Hi Matthias
Ich bin ja nun nicht soo regelmäßig hier unterwegs, kann aber versuchen, mich diesbezüglich etwas zu bessern. Von daher: Gerne Fragen einstellen; sofern ich die dann beantworten kann, tue ich das gerne. Ich bin ja hier ganz oben im Norden ansässig und entsprechend nur mit der Flachland- und Küstenflora unter den Flechten so halbwegs gut vertraut. Im Gebirge schlummern dann einige hundert (insbesondere gesteinsbewohnende) Arten zu denen ich wenig sagen kann...
Einen kleinen Crashkurs fände ich wie gesagt super und würde dafür auch gerne einen oder zwei Tage "spendieren". Ob es möglich ist, hier im Forum entsprechende Grundsteine zu legen, mag ich jedoch bezweifeln: Kleine und gute Einführungen in die Thematik sind ja in den einschlägigen Büchern durchaus gegeben und ich möchte mir beim besten Willen nicht zutrauen, etwas qualitativ gleichwertiges zu produzieren (wobei das dann ja auch keinen Mehrwert brächte). Da ist das gemeinsame Live-Anschauen im Feld schon deutlich zielführender. Nichtsdestotrotz kann ich gerne versuchen, dem einen oder anderen Bild einen Namen zu geben, sodass dann eher gezielt in den dann doch manchmal unübersichtlichen Bestimmungsbüchern nachgeschlagen werden kann.
Literatur, die ich empfehlen kann:
Zum Einstieg:
- Kirschbaum & Wirth (1997): Flechten erkennen - Luftgüte bestimmen. Ulmer Verlag
- Wirth & Düll (2000): Farbatlas Flechten und Moose, Ulmer Verlag
- van Herk, Aptroot & Sparrius (2017): Veldgids Korstmossen, KNNV Uitgeverij
Die ersten beiden Werke beinhalten zwar nur die häufigsten Arten, sind aber für den ersten Überblick ganz gut. Veldgids Korstmossen kommt aus den Niederlanden und beinhaltet schon eine ganze Reihe von Arten, alle schick bebildert und kurz beschrieben (auf niederländisch, lässt sich trotzdem einigermaßen verstehen). Auch die Vorgängerauflage (van Herk & Aptroot, 2004, Veldgids Korstmossen) ist ein wirklich gutes Buch für den Einstieg.
Für den "professionelleren" Einsatz:
- Wirth, Hauck & Schultz (2013): Die Flechten Deutschlands. Ulmer Verlag
- Smith, Aptroot, Coppins, Fletcher, Gilbert, James & Wolseley (2009, reprinted 2017): The Lichens of Great Britain and Ireland
Die beiden sind richtige Gesamt-Florenwerke und absolut empfehlenswert. Gerade der Wirth (2013) hat eine gute Einleitung, in der alles mögliche zum Thema Flechten sowie die Grundlagen gut erklärt werden. Kostet etwas, aber lohnt sich wirklich!
Sehr lohnenswert sind auch die skandinavischen Werke unter dem Titel "Nordic Lichen Flora", mehrere Einzelwerke, die jeweils bestimmte Familien oder funktionelle Gruppen (Cladoniacaea, Blaualgen-Flechten etc.) behandeln. Die Reihe ist noch nicht abgeschlossen; es erscheint alle paar Jahre ein neuer Band.
Wenn man mehrere Werke zur Hand hat, kann man auch gut nachvollziehen, dass manche Arten in den jeweiligen Regionen durchaus unterschiedlich gefasst werden. Es tut sich halt aktuell noch so einiges, was die Taxonomie angeht.
Zur Caloplaca:
Ja, die citrina-Gruppe ist nicht immer ganz sicher auf Artniveau ansprechbar. Aber mit etwas Erfahrung kann man eigentlich schon meist sagen, worum es sich handelt. C. flavocitrina hat einen schuppigen Thallus (Lupe!); die Schüppchen brechen am Rande sorediös auf. C. citrina hingegen ist gänzlich sorediös aufgelöst, d.h. es sind keine deutlichen Lagerschuppen vorhanden. Der C. citrina sehr ähnlich ist die C. limonia, die jedoch etwas ins Grünliche geht.C. austrocitrina haben wir hier oben nicht, sodass ich zu der Art gar nichts sagen kann.
Grüße aus dem Norden
Patrick