Hallo Leute, nach wieder einmal gescheiterten Versuchen und etlichen weggeworfenen schimmelzentren
das frustet.
angeregt durch diesen sowie andere geschilderte Mißerfolge erlaubt mir, einige wesentliche Dinge zur Sauberkeit bei der Pilzkultur beizutragen. Auch ich hatte anfänglich mit allen diesen Schrecklichkeiten zu kämpfen. daher bin ich mal streng "wissenschaftlich" vorgegangen:
Woher stammen diese Grünen Erreger und wie gelangen sie in die Kulturen?
Alle Versuche wurden in mehrfacher Ausführung und unter möglichst gleichen Bedingungen gemacht, alles wurde täglich peinlich genau notiert.
nun das Resultat:
Pasteurisieren
Pellets, Körner, Holz, kleiner Mengen
Das Substrat in einem Topf dämpfen,Dauer etwa 30 min, bei Getreide solange bis die Körner platzen. Dazu etwas Wasser erhitzen, nur soviel Wasser nachfüllen bis der Wassergehalt stimmt. dann muss kein Wasser weggeschüttet werden und es geht sehr schnell. Langsam auskühlen lassen ohne zu öffnen.
Fermentieren
. besonders wichtig bei Stroh, Strohpellets, Holzspänen, teilweise auch bei Getreide.
Substrat unter Wasser bei 20-25 ° 2 Wochen gären lassen, abseihen, gut auswringen (trocknen)
Sterilisieren
Behälter, Werkzeuge, mit Substrat befüllte aber unbeimpfte Gläser
Im Dampfdrucktopf 45-60 min köcheln, das Überdruckventil sollte leicht geöffnet bleiben, langsam ungeöffnet abkühlen lassen, wer es besonders gründlich machen möchte, kann mit einem Tuch abdecken, damit beim langsamen öffnen des Druckdeckels keine immer kontaminierte Fremdluft eingezogen wird.
Nach dem Erkalten möglichst direkt ohne Fremdluft (siehe Dampfsterilation) weiter arbeiten oder alles in geschlossene vorher sterilisierte Boxen aufbewahren, hierbei kann auch ein Sterilationsmittel (H2O2) verwendet werden.
Fremd-Pilzbekämpfung
A. Substrat testen. Wie gewohnt sterilisieren und es ohne Beimpfung und ohne es in ein anderes Behältnis umzufüllen, 1 Woche stehen lassen.
1. Wenn da was grün wird, war die Sterilisation unzureichend (Druck oder/ und Zeit).
2. Wenn eine Woche lang das Substrat unverändert bleibt, kann diese Sterilprobe als bestanden bewerten werden.
B. Dosen testen. Dosen zunächst sterilisieren. Leicht mit destiliertem Wasser anfeuchten und ohne Substrateinfüllung oder Impfung eine Woche bei Zimmertemperatur "bebrüten".
1. Wenn da was grün wird, diesen Behältnissen entsorgen.
Tipp: Besser sind jedoch Gemüsegläser mit 350 bis 700 ml Volumen. sterilisiert natürlich.
C. Belüftung. Ein noch so kleines Loch in den Deckel eines sterilen Behältnisses mit sterilem Substrat zu machen, bedeutet, den Inhalt der immer schimmelpilzbelasteten Luft auszusetzen. Die Ergebnisse wird dann nur ausnahmsweise nicht kontaminieren.
Ich gehe wie folgt vor:
* Schraubgläser mit einem Polyfilter (es geht auch ein Wattestopfen aus Polyesterwatte oder eingeklebte Steriltücher aus der Erstehilfebox (Auto) verwenden.
* Nach dem Befüllen mit Substrat wird für 30 Minuten im DKT autoklaviert. Diese Gebinde bestehen die o. g. "Sterilprobe"!
* Die Gläser öffne ich ausschließlich in einer zuvor ausgesprühten Impfbox. Die Kontaminationsrate ist damit weniger als 10%.
Umfüllen und Beimpfen mittels Dampfsterilisation
Die wahrscheinlich größte Gefahrensstelle ist das Beimpfen und Umfüllen. Es bedeutet generell, dass das Substrat und die Brut, aber auch die Behälter mit Außenluft in Berührung kommen, also Alarmstufe ROT. daher mache ich diese Arbeitsschritte nur noch unter Dampf.
Wer eine geschlossene sterile Box besitzt wird sich glücklich schätzen.
Es geht aber auch ohne: Grosse Pfanne mit Wasser halb voll füllen und zum kochen bringen. Wenn die Fensterscheiben beschlagen, sind die meisten Kontis im Raum schon mal nicht mehr in der Luft. Dann ein Brat-Gitter auf die Pfanne legen und in der Dampfwolke die Arbeiten ausführen.
Die Werkzeuge immer wieder auch bei Nichtverwendung (Arbeitspause/Wechsel) in das kochende Wassebad ablegen.
Nach jedem Pilztyp unbedingt neue Werkzeuge nehmen.
Zusammenfassend möchte ich feststellen, daß sterilisiertes Substrat hochempfindlich gegen Kontaminationen ist und jeglicher Kontakt mit schimmelsporenbelasteter Luft oder sporenbehafteter Pilzteile (b. Clonen) vermieden werden sollte. Erst ab der Verwendung der satt durchwachsenen Körnerbrut arbeite ich - immer noch vorsichtig - aber nicht mehr wirklich - derart steril.
Brut/Anzuchtbehälter aufstellen
kleinere Gläser mit Anzuchtbrut (natürlich geschlossen und ein Atmungsloch im Deckel dazu Filter (Watte bzw. anderes Material) stehen bei mir zusätzlich in einem geschlossenen Plastikcontainer, der seitlich kleine Luftschlitze hat. diese sind ebenfalls mit Filtermaterial abgedichtet. hin und wider werden die Deckel dieser Box kurz geöffnet und etwas destilliertes Wasser genebelt.
wenn die Brut gut durchwachsen ist, ist die größte Gefahr vorüber. dann traue ich mich auch an etwas mehr Frischluft.
Reserve-Brut anlegen
trotz aller Sorgfalt könnte dennoch ein Ausreißer alles zerstören. Ich gehe daher auf Nummer SICHER: und habe ein kleines Reserve-Depot.
Dazu habe ich kleine Frischhalteboxen ca 75 ml. sterilisiert, die Deckel sind mit Sprengverschluss nahezu dicht. Je ein Teelöffel Origalbrut wird darin bei 4 °C im Kühlschrank eingelagert. Alle Proben sind bei mir nach 5 Monaten nur gringfügig weiter gewachsen und könnten jederzeit aufgeweckt werden. 2 Shii-Kulturen haben sich allerdings trotz der kühlen Umgebung außergewöhnlich stark entwickelt. Diese werden auf Getreide vermehrt werden und davon wieder ein Teil eingeschläfert werden.
so. ich würde mich freuen, wenn damit etwas weniger Pilzanfänger Schimmelattacken haben werden. Liebe Grüße aus dem Bayerwald.