Die ausführliche Version:
Pilzbestimmung per Bilder und Internet ist nicht nur vom Wissen und der Erfahrung der Bestimmer abhängig, sondern zu einem Großteil auch vom Informationsgehalt der Aussagen und Bilder zum Pilz.
Am besten beschreibt man den Pilz so, dass ihn ein anderer nach dieser Beschreibung wirklichkeitsnah zeichnen könnte. Selbstverständlich muss man das nicht in die Länge ziehen: wenn bestimmte Details auf einem Foto gut zu sehen sind, kann sich eine dazugehörige Angabe auch erübrigen.
Natürlich können nicht immer alle Fragen beantwortet werden, aber viel Angaben zum Pilz bringen die richtige geistige Vorstellung beim Antwortwilligen.
Als Hilfe zur Beschreibung der Pilze ein paar Stichpunkte.
Als Beispiel dient hier ein Lamellenpilz, bei anders aufgebauten Pilzen muss also modifiziert werden:
Beschreibung Hut:
- Durchmesser/Breite
- Farbe
- Beschaffenheit der Oberfläche (z.B. schuppig, faserig, glatt, mit Pusteln, schleimig, rau, am Rand gerieft usw.)
- sonstige Auffälligkeiten
Beschreibung Fruchtschicht:
- Lamellenfarbe
- Lamellenanwuchs am Stiel (z.B. breit angewachsen, herablaufend, frei usw.)
- Farbe von eventuell anhaftendem Sporenstaub in den Lamellen
- sonstiges Auffälligkeiten (vielleicht andersfarbige oder sägeblattähnliche Schneiden oder auffällig gegabelt oder relativ dichtstehend oder brüchig oder weich)
Beschreibung Stiel:
- Länge
- Beschaffenheit der Oberfläche (z.B. schuppig, gerillt, glatt, mit Schleierresten oder Gürteln, schleimig, usw.)
- Konsistenz (z.B. brüchig, auffasernd)
- Beschreibung von eventuell vorhandenem Ring
- Stielbasis (z.B. knollig, zuspitzend, mit Wurzel, in Volva steckend usw.)
- sonstiges (z.B. innen hohl, wattig, gekammert oder gummiartig usw.)
Beschreibung Geruch: (langsam riechen, Zeit lassen!):
- unverletzt
- nach Verletzung (Stiel ankratzen, über die Lamellen streichen!)
Beschreibung Geschmack:
- in manchen Gattungen zielführend, aber nur empfehlenswert für fortgeschrittene Pilzkenner, welche die wichtigsten Giftpilze kennen
Beschreibung Färbeverhalten:
- schon vorhandene Färbung ohne eigenes Zutun?
- Verfärbung bei Druck oder Schnitt?
(Einige Gattungen erfordern zur Arteingrenzung einen Längsschnitt durch den Pilzfruchtkörper, um das Färbeverhalten einschätzen zu können, besonders Röhrlinge!)
Beschreibung Ökologie und Fundumstände:
- Begleitbäume, Substrat
- Begleitpilze (auch als Foto!)
- wie gewachsen, Beschreibung Habitat (z.B. gesellig, allein, nasser Standort, auf Brandstelle, an ansitzenden Ästen, im Park, Moor, Pfütze usw.)
- evntl. Bodensäuregehalt (z.B. Kalk, sauer)
Sporenpulver:
Bei kritischen Arten ist ein Sporenabwurf zur Einschätzung der Sporenfarbe notwendig. Dazu älteren Hut mit Fruchtschicht nach unten auf durchsichtige Glasscheibe legen, gegen Austrocknung abdecken, kühl stellen).
VG Ingo W
Edit: Text zusammengefasst und modifiziert im Nov. 2014
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