Beiträge von nupharlutea

    Hi zusammen

    Graphis elegans ist auch makroskopisch recht deutlich von Graphis scripta (inkl. der sich hier möglicherweise verbergenden, teils umstrittenen Arten…) zu trennen, da sie Apothecienränder mit Längsrillen hat. Hinzu kommt, dass G. elegans bei uns weitgehend ausgestorben ist und nur noch wenige Restvorkommen hat; in Schleswig-Holstein ist derzeit trotz regelmäßiger Nachsuche nur ein einziger Baum mit der Art bekannt. Im Gegensatz zu ähnlich ozeanisch verbreiteten Arten mit ähnlichen Standortansprüchen wie z.B. Phaeographis inusta scheinen ihre Bestände derzeit leider auch nicht zuzunehmen.


    Graphis-Grüße

    Patrick

    Hi

    Und zu den Flechten:


    1. Parmelia sulcata, sehr häufige Art auf Rinde, Zweigen, Holz und auch anderen Substraten.


    2. Die obere (obere Bildhälfte) ist auch Parmelia sulcata, die darunter hat wohl Isidien (kleine, stiftförmige vegetative Verbreitungsorgane) und fällt dann in den Formenkreis um Parmelia saxatilis. Wegen der recht großen Randlappen könnte dies Parmelia serrana sein. Die Arten in dieser Gruppe sind schwer zu trennen.


    3. Sieht ähnlich aus wie das "Eichenmoos" Evernia prunastri, hat aber Isidien und hört daher auf den Namen Pseudevernia furfuracea. In kalten Lagen auf saurer Borke, insbesondere Totholz und Nadelgehölzen verbreitet.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi

    Für mich sieht das weniger nach einer Buellia aus, sondern eher wie etwas in Richtung Lecidea (vielleicht Lecidea fuscoatra?). Mit spitzer Pinzette sollte man sicherlich ein oder zwei Areolen mitsamt Apothecien sammeln können, um dann im Mikroskop mal die Sporen anzugucken.


    Viel Erfolg beim Lösen des Rätsels


    Patrick

    Hi

    Lecanora carpinea ist eine recht häufige Art und sollte auf fast jedem freistehendem Baum zu finden sein (so zumindest in Schleswig-Holstein). Die Apothecien Deiner Flechte scheinen ja etwas bereift zu sein, entsprechend wäre auch ich hier bei L. carpinea; sofern die Scheiben doch unbereift sind wäre dann L. chlarotera die Kandidatin der Wahl. Du kannst mal eine (wirklich) kleine Menge eines Chlorreinigiers (Klorix oder andere Reiniger mit Wirkstoff Natriumhypochlorit) auf den Reif der Apothecienscheiben aufbringen; sollte hierbei umgehend eine gelbe Färbung einsetzen, bist Du sicher in der L. carpinea Ecke. Es bietet sich hier an, die Spitze eines Zahnstochers in die Flüssigkeit tauchen und damit das Apothecium zu berühren; es reicht halt eine wirklich kleine Menge aus...


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hi

    Ich hab mal das 2. Bild aus der zweiten Bildlieferung genommen (Überschrift: 2 die Stelle mit Amandinea und Lecanora) und die vermeintliche Xanthoria polycarpa (die in den letzten Jahren zweimal umbenannt wurde und nun zu Polycauliona gehört) eingekreist. Die ist insgesamt einfach deutlich kleiner als die Xanthoria parietina und der Thallus besteht im Wesentlichen aus den Apothecien, ist also nicht so blattartig gebaut wie die X. parietina.


    Hoffe, nun wird es klarer.


    Grüße aus dem Norden


    Hi miteinander

    Vergessen habt ihr die Xanthoria polycarpa, die in der ersten Bilderlieferung mehrfach zu sehen ist. Die Lecanora sieht mir eher in Richtung L. symmicta aus: Der Apothecienrand scheint im Alter zu verschwinden. L. varia hätte einen bleibenden Rand.


    Vielleicht hilft dies, das Rätsel noch weiter aufzuklären. ..


    Patrick

    Hallo Björn

    Während der Vegetationsperiode bin ich als kartierender Botaniker so ziemlich immer und ständig unterwegs und entsprechend nimmt meine abendliche PC-Aktivität ab. Nun habe ich es aber doch geschafft, einmal hier reinzuschauen und sehe wieder neue Bilder von Flechten; sehr lobenswert!

    Kleine Anmerkungen kann ich schnell loswerden:


    Bild 1: Cladonia portentosa

    Bild 8: Cladonia rei oder C. subulata; zu trennen durch die UV+Reaktion von C. rei (Homosekikkasäure) (C. subulata ist UV-). Cladonia glauca ist wegen der P+Reaktion bereits aus dem rennen (die ist P-, UV+blauweiß (Squamatsäure))

    Bild 16: Ja, das ist Placynthiella oligotropha


    Cetraria aculeata: Die Art ist vielerorts in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Hier in Schleswig-Holstein haben wir sie zwar noch in fast jeder Heidefläche, meist aber auch nur in geringer Menge. Fruchtende Exemplare (mit Apothecien) wurden zuletzt wohl in den 1940er Jahren gesichtet. Ich konnte aber dieses Jahr im Mai in den Küstendünen bei St. Peter-Ording dann endlich wieder fruchtende Exemplare ausfindig machen, das dürfte aber der absolute Ausnahmefall sein und wäre im Binnenland wohl kaum zu erwarten (vielleicht aber Lüneburger Heide??).


    Soviel in Kürze; freut mich, dass das Interesse an den Flechten auch weiterhin Bestand hat!


    Beste Grüße aus dem Norden

    Patrick

    Hallo Björn

    Das wäre ja nix für mich, da ich mich bei solchem Reichtum von so zahlreichen mir unbekannten Flechten wahrscheinlich für ziemlich lange Zeit nicht von der Stelle rühern könnte... Sehr schicke Bilder mit ziemlich schicken Arten.

    Ideen zu der einen oder anderen Art hätte ich, aber sicherlich wären nur per Bild so einige nicht wirklich ansprechbar; von daher versuche ich es erst gar nicht.


    Gruß

    Patrick

    Hi

    Ich brauche ja manchmal ziemlich lange, bis ich auf die Fragen stoße, zumal so langsam auch wieder die Zeit der langen Tage im Feld anbricht.


    Bild 3) Sieht mir auch spontan sehr nach Cladonia coniocraea aus. Schmale Becher darf die haben; Apothecien kommen nur selten vor, aber die dürfen durchaus mal sein. Ob es nun Cladonia coniocraea oder aber die sehr ähnliche C. ochrochlora ist, kann ich aber nicht sagen, da man die Oberfläche im Becherinneren nicht sehen kann; ochrochlora wäre hier im Gegensatz zu coniocraea mehr oder weniger glatt berindet (also ohne staubige Aufbrüche).


    Bild 4) Cladonia coccifera vs. Cladonia pleurota: C. pleurota kommt bei uns hier oben in SH scheinbar nicht vor, so dass ich diese noch nie in der Hand hatte; zudem sind die beiden nur sehr schwer voneinander zu trennen. Auf dem Bild sind am linken Rand relativ große blaugrünliche Schüppchen zu erkennen: Sofern diese zu den Bechern gehören, würde ich mal unter Cladonia digitata nachschauen. Diese wäre für verrottendes Totholz auch recht typisch.


    Bild 6) Ja, Peltigera praetextata: Gut erkennbar an den kleinen, schüppchenförmigen Isidien an manchen Stellen der Lappenränder bzw. auf den Lagerlappen drauf.


    Ich hoffe, dies hilft etwas weiter...


    Flechtengruß

    Patrick

    Hi zusammen


    Bild 6) Das könnte auch Tuckermanopsis chlorophylla sein; Cetraria islandica kann ich aber auch nicht ausschließen. Es wäre gut möglich, dass die auch mal entgegen der in Büchern beschriebenen Lebensweise auf Zweigen vorkommt.


    Bild 7) Die beiden linken gehören womöglich zu Usnea filipendula (jetzt wohl Usnea dasypoga...); aber die Usnea-Arten sind nicht ohne Weiteres per Bild bestimmbar. Die rechte hingegen sieht mir eher nach einer Bryoria aus. Du kannst mal bei der Usnea vorsichtig einen Ast auseinanderziehen: Es sollte erst die äußere Schicht einreißen und den weißen Zentralstrang freilegen. Ein solcher weißer Zentralstrang wäre bei Bryoria nicht vorhanden. Wenn Bryoria: Häufigste Arten sind B. fuscescens (etwas variabel in der Farbgebung) und B. bicolor.


    Bild 8) Ja, das ist eine Cladonia aus der Sektion Cladina (Rentierflechten). Auch wenn die hier etwas einseitswendig aussieht, wäre ich für C. portentosa. Es kommt schon hin und wieder mal vor, dass zumindest C. portentosa bei geeignetem Kleinklima auch auf Zweigen wächst. Ich hatte sie schon bis in etwa 1 Meter Höher über dem Boden gefunden.


    Bild 9) Pseudevernia

    Bild 10) Evernia


    Bild 11) definitiv nicht Cladonia pyxidata (diese wäre braunfrüchtig, nicht rot...). Die Podethien scheinen becherförmig zu sein, es sollte sich dann um Cladonia coccifera handeln.


    Bild 12/13) Ja, Hypogymnia physodes


    Du scheinst ja flechtentechnisch eine echt gute Wohnlage zu haben!


    Grüße

    Patrick

    Hallo zusammen

    Ich könnte auch zur weiteren Auflösung beitragen...


    3) Evernia prunastri (links) und Pseudevernia furfuracea (rechts)

    4) Platismatia glauca (keine Parmelia; die hätte Pseudocyphellen (kleine, weißliche Aufbrüche auf der Oberfläche))

    5) Pseudevernia furfuracea

    6) Hypogymnia physodes (nicht tubulosa)

    7) auch Hypogymnia physodes

    8) und nochmal Hypogymnia physodes, aber auch Parmelia sulcata ist im Bild erkennbar

    9) Usnea, kann filipendula sein. Die Usnea-Arten sind schwierig...

    11) Cladonia macilenta (rotfrüchtig) und noch weitere Arten

    12) Die großen, blaugrauen Schuppen gehören zu Cladonia digitata, die kleineren Schuppen mit den stiftförmigen Podethien wohl zu Cladonia coniocraea

    13) Dibaeis baeomyces

    14) Cladonia fimbriata, Oberfläche der Podethien feinsorediös (bestäubt)

    15) Cladonia digitata ist nur am unteren Bildrand zu sehen (die großen, blaugrauen Schüppchen sowie das darauf wachsende blaugraue Podethium); der überwiegende Teil der abgebildeten Becher sollte zu Cladonia chlorophaea gehören: Oberfläche mehr oder weniger grobkörnig, im Becher auch sorediös.

    16) mindestens 3 Arten: Hypogymnia physodes, Parmelia sulcata und Evernia prunastri

    17) Pseudevernia furfuracea

    19) Cetraria islandica. Kommt auch in den niederen Lagen hier und da vor; im Hochgebirge dann so richtig üppig. Die Art ist relativ flexibel, was die Färbung angeht.

    20) Ja, sollte Porpidia crustulata sein


    Soweit mal ein paar Namen in den Ring geworfen...


    Beste Grüße aus dem Norden


    Patrick

    Hi Felli

    Das hilft dann schon wieder etwas weiter:


    6a) Sollte dann Lecanora sambuci sein; gehört im Weiteren Sinne zu der Gruppe um Lecanora hagenii


    6b) Lecania cyrtella. Sehr häufige Art, besonders auf Holunder und Pappel


    7) Lecania naegelii scheint mir die passendste Idee zu sein


    8) Habe ich noch keine Meinung zu; ich überleg weiter...


    9) Catillaria nigroclavata; derzeit wohl in deutlicher Ausbreitung, gerne an Zweigen von Pappel oder Weide


    Gruß

    Patrick

    Hi

    Wenn das gelbe Zeugs so richtig puderartig wirkt, ohne blättrige Gebilde, und auf der regenabgewandten Seite in den Borkenspalten der Eiche wächst, dann schau mal unter Chrysothrix candelaris.


    Gruß

    Patrick

    Hi Felli, Hi Björn


    Ich gebe auch mal eine Meinung ab:


    1. Physcia aipolia: Die weiße Fleckung spricht sehr dafür. Zur Absicherung kannst Du mal KOH auf die UNTERSEITE der Flechte geben und schauen, ob das Mark K+gelb reagiert; die obere Rinde reagiert bei beiden Arten K+gelb, daher die Unterseite testen.


    2. Physcia tenella


    3. wahrscheinlich Physcia adscendens, scheint ja helmförmige Sorale zu haben.


    4. Lecanora, wahrscheinlich chlarotera in etwas "schmutziger" Form


    5. Physcia aipolia (s.o.)


    6. Die Apos mit den weißlichen Rand könnten zu Lecanora persimilis gehören. Am besten mal einen Apothecienschnitt mikroskopieren und schauen, ob Asci 8-sporig oder polyspor sind. Neben der Lecanora scheint noch was anderes zu sein: Den Beleg nochmal im trockenen Zustand anschauen!


    7. Spannend: Für mich sieht es aus, als hätten die Apos durchaus einen Rand, der jedoch aufgrund des feuchten Zustandes nur sehr schlecht zu erkennen ist. Mal trocken anschauen! Die Sporen sind vierzellig? Dann schau mal nach Lecania naegelii. Achtung: Die ist einigermaßen variabel.....


    8. Könnte ebenfalls eine junge Lecania sein.


    Soweit meine kurzgehaltenen Tipps....

    Patrick

    Hi Claudia

    Kurze Tipps (mit Tablet lässt sich nicht so schön schreiben...)


    2. Sollte schon eine Lepraria sein; die Gattung ist mit mehreren Arten vertreten. Häufigste Art ist L. incana, die auch sehr variabel hinsichtlich des Substrates ist.


    3. Könnte ebenfalls eine Lepraria sein


    4. Vielleicht Psilolechia lucida?


    5. Grundschuppen einer Cladonia.


    7. Cladonia digitata eher nicht; die hätte auffallend große blaugrau Grundschuppen. Ganz scharf ist das Bild nicht. Sofern die Podethien durchgehend fein sorediös (bestäubt wirkend) sind, käme C. fimbriata in Betracht. Möglich wäre aber auch was in Richtung C. chlorophaea.


    8. Lecanora muralis


    9. Schau mal nach Phlyctis argena.


    10. Parmelia sulcata


    11. Hypogymnia, entweder physodes oder tubulosa.


    12. Etwas unscharf: Mein erster Tipp wäre doch Evernia prunastri. Alternativ Pseudevernia furfuracea; die hätte Isidien.


    Soweit in Kürze


    Patrick

    Hi Matthias

    Ja, da sieht man mal ganz gut, warum die Ansprache der Flechten hinsichtlich der Farbe grundsätzlich bei Trockenheit erfolgen sollte: Die Apothecien sehen jetzt ja schon deutlich mehr orange aus als im feuchten Zustand und passen somit auch entsprechend zu C. crenulatella. Und mikroskopisch sprechen ja auch Sporengröße und vor Allem das dünne Septum für crenulatella. Du hast also alles richtig gemacht und bist zum richtigem Ergebnis gekommen!

    Sporengröße von holocarpa nach den Briten (Lichens of Great Britain and Ireland) bis max. 15 µm, aber Septum größer als bei crenulatella.


    Auch erkennt man auf den Bildern nun die Steine besser: Auf solchen Betondingern sind neben der Caloplaca crenulatella auch weitere Krustenflechten zu erwarten:

    Caloplaca flavocitrina, Caloplaca oasis, Aspicilia contorta, Verrucaria nigrescens, Verrucaria muralis, Lecidella stigmatea, Lecanora crenularia, Lecanora semipallida (das, was in manchen Büchern als L. flotowiana bezeichnet wird) und Lecanora albescens.

    Kannst ja in einer ruhigen Minute mal schauen, welche davon tatsächlich vorhanden sind...


    Gruß

    Patrick

    Hi Chris


    Ja, die Cladonia coniocraea würde ich so stehen lassen. Vielleicht gehören die Bilder auch zu C. ochrochlora, die, soweit ich das verstehe, in den weiteren Formenkreis der C. coniocraea einbezogen wird. Aber die wirklich nur sehr schmalen Becher dürfen hier schonmal auftreten. Wenn die Becher deutlich breiter werden und die Podethien somit trompetenförmig wären, dann müsste man bei C. fimbriata etc. nachschlagen.


    Patrick