Beiträge von Buntspecht

    Hallo Oehrling,


    vielen Dank, das ist wieder sehr spannend.

    Die Pilze waren in der Tat eindeutig nicht monochromatisch, sondern klar zweifarbig. Russula fragilis hatte ich gar nicht "auf dem Schirm" (ich meine die Art früher schon mal gefunden zu haben, war aber nicht sicher bestimmt), und R. atrorubens gehört zu den (zahlreichen) Arten, von denen ich bisher gar nichts weiß.

    Wenn ich die Beschreibung bei Einhellinger lese, läuft es wohl auf R. fragilis hinaus wegen der im Foto erkennbaren gesägten Lamellenschneiden: "Ist sie [die Lamellenschneide] nämlich mehrminder deutlich gesägt oder schartig [check] und handelt es sich im übrigen um einen fragilen Pilz [check] mit weißen, ziemlich entfernten Blättern [check], typischen Geruch nach Bonbon anglais (Schäffer: Eisbonbon) [:gkopfkratz:], schwacher Guajak-Reaktion [check; Fotos oben nach ca. 1, 2 und 15 min.] und weißlichem Sporenpulver [check], dann ist ein Irrtum so ziemlich ausgeschlossen."

    Zudem ist R. fragilis im nds. Tiefland sehr verbreitet, R. atrorubens dagegen recht selten (wenngleich hier in der Region schon nachgewiesen).

    Jetzt noch zwei Emeticinae von gestern. Bisher habe ich meistens nur R. nobilis (R. mairei) unter Buchen gefunden. Dies sind offenbar zwei andere, beide mit eher schwacher Guajak-Reaktion und weit abziehbarer Huthaut, beide sehr scharf.


    1. unter Kiefer: R. silvestris?

    Nach Bresinsky hat dieser einen lebhaft rosaroten Hut, in der Mitte creme oder gelblich entfärbt, was hier nicht zutrifft. Andererseits passt der Standort (unter Kiefern, auf Sand, nicht im Moor). Und z.B. in der Atlaskartierung Niedersachsen finde ich R. silvestris als "Kiefern-Speitäubling" mit dunkelrotem, mittig nicht entfärbten Hut...

    (G=Guajak, A=Anilin, K=KOH 3%, F=FeSO4)


    2. Im gleichen Waldgebiet nicht weit entfernt, aber unter Birke: Russula betularum?

    Huthaut vollständig abziehbar

    Was hier auffällt ist die starke grauschwarze Verfärbung des Stiels und auch des Hutes im Umfeld der Anilinprobe - davon habe ich nirgends gelesen.

    Ein nicht mit Anilin behandeltes Exemplar färbte sich im Laufe eines Tages beim Trocknen am Stiel nur etwas grau, ebenso wie die Nr. 1 von oben:

    Das ist nun hoffentlich eine leicht kenntliche Art. 31.10.20 unter Eichen auf Sandboden.

    Stark kammrandiger, dunkel graubrauner Hut, grauer, innen gekammerter Stiel, sehr scharfer Geschmack und Geruch nach Käse (Camembert) - ich hoffe, da gibt es nicht viel zu verwechseln.

    Nun habe ich tatsächlich festgestellt, dass ich mir vor etwa 20 Jahren in einem damaligen Anfall von "Täublings-Manie" Einhellinger (1994) "Die Gattung Russula in Bayern" besorgt hatte, mit Farbtafeln von H. Marxmüller und dem Schlüssel von A. Bresinsky - man begegnet offenbar immer wieder denselben Leuten ;). Es stand noch im Regal.


    Diese Heringstäublinge, gestern im Kiefernwald auf Sandboden unter Kiefern gefunden, sollten wohl R. xerampelina sein:

    Heringsgeruch, grünliche FeSO4-Reaktion, Rotfärbung mit Anilin, Spp IIIc.


    Allerdings führt Einhellinger nur R. erythropoda auf und synonymisiert den mit R. xerampelina. Bresinsky im selben Heft unterschiedet die beiden, wobei bei R. erythropoda der Stiel wie der Hut tiefrot bis purpurrot sein soll (Standort vorwiegend unter Kiefern, gelegentlich auch Fichten), R. xerampelina (in der 1994er Ausgabe noch als R. amoenipes) nur mit rosa Stiel, Standort ebenfalls unter Kiefern (u. Fichten?).

    Alle, die ich bisher gefunden habe, hatten nur stellenweise rosa getönte Stiele, manchmal sah man es auf den Fotos kaum (im Gelände alleridings schon).


    Demnach wäre ich nach dem Bresinsky-Schlüssel bei R. xerampelina (=R. amoenipes). In der niedersächsichen Atlaskartierung ist alleridings weder R. amoenipes noch R. erythropoda aufgeführt, sondern nur R. xerampelina agg. - also sollte ich es wohl auch dabei belassen.

    Auf jeden Fall eine sehr schöne Art!



    G=Guajak, A=Anilin, K=KOH 3%, F=FeSO4

    Zur Abwechslung mal kein Täubling: Diesen Pilz fand ich gestern im Kiefern-Mischwald auf Sandboden. In der Nähe standen Kiefern, Eichen und Birken.

    Zu dem auffälligen großen Pilz (Hut-ø 10 cm) fiel mir zunächst nichts ein. Beim Blättern im Pilzbuch fiel mir auf, das viele Merkmale zum Spindeligen Rübling Gymnopus fusipes passen, aber dieser wuchs am Boden im Moos (evtl. auf vergrabenem Holz? Wurzeln?).

    Spp weiß, Stiel sehr zäh, Lamellen rostfleckend, Geschmack etwas bitter.

    Hallo Claus,

    vielen Dank für Deine Hilfe!

    Ich bin gerade erst dabei, mich etwas intensiver mit den Täublingen zu befassen, bin aber eigentlich noch völliger Anfänger. Ich habe mir vor wenigen Tagen erst das Werk von Marxmüller auf CD besorgt (v.a. auch wegen der Sporenpulvertafel) und mich mit dem enthaltenen Schlüssel von BRESINSKY bisher nur wenig befasst.

    Nebenbei bemerkt: Ich finde es etwas unverständlich, dass dort nur die auch von Marxmüller abgebildeten Arten behandelt sind, an vielen Stellen bricht der Schlüssel ab mit der Aussage "hier gibt es noch mehr, aber das lassen wir hier mal weg". Also habe ich mir jetzt auch den vollständigen Bresinsky-Schlüssel bestellt (Regensburger Mykologische Schriften 18: 141-198, 2018).


    Bei diesem Pilz hatte ich aber mein "bin mir ziemlich sicher" gar nicht aus dem Schlüssel abgeleitet, sondern nur mit puellaris verglichen und gefunden, dass das ganz gut passte. Ich habe also durchaus nicht das gemacht, was Du gemacht hast...


    Wenn ich das jetzt nachhole, stelle ich Folgendes fest:

    • R. terenopus wird bei Bresinsky von den anderen durch den "süßlich-kompottartigen, an R. fellea erinnernden" Geruch abgetrennt. Davon abgesehen, passen die genannten makroskopischen und die Standortmerkmale ganz gut zu meinem Fund, allerdings heißt es hier "Fleisch an Insektenfraßgängen etwas gilbend", was nicht so ganz passt, meine Pilze gilbten ja sehr deutlich in allen Teilen.
    • R. versatilis wird bei Bresinsky nicht eigens aufgeschlüsselt, sondern nur unter terenopus erwähnt ("Vgl. R. versatilis in Einhellinger 1985")
    • R. puellaris wird u.a. charakterisiert durch "Stiel bald schwammig-hohl, sehr gebrechlich und zugleich rötlichgelb oder schmutzig safranbräunlich verfärbend", im Unterschied zu den folgenden, weniger stark gilbenden Arten
    • R. sphagnophila wird hier unter R. robertii geführt als eine Art, die bei Sphagnum wächst (Moore und feuchte Plätze unter Birken); das passt vom Standort nicht gut, außerdem soll diese Art nicht auffallend stark gilben.

    Dann führt Bresinsky noch R. brunneoviolacea an , der v.a durch die stacheligen Sporen unterschieden wird (und nur etwas gilbendes Fleisch) und als Art der Laubwälder genannt wird (im Ggs. zu puellaris: "Nadelwald, seltener Laubwald"), sowie noch ein paar weitere Arten mit Spp IIa-d (z.B. R. versicolor, der aber dunkleres Spp haben sollte, und R. puellula, der aber unter Buchen wachsen sollte).


    Die Mikromerkmale kann ich leider nicht prüfen, dazu fehlen mir Equipment und Zeit, also bleibt alles etwas vage.

    Ich kann dann höchstens noch den aktuellen Stand der Atlaskartierung in Niedersachsen als Orientierungshilfe heranziehen:


    • R. terenopus - nur ein Nachweis landesweit (in Westniedersachsen)
    • R. versatilis - nicht aufgeführt
    • R. puellaris - landesweit recht verbreitet, v.a. in der Osthälfte
    • R. robertii (=R. sphagnophila) - nicht aufgeführt
    • R. brunneoviolacea - recht verbreitet in der Osthälfte, aber deutlich weniger als puellaris


    Insofern würde ich den Schluss ziehen, dass puellaris am wahrscheinlichsten ist (am häufigsten gefundene Art, alle genannten Makromerkmale passen).

    Auf eine sichere Bestimmung muss ich dann auch hier verzichten. Mir reicht es aber völlig, wenn ich zumindest ungefähr weiß, in welche Richtung es geht, oder wenn zumindest ein Aggregat benannt werden kann.


    "Mit jedem neuen Fund aber lernt man dazu, die Fragen dazu werden beantwortet soweit es geht, manchmal halt nicht zur vollen Zufriedenheit beantwortet."


    Genau, und deshalb werde ich Euch demnächst noch mit ein paar weiteren, für mich spannenden Täublingsfunden "nerven" - to be continued...;)

    Dann halte ich Eiche als Partner eher für ausgeschlossen und du bist sicher, dass du keine Jungeiche in der Nähe des Fundortes übersehen hast?

    Ziemlich sicher, die müsste schon sehr klein gewesen sein. Der Pilz stand an einem dicht mit Weidengebüsch bewachsenen Teichufer, größere Bäume in der direkten Umgebung nicht vorhanden. Eichenmischwald auf der anderen Seite des Teiches.

    Nr. 1: hier befürchte ich, das der Hut etwas verformt und ggf. auch verfärbt ist, leider fand ich nur dieses eine Exemplar.

    Geruch unauffällig, Geschmack mild oder etwas scharf

    Huthaut etwa 1/3 abziehbar, darunter rot durchgefärbt

    Lamellen "mandelweiß", nicht sehr brüchig, am Rand bräunend

    Stiel festfleischig, innen wattig, unten braunfleckig

    Spp IIb-c

    Chemische Reaktionen s. Fotos



    Chemische Reaktionen nach wenigen Sek.


    nach 2 Min.


    nach 15 Min.

    Diese Täublinge wuchsen an einem Straßenrand auf Sandboden unter Birken (keine anderen Begleitbäume im Umkreis von 100 m vorhanden). Es ist der gleiche Standort, an dem ich vorige Woche mit Hilfe von Oehling eine (vermutliche/wahrscheinliche) R. velenovskyi bestimmt habe.


    Nr. 1: Ich vermute Russula parazurea

    Geruch unauffällig, Geschmack mild oder etwas scharf (Lamellen)

    Huthaut bereift, etwa 50% abziehbar; blaugrau, am Rand grünlich, Mitte dunkler, bei altem Pilz ocker ausblassend

    Lamellen cremefarben, sehr brüchig

    Stiel Fleisch starr, sehr leicht querbrüchig; Basis braunfleckend

    Spp IIc

    Chemische Reaktionen s. Fotos


    altes Exemplar


    Chemische Reaktionen nach wenigen Sek.


    nach 1 Min.


    nach 2 Min.


    nach 15 Min.

    R. graveolens wurde mir ja neulich von Oehrling bestimmt, die Pilze stammten von einem sandigen Standort unter Eichen.

    Dieser Heringstäubling stammt nun von einem ganz anderen Standort, ist auch anders gefärbt, aber mit dem Schlüssel von Bresinsky in Marxmüller gelange ich auch hier zu R. graveolens.

    Standort: Marschboden, Gley; am Rand eines Teiches bei jungen Weiden, weiter entfernt auch einzelne Birken und Espen.

    Geschmack mild, Geruch fischig, heringsartig

    Hut ca. 8 cm Durchmesser, Huthaut hell rotbraun bis rötlich, feucht schmierig, etwa 1/3 abziehbar, Rand leicht gerieft

    Stiel alt brüchig (eher längs als quer), deutlich bräunend

    Spp IIIb

    Chemische Reaktionen: Anilin rot, FeSO4 eher grau als grünlich, aber jedenfalls nicht rosa oder braun


    Chemische Reaktion nach wenigen Sekunden


    nach 1 Min.


    nach 2 Min.


    nach 15 min.


    nach 6 h (Huthaut trocken)

    Hallo Sebastian,

    vielen Dank für die Bestätigung!

    Hinweise auf Eiche als Mykorrhizapartner habe ich gefunden bei:

    Gerhard (2018): Der große BLV Pilzführer: "im Laub- und Mischwald, unter Rotbuchen und Eichen, vor allem auf sandigen Böden" und

    Michael, Hennig, Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde 5: "in Buchenwäldern und Eichenmischwäldern, selten unter Fichte (Romagnesi), auf sandig-humosen Böden, kalkmeidend"