der braunen, derb-ledrigen Oberseite erstmal nach P. neckeri aus. Ein paar weißliche Flecken auf der Unterseite soll die schon haben.


    Grüße

    Patrick

    Hallo zusammen

    Echt wunderbar ausführlich und super dokumentiert, aber ich muss hier passen. Caloplaca s.l. ja, aber welche Art das ist, kann ich nicht sagen und müsste auch den Schlüssel durchgehen. Auf jeden Fall bin ich mir ziemlich sicher, diese Art noch nicht gesehen zu haben. Spannend finde ich den doch offensichtlich grauen Thallus, der die Auswahl stark einschränken dürfte.

    Viel Erfolg weiterhin. ..

    Grüße

    Patrick

    Moin zusammen

    Die von Bernd gezeigten Bilder gehören schon zu dem, was bislang in den Formenkreis um Acarospora nitrophila gepackt wurde. Diese Gruppe befindet sich aktuell wohl in der Überarbeitung und ich hoffe, da kommt bald ein neuer brauchbarer Bestimungsschlüssel. Bislang habe ich diese doch recht häufige Art (bzw. diese Artengruppe mit eventuell auch seltenen Sippen) weitgehend ignoriert und als Acarospora nitrophila s.l. erfasst.

    Aktualisierte Schlüssel zu den meisten Arten gibt's übrigens bei den Flechtenfreunden aus Großbritannien, kostenlos zum Runterladen:


    Lichens of Great Britain and Ireland


    Beste Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hallo Martin

    Heute kam doch tatsächlich eine Sendung mit Bactrospora-Belegen an (die zuerst verschickte mit den zwei kleinen sowie dem großen Stück). Große Neugier hat mich dann auch gleich das Mikroskop rausholen lassen. Es handelt sich sicher um Bactrospora dryina; die länglichen zylindrischen Sporenbruchstücke sind da recht überzeugend. Für mich besonders spannend ist, dass tatsächlich ein deutlicher Unterschied zu den hier aktuell in Schleswig-Holstein gesammelten Belegen besteht, sowohl bei der Ausprägung der Sporenbruchstücke als auch bei der Größe der Apothecien. Das unterstreicht unsere bisherige Annahme, dass wir hier die Bactrospora corticola haben (die sich aktuell offensichtlich hier auch ausbreitet).

    Nochmals vielen Dank für die Zusendung des Materials!


    Beste Grüße aus dem sonnigen Norden

    Patrick

    Hallo Martin

    So richtig sichere Bestimmungen per Bild sind ja nicht wirklich möglich, aber vielleicht kann ich bei der einen oder anderen Art einen Denkanstoß geben.

    1) Das wird wohl was aus der Ecke Trapelia sein. Möglich wäre T. coarctata oder T. elacista.

    2) Pertusaria/Ochrolechia, spannend wäre, ob es sich wirklich um Sorale oder aber um Apothecien handelt (einmal schneiden und schauen...)

    3) vergleiche mit Porpidia tuberculosa

    4) das sollte wohl eine Lepraria sein

    5) vergleiche mit Trapeliopsis pseudogranulosa

    6) keine wirkliche Ahnung, vielleicht eine Hymenelia?


    Vielleicht bringt dies ja neue Ansätze zur Bestimmung.


    Grüße

    Patrick

    Hallo Martin

    Die Bestimmung der Bactrospora-Arten scheint nicht so ganz trivial. Wir haben in jüngster Zeit in Schleswig-Holstein ebenfalls mehrere Bactrospora-Funde verzeichnen können, nachdem die letzten Nachweise etwa 100 Jahre zurückliegen. Unsere Funde weisen Sporenbruchstücke mit Längen-Breiten-Verhältnis von zumeist 1:1 auf, es sind aber auch Bruchstücke dabei, die etwa doppelt so lang wie breit sind. Derzeit gehen wir davon aus, dass es sich um B. corticola handelt; das Hymenium reagiert nicht mit Lugol, zumindest tritt keine blaue Verfärbung auf; vereinzelt könnte man eine schwach rötliche Verfärbung erahnen.

    Den Hinweis zur ausbleibenden J-Reaktion bei B. dryina hast Du wo gefunden? Das, was mir an Literatur vorliegt, gibt durchweg an, B. dryina weist eine J+ blaue Reaktion des Hymeniums auf. Wenn B. dryina tatsächlich nicht zwingend die blaue J-Reaktion zeigt, machte dies die Bestimmung unseres Materials nicht einfacher. Vielleicht muss dann doch eine DNA-Sequenzierung her?


    Wäre es möglich, dass Du mir einen Beleg (Größenordnung 2x3 cm wäre ausreichend) von Deiner Bactrospora zukommen lässt, damit ich den mit unserem Material vergleichen kann?


    Grüße

    Patrick

    Hallo Martin

    Ja, das wird mit Sicherheit Pyrenula nitida sein. Die Art ist schon eine der typischen Waldarten, kommt meist an Hainbuchen, an geeigneten Standorten aber auch an Buchen vor. Pyrenula nitidella besitzt deutlich kleinere Perithecien. Es gibt noch weitere Pyrenula-Arten, die jedoch wohl extrem selten sind; den potentiell auch bei uns vorkommenden Arten fehlt die rote K-Reaktion im Perithecienschnitt.


    Grüße

    Patrick

    Hi zusammen

    Die Cladonia scabriuscula kann im Bereich der Podethienspitzen durchaus sorediös sein, dies scheint aber nicht zwingend der Fall sein zu müssen. Bezeichnend neben der Beschuppung ist, dass sich im oberen Bereich der Podethien die Berindung tlw ablöst, sodass das Mark stellenweise freiliegt und die Podethien hier etwas "zerfressen" aussehen. Dies ist auf den gezeigten Bildern auch recht gut zu erkennen. Bei C. furcata hingegen ist dies nicht der Fall; auch die angesprochene var. pinnata besitzt zwar beschuppte Podethien, jedoch sind diese auch im oberen Bereich weitgehend deutlich berindet.

    Nicht ganz ohne Grund wurde C. scabriuscula zwischenzeitlich mit C. furcata in einen Topf geworfen.

    Die Diskussion zeigt ganz gut die Grenzen einer sicheren Bestimmung nur anhand von Bildern. Zudem ist jede Bestimmung letztendlich nur eine Arbeitshypothese, die entweder widerlegt oder aber eben nicht widerlegt, jedoch - der Natur einer Hypothese geschuldet - im wissenschaftlichen Sinne niemals endgültig bestätigt werden kann.


    Ein Flechtenschnupperkurs für Forumsmitglieder wäre mal eine feine Sache.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hallo Gernot

    Die Apothecien scheinen mir eher unbereift zu sein. Das sollte sich dann eigentlich um die häufige Lecanora chlarotera handeln. Lecanora carpinea gibt's übrigens auch oft mit nicht gedrängt stehenden Apothecien, die dann entsprechend nahezu kreisrund sind.


    Beste Grüße

    Patrick

    Hi zusammen

    Das sukkulent aussehende Gebilde am oberen Bildrand ist ein abgestorbener Zweig der Besenheide...

    Das bunte in der Bildmitte sieht mir nach stark geschädigten Grundschuppen (Primärthallus) einer Cladonia aus; wäre gut möglich, dass hier mal ein Tier draufgepinkelt hat und daher die Verfärbungen rühren; sowas kann man öfter auf mit Schafen oder Ziegen gepflegten Heideflächen beobachten. Es ragen ja auch noch Teile von Podethien einer Cladonia (vermutlich C. furcata) ins Bild hinein.

    Soweit meine Einschätzung aus der Ferne.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi zusammen

    Cladonia squamosa wäre meines Erachtens hier raus; diese hat deutlich dickere Podethien, die oben offen sind; hinzu käme eine kräftigere Beschuppung. Sofern Du einen Beleg gesammelt hast, könntest Du diesen mal unter eine UV-Lampe legen; squamosa leuchtet hier weiß auf.

    Ich wäre bei den gezeigten Exemplaren bei Cladonia scabriuscula, die zwischenzeitlich mit Cladonia furcata zusammengeworfen wurde, nun aber wohl wieder als eigenständige Art akzeptiert ist. Quasi eine beschuppte Form von C. furcata.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hallo Gernot

    Das braune Gebilde auf dem ersten Bild gehört nicht zur Flechte (ich weiß aber auch nicht, was es ist). Das zweite Bild zeigt zwei Sporen; zumindest bei der oberen lassen sich 5 oder 6 Septen erkennen, sie weist also 6 oder 7 Zellen auf. Damit, und auch mit der Größe der Sporen, hat sich der Verdacht auf Opegrapha varia (=Alyxoria varia) bestätigt. Die oben von mir erwähnten A. ochrocheila und A. culmigena haben jeweils 4-zellige Sporen; die Sporen von Graphis, die ja auch angesprochen wurde, sehen ganz anders aus.


    Grüße

    Patrick