Hallo Björn,
das sind ja unglaublich schöne Bildserien, die du hier zeigst. Einfach phantastische Aufnahmen von oft kaum bekannten Pilzen.
Wie du weißt, interessieren mich besonders die coprophilen Pilze, denen ich seit nunmehr bald 15 Jahren den Großteil meiner mykologischen Kraft widme. Und es freut mich ganz sehr, dass du diese Winzlinge, um die viele Pilzfreunde einen großen Bogen machen, in deine Untersuchungen einbeziehst.
Zu einigen Arten, die ich ganz gut zu kennen glaube, möchte ich im folgenden einige kurze Bemerkungen anfügen; ebenso zu einigen wenigen Arten, wo ich mit deiner Bestimmung nicht so recht glücklich bin.
Doch zuerst mal zu den Kötteln, die du auf mehreren Bildern als Kaninchendung zeigst. Diese stammen keinesfalls vom Kaninchen, sondern ziemlich sicher vom Reh. Dafür spricht die längliche Form mit gelegentlich kleinen Zäpfchen an einem Ende (Bock). Kaninchenköttel sind kugelig und auch nie so schwarz.
Ein schönes Buch zum Bestimmen von Exkrementen ist: Ohnesorge et al.: Tierspuren und Fährten in Feld und Wald. Das ist überhaupt ein schönes Buch für alle, die neugierig auf die Natur sind.
Nun zu einigen Arten:
- 42. Ascobolus ciliatus
Der soll doch bitte wieder ein Lasiobolus sein dürfen!
Der Name Ascobolus ciliatus wurde 1817 von J.C. Schmidt geprägt und 1822 von Fries in das "Systema Mycologicum" aufgenommen. Boudier hat den Pilz 1907 zu Lasiobolus gestellt, so dass der korrekte Name lauten sollte: Lasiobolus ciliatus (J.C. Schmidt: Fr.) Boud.
- 43. Ascobolus roseopurpurascens
Mit der von dir angegebenen Sporengröße ist das für mich Ascobolus sacchariferus. Du schreibst:
"Nach Meinung mancher Mykologen ist diese Art eine Form von Ascobolus albidus bzw. Ascobolus sacchariferus. Ich hab sie bereits 2 mal gefunden und kann makro- wie mikroskopisch deutliche Unterschiede zu diesen beiden Arten feststellen, halte als Ergebnis dieser Untersuchungen eine Vermischung mit den vorangenannten Arten für unsinnig."
Selbst wenn ich manche Arten 10 mal gefunden habe, kenne ich diese Art noch nicht. Viele Arten sind ungeheuer variabel und es braucht oft deutlich mehr als zwei (oder 10) Funde, um eine Art wirklich zu kennen!
Welche konkreten Merkmale sind es deiner Meinung nach, die roseopurpurascens zur eigenständigen Species machen? (Es sollten wenigstens drei sein, so hab' ich das jedenfalls mal gelernt)
- 44. Saccobolus eleutherosporus
Ich halte deine Bestimmung durchaus für möglich.
Das wäre ein sehr interessanter Fund. Man muss natürlich unbedingt mit der Originalbeschreibung von van Brummelen vergleichen. Mir ist das Pilzchen bisher noch nicht begegnet und leider habe ich auch die van Brummelen - Arbeit nicht. Die Art wird von E.R. Dominguez schön portraitiert. Falls du das nicht kennst, hier mal der link zum Vergleich:
Saccobolus eleutherosporus Brumm. (1 de 3) - 4403
- 45. Saccobolus verrucisporus
Da bin ich mir ziemlich sicher. Die Art ist auf Cervidendung spezialisiert. Von 28 eigenen Aufsammlungen war das Substrat 20 mal Reh, 6 mal Hirsch und zwei mal Wildschwein.
- 46. Thelebolus microsporus
Dank der Paraphysen unverkennbar. Wunderschön fotografiert!
- 47. Thelebolus nanus
Mit je einem Ascus, wie du schreibst, sind das für mich eher noch nicht völlig ausgereifte Fruchtkörper von Thelebolus stercoreus. Ich konnte einige Male beobachten, wie aus solchen vermeintlichen "nanus" kurze Zeit später "stercoreus" wurde. Die echte "nanus", falls es sie denn gibt, sollte mehrere Asci haben. Viele MyKologen sehen die Art als Synonym zu "stercoreus". Ob zu Recht oder nicht müssen weitere Untersuchungen zeigen.
- 54. "Sordaria" minima
Die von dir gezeigten Sporen passen schon gut zu der Art.
Allerdings ist die als Sordaria minima bekannte Species keinesfalls eine Sordaria; sie ist eher im Umfeld von Melanospora zu suchen. Nach Nils Lundqvist eine eigenständige, noch unbeschriebene Gattung. Die Art ist ein Parasit an Thelebolus sp. Ich fand sie bisher meist an Thelebolus caninus sowie polysporus; jedoch war auch einige Male Th. stercoreus auf dem Substrat vorhanden, sodass eine mögliche Bindung dazu nicht auszuschließen ist. Die winzigen Perithecien sieht man in der Tat nur selten. Hier mal eines der wenigen Fotos, das mir gelungen ist:
- 61. Sporormiella australis
Ich kenne Sporormiela australis von weit über einhundert Aufsammlungen, und ich glaube in diesem Fall nicht an die Art. Dem widersprechen u.a.:
- Sporenform und ~größe
- Ascusbasis
- Verlauf der Keimspalten
Viel besser passt dein Fund zu Sporormiella dubia, die ich auch schon mit den von dir angegebenen Sporengrößen gefunden habe. Diese Maße stehen zwar im Widerspruch zu Doveri, aber irren ist bekanntlich menschlich. Zur Bestimmung von Sporormiella unbedingt das Grundlagenwerk von Ahmed & Cain mit einbeziehen: Revision of the genera Sporormia and Sporormiella
- Coprotus sexdecimsporus
Das ist natürlich ganz sicher diese Art, die du hier wiederum beeindruckend fotografiert hast. Schon beim Betrachten der Makroaufnahme ahnt man die 16-sporigen Asci. Einfach nur großes Kino!
Und das war's auch schon mit meinen unkritischen und kritischen Bemerkungen. Ich kann nur nochmal wiederholen, dass ich es toll finde, dass du dich mit dieser Materie beschäftigst und ich hoffe, du gehst diesen Weg weiter.
Ich freue mich schon auf weitere Beiträge von dir.
Herzliche Grüße vom Nobi
PS: In der Vorschau sehe ich das von mir eingefügte Bild nicht. Ich hoffe, es klappt trotzdem (Falls nicht, bitte ich schon mal um etwas Nachhilfe).