So, und jetzt noch zu Nr. 2 und 3.
Zunächst mal: Mikroskopisch sind beide identisch, abgesehen davon, dass Nr. 2 unreif ist und noch keine verwertbaren Sporen gebildet hat.
Die Angaben und Bilder beziehen sich überwiegend auf das reife Exemplar Nr. 3, wie gesagt kein Unterschied zu 2.
HDS aus liegenden Hyphen, mit braunem, deutlich inkrustiertem Pigment, Schnallen zahlreich:
Cheilozystiden oft ziemlich lang, mit unregelmäßigen knobbeligen Auswüchsen, apikal manchmal verzweigt oder zugespitzt, mit Schnallen. Pleurozystiden fehlen.
Kaulozystiden (ohne Bild) den Cheilos ähnlich.
Hier die Cheilos in Kongorot:
Basidien (ohne Bild) 4-sporig, mit Schnallen.
Sporen ellipsoid bis etwas tropfenförmig, grob (7,5) 8 - 9,3 × 4 - 4,5(4,7) µm. Hier wieder in Kongorot:
So, damit entsprechen die Mikromerkmale perfekt Gymnopus/Collybiopsis luxurians. Aus Bayreuth ist die Art mit sehr großen Kollektionen bekannt, die meisten machte Christian Gubitz, ich hab die Art dort auch in rauen Mengen gesehen, die Mikros stimmen sehr gut überein. Es gab in Bayreuth aber nie Exemplare mit einer makroskopisch so streifig-faserigen HDS wie bei Nr. 3. Sehr wohl hab ich sowas aber in Tettau gefunden, Mikros identisch, außer dass da die Sporen minimal größer waren im Schnitt, aber das ist bei frischen Abwurfpräparaten normal.
Hier die Exemplare aus Tettau, es standen in der Halle zusätzlich auch typische luxurians:
Hier zum Vergleich eine Kollektion aus Bayreuth, die ich für dort als typisch bezeichnen würde:
Das sieht makroskopisch schon anders aus, mikroskopisch aber keine Unterschiede, die Makroskopie ist auch innerhalb einer Kollektion oder eines Standorts durchaus sehr variabel. Nur solche komplett ungerieften, faserig gestreiften Exemplare sind mir bisher nur zweimal untergekommen, Tettau eben und jetzt Rainers Nr. 3.
Man kann natürlich spekulieren, es könnten hier mehrere mikroskopisch nicht unterscheidbare Arten beteiligt sein, die eine andere HDS bilden, das aber offensichtlich nur in der makroskopischen Erscheinung. Gerade aus Ostasien sind viele Collybiopsis-Arten beschrieben, aber ich fand jetzt auch nix, was außer luxurians noch passen könnte, natürlich kann ich nicht alle Namen prüfen.
Nr. 2 dagegen könnte man als typische Jungexemplare bezeichnen. Stellt man sich den Fund aus Bayreuth oben vor, solange der Hut noch nicht aufgeschirmt ist und die Riefung fehlt, hat man die gezeigte Kollektion 2. Christian hat so eine Kollektion auch in Bayreuth gemacht, Rainer, ich hatte Dir mal sein privates Großdokument von 2015 über die Pilze aus den Bayreuther Gewächshäusern geschickt, da ist aus Seite 122, Abb. 115 genau sowas zu sehen.
Ich denke früher oder später muss mal so einer mit faserig-streifiger Hutoberfläche ne Sequenz bekommen, um finale Klarheit zu haben, was da los ist.
Viele Grüße
Matthias