Beiträge von Bovist66

    Dass man jede/n auf die Möglichkeit einer Rhabdomyolyse-Vergiftung nach dem Verzehr von Tricholoma terrum hinweisen sollte, ist für mich selbstverständlich.


    Dennoch wäre ich mit solch reißerischen Umschreibungen wie "tödlich giftig" etwas zurückhaltender - schon deshalb, weil natürlich durchaus ein Unterschied zur Toxizität etwa von Amanita phalloides besteht. Mit solchen pauschalen Schlagworten läuft man meines Erachtens Gefahr, beide Arten im Hinblick auf ihre Gefährlichkeit auf eine Stufe zu stellen (und leider wird eben nicht immer genauer nachgelesen).


    Und wenn man dem folgenden Beitrag glauben kann, sollen bei Tierversuchen auch Röhrlinge wie Steinpilze (hier Boletus edulis) und Rotkappen (hier Leccinum versipelle) Muskelschädigungen hervorgerufen haben:


    http://www.giftpilze.ch/litera…/periskop_024_2009_05.pdf


    Soll man nun auch Rotkappen als "tödlich giftig" bezeichnen ?!


    Bisher ist jedenfalls mir noch kein Vergiftungsfall bekannt, der eindeutig Tricholoma terreum zugeordnet werden konnte. Solange dies nicht der Fall ist, reicht es meines Erachtens, auf das Forschungsergebnis chinesischer Wissenschaftler und die Symptome bzw. Folgen einer Rhabdomyolyse hinzuweisen, vor allem nach dem Verzehr größerer Mengen "verdächtiger" Pilze. Wer dann noch Tricholoma terreum und andere Arten mit Rhabdomyolyse-Bezug verzehrt, tut es eben auf eigenes Risiko (Tricholoma equestre dürfte in Deutschland aus Gründen des Naturschutzes ohnehin nicht für Speisezwecke gesammelt werden). Genauso, wie auch beim Segeln oder Bergsteigen vielerlei Unfälle passieren können.


    Klingt als müßte ich das nachkochen. :P


    So ´ne Gewürzkugel ist ja nun recht klein. Wie viel Wasser nimmt man da ? Soll ja nicht zu sehr an Geschmack verlieren.
    Und wie lange kochst du das aus bzw. was bleibt letztlich übrig ? Man könnte es ja brutal herunterreduzieren, nur macht das Sinn ?


    Ich kann Fragen stellen. :D


    Eine Gewürzkugel muss nicht unbedingt klein sein. Meine misst ca. 9 x 10 cm, da passen z.B. die Schalen von sechs kräftigen Spargelstangen zum Auskochen dicke ´rein. Das Wasser sollte den Inhalt der Kugel maximal knapp übersteigen, finde ich. Es hängt natürlich davon ab, wieviel Brühe man benötigt. Ich stimme Dir zu, dass zu viel Wasser den Geschmack schmälern würde. Weniger ist im Zweifel mehr. Als Kochdauer reichen meist 10-15 Minuten. Nach wenigen Minuten nehme ich eine Geschmacksprobe, dann kann man absehen, wie lange man die Masse noch kochen lassen möchte.


    Funde von Spitzmorcheln wurden mir übrigens vor zwei Tagen auch aus der Steglitzer/Tempelhofer "Ecke" gemeldet, wiederum von Mulch.


    Was mir in diesem Jahr allerdings noch nicht unterkam, waren Käppchenmorcheln (Mitrophora semilibera). Normalerweise sind sie in den Berliner Parkanlagen nicht selten - in diesem Jahr aber wollen sie irgendwie nicht so recht ... Ein Pilzfreund berichtete mir immerhin von einem Einzelfund in Brieselang.

    Gestern bin ich in der Nähe der Berliner Stadtbahn tatsächlich noch auf zwei "Morchel-Minen" gestoßen!


    Es handelte sich um Spitzmorcheln (Morchella conica) auf Mulchbeeten. Zugegeben: Die Pilze waren schon ziemliche "Trockenware" - zum Sammeln also der letzte "Poeng" sozusagen. Habe rund 25 Stück dann auf den Dörrex gelegt, um sie richtig zu trocknen.


    Lentinus tigrinus/Polyporus squamosus: Ich habe zwei sehr kleine Exemplare zusammen mit dem Schuppigen Porling (Polyporus squamosus) einfach gedünstet, mit Sahne und Brennesselblättchen versehen, etwas gewürzt und als Soße zu Spaghettis gemacht. Ging ganz einfach und schmeckte wunderbar. Meine Partnerin fand es tendenziell sogar besser als die Spitzmorchel-Soße (die allerdings auch nur aus wenigen Pilzen bestand).


    Tip für Polyporus squamosus (ginge sicher auch bei Lentinus tigrinus, bei Lentinus lepideus habe ich es voriges Jahr schon erfolgreich probiert): Zähe Pilze kleinhacken, in eine Gewürzkugel sperren und die Masse auskochen. Dann die Kugel mitsamt Inhalt herausziehen, etwas salzen bzw. mit Gemüsebrühe abschmecken. Gibt auch einen schönen würzigen Pilzgeschmack und eine wunderbare Grundlage für Suppen.


    Es müssen also nicht immer Steinpilze sein :) ...

    Während meine umfangreichen Versuche der letzten Tage/Wochen, in Berlin und dem Berliner Umland Morcheln ausfindig zu machen, von der Morchelwelt mit einem Hohnlachen quittiert wurden, hatte ich heute unvermittelt Glück:


    Ausgerechnet in meiner Wohnanlage in Berlin-Charlottenburg konnte ich mehrere kleine Spitzmorcheln (Morchella conica) auf Mulch finden. Zwei der Pilze zeigten sich sogar direkt vor meiner Wohnung!


    Ein weiterer Pilzfreund kam gestern mit einem ganzen Korb frischer Spitzmorcheln in die Pilzberatung beim Botanischen Museum Berlin. Die Funde stammten aus dem Berliner Norden.


    Zumindest in dem einen oder anderen Garten halten sich auch noch Restbestände teils mehr, teils weniger frischer Speisemorcheln (Morchella esculenta). Zumindest legte mir heute ein Herr stattliche Exemplare aus Staaken vor.


    Wer also noch Morchellust verspürt, hat durchaus noch gewisse Chancen, in Berlin frische Morcheln zu finden !


    Unabhängig davon sind in Berlin/Potsdam derzeit schöne Mairitterlinge (Calocybe gambosa), Schuppige Porlinge (Polyporus squamosus) und Voreilende Ackerlinge (Agrocybe praecox) im Angebot. Sogar der Kulturträuschling (Stropharia rugosoannulata) wagte sich schon auf ein Mulchbeet in der Nähe des Potsdamer Ruinenberges. Vor allem in Gewässernähe macht sich nicht zuletzt der Getigerte Knäueling (Lentinus tigrinus) breit.


    Alle genannten Arten habe ich auch für die Küche verwendet. Die Spitzmorchel machte sich vor allem als Soße zu Spargel gut, den Ackerling konnte ich prima für eine Vorsuppe zum Spargelessen (daher wohl der Name praecox ... :) ) verwenden, der Schuppige Porling schmeckt in einer Sahnesoße (fast) so gut wie ein Steinpilz (ausprobieren !!), und auch noch nicht so zähe Getigerte Knäuelinge schmecken gar nicht schlecht. Der Mairitterling wiederum verliert seine manchmal etwas aufdringliche Geschmacks-Komponente durch vorheriges Abbrühen - das Brühwasser kann dann als Grundlage für eine schöne Spargelsuppe dienen. Soviel an dieser Stelle zur Küchen-Mykologie ...

    Noch etwas zum Schuppigen Porling: Manche der "großen Brocken" sind gar keine Schuppigen Porlinge. Entgegen anderslautender Beschreibungen in Pilzbüchern kann es auch der Sklerotienporling (Polyporus tuberaster) mitunter fast mit der Ausdehnung des Schuppigen Porlings aufnehmen! Ein solches Exemplar sorgte gestern beim Botanischen Museum Berlin und hinterher bei der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg e.V. für erhebliches Aufsehen. Also genau hinschauen :) !

    Den Beitrag finde auch ich super!


    Wer noch mehr zu den Unterscheidungsmerkmalen Gifthäubling/Stockschwämmchen wissen möchte, schaue hier:


    http://www.pilzforum.eu/board/…ght=Stockschw%C3%A4mmchen


    Wenn man ganz auf Nummer sicher gehen möchte, tut man gut daran, beim Stockschwämmchen auch ins Mikroskop zu schauen. Was hier insofern nicht so schwer ist, weil sich die Sporen von denen des Gifthäublings leicht und schnell unterscheiden lassen (siehe dazu meinen Beitrag in dem anderen Thread).


    Gruß, H. Beyer

    Hier die Merkmale der 2 Arten als PDF-Datei zum Runterladen:


    Schöne Grüße
    Gernot


    Danke für die fleißige Arbeit über die Gegenüberstellung der Merkmale von Pholiota (Kuehneromyces) mutabilis und Galerina marginata!


    Neben mir unter dem Mikroskop befindet sich gerade ein Quetsch-Präparat von Galerina marginata, den ich am 03.11.2012 in Hobrechtsfelde (an Berlin angrenzend) in einigen schönen Exemplaren finden konnte.


    Im Mikroskop kann man ein wichtiges Merkmal nachvollziehen, das Galerina marginata von Pholiota mutabilis auf den ersten Blick unterscheidet: Der Gifthäubling hat dextrinoide Sporen, das Stockschwämmchen nicht! In Deiner bzw. Ihrer Tabelle sollte m.E. auch darauf hingewiesen werden. Dextrinoid bedeutet, dass sich die Sporen mit Hilfe von Melzers Reagenz dunkelbraun einfärben (allerdings ist das bei der jetzigen Probe nicht bei allen Sporen gänzlich der Fall - ich vermute, dass es mit der Sporenreife zu tun hat).


    Den Gifthäubling habe ich heute in meiner Sprechstunde im Botanischen Museum Berlin ausgestellt. Es fügte sich gut, dass eben eine Dame in die Sprechstunde kam, die noch Stockschwämmchen finden wollte. Immerhin konnte ich ihr sogleich den tödlich giftigen Doppelgänger zeigen :) .


    Pholiota mutabilis gab es in diesem Jahr in Berlin und der Sächsischen Schweiz recht häufig. Mein letzter Fund in Berlin war insofern auffällig, als die Pilze kaum Ringbildung und auch nur wenige Schüppchen auf dem Stiel
    aufwiesen. Das Holz war für mich nicht mehr bestimmbar. Der Geruch entsprach eindeutig dem Stockschwämmchen, die Sporen zeigten keine Dextrinoidität und wiesen auch deutlich einen Keimporus auf. Somit ließen sich die Pilze auf den zweiten Blick sicher dem Stockschwämmchen zuordnen.


    Noch etwas: In Deinem bzw. Ihrem Text fehlt die Erläuterung des Begriffes kalyptrat. Auch hier halte ich noch eine Ergänzung für sinnvoll.


    Gruß, H. Beyer

    Na, nicht ganz so pessimistisch !


    Gestern konnte ich auf einem Grünstreifen vor einem Haus in Berlin-Westend drei kleine Speisemorcheln finden.


    Zumindest im Bereich von Gartenland kann man also durchaus noch (kleinere) Erfolge haben, was Morcheln angeht.

    Der viel zu frühe Tod Walter Pätzolds stimmt auch mich unendlich traurig. Worte können das nicht ausdrücken! Die Pilzkurse in Hornberg gehörten für mich immer zu den schönsten Erlebnissen im Jahr. Unzählige Pilzfreunde haben so viel von Herrn Pätzold gelernt! Unvergesslich: die Mikroskopie-Runden, wo wir Kursteilnehmer eine kleine Ahnung von der Welt des Verborgenen auf dem so großen Gebiet der Pilzkunde bekamen. Unvergesslich auch die Pilzsuppen, am Waldrand über offenem Feuer zubereitet - für alle Kursteilnehmer ein "Muss".
    Er wird mir sehr fehlen, der Walter, sehr! Aber in der Erinnerung wird er fortleben. Für mich vor allem durch das, was er mir vermittelt hat und was mir in meiner Funktion als Pilzberater beim Botanischen Museum Berlin heute so sehr von Nutzen ist. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Und ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand fände, der die fleißige Arbeit von Walter Pätzold in Hornberg fortführen würde.