Beiträge von bwergen


    Hallo Ingo,


    das stimmt soweit, manchmal allerdings sieht man das Aufplatzen auch bei unreifen Sporenschläuchen aufgrund des Quetschvorgangs. Eine Sollbruchstelle würde ich bei den Asci nicht vermuten, wie gesagt, meistens im oberen Drittel.


    Dicke Ascuswand ist nicht synonym mit bitunikat. Es gibt zahlreiche Sordariomyceten und vor allem Lecanoromyceten (= Flechten) mit dicker Ascuswand, die aber unitunikat ist. Dass die Wand doppelt ist, sieht man erst, wenn die innere Wand nach außen kommt und der Sporenschlauch deutlich an Länge zunimmt.


    lg björn

    Hallo allerseits,


    im benachbarten Dungpilz-Forum kam vermehrt die Frage auf, was eigentlich "bitunikat" oder "fissitunikat" bedeutet. Gespaltene Asci? Oder das teleskopartige Herausfahren von allem, was im Ascus drin ist? Hier also nochmal für alle bebildert die Erklärung dieser Thematik.



    Dazu müsste man erstmal etwas ausholen. Ihr kennt ja Schlauchpilze. Schlauchpilze mit echten Sporenschläuchen, also Zellen, in deren Inneren Mitose und Meiose stattfindet und wo die Sporen bis zur Reife eingeschlossen bleiben. Meistens sind das 8, manchmal aber auch <8 (Tuberales) oder >8 (z.B. Thelebolales, einige Diaporthales wie Ditopella ditopa, falls >8, dann häufig 2 hoch x mit xeN und x>3).


    Die Art und Weise, wie so ein Sporenschlauch funktioniert, wurde von verschiedenen Mykologen ziemlich gut erforscht. Sie ist ein wichtiger Faktor in der systematischen Einteilung der Schlauchpilze nach Klassen:
    *Pezizomycetes sind die, deren Sporenschlauch sich mit einem Deckel öffnet
    * Leotiomycetes haben keinen Sporenschlauchdeckel, dafür aber einen Ring an der Spitze, der strichartig mit Iod-Reagenzien reagieren kann
    * Sordariomycetes haben einen ähnlichen, aber meist kräftigeren Mechanismus als die Leotiomycetes, sowie deutlich häufiger dunkle Sporen
    * Dothideomycetes haben eine doppelte Sporenschlauchwand, die sich bei Reife der Sporen oder durch äußere mechanische Einflüsse in eine Endotunika und eine Exotunika einteilt. Dabei geht die innere Wand (Endotunika) nach außen (meistens durch Aufplatzen der äußeren Wand irgendwo im oberen Drittel).
    [* Eurotiomycetes haben die gleichen Mechanismen wie die Dothideomyceten, aber andere Fruchtkörper-Eigenschaften]
    [* Geoglossomycetes sind als Erdzungen eine eigene Klasse mit einem helotialen Ascusporus]
    [* Lecanoromycetes stehen zwischen Leotiomycetes und Dothideomycetes. => Flechten]


    Greifen wir uns diese Dothideomyceten heraus. Das sind meistens winzige Kernpilze, die z.T. substratspezifisch an verrottenden Pflanzenteilen leben (ABER: häufig bilden sie Nebenfruchtformen, die parasitisch sind!).
    Die wichtigsten Gattungen sind
    Pleospora, sehr viele Arten mit mehrfach geteilten Sporen, 90% auf Kräutern, 10% Totholz
    Sporormiella, coprophile Arten mit sich teilenden, dunklen Sporen (häufig 4zellig, sonst >4)
    Dothidea, Hysterium, Splanchnonema... (=> Schlauchpilzseminar: 23.-26.04)



    um nur einige zu nennen. Ich habe mir als Beispiel für die Verlängerung des Sporenschlauchs durch die "Bitunikatie" eine der vielen Phaeosphaeria-Arten herausgesucht:



    Zu erkennen ist eine gute Verdopplung der Länge sowie auch ein gewisser Raumgewinn. Die Sporen sind nach dem Ausfahren deutlich mehr voneinander entfernt als vorher. Sollte man Zweifel haben, welcher der Sporenschläuche zu messen ist, dann sollte man sich die Probe unter dem Mikro eine Weile angucken, meistens platzen irgendwo Sporenschläuche auf. Es ist natürlich klar, dass man die noch nicht ausgefahrenen Asci misst. Noch ein anderes Beispiel:





    Und schließlich noch einmal ein Blick auf die Ascusspitze einer Sporormiella, deren äußere Wand bereits abgesprengt wurde. Durch das teleskopartige ausfahren bleibt der Rest der Wand erstmal auf der Spitze hängen. Die Sporen werden auch nach dem Aufplatzen noch zu 8 zusammengehalten. Das hat bei Sporormiella einen bestimmten Effekt (unter Auflicht beobachtet und gefilmt): Die Asci treten aus den winzigen Fruchtkörpern heraus und stehen etwa 200 µm hervor. Die Sporen befinden sich also schon außerhalb des Fruchtkörpers, aber immer noch in der inneren Ascushülle. Durch weitere mechanische Einflüsse dann platzt auch diese außerhalb des Fruchtkörpers auf und die Sporen verteilen sich, bleiben also nicht an der Fruchtkörperspitze kleben.



    Soweit so gut zu dieser Thematik, da gibt es natürlich noch eingehendere Studien zum Aufbau des Apikalapparats von Dothideomyceten, der wie ihr seht auch etwas speziell erscheint und sich so gut wie nie mit Iod anfärben lässt, was auch wieder seinen Sinn hat, denn der Apikalapparat muss sich ja nicht zwangsläufig öffnen, da nach Beobachtung die meisten Sporen auch seitlich nach Aufplatzen herauskommen können. Das war jetzt mal eine etwas spontane Nachtschicht, bis zum nächsten Beitrag und byebye


    => Siehe neues Thema!


    lg björn


    Hehehe ich freu mich schon auf den Schwarzwald :evil:

    Hallo,


    toller Fund. Die Art hätte ich zu gerne einmal selbst unterm Mikro. Ich möchte nämlich noch anmerken, dass die Bilder auf FP nicht von mir, sondern von Francisco Calaça sind (Brasilien).


    lg björn

    Hallo,


    es gibt noch mehr von den flächigen Diatrype-Arten (Rappaz 1987):


    * D. undulata: Sp. 5-8x1,2-1,8 µm, hauptsächlich an Betulaceen, also z.B. Betula, Carpinus.
    * D. subaffixa nur auf Rosaceen, nordam. Art mit Sp. 8,5-11x2 µm
    * D. stigma auf sämtlichen Substraten mit Sp. 7-13x2-2,5 µm (davon gibt es anscheinend 2 Varianten, die sich in der Größe der Konidiensporen unterscheiden)
    * D. spilomea an Aceraceen (Ahorn) mit Sp. 4-7x1-1,2 µm
    * D. stigmaoides an Quercus oder Fagus mit Sp. 5-7x1,2-1,5 µm


    Bei einigen stehen die Ostioli stark hervor, bei anderen nicht. Einige der Arten kannst du auf Ascofrance einsehen (wenn ich mich recht erinnere hat A. Gardiennet einige der Arten schon gefunden und abgebildet).


    ---------------------
    Ergebnis: Dein Pilz ist Diatrype undulata.



    lg björn

    Hallo Sven.


    An A. macrotheca habe ich gerade auch gedacht, die hatte ich selbst schonmal. Ich denke, das wird wohl hinkommen.


    Aber sag mal, das mit dem Stacken läuft noch nicht so rund, du hast mehrere Ebenen übersprungen, d.h. die Einzelbilder haben nicht alles abgedeckt und es entstehen unscharfe Stellen, bei gewölbten Strukturen als Ringe erkennbar. Noch etwas präziser am Knöpfchen drehen und ruhig mehr Fotos machen. Wieviele Fotos warens?


    lg björn


    Wenn du Literatur brauchst, ich hab viele Dinge digital, sag einfach bescheid. Hab auch viele Flechten schon bearbeitet (makro- und mikroskopisch).


    Hallo Kerstin,


    ich verwende vor allem die 2 Bände von Wirth, dazu noch 6 Bände der Buchreihe "Bibliotheca Lichenologica" (nur das, was mich interessiert hatte, die sind schweineteuer...), dann Aptroot et al. 2008 (pyrenocarpe Flechten) und Ovstedel et al. 2009 (lichen flora of Svalbard). Ich hab außerdem viel spezielle Literatur zu etwa 50 verschiedenen Gattungen sowie die Arbeiten von Hawksworth und anderen über lichenicole Pilze (meistens ja Kernpilze).


    Im Internet gibt es dazu auch noch einige gute Seiten, u.A. die von J. Seawright "Irish Lichens".


    Welche nutzt du denn?


    lg björn


    Hallo Kerstin,


    kennst du dich gut mit den Lecanoromyceten aus? Vielleicht könnte ich da jemanden gebrauchen für eine Zusammenarbeit in diesem Bereich, mit dem ich erst vor etwa einem Jahr angefangen habe (mehr oder weniger intensiv). Manches Mal ist die Bestimmung nicht ganz so einfach, wenngleich die Gattung schon feststeht.


    Gerne kann ich dir das alles zusenden, wenn ich mit der Bearbeitung fertig bin.


    lg björn


    Hallo Pablo,


    weder das dickwandige Artefakt noch die von Thorben gezeigten Strukturen gehören zu dem Fruchtkörper der Exidiopsis.


    lg björn

    Hallo Thorben,


    also die krummen Sporen sprechen schonmal für Exidiopsis. Basidien bei Heterobasidiomyceten zu finden, ist keine ganz so leichte Sache, oft sieht man sie nur von oben oder sie sind von Holz- oder Fruchtkörperteilen bedeckt. Die Basidien müssten dann schon so aussehen:



    Hallo Kerstin,


    das sind keine Herbarbelege, die sind frisch aus der Nähe von Ulm eingesammelt :)


    lg björn

    Gleichwie:
    An dem drittletzen Bild hänge ich fest. Zähle Sporen und Sterigmen - einfach ein Traum, diese Auflicht - Mikroaufnahmen.



    LG, Pablo.


    Hallo Pablo,


    ja, mittlerweile bin ich soweit ganz gut darin, mikroskopische Merkmale anhand von Auflichtaufnahmen zu beurteilen, dazu gehört die unterm Mikro bisweilen uneindeutig erkennbare Anzahl an Sterigmen. Wenn die Sporen noch auf der Basidie drauf sind, kann man sie unter x500 einfach abzählen. Ist fast sowas wie eine Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme, nur halt für arme Leute :cool:


    lg björn

    Was das Thema Flechten angeht: da habe ich aus der Nähe von Ulm gerade zahlreiche Aufsammlungen bekommen, die ich demnächst hier mal vorstellen werde. Unterforen sind schon ganz gut für die Übersicht, aber man sollte es damit nicht zuweit treiben. Die Portraitsammlung, die wir derzeit haben, hat schon seine Vorteile, so kann jeder, der hier reinguckt, zumindest einen groben Überblick über Systematik bekommen. Auch wenn sich vieles ändert, so doch meistens auf Gattungs- und Familienebene. Die meisten sind ja schon froh, wenn sie eine ungefähre Ahnung davon haben, was eine Ordnung ausmacht bzw. wie die Arten innerhalb einer Ordnung zusammenzufassen sind, welche gemeinsamen Merkmale sie haben usw.


    lg björn

    ...tun sich auf, wenn man sich mit Rindenpilzen (ehem. Corticiales) beschäftigt. Rindenpilze, was soll das eigentlich sein? Pilze, die wie eine Rinde aussehen? Oder auf dieser wachsen?


    Manchmal kann beides vorkommen. 99,9% aller Rindenpilze gehören zu den Basidiomyceten (=Ständerpilze, solche mit Sporenständer), nur 2 europäische Arten zählen in ihrer morphologischen Erscheinung zu den Ascomyceten. Normalerweise bleiben die fusseligen Pilzchen unentdeckt, unter Baumstümpfen, über Blätter und alte Porlinge wachsend. Da achtet eigentlich niemand drauf, es sei denn, sie haben eine spektakuläre Farbe, wie Terana caerulea (= Pulcherricium caeruleum) oder Cytidia salicina. Aber wer findet die schon?


    Weiße Überzüge mögen zwar schön sein (z.B. im Schlafzimmer), aber mykologisch bieten sie vor allem eins: Bestimmungsprobleme. Athelia, Botryobasidium, Tubulicrinis, Sistotrema, Hyphoderma, Hyphodontia, mal mehr mit Zähnchen, mal mehr wie Mehl oder Zucker. Die gute alte Backstube eben, produziert ungelöste Fälle am Fließband (es sei denn, man hat Kontakt zu Frank Dämmrich).


    Manches mal aber fallen trotz unscheinbarer Färbung gewisse mikroskopische Merkmale ins Auge. Bei Rindenpilzen sind das normalerweise kronenförmige Basidien wie bei Botryobasidium, harzige Halozystiden wie bei Resinicium bicolor, oder ausgefallene Septozystiden wie bei Hyphoderma setigerum. Was darfs denn heute sein? "Eine Tüte Basidienmakrönchen".


    Ich behaupte, dass der hier vorgestellte Pilz nichts anderes als Sistotrema brinkmannii (Bres.) Erikss. 1948 ist. Dieser fällt durch seine mehlartigen Überzüge auf Holz oder alten Pilzfruchtkörpern auf, wie hier auf der Unterseite von Fomitopsis pinicola. Ein Bekannter brachte mir den alten Fk vorbei und ich habe mir erlaubt, das weiße "etwas" genauer zu betrachten, da mich Rindenpilze in ihrer Diversität sehr interessieren. Mikroskopisch dürften die 6-8sporigen Basidien, die etwas urniform sind (vor allem im jüngeren Zustand), die deutlichen Schnallen sowie die kleinen, 4-5x2-3 µm großen, suballantoiden Sporen sehr typisch sein. Manchmal bildet diese Art feine Zähnchen aus (=grandinioid), was hier aber nicht der Fall war (vermutlich aufgrund der unförmigen Unterlage).


    Die Gattung Sistotrema hat noch viele weitere Arten, darunter der Popstar Sistotrema confluens Pers. 1794, der mit seinem erschütternden Erscheinungsbild die Massen zu begeistern weiß. Leider habe ich diese Art noch nie live gesehen, vielleicht gelingt mir zu einem späteren Zeitpunkt eine Autogrammstunde einzuplanen.










    Das war nur ein Kurzbeitrag zu einem vielleicht wenig betrachteten Pilz, den man wahrscheinlich auch häufiger auf der Unterseite alter Porlinge entdecken kann. Einfach drauf achten und bis zum nächsten Mal. Byebye :evil:

    Hallo Thorben,


    bläuliche, sehr dünne Überzüge an Buche im Winterhalbjahr sind normalerweise Exidiopsis effusa. Unter Umständen kannst du mal versuchen, ob du nicht doch ein paar Basidien findest. Tomentella schließe ich aufgrund des Habitats und der Oberfläche der Fk aus.


    lg björn

    Sehr schön, Matthias. Auch diese Bilder würde ich gerne für FP verwenden, wenn ich die Gattung Ascobolus bearbeite (bzw. vielleicht sogar für die Bilderschlüssel, wenn du erlaubst) ;)


    lg björn


    Es ist die Dosis. Man darf nur ganz wenig von dem Zeug an den Rand des Deckgläschens bringen und warten, bis sich einige Partikel zu den Sporen vorgekämpft haben. Dann muss man schnell sein, denn relativ bald löst sich alles auf oder verklumpt.


    Ahja dann werd ich das nächste Mal noch ein paar Tests damit machen.